Olga Wsewolodowna Iwinskaja

Olga Wsewolodowna Iwinskaja
Olga Iwinskaja

Olga Wsewolodowna Iwinskaja (russisch Ольга Всеволодовна Ивинская, englische Transkription Olga Ivinskaya; * 16. Juni 1912 in Tambow; † 8. September 1995 in Moskau) war die Geliebte von Boris Pasternak und die Inspiration für den Charakter der Lara in Pasternaks Roman Doktor Schiwago.[1]

Inhaltsverzeichnis

Frühes Leben

Iwinskaja, teils deutsch-polnischer Abstammung, wurde in der Provinz geboren in Tambow als Tochter eines Lehrers. Im Jahr 1915 zog die Familie nach der Moskau. Nach Abschluss des Editorial Workers Institute in Moskau 1936 arbeitete sie als Redakteurin bei verschiedenen Literaturzeitschriften. Sie war seit ihrer Jugend eine Bewunderin Pasternaks und nahm an literarischen Veranstaltungen teil, um seiner Poesie zu lauschen. Sie heiratete zweimal: das erste Mal 1936 Iwan Jemeljanow, der sich 1939 erhängte; Jemeljanow war der Vater ihrer Tochter Ljudmila Jemeljanowa. Das zweite Mal im Jahr 1941 Alexander Vinogradov (er wurde im Krieg getötet), von dem sie einen Sohn, Dmitry Vinogradov, bekam.[2]

Beziehung mit Pasternak

Sie begegnete Boris Pasternak im Oktober 1946 in der Redaktion von Nowy Mir, wo sie in der Abteilung arbeitete, die zuständig war für neue Autoren. Sie blieb bis zu seinem Tod mit ihm zusammen, obwohl er sich weigerte, seine Frau zu verlassen. Anfang 1948 bat er sie, Nowy Mir zu verlassen, da dort ihre Position aufgrund ihrer Beziehung schwierig geworden war. Sie übernahm die Rolle seiner Sekretärin.[3] Sie war die inspirative Vorlage für "Lara", die Heldin in Doktor Schiwago. Im Juli 1950 wurde sie verhaftet als "Komplizin eines Spions" und zu fünf Jahren in einem Arbeitslager verurteilte. Dies war ein Versuch, Pasternaks Schriften zu unterdrücken, da diese das sowjetische System kritisierten. Zu dieser Zeit war Iwinskaja schwanger von Pasternak und erlitt eine Fehlgeburt. Sie wurde nach dem Tod Stalins, 1953, freigelassen.[1] Das Buch erschien 1957 in Italien bei Feltrinelli, Iwinskaja übernahm alle Verhandlungen in Pasternaks Namen.[2]

Die letzten Jahre

Nach Pasternaks Tod,1960, wurde Iwinskaja ein zweites Mal verhaftet, zusammen mit ihrer Tochter. Ihr wurde vorgeworfen, Pasternaks Verbindung zu westlichen Verlagen gewesen zu sein, um harte Währung für Doktor Schiwago zu erhalten. Die sowjetische Regierung ließ Ljudmila nach einem Jahr, 1962, frei und Olga im Jahr 1964. Sie saß vier Jahre der acht Jahre Haftstrafe ab, zu denen sie verurteilt war, offenbar um sie für ihre Beziehung zu bestrafen. Im Jahre 1978 wurden ihre Memoiren in Paris in Russisch veröffentlicht und wurden unter dem Titel A Captive of Time (Gefangene der Zeit) ins Englische übersetzt. Olga Iwinskaja wurde 1988 unter Gorbatschow rehabilitiert. Alle Briefe Pasternaks an sie und andere Schriften und Dokumente wurden vom KGB im Zuge ihrer letzten Verhaftung beschlagnahmt. Sie verbrachte mehrere Jahre mit Rechtsstreitigkeiten bei dem Versuch, sie zurückzugewinnen. Dabei wurde sie behindert von Natalja, Pasternaks Schwiegertochter. Das Russische Oberste Gericht beendete die Rechtsstreitigkeiten und begründete das Urteil gegen sie damit, dass "es keinen Nachweis des Eigentums" gäbe und die "Papiere sollten so im Archiv verbleiben".

Sie starb im Jahr 1995 an Krebs. Ein Reporter auf NTV verglichen Frau Iwinskajas Rolle mit der anderer berühmter Musen russischer Schriftsteller: "As Pushkin would not be complete without Anna Kern, and Yesenin would be nothing without Isadora, so Pasternak would not be Pasternak without Olga Ivinskaya, who was his inspiration for 'Doctor Zhivago." "So wie Puschkin nicht vollkommen gewesen wäre ohne Anna Kern und Yesenin nichts ohne Isadora geworden wäre, so wäre Pasternak nicht Pasternak gewesen ohne Olga Iwinskaja, die seine Inspiration für Doktor Schiwago gewesen ist".

Bücher

Einzelnachweise

  1. a b Olga Ivinskaya, 83, Pasternak Muse for 'Zhivago'. New York Times (September 13, 1995). Abgerufen am October 27, 2010.
  2. a b OBITUARY: Olga Ivinskaya. The Independant (13 September 1995). Abgerufen am October 27, 2010.
  3. Olga Ivinskaya; Inspiration for 'Dr. Zhivago's' Lara. LA Times (September 16, 1995). Abgerufen am October 27, 2010.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Olga (Vorname) — Der weibliche Vorname Olga geht zurück auf Großfürstin Olga von Kiew (881 969). Olga (russisch Ольга) ist die ostslawische Form von Helga. Koseformen sind unter anderem Olja, Olenka, Oletschka, Oltschik, Lölka, Oluschka, Olunka. Die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”