Independent-Charts

Independent-Charts

Die Independent-Charts sind regelmäßig veröffentlichte Listen, mit den meistverkauften Tonträgern von unabhängigen Plattenfirmen, den sogenannten Independent-Labels. Diese Listen werden kontinuierlich aktualisiert und bieten Einzelhändlern eine Orientierung über die aktuelle Nachfrage. Die ersten Independent-Charts wurden am 19. Januar 1980 in Großbritannien erhoben.[1] In Deutschland gab es zunächst Versuche von vereinzelten Musikmagazinen, wie das Spex Magazin, vergleichbare Charts auf der Basis der Verkaufszahlen einiger spezialisierter Plattenläden zu erheben. Seit 2011 erstellt media control eine Liste.

Inhaltsverzeichnis

U.K. Independent Chart

Die britischen Independent-Charts entstanden aus der Initiative von Ian McNay, dem Besitzer von Cherry Red Records und John Hayward, einem Journalisten vom Branchenblatt Record Business. Hintergrund war die exponentiell wachsende Anzahl von unabhängigen Plattenfirmen in Großbritannien mit der Punk-Bewegung gegen Ende der 1970er Jahre. Damit wuchs gleichzeitig eine Infrastruktur heran, die sich um die Belange dieser kleinen Plattenfirmen kümmerte, wie z. B. die Vertriebsunternehmen Pinnacle, Spartan oder Cartel. Die Independent-Charts schlossen eine weitere Lücke in dieser Infrastruktur, denn kaum ein Independent-Titel schaffte es unter die Top 75 der regulären Charts. Die verkauften Stückzahlen waren dafür zu niedrig. Eine speziell auf diesen Markt zugeschnittene Chartserhebung sollte Abhilfe schaffen und einen Überblick über die erfolgreichsten Independent-Titel liefern und damit einen Kaufreiz für Besitzer vom Schallplattenläden gedacht die Titel einzukaufen um sie den Kunden anzubieten.

Die Kriterien wurden streng ausgelegt. Eine Schallplatte, die den Status "Independent" erhielt durfte weder bei der Produktion, Herstellung, dem Marketing oder beim Vertrieb mit einer großen Plattenfirma zusammenarbeiten. Erstellt wurden die wöchentlichen Single-Charts und Album-Charts die auf realen Verkäufen basierten. Das Branchenblatt Record Business erstellte die Charts bis 1981 und wurde dann vom Media Research & Information Bureau (MRIB) übernommen. Die Charts wurden zum Abdrucken an andere Magazine verkauft, z. B. an das Branchenmagazin Music Week oder dem Musikmagazin Sounds. Im Jahr 1985 versuchte Music Week die Independent-Charts selber zusammenzustellen, erreichte jedoch nie die Autorität der original Independent-Charts. Ebenso wie die Charts weiterer Magazine, deren Erhebung lediglich auf den Verkäufen eines Plattenladens basierten. Das MRIB, verlor mit dem Music Week einen wichtigen Kunden, lizenzierte seine Charts aber an viele kleinere, auch ausländische Magazine und konnte ab 1985 das hochglanz Teenager-Magazin Number One und von 1988 bis 1989 den Melody Maker als neue Kunden für die Independent-Charts gewinnen.

Seit dem 29. Juni 2009 werden die Independent-Charts von der Official Charts Company zusammengestellt.[2] Die Kriterien wurden neu definiert. Demnach wird der Status "Independent" verliehen sobald die Veröffentlichung zu 50% unabhängig von einem Major-Label geschieht, wobei der Vertrieb unberücksichtigt bleibt.[3] Begründet wird es damit, dass die Major-Labels den Vertrieb zunehmend ausgelagert haben.[4] Allison Schnackenberg, von Southern Records, kritisierte die neuen Regeln und fürchtete eine schleichende Verwässerung des Begriffs Independent.[5]

Independent-Charts in anderen Ländern

USA

Seit dem 2. September 2000 veröffentlicht das Billboard Magazin wöchentlich eine Liste der unabhängigen Produktionen zunächst unter der Bezeichnung Billboard Top Independent Albums später als Billboard Independent Albums. Zum Jahresende erscheint seit 2002 eine Liste der 50 meistverkauften Independent-Alben des Jahres. Zusammengestellt werden die Charts von Nielsen SoundScan und basieren auf den tatsächlichen Verkaufszahlen physischer Tonträger, sowie der Anzahl heruntergeladener Musikdateien bei Online-Musikdiensten.

