Johann Balthasar Kölbele

Johann Balthasar Kölbele

Johann Balthasar Kölbele (* 1722 in Frankfurt am Main; † Juli 1778 ebenda) war ein Jurist und Theologe.[1] Er war in den öffentlichen Schriftwechsel zwischen Johann Caspar Lavater und Moses Mendelssohn verwickelt, indem er Mendelssohn durch Pamphlete angriff.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bereits 1765, fünf Jahre vor seinem Schreiben an den Herrn Moses Mendelssohn, versuchte Kölbele vergeblich, mit Mendelssohn zu diskutieren und ihn vom Christentum zu überzeugen. Weil Mendelssohn nicht auf Kölbele reagierte, beschloss dieser, in den Schriftwechsel zwischen Lavater und Mendelssohn einzusteigen. Kölbeles Schriften waren stark antijüdisch geprägt. So griff er das Vorurteil des unglaubwürdigen Judeneids auf. Er griff Mendelssohn persönlich an, indem er nach dessen Lebensunterhalt fragte, der mit Mendelssohns Einkünften nicht zu bezahlen sei. Außerdem beschuldigte er Mendelssohn der Proselytenmacherei und warf ihm vor, dem Deismus anzuhängen. Damit gefährdete Kölbele Mendelssohns Status als Schutzjude und so auch dessen Leben. Nachdem sich Mendelssohn gegenüber Lavater und somit auch der Öffentlichkeit von diesen Anschuldigungen befreien konnte und die Presse negativ auf Kölbeles Äußerungen reagierte, warf Kölbele den Journalisten vor, von den Juden gekauft worden zu sein. Kölbele wurden daraufhin von einem anonymen Zeitgenossen leidenschaftlicher Religionshass und Disputationssucht bescheinigt.[3]

Sein Konvertitenroman Die Begebenheiten der Jungfer Meyern, eines Jüdischen Frauenzimmers steht ganz im Zeichen der Judenmission. Darin entwirft Kölbele das christliche Ideal einer Umsetzung der Bekehrung vom Judentum zum Christentum, das sich stark von der in Autobiografien bekehrter Juden geschilderten Realität unterscheidet, in denen die negativen Folgen des Religionswechsels beschrieben werden.[4]

Werke

  • Schreiben an den Herrn Moses Mendelssohn über die Lavaterische und Kölbelische Angelegenheiten gegen Herrn Moses Mendelssohn, Andreä, Frankfurt am Mayn 1770.
  • Zweytes Schreiben an Herrn Moses Mendelssohn insonderheit über den ehemahligen Mendelssohnischen Deismus, über das Mendelssohnische Kennzeichen einer Offenbarung, und kürzlich über die Glaubwürdigkeit der Evangelischen Geschichte, Andreä, Frankfurt am Mayn 1770.
  • Die Begebenheiten der Jungfer Meyern, eines Jüdischen Frauenzimmers, Frankfurt am Main 1765; 2. und vermehrte Aufl., Frankfurt am Main, 1766; 3. und sehr veränderte Aufl., Andreä, Frankfurt am Mayn 1771.
  • Kleiner Versuch über die Wunder nach Houttevillischem Bonnetischem und Hollmännischem Leitfaden mit einigen Zusätzen über die Mendelssohnische und Kölbelische Religionsstreitigkeit, Frankfurt am Mayn 1772.

Literatur

  • Heinrich Voelcker: Johann Balthasar Kölbele. Beider Rechte Doktor und Ehrenmitglied der koöniglich Gross-Brittanischen Deutschen Gesellschaft in Göttingen. Ein Frankfurter Schriftsteller zu Goethes Jugendzeit, Englert und Schlosser, Frankfurt am Main 1924.
  • Johannes Graf: Judentaufen in der Literatur der Spätaufklärung. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL), Vol. 22,1, Walter de Gruyter, 1997, ISSN 0340-4528, S. 19 - 42. Abgerufen am 24. September 2011.

Einzelnachweise

  1. Moses Mendelssohn; Christoph Schulte (Hrsg.): Ausgewählte Werke. Studienausgabe in zwei Bänden, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009; ISBN 978-3-534-15872-0, Personenregister.
  2. 118. Kapitel: Aufklärung und Berliner jüdisches Geistesleben im 18. Jahrhundert VI - Moses Mendelssohn. Geschichte der Juden in Deutschland. Abgerufen am 5. Juli 2011.
  3. Johannes Graf: Judentaufen. S. 27f. Abgerufen am 24. September 2011.
  4. Johannes Graf: Judentaufen. S. 36f. Abgerufen am 24. September 2011.

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