Indian Reservation (The Lament of the Cherokee Reservation Indian)

Indian Reservation (The Lament of the Cherokee Reservation Indian)

Indian Reservation (The Lament of the Cherokee Indian) ist ein sozialkritischer Popsong, der im Jahre 1959 von John D. Loudermilk geschrieben wurde und jeweils im Jahre 1970 durch Don Fardon in Großbritannien und 1971 durch Paul Revere & the Raiders in den USA zum Millionenseller gemacht wurde. Er gehört damit zu den wenigen Popsongs, die in zwei Coverversionen zu Millionensellern avancierten.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Die oft nachzulesende Geschichte, wonach Loudermilk mit seinem Auto während eines Unwetters aufgehalten und von Cherokee-Indianern solange gefangen genommen wurde, bis er versprach, einen Song über ihr Leid zu verfassen, ist unwahr. Loudermilk hatte diese ungewöhnliche Entstehungsgeschichte des Songs in einem Interview dem „American Top 40“-Radio DJ Casey Kasem präsentiert.

Marvin Rainwater - The Pale Faced Indian

Marvin Rainwater, selbst ein Cherokee-Abkömmling[1], nahm den von John D. Loudermilk komponierten Song unter dem Titel The Pale Faced Indian („Der bleichgesichtige Indianer”) am 9. Dezember 1959 auf (veröffentlicht im Januar 1960); es ist die Originalaufnahme vom später in Indian Reservation umtitulierten Klagelied über das Schicksal der Indianer. Es handelt von der Vertreibung der Cherokee-Indianer aus Georgia am 6. Juni 1838. Trotz eines bundesstaatlichen Friedensvertrages vom 2. Juli 1791 mit den Cherokee wurden sie in die Indianer-Reservation nach Oklahoma vertrieben, denn 1828 wird auf dem Cherokee-Gebiet in Georgia Gold entdeckt, 1829 erfolgte die Beschlagnahme des Landes, die Vertreibung wurde durch den „Indian Removal-Act“ (Indianer-Umsiedlungsgesetz) vom 28. Mai 1830 legalisiert. Nach Ausschöpfung aller Rechtsmittel begann schließlich am 6. Juni 1838 die gewaltsame Umsiedlung nach Oklahoma („Trail of Tears“), da nur etwa 2.000 der 18.000 Cherokee freiwillig ihr Land geräumt hatten.

Indian Reservation ist als ein sozialkritischer Song zu klassifizieren, der zudem schildert, wie die Weißen den Indianern ihre weiße Kultur im Hinblick auf Sprache oder Kleidung aufdrängen bis hin zur Aufgabe der Selbstidentität. Herz und Seele jedoch lassen sich nicht verändern - innerlich bleiben sie Indianer. Die letzte Textzeile besitzt prophetische Züge, denn am 6. April 1984 wurden die östlichen und westlichen Indianerbünde der Cherokee in Cleveland/Tennessee wiedervereinigt. Es handelt sich zudem um ein Klagelied über die Notlage der Indianer im Allgemeinen, da sich durchweg alle Indianerstämme mit dem Inhalt identifizieren können. Wegen seiner Kritik über die Behandlung von Minderheiten wird der Song auch als Protestsong eingestuft.

Loudermilk hatte den Song erstmals am 15. September 1965 für sein Album John D. Loudermilk Sings a Bizarre Collection of the Most Unusual Songs (erschienen im November 1966) aufgenommen. Die Textveränderungen und der andere Titel kamen erstmals in Loudermilks Version vor. Erst Loudermilks Veröffentlichung bildete die Grundlage für erfolgreiche Coverversionen.

Erfolgreiche Coverversionen

Don Fardon - Indian Reservation

Als erste kommerzielle Coverversion kam die britische Produktion von Don Fardon auf den Markt. Unter dem Titel Indian Reservation / Dreaming Room wurde die von Miki Dalton produzierte Single als GNP Crescendo #405 im August 1968 zunächst in den USA veröffentlicht. Hier erreichte sie Rang 20 der Pop-Hitparade. Die britische Erstveröffentlichung im Oktober 1968 schlug fehl, und erst im Oktober 1970 wurde sie auf dem Plattenlabel Young Blood YB #1015 in Großbritannien erneut veröffentlicht, wo sie dann – mit der B-Seite Hudson Bay - bis auf den dritten Rang emporstieg. Weltweit erzielte sie einen Plattenumsatz von über 1 Million Exemplaren[2]. Die Musik ist in Moll gehalten, wobei sich wiederholende Moll-Akkorde am Schluss jeder Strophe erscheinen. Die elektronische Orgel behält die Melodie während eines langsam vorgetragenen musikalischen Doppelschlags bei.

Raiders - Indian Reservation

Der Produzent Jack Gold von Columbia Records hatte die Idee, nach einem Zeitabstand von mehr als zwei Jahren eine weitere Fassung von Indian Reservation herauszubringen. Die US-amerikanische Rockband Raiders brachte die von Bandleader Mark Lindsay produzierte Single mit der B-Seite Terry‘s Tune (Columbia 45332) im Februar 1971 auf den Markt und drang in den Pop-Charts bis auf den ersten Rang vor, den sie für eine Woche innehatte. Mit über 4 Millionen Exemplaren war es der größte Erfolg der Band und gleichzeitig die meistverkaufte Single für Columbia Records[3]. Mark Lindsay (auch Cherokee-Halbblut) sang hier ausnahmsweise nicht Lead, sondern Gitarrist Freddy Weller. Die Goldene Schallplatte wurde der Gruppe am 30. Juni 1971 verliehen[4]. Beide Versionen nutzen Trommelschläge, die die indianischen Trommelrhythmen imitieren und dem Song einen indianischen Eindruck verleihen sollen.

Weitere Coverversionen

  • Die deutsche Formation Orlando Riva Sound produzierte 1979 eine Disco-Fassung von Indian Reservation (Ariola 600088), die im Januar 1980 bis auf Rang sieben der deutschen Charts kletterte. Die Gruppe trat am 3. Dezember 1979 mit dem Song in der Sendung Disco als Opener auf.
  • Am 14. November 1989 veröffentlichte die britische Punk-Band 999 eine Coverversion, die Platz 51 der britischen Charts erreichte.
  • Der von Tommy Barnes, Jumpin' Gene Simmons und Loudermilk geschriebene Country-Song Indian Outlaw von Tim McGraw vom Februar 1994 beginnt mit einem Teil der Chor-Sequenz „Cherokee People“ aus Indian Reservation. Er verkaufte mehr als 500.000 Exemplare und kam bis auf Platz acht der US-Country- und Platz 15 der Pop-Charts.

Alle Versionen variieren teilweise deutlich im textlichen Inhalt. Der von BMI urheberrechtlich registrierte Titel erhielt einen BMI-Award[5]. Coverinfo zufolge bestehen 25 Versionen[6], darunter auch eine deutsche Version mit dem Titel Weißer Mann hat uns belogen von Marco Polo aus dem Jahre 1971.

Einzelnachweise

  1. http://www.allmusic.com/artist/p24783/biography
  2. Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 260
  3. Fred Bronson, The Billboard Book of Number One Hits, 1985, S. 295
  4. Joseph Murrells, a.a.O., S. 333
  5. BMI-Eintrag für Indian Reservation
  6. Eintrag Coverinfo über Indian Reservation

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