Deutschland

Das deutsche Musikmagazin Sounds veröffentlichte von August 1980 bis Juni 1981 eigene Alternative Charts die ab Dezember 1980 in Sounds Charts umbenannt wurden. Die Erhebung basierte auf den Verkaufsangaben von Schallplattenläden und Versendern mit dem Schwerpunk unabhängig produzierter Schallplatten.[6] Die Listen erhoben keinen Anspruch auf Objektivität.[7] Das Spex Magazin veröffentlichte ab Juni 1988[8] bis Anfang der 1990er Jahre ebenfalls eigene Independent Charts basierend auf den Verkaufszahlen von WOM. Die anschließend veröffentlichten Spex Underground Charts bezogen auch Veröffentlichungen der Major-Labels wie WEA Records oder RCA Records mit ein.[9]

Seit Januar 2011 gibt das Marktforschungsunternehmen media control im Auftrag des Verbands unabhängiger Musikunternehmen e.V. monatlich Independent Charts heraus. Es handelt sich dabei um eine Liste der erfolgreichsten Alben, welche die monatlichen Verkaufszahlen als Grundlage hat. Erscheinungstermin ist jeweils der Beginn des neuen Monats.[10][11]

Australien

In Australien erhebt die Australian Independent Record Labels Association (AIR) wöchentliche und monatliche Independent Charts. Die Charts konzentrieren sich seit Juli 2000 auf australische Künstler die ihre Singles und Alben bei australischen Plattenfirmen veröffentlichen. Die AIR unterscheidet zum einen die Top-20-Singles / Album-Charts die ausschließlich durch unabhängige Vertriebe in den Handel gelangen. Des Weiteren erhebt sie die Top-20-Singles / Album-Charts bei denen der Vertrieb keine Rolle spielt, also auch durch ein Major-Label geschehen kann. Darüber hinaus werden monatlich die Top 10 sortiert nach speziellen Genres erhoben.[12]

Quellnachweise

  1. Barry Lazell: Indie - Hits 1980-1989, Introduction - III, Cerry Red Books, London 1997. ISBN 0-95172-069-4
  2. Official Charts Company: Who We Are - History of the Official Charts, Gefunden: 11. April 2010
  3. The Association of Independent Music (AIM): Independent Charts, Gefunden: 11. April 2010
  4. Sean Michaels: Independent music charts to be relaunched, In: guardian.co.uk, Gefunden: 11. April 2010
  5. Louis Pattison: What do indie labels make of the new independent charts?, Guardian.co.uk., Music Blog, Verfasst: 17. Juni 2009. Gesichtet: 14. April 2010
  6. Sounds: Rubrik Dies & Das, Jahrgang 12, Heft 8 / August 1980, Sounds Verlag GmbH, Hamburg 1980, S. 6.
  7. Sounds: Rubrik Dies & Das, Jahrgang 13, Heft 6 / Juni 1981, Sounds Verlag GmbH, Hamburg 1981, S. 6.
  8. Spex: Spex Indie LP-Charts. Ausgabe: Juni 1988, Spex Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1988, S. 5.
  9. Spex: Spex Underground Charts. Ausgabe: Mai 1992, Spex Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1990, S. 59.
  10. Pressemitteilung von media control
  11. gleichlautende Pressemitteilung des VUT
  12. AIR: The Australian Music Independent Charts, Stand: 11. April 2010

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