Jenschwitz

Jenschwitz

Jenschwitz (obersorbisch Jeńšecy) ist eine mittelalterliche Ortswüstung in Hoyerswerda an der Schwarzen Elster.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits in der Eisenzeit existierte im Bereich der heutigen Wüstung eine Ansiedlung,[1] die allerdings auf der gegenüberliegenden Seite der Schwarzen Elster lag. Diese Ansiedlung fällt damit in die Zeit der Lausitzer Kultur und wurde von einem nicht sicher identifizierbaren Volksstamm bewohnt. Nach dem Ende der Lausitzer Kultur bis zur zweiten Phase des mittelalterlichen Landesausbaus war das Land unbewohnt. Im Zuge der Besiedlung des Umlandes von Hoyerswerda im 12./13. Jahrhundert durch überwiegend sorbische Siedler wurde unweit der Schwarzen Elster eine kleine Siedlung gegründet.[1] Vermutlich erfolgte die Gründung durch einen Lokator. Ebenfalls in dieser Zeit dürfte ein erster Übergang über den Fluss in Ortsnähe geschaffen worden sein, der bis heute an dieser Stelle besteht.

Vermutlich durch die Gründung der Stadt Hoyerswerda in unmittelbarer Nähe und durch Umwelteinflüsse, wie die regelmäßig wiederkehrenden Überschwemmungen der Schwarzen Elster an der Ortsstelle wurde Jenschwitz bereits vor oder während des Spätmittelalters aufgegeben. Laut einer Hoyerswerdaer Ortschronik aus dem Jahre 1850 verließen die Einwohner ihr Dorf, weil der Untergrund zu sumpfig war und die Häuser nicht dauerhaft gegründet werden konnten.[2] Im 17. Jahrhundert wird Jenschwitz schließlich als Teil des Vorwerkes Hoyerswerda erwähnt. Seinerzeit war die Ortsflur Ackerland. Dieses Vorwerk wurde schließlich 1786 in Erbpacht abgegeben, infolge dessen Jenschwitz wie sämtliche Flächen der Vorwerke der Herrschaft Hoyerswerda an Bauern der Umgebung verpachtet wurde.[3]

Heute ist die Wüstung ein Bodendenkmal,[4] auf dessen Terrain teilweise nach 1945 eine wilde Müllhalde entstand, die bis circa 1980 bestand. Die heute dort befindliche Gartensparte „Jenschwitz e.V.“ befindet sich jedoch nur zum Teil im historischen Areal. Die restlichen Teile werden als Grünland genutzt und befinden sich überwiegend in Privatbesitz.

Ortsname

Ernst Eichler führt den Ortsnamen auf einen Personennamen Jan-š, Jensch zurück, der deutsche Ortsname entspricht dabei dem sorbischen Namen Jeńšecy. Er verweist dabei auf eine ähnliche Entwicklung bei Jannowitz (sorbisch Janecy), Jenkwitz (Jenkecy), Johnsdorf bei Königswartha (ebenfalls Jeńšecy), Jänschwalde (Janšojce) und die beim schlesischen Słupice (ehemals Schlaupitz) liegende Kolonie Jentschwitz.[5][6] Aller Wahrscheinlichkeit ist der Personenname der Name des Lokators.

Da das Archiv der Herrschaft Hoyerswerda mehrfach stark dezimiert wurde[7], ist eine Ersterwähnung erst für das Jahr 1650 erhalten, als der Ort längst wüst lag. In einem Dokument ist von den Jenzischen Brücken die Rede. In einer Inventur des Amtes Hoyerswerda vom 29. August 1681 ist die Bezeichnung auffn Jenzschwiz im Gebrauch[8]. Seit 1744 taucht der Flurname in heutiger Schreibweise auf.[5][9]

Ortssagen

Der sorbische Bauer Johann Hantscho-Hano aus Schleife berichtete um 1880 von einer Hoyerswerdaer Sage, nach welcher in der Schwarzen Elster ein Flussgeist (sorb. ducha) leben würde, der jedes Jahr ein Menschenopfer sich hole.[10] Diese Erzählung deutet auf die Schwierigkeiten hin, welche der Fluss den Menschen an seinem Lauf bereitet hat und die vermutlich auch zur Aufgabe von Jenschwitz geführt haben.

Außerdem wurde die in einer Ortschronik von 1850 erwähnte, vermutlich historische Erzählung der Ortsaufgabe durch eine noch um 1900 allgemein bekannte Sage ergänzt, die dem Vinetamotiv stark ähnelt. Demnach soll Jenschwitz im Untergrund versunken sein und noch in späteren Zeiten jedoch hätte man an der Stelle gelegentlich die Glocken eines Kirchturmes hören können[11].

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Amtsblatt der Stadt Hoyerswerda, Nr. 375
  2. Siehe hierzu "Hoyerswerda - Geschichte und Geschichten aus Dörfern und Städten", Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 1992, Seite 177ff.
  3. siehe hierzu "Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte" Nr. 1 (1998), herausgegeben durch die Stadtverwaltung Hoyerswerda
  4. Siehe Flächennutzungsplan der Stadt Hoyerswerda
  5. a b Ernst Eichler, Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 112.
  6. Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße.
  7. siehe "Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte" Nr.1 (1998), Seite 33, dort abgedruckt eine Notiz Theophilus Lessing d.J. von 1786 über das Verbrennen der Archive im 17. Jahrhundert
  8. Staatsfilialarchiv Bautzen, Nr. 50584, Standesherrschaft Hoyerswerda, Blatt 13
  9. Jenschwitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  10. Siehe hierzu Sagen des Johann Hantscho-Hano, Lausitzer Druck- und Verl.-Haus, 2009
  11. siehe hierzu "Hoyerswerda - Gechichte und Geschichten aus Dörfern und Städten", Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 1992, Seite 177ff

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