- Immerwährende Jungfräulichkeit Marias
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Die immerwährende Jungfräulichkeit Marias ist ein Dogma der Römisch-Katholischen Kirche (und damit Bestandteil der Mariologie). Gemeint ist damit, dass Maria vor, bei und nach der Geburt Jesu Jungfrau war.
Zur Jungfräulichkeit vor Jesu Geburt siehe Hauptartikel Jungfrauengeburt
Inhaltsverzeichnis
Alte Kirche
Das um 120–150 verfasste apokryphe Protoevangelium des Jakobus beschreibt Herkunft und Leben Marias. Nach Kapitel 19–20 schwor sie schon als Kind, Jungfrau zu bleiben.[1] Zwar wurde diese Legendensammlung nicht in den Bibelkanon aufgenommen, doch zahlreiche Marienleben führten die Idee der bleibenden Jungfräulichkeit über Jahrhunderte in vielen Details fort. Origenes vertrat um 200 die unverletzte Jungfräulichkeit Marias vor, bei und nach Jesu Geburt. Der römische Bischof (Papst) Siricius hob 392 ihre immerwährende Jungfräulichkeit hervor:
- Jesus hätte sich nicht die Geburt aus einer Jungfrau gewählt, wenn er sie als so wenig enthaltsam hätte betrachten müssen, daß sie jene Geburtsstätte des Leibes des Herrn, jene Halle des ewigen Königs, durch menschliche Begattung entweihe.[2]
Petrus von Alexandrien und Epiphanius von Salamis gebrauchten den Ehrentitel aeiparthenos („Immerjungfrau“) für Maria. Auch Johannes Chrysostomos vertrat um 400 die Ansicht, Maria sei zeitlebens Jungfrau geblieben. Augustin von Hippo betonte dagegen nur, Jesus sei von einer Jungfrau empfangen worden und damit als einziger Mensch sündlos geblieben: So habe er die Menschheit von der Erbsünde erlösen können.
Katholische und orthodoxe Lehre
Nach katholischer und orthodoxer Lehre blieb Maria auch bei und nach der Geburt Jesu Jungfrau, das heißt, ihr Hymen sei weder bei der Niederkunft noch durch anschließenden ehelichen Verkehr beschädigt worden. Sie habe mit ihrem Mann Josef eine Josefsehe ohne Sexualleben geführt. Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen wird in der katholischen und orthodoxen Kirche als besonders lobenswerte Tugend gewertet.
Protestantische Haltung
In Bezug auf die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens urteilen die Kirchen der Reformation in ihren Bekenntnisschriften unterschiedlich. Während Martin Luther und Johannes Calvin sie anerkannten, nahmen die meisten eine ablehnende Haltung ein. Die lutherischen Bekenntnisschriften als verbindliche Lehrgrundlage der lutherischen Kirchen sprechen beispielsweise in der Konkordienformel Artikel 8 (Von der Person Christi S. 1024) wie folgt: „Darum sie (Maria) wahrhaftig Gottesmutter und gleichwohl eine Jungfrau geblieben ist.“ Jedoch berufen sich nicht alle lutherischen Kirchen auf die Konkordienformel.
Andere reformatorische Kirchen sind der Auffassung, die neutestamentliche Erwähnung von vier Brüdern und wenigstens zwei Schwestern Jesu bedeute, dass Josef und Maria nach der Geburt Jesu gemeinsame Kinder gezeugt hätten (Mt 12,46 EU), (Mt 1,24f EU). Argumentationsgrundlage ist dabei das Prinzip Sola scriptura. Die Reformatoren selbst waren allerdings teilweise von der Jungfräulichkeit Marias überzeugt.
Einzelbelege
- ↑ Protoevangelium des Jakobus, Kapitel 19–20
- ↑ Josef Neuner, Heinrich Roos (Hg.): Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neubearbeitet von Karl Rahner, Karl-Heinz Weger. Friedrich Pustet, Regensburg 9.Aufl. 1971, Nr.470.
Kategorien:- Mariendogma
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