Ibrahim Coulibaly

Ibrahim Coulibaly

Ibrahim Coulibaly (Spitzname IB; * 24. Februar 1964 in Bouaké; † 27. April 2011 in Abidjan[1]) war ein ivorischer Rebellenführer.

Leben

Von 1990 bis 1993 war Coulibaly Anführer der Leibwache von Alassane Ouattaras Ehefrau Dominique.[2]

Er war, obwohl nur im Rang eines Feldwebels, einer der Initiatoren des Putsches vom Dezember 1999 der Robert Guéï 1999 an die Macht brachte. Danach ernannte ihn Guéï zum Militärattaché an der ivorischen Botschaft in Kanada.[3]

Im September 2000, kurz vor den Präsidentschaftswahlen 2000 wurde ein Mordanschlag auf Gueï verübt, als deren Organisator Coulibaly gilt. Er flüchtete aus Kanada nach Burkina Faso, wo er auf die etwa 200 ivorischen Deserteure stieß, die an dem Anschlag beteiligt waren.[3]

Coulibaly beteiligte sich auch an dem Aufstand im September 2002 gegen Laurent Gbagbo in deren Verlauf er nach einem internen Machtkampf die Führungsrolle an Guillaume Soro abgeben musste.[4] Im August 2003 wurde er, unter dem Verdacht die ivorische Regierung zu destabilisieren, in Paris verhaftet, jedoch gegen Kaution freigelassen, worauf er nach Belgien floh, das er 2007 mit unbekannten Ziel verließ.[5] Im Juni 2008 verurteilte ihn ein französisches Gericht in Abwesenheit wegen „Anführens oder Organisierens einer Söldnertruppe“[6] zu vier Jahren Haft. Zusammen mit ihm wurden 12 Männer mit Haftstrafen zwischen zehn Monaten auf Bewährung und dreißig Monaten unbedingt belegt.[5]

Regierungskrise 2010/2011

Hauptartikel: Regierungskrise in der Elfenbeinküste 2010/2011

Nachdem die Forces Nouvelles de Côte d’Ivoire (FN), während der Regierungskrise, bis dahin immer von „Unsichtbaren Kommandos“ gesprochen hatten, zeigte sich Ibrahim Coulibaly im März 2011 offen in Abobo, einem Stadtviertel von Abidjan, und gab sich als einer ihrer Anführer zu erkennen.[7]

Nach Augenzeugenberichten fand in der Nacht von 31. März auf 1. April ein Gefecht mit vielen Toten zwischen den Unsichtbaren Kommandos und den FRCI um das Gebäude des staatlichen Fernesehsenders Radiodiffusion-Télévision ivoirienne (RTI) statt. Der angebliche Grund war das Verlangen von Ibrahim Coulibaly eine Mitteilung verlesen zu lassen, nach der er als Leiter einer militärischen Übergangsregierung die Macht übernehmen solle. Ouattara und Coulibaly wiesen die Vorfälle zurück.[8]

Obwohl er sich am 17. April in einem Interview mit der AP zu Ouattara bekannt hatte, kam es nur vier Tage später[4] zu einem einstündigen Feuergefecht mit den Forces républicaines de Côte d’Ivoire (FRCI), der Nachfolgeorganisation der FN, bei seinem Hauptquartier in Abobo. Die FRCI hatten es auf Befehl von Guillaume Soro angegriffen, wurde aber zurückgeschlagen.[2]

Ibrahim Coulibaly wurde am 27. April bei einer Offensive der FRCI, im PK18-Bezirk in Abobo, getötet. Laut Leon Alla Kouakou, einem Sprecher der FRCI, nahm er Geiseln, nachdem seine Soldaten entwaffnet werden sollten. Die FRCI-Soldaten gaben zwei Warnschüsse ab, die mit gezielten Schüssen beantwortet wurden. Außer Coulibaly kamen sechs Kämpfer der Unsichtbaren Kommandos und zwei Angehörige der FRCI ums Leben.[1]

Grund für die Kämpfe zwischen den Unsichtbaren Kommandos und den FRCI war die Weigerung der Kommandos sich zu entwaffnen. Zusätzlich soll Coulibaly ein Regierungsamt gefordert haben. Außerdem wurden seiner Miliz zahlreiche Plünderungen und andere illegale Taten vorgeworfen.[9]

Einzelnachweise

  1. a b Ivory Coast renegade warlord Ibrahim Coulibaly killed. In: BBC News. 28. April 2011, abgerufen am 28. April 2011 (englisch).
  2. a b Kämpfe unter den Siegern in Côte d'Ivoire. In: Neue Zürcher Zeitung. 21. April 2011, abgerufen am 28. April 2011 (deutsch).
  3. a b Thomas Scheen: Abtrünniger Milizenführer in Abidjan getötet. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 28. April 2011, abgerufen am 29. April 2011 (deutsch).
  4. a b Hans-Georg Toeche-Mittler: In Elfenbeinküste droht nun ein Krieg unter Siegern. In: Focus. 22. April 2011, abgerufen am 28. April 2011 (deutsch).
  5. a b Ivorian ‘coup plotter’ found guilty. In: iolnews. 4. Juni 2008, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
  6. Coup-plotter found guilty. In: Legalbrief Africa. 9. Juni 2008, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
  7. Thomas Scheen: Schwere Kämpfe in Abidjan. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (deutsch).
  8. Milizenführer räumt Probleme innerhalb Ouattaras Truppen ein. In: Yahoo-News. 18. April 2011, abgerufen am 29. April 2011 (deutsch).
  9. Abtrünniger Milizenführer getötet. In: ORF. 28. April 2011, abgerufen am 28. April 2011 (deutsch).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ibrahim Coulibaly — (known as IB ) was a rebel leader in Côte d Ivoire. A former army sergeant, he was one of the leaders of the December 1999 coup that brought Robert Guéï to power, and was also behind a rebellion launched in September 2002 against the government… …   Wikipedia

  • Ibrahim Coulibaly — Pour les articles homonymes, voir Coulibaly. Ibrahim Coulibaly Surnom IB Naissance 24 février 1964 Bouaké Décès 27 …   Wikipédia en Français

  • Coulibaly — ist ein westafrikanischer Familienname aus dem malischen Bambara. Bekannte Namensträger Abdoulaye Coulibaly (1976) (* 1976), ivorischer Fußballspieler Abdoulaye Coulibaly (1988) (* 1988), senegalesischer Fußballspieler Adama Coulibaly (* 1981),… …   Deutsch Wikipedia

  • Ibrahim — (arabisch ‏إبراهيم‎, Ibrāhīm) ist ein arabischer männlicher Vorname[1] sowie Familienname. Er entspricht dem biblischen Abraham. Der Name wird von arabischsprachigen Muslimen, Christen und Juden gleichermaßen verwendet. Die türkische Form… …   Deutsch Wikipedia

  • Coulibaly — Music Coulibaly was a track from the 2003 album Dimanche à Bamako, a collaboration between Malian singers Amadou Miriam and Franco Spanish performer Manu Chao People Coulibaly is a common Bambara language surname in West Africa, especially in… …   Wikipedia

  • Coulibaly — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Sommaire 1 Patronymes 1.1 En Côte d Ivoire 1.2 …   Wikipédia en Français

  • Commando Invisible (Elfenbeinküste) — Die Commandos Invisible (französisch für Unsichtbare Kommandos) sind eine, während der Regierungskrise in der Elfenbeinküste 2010/2011 in Abobo, einem Stadtteil Abidjans, agierende Miliz, die dem Lager von Alassane Ouattara bzw. den Forces… …   Deutsch Wikipedia

  • Crise ivoirienne de 2010-2011 — Voiture de l ONU incendiée par des Jeunes Patriotes Informations générales Date …   Wikipédia en Français

  • Korhogo — Korhogo : l entrée de la ville.  Cote d Ivoire !Côte d Ivoire …   Wikipédia en Français

  • Korhogo (département) — Korhogo Korhogo Korhogo : l entrée de la ville.  Côte d Ivoire Gentilé …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”