Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin

Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin

Die Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin (JVA) ist das in Berlin zuständige Gefängnis für alle Formen der Inhaftierung (mit Ausnahme des Maßregelvollzuges) von Frauen (Freiheitsstrafen, Ersatzfreiheitsstrafen, Ordnungs- und Erzwingungshaft und so weiter). Aufgrund einer bestehenden Vereinbarung mit dem Land Brandenburg werden auch Frauen aus diesem Bundesland hier inhaftiert. Die JVA verteilt sich auf vier Standorte in verschiedenen Berliner Bezirken. Die Haupt- und gleichzeitig Aufnahmeanstalt befindet sich in Berlin-Lichtenberg (Alfredstraße 11). Die übrigen drei Anstalten liegen in Berlin-Pankow (Arkonastraße 56), Berlin-Neukölln (Neuwedeller Straße 4) und Berlin-Reinickendorf (Ollenhauerstraße 128).

Geschichtliches

Mit der Entstehung erster Amtsgerichte in den späteren Berliner Bezirken wurden auch Haftanstalten gebaut. Die ersten nach Geschlechtern getrennten Gefängnisse wurden in den 1860er-Jahren eröffnet. Eins der berühmtesten ist das Frauengefängnis Barnimstraße in Berlin-Friedrichshain. Dieses wurde in den 1970er-Jahren zugunsten einer komplexen Wohnbebauung abgerissen. 1881 wurde für die Inhaftierung von Frauen eine Station in der Männerhaftanstalt Berlin-Charlottenburg zur Verfügung gestellt, um die Haftbedingungen und den gestiegenen Bedarf an Haftplätzen zu decken. In Lichtenberg entstand das Frauengefängnis in den 1930er-Jahren, es war über einen internen Zugang mit dem Amtsgericht am Roedeliusplatz verbunden.[1] Dieser direkte Zugang existiert heute nicht mehr, da in diesem Amtsgericht seit der Wiedervereinigung 1990 keine Strafsachen, sondern ausschließlich Zivilverfahren bearbeitet werden.

Von 1949 bis 1985 erfolgte die Unterbringung weiblicher Gefangener auch in den Gebäuden der Heeresarrestanstalt in Berlin-Tiergarten. Im Jahr 1976 wurde in Berlin-Lichterfelde ein Frauengefängnis in Betrieb genommen.

Nach dem Ausbruch von vier Terroristinnen im Juli 1976 aus der Anstalt in Berlin-Tiergarten wurde mit Mitteln des West-Berliner Landeshaushaltes ein den gestiegenen Sicherheitsanforderungen entsprechender Neubau einer Frauenhaftanstalt in Berlin-Charlottenburg geplant. Die Grundsteinlegung erfolgte bereits 1979, der Erstbezug der nun modernsten und sichersten Frauenhaftanstalt Europas begann im März 1985. Heute ist dieser Neubau Teil der Justizvollzugsanstalt Berlin-Plötzensee.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 erfolgte eine Bestandsaufnahme der Situation im Frauenvollzug Berlins, wobei eine zunehmende Dezentralisierung festgestellt wurde. Deshalb erfolgte anschließend schrittweise die Zusammenführung: Im Februar 1996 bezog die Sozialtherapie (Sotha) den neuen Standort in Berlin-Neukölln. 1998 wurde das rekonstruierte Gefängnis in der Alfredstraße in Berlin-Lichtenberg mit der größten Anzahl an Haftplätzen die Hauptanstalt. In Berlin-Reinickendorf konnte eine Nebenanstalt für den offenen Vollzug in Betrieb genommen werden. Als letzter Bereich wechselte im März 1998 die Untersuchungshaft und der Bereich für Kurzstraferinnen in die Nebenanstalt nach Berlin-Pankow.

Belegungskapazitäten und Probleme

  • Die Haupt- und Aufnahmeanstalt in Lichtenberg: 105 Haftplätze.
  • Die Nebenanstalt Pankow: 75 Haftplätze.
  • Die Nebenanstalt Reinickendorf: 57 Haftplätze.
  • Die Nebenanstalt Neukölln: 21 Haftplätze.

Als Problem wird von einigen Gefangenen die Arbeitspflicht angesehen, bei der sich die Inhaftierten die Tätigkeit nicht frei aussuchen können. Bei Arbeitsverweigerungen erhalten die Insassen keinen Lohn und sind auf die Zuteilungen der JVA-Verwaltung angewiesen.[2]

Quellen und Fußnoten

  1. Besichtigung im Jahr 2009
  2. Analyse und Kritik/276: Widerständiges aus der Berliner JVA für Frauen Pankow. In: "Schattenblick" vom 16. Januar 2009; abgerufen am 1. Juli 2010

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