Ihrsinn

Ihrsinn
IHRSINN
Eine radikalfeministische Lesbenzeitschrift

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Beschreibung Feminismus
Sprache deutsch
Erstausgabe 1990
Einstellung 2004
Erscheinungsweise halbjährlich (Juni, Dezember)
Herausgeber Ihrsinn e. V., Bochum
Weblink www.ihrsinn.auszeiten-frauenarchiv.de
ISSN 1434-9760
ZDB 1103111-6

Ihrsinn (eigene Schreibweise IHRSINN) war eine radikalfeministische Lesbenzeitschrift. Sie erschien von 1990 bis zum Jahr 2004 zweimal jährlich in insgesamt 29 Ausgaben und wurde vom Verein Ihrsinn e. V. herausgegeben. Jede Ausgabe erschien mit einem Umfang von etwa 120 Seiten und einem Schwerpunktthema[1]. Die Redaktion hatte ihren Sitz in Bochum.

Ihrsinn wurde 1989 von acht Lesben gegründet. Zielsetzung war es, die eigenen Vorstellungen von Lesbenidentität, -kultur, und -politik klarer zu formulieren. Die Zeitschrift wollte feministisch-lesbische Perspektiven überprüfen, theoretisch orientiertes Denken auch außerhalb der Universitäten anregen und ein Forum für politische Auseinandersetzungen bieten[2]. Die Initiatorinnen wurden angeregt durch englischsprachige Zeitschriften zur lesbisch feministischen Ethik. Als Vorbilder werden Gossip – a journal of lesbian feminist ethics und Lesbian Ethics genannt. Bei der Gründung von Ihrsinn gab es in der Bundesrepublik Deutschland zwei überregionale Lesbenzeitschriften: UKZ – Unsere kleine Zeitung (1975–2001) und Lesbenstich (1980–1993)[1]. Ihrsinn verstand sich als Ergänzung zu diesen Zeitschriften, nicht als Konkurrenz.

Den Stand und die Perspektive lesbischer Identitätssuche formulierte Ihrsinn in ihrer ersten Ausgabe 1990 so: „Auf der Suche nach Lesbenidentität werden wir uns schmerzhaft des Mangels an gemeinsamer Geschichte, Kultur, Sprache bewußt. Symbole und Bilder, die zur Orientierung dienen können, sind rar. Wir unterliegen der Versuchung, sie in ihrem Seltenheitswert zu überhöhen, und lesbische Heldinnen und Mythen zu schaffen, mit denen wir uns identifizieren mögen. […] Identitätsbildende Bausteine in einer feindseligen Umwelt aufspüren und etwas Eigensinniges, Machtvolles damit anfangen: eine ausdauernde, kreative, radikale Anstrengung ist notwendig.“[3]

Ihrsinn wollte, wie die Zeitschrift es 2004 rückblickend zugespitzt formulierte, das „Heteropatriarchat in seinen verschiedenen Verpackungsformen nicht [...] reformfeministisch entsorgen, sondern ihm die Wurzel abtrennen“.[4]

Literatur

  • Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. Ausgewählte Quellen. 2., aktualisierte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17436-5, S. 1021–1028.
  • Diskursivierung lesbisch-feministischer Identität in den 90er Jahren am Beispiel der radikalfeministischen Lesbenzeitschrift IHRSINN. In: Susanna Jäger: Doppelaxt oder Regenbogen? Zur Genealogie lesbisch-feministischer Identität. (Perspektiven. Forschungsbeiträge zu Geschichtswissenschaft, Pädagogik, Philosophie, Psychologie, Psychotherapie und Soziologie Band 11.) Edition Diskord, Tübingen 1998, ISBN 3-89295-648-0, S. 99-142.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Gitta Büchner: Der radikale Ihrsinn. Warum es ihn nicht mehr gibt oder Warum Anne Will keine Lesbenzeitschrift braucht. In: Lea Susemichel, Saskya Rudigier, Gabi Horak (Hrsg.): Feministische Medien. Öffentlichkeiten jenseits des Malestream. Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus 2008, ISBN 978-3-89741-265-1, S. 80.
  2. IHRSINN – eine radikalfeministische Lesbenzeitschrift: Das war IHRSINN. Auf: www.ihrsinn.auszeiten-frauenarchiv.de. (Aufgerufen am 4. Januar 2011.)
  3. Lena Laps: Wir sind die Lesben, auf die wir gewartet haben… Gedankengänge zu einer radikalen Gegenwartsvision von Lesbenidentität. In Ihrsinn 1990, Heft 1, S. 22-39. Abgedruckt in: Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. Ausgewählte Quellen. 2., aktualisierte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17436-5, S. 1024.
  4. Ihrsinn 2004a, S.113-114. Zitiert nach: Gitta Büchner: Der radikale Ihrsinn. Warum es ihn nicht mehr gibt oder Warum Anne Will keine Lesbenzeitschrift braucht. In: Lea Susemichel, Saskya Rudigier, Gabi Horak (Hrsg.): Feministische Medien. Öffentlichkeiten jenseits des Malestream. Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus 2008, ISBN 978-3-89741-265-1, S. 82.

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