- Inoue Enryō
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Inoue Enryō (jap. 井上円了; geboren als Inoue Kishimaru 井上岸丸;* 18. Mai 1858 in Echigo, Japan; † 6. Juni 1919 in Dalian, China) war ein japanischer Philosoph der Meiji-Zeit. Bekannt ist er v.a. für seine Betrachtungen des Buddhismus und seine Diskussion des Übernatürlichen, welche ihm den Namen „Dr. Monster“ (妖怪博士, yōkai hakase) eintrugen.
Leben
Inoue Enryō wurde als Inoue Kishimaru 1858 im ländlichen Echigo als Sohn des Mönchs Inoue Engo (井上円悟) geboren. Der Vater stand dem kleinem Tempel Jikōji (慈光寺) vor, der zum Ōtani-Zweig der buddhistischen Jōdo-Shinshū-Sekte gehörte. Laut Enryōs Memoiren lebte die Familie in relativer Armut; trotzdem wurde nicht bei der Erziehung des ersten Sohnes gespart. In jungen Jahren studierte Enryō die chinesischen Klasiker bei dem jungen Doktor Ishiguro Tadanori 石黒忠徳, woraufhin er ein Novize der Ōtani-Sekte wurde und nach seiner Ordination den buddhistischen Namen Enryō annahm. Ab 1873 soll der 15-Jährige seinen Studienschwerpunkt auf westliche Studien verschoben haben, wozu er zunächst in einer kleinen Schule Niederländisch studierte und ein Jahr später an die Nagaoka Schule für Westliche Studien wechselte. Dort wurde er junior teaching assistant, bevor er 1877 an die English Academy in Niigata ging.
1881 wurde er als erster buddhistischer Mönch an der Kaiserlichen Universität Tokio angenommen. In seinem Studium spezialisierte sich der junge Mönch auf Philosophie und nahm Unterricht u.a. bei Ernest Fenollosa und Hara Tanzan (原坦山), einem Zen-Priester der Sōtō-Sekte, der der erster Professor für buddhistische Lehre an der Universität war.
Bereits als Student tauchte Enryō tief in die Welt der Philosophie ein und beschäftigte sich mit Fragen von Religion und Erziehung. Auf seine frühen akademischen Tätigkeiten und dem erfolgreichen Abschluss des Studiums als Bachelor of the Arts 1885 folgten allerdings zwei schwierige Jahre für Enryō, in denen er eine Position beim Erziehungsministerium ausschlug, seine Ordination als Mönch zurückgab und seine Arbeit als Forscher an der Kaiserlichen Universität verlor. Seine psychischen Probleme führt er später darauf zurück, dass er mit der Frage danach gerungen habe, wie man den Buddhismus wieder zu einem Status als anerkannte Religion verhelfen könne. Ab 1887 widmete sich Enryō in etlichen Veröffentlichungen sowie zahlreichen öffentlichen Reden und Vorlesungen dann auch seinem Lebenswerk, der Rehabilitation und somit Neudefinierung des Buddhismus. 1896 verlieh ihm die Kaiserliche Universität Tokyo den Doktorgrad. Seine Reisen führten den Philosophen durch ganz Japan als auch bis nach China, wo er 1919 verstarb.
Werk
Bereits als Student beteiligte sich Inoue Enryō an der Gründung der Philosophischen Gesellschaft (哲学会) 1882, in der viele prominente Gelehrte ein und aus gingen, wie u.a. Nishi Amane, Nishimura Shigeki und Katō Hiroyuki. Des Weiteren began er 1886 die Publikation der einflussreichen philosophischen Zeitschrift Tetsugaku zasshi (哲学雑誌), in der er auch selbst veröffentlichte. Im Zuge seiner Forschungen zum Übernatürlichen gründete er außerdem die „Forschungsgesellschaft des Übernatürlichen“ (Fushigi Kenkyūkai, 不思議研究会), die später in „Monsterforschugsgesellschaft“ (Yōkai kenkykūkai, 妖怪研究会) umbenannt wurde. 1887 gründete Inoue die „Philosophy hall“ (Shiritsu Tetsugaku kan, 私立哲学館), die später die Tōyō-Universität wurde.
Zu den bekanntesten Werken des Philosophen zählt Bukkyō Katsuron (佛教活論), in dem er eine Neudefinition des Buddhismus anstrebt. In der Edo-Zeit (1603-1868) war der Buddhismus ein tragendes Element im politischen System der Tokugawa-Shōgune und definierte sich eher durch eine Anzahl festgelegter Praktiken denn durch eine einheitliche Philosophie. In der darauffolgenden Meiji-Zeit (1868-1911) geriet der Buddhismus daher unter dem Einfluss westlicher Ideen und des sich entwickelnden Staats-Shintō in die Kritik und drohte seine Anerkennung als Religion zu verlieren. Inoues Anliegen in Bukkyō Katsuron ist es, zu beweisen, dass der Buddhismus eine Religion ist. Dafür zieht er seine Überlegungen zum Übernatürlichen und zum Aberglauben heran, die er in seinem zweiten bekannten Werk „meishinkai“ (迷信解) bespricht. Das Ergebnis von Inoues Überlegungen ist, dass viele althergebrachten Rituale des Buddhismus wie Gesundbeten, Wahrsagen, Talismanverkauf etc. als Aberglauben erkannt und kritisiert werden, so dass als wahrer Buddhismus die Philosophie des Strebens nach dem Absoluten übrig bleibt. Diese Interpretation des Buddhismus stellt einen radikalen Bruch mit traditionellen Interpretationen dar.
Inoues Ideen wurden in den 1890ern von neuen buddhistischen Gesellschaften wie etwa der „Gesellschaft Neuer Buddhisten“ (Shin Bukkyōto Dōshikai, 新仏教徒同志会) aufgeriffen, der neben Enryō viele einflussreiche Gelehrte der Zeit angehörten, u.a. Inoue Tetsujirō und Ōuchi Seiran.
Quellen
- The Inoue Enryo Center, Tōyō-Universität
- Josephson, Jason Ananda. „When Buddhism Became a “Religion:” Religion and Superstition in the Writings of Inoue Enryō [1], in: Japanese Journal of Religious Studies 33/1 (2006), Seiten 143–168
Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen. Somit ist Inoue der Familienname, Enryō der Vorname. Kategorien:- Philosoph (19. Jahrhundert)
- Philosoph (20. Jahrhundert)
- Religionsphilosoph
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- Japaner
- Geboren 1858
- Gestorben 1919
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