Jüdische Gemeinde Bodersweier

Jüdische Gemeinde Bodersweier

Eine Jüdische Gemeinde in Bodersweier, einem Stadtteil der Stadt Kehl im Ortenaukreis in Baden-Württemberg, bestand seit dem 18. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Juden sind in Bodersweier erstmals 1755 genannt. Die jüdische Gemeinde hatte eine Synagoge, ein Gemeindehaus, das sich daneben befand und in dem auch der Schulraum war. Ebenso gab es ein rituelles Bad (Mikwe). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Kuppenheim und seit 1817 auf dem jüdischen Friedhof Freistett bestattet. Die Gemeinde gehörte seit 1827 zum Bezirksrabbinat Bühl.

Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das sich auf dem kommunalen Friedhof befindet, führt auch die jüdischen Toten, Alfred Bensinger und Joseph Wertheimer, auf. Die jüdischen Bewohner waren im Ort integriert und im Gemeinderat, im Bürgerausschuss und im Musik- und Sportverein vertreten.

Bis nach 1933 gehörten jüdischen Familien in Bodersweier die folgenden Handelsbetriebe: Mehlhandlung Isidor Bensinger (Querbacher Straße 14), Viehhandlung Salomon Frank (Grabenstraße 7), Eisenhandlung Leopold Kaufmann und Karl Bensinger (Querbacher Straße 18), Kolonialwaren Ludwig Meier (Querbacher Straße 15), Viehhandlung David Merklinger (Querbacher Straße 27), Kolonialwarenhändler Emanuel Merklinger (Grabenstraße 8), Fellhandlung Emanuel Merklinger (Querbacher Straße 16), Viehhandlung Max Merklinger (Querbacher Straße 3), Textilhandlung Julius Wertheimer (Rastatter Straße 13), Schuhgeschäft Simon Wertheimer (Rastatter Straße 5, abgebrochen), Viehhandlung Leo Wertheimer (Rastatter Straße 33). Bis 1912 hatte es ein jüdisches Schlachthaus und bis 1915 eine koschere Metzgerei gegeben. (aus: alemannia judaica)

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder
1811 41 Personen
1825 60 Personen oder 5,8% der Einwohner
1875 116 Personen oder 10,3% der Einwohner
1887 94 Personen
1900 82 Personen oder 7% der Einwohner
1910 61 Personen oