Israelitischer Friedhof Mistelbach

Israelitischer Friedhof Mistelbach
Israelitischer Friedhof Mistelbach
Zwei Grabsteine eines Ehepaares

Der Israelitische Friedhof Mistelbach in Mistelbach an der Zaya diente der Israelitischen Kultusgemeinde Mistelbach von 1900 bis 1938 als Begräbnisstätte. Seit 1951 ist er im Eigentum der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1891 erhielten die Juden das Recht, ihre Verstorbenen in einem Areal im Nordosten des christlichen Friedhofs am Kirchenberg zu beerdigen. Die wenigen Gräber waren Kindergräber. 1898 kaufte die Israelitische Kultusgemeinde Mistelbach an der Adresse Waldstraße 104, damals noch außerhalb der Stadt, ein Grundstück für einen eigenen Friedhof. Das erste dortige Begräbnis fand 1900 für den Mistelbacher Handelsmann Hermann Bauer statt. 1907 wurden die jüdischen Leichname vom Kirchenberg nach jahrelangen Streitigkeiten zwischen der Kultusgemeinde und der Stadt Mistelbach exhumiert und im israelitischen Friedhof wiederbestattet. Auf dem ehemaligen Areal am Kirchenberg wurde 1923 der Heldenfriedhof für den Ersten Weltkrieg errichtet. Der letzte nachgewiesene Grabstein stammt vom Mai 1938, nachdem Philip Länger, ein jüdischer Landmaschinenhändler aus Poysdorf, gemeinsam mit seiner christlichen Ehefrau und deren drei Kindern Selbstmord begangen hatte.[1] Nach dem Anschluss wurde der Friedhof von der Stadtgemeinde „arisiert“ und 1951 in einem Rückstellungsverfahren der Kultusgemeinde Wien übergeben.[2] Auf dem Friedhof haben 140 Personen mit 124 Grabsteinen ihre Ruhestätte. Die Grabsteine zeugen vorwiegend von Einzelbestattung, auch Eheleute haben nebeneinander einen alleinstehenden Grabstein. Es gibt zwei Kinderreihen.

Literatur

  • Heinz Eybel, Christa Jakob, Susanne Neuburger: Verdrängt und Vergessen. Die jüdische Gemeinde in Mistelbach. Dokumentation einer gleichnamigen Ausstellung, Aktion Museum M und Kultusgemeinde Wien (Hrsg.), Riedeldruck OHG, Mistelbach 2003, ISBN 3-9501732-0-X.
  • Andreas Kloner: Die Israelitische Kultusgemeinde in Mistelbach. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift. Heft 30, 1996.

Einzelnachweise

  1. Artikel im Mistelbacher Boten, 12. Mai 1938
  2. Israelitische Kultusgemeinde Wien Friedhöfe und Massengräber, Niederösterreich, Mistelbach, abgerufen am 21. September 2009

Weblinks

 Commons: Israelitischer Friedhof Mistelbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mistelbach (Niederösterreich) — Mistelbach …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der denkmalgeschützten Objekte in Mistelbach (Niederösterreich) — Die Liste der denkmalgeschützten Objekte in Mistelbach enthält die denkmalgeschützten, unbeweglichen Objekte der Gemeinde Mistelbach, wobei die Objekte teilweise per Bescheid und teilweise durch den § 2a des Denkmalschutzgesetzes unter… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste jüdischer Friedhöfe in Österreich — Alter jüdischer Friedhof auf dem Wiener Zentralfriedhof Die Liste jüdischer Friedhöfe in Österreich enthält jüdische Friedhöfe, die in Österreich von den verschiedenen Kultusgemeinden im Laufe der Geschichte angelegt wurden, bestanden oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der denkmalgeschützten Objekte in Wiener Neustadt — Die Liste der denkmalgeschützten Objekte in Wiener Neustadt enthält die denkmalgeschützten unbeweglichen Objekte der Statutarstadt Wiener Neustadt in Niederösterreich, wobei die Objekte teils mit Bescheid und teils durch Verordnung (§ 2a des …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”