Celsusbibliothek

Celsusbibliothek

Die Celsus-Bibliothek ist ein antikes Bibliotheksgebäude in Ephesos (in der heutigen Türkei).

Celsus-Bibliothek in Ephesos

Sie wurde zwischen 114 und 125 n. Chr. von Tiberius Iulius Aquila Polemaeanus zu Ehren seines Vaters Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus errichtet. Vater und Sohn gehörten zur römischen Oberschicht, dem Senatorenstand, und hatten das Konsulat bekleidet. Im Unterbau der Bibliothek befand sich die Grabkammer des Celsus, wo dieser in einem Marmorsarkophag bestattet war.

Die Bibliothek, die erst von Aquilas Erben unter Aufsicht des reichen ephesischen Bürgers Tiberius Claudius Aristion vollendet wurde, beherbergte bis zu 12.000 Bücher in Rollenform. Die späteren Erhaltungskosten des Gebäudes, hatte er durch eine geschickte Formulierung im Testament der Nachwelt aufgebürdet. Eine Inschrift mit dem genauen Wortlaut des Testamentes ist vor der Bibliothek angebracht und erhalten.

Die Bibliothek besitzt Außenmaße von etwa 23 m Länge und 17 m Tiefe. Da für das Gebäude im bereits dicht bebauten Stadtzentrum von Ephesos nur begrenzter Platz zur Verfügung stand, bediente man sich bei der Gestaltung der Fassade optischer Tricks wie beispielsweise einer Kurvatur, um sie monumentaler, aber auch eleganter wirken zu lassen. Die Fassade des Gebäudes besitzt zwei Geschosse und ist durch vor- und rückspringende Architektur stark gegliedert. In den vier Nischen des Untergeschosses sind vier weibliche Statuen aufgestellt, welche die Tugenden des Celsus verkörpern (Sophia = „Weisheit“, Arete = „Charakter“, Ennoia = „Urteilskraft“ und Episteme = „Sachverstand“). Über eine Freitreppe mit neun Stufen und Statuenbasen an beiden Seiten gelangt man zum Stylobat, von wo aus man durch drei Türen das Innere betreten kann. Analog zu den drei Türen gibt es im Obergeschoß drei Fensteröffnungen.

Im Gegensatz zur zweistöckigen Fassade war der 16,72 x 10,92 m messende Innenraum dreistöckig gestaltet. Die Buchrollen lagerten in Nischen, die über Galerien zugänglich waren.

Wahrscheinlich bei einem Brand in Zusammenhang mit einem Erdbeben im dritten Viertel des dritten Jahrhunderts wurde der Innenraum der Bibliothek zerstört und nicht mehr wiederhergestellt. In der Spätantike diente die Fassade als Schauwand einer monumentalen Brunnenanlage. Das Brunnenbecken wurde von Reliefplatten des sogenannten Partherdenkmals gebildet.

In den Jahren 1905/06 wurde die Bibliothek freigelegt. Von 1970 bis 1978 wurde die Fassade im Zug einer Anastilosis unter der Leitung des Architekten Friedmund Hueber und des Archäologen Volker Michael Strocka wieder aufgerichtet. Dadurch ist die Celsus-Bibliothek eines der bekanntesten antiken Monumente der Türkei: nicht nur ein in der türkischen Fremdenverkehrswerbung oft verwendetes Sujet - sie ziert auch die Rückseite des 20-Lira-Geldscheins.

Als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2008 zeigte die Türkei eine Foto-Ausstellung über die Bibliothek.

Literatur

  • Friedmund Hueber: Beobachtungen zur Kurvatur und Scheinperspektive an der Celsusbibliothek und anderen kaiserzeitlichen Bauten. In: Bauplanung und Bautheorie der Antike. Bericht über ein Kolloquium in Berlin vom 16.11.–18.11.1983. Wasmuth, Berlin 1984 (Diskussionen zur antiken Bauforschung, 4), S. 175-200.
  • Peter Scherrer (Hrsg.): Ephesos. Der neue Führer. ÖAI, Wien 1995, ISBN 3-900305-19-6, S. 132–135.
  • Volker Michael Strocka: Zur Datierung der Celsus-Bibliothek. In: The Proceedings of the Tenth International Congress of Classical Archaeology. Bd. 2. Türk Tarih Kurumu Basimevi, Ankara 1978, S. 893–899.
  • Wilhelm Wilberg u. a.: Die Bibliothek. 2. Aufl. ÖAI, Wien 1953 (Forschungen in Ephesos, V, 1).

37.93912527.3407083333337Koordinaten: 37° 56′ 21″ N, 27° 20′ 27″ O


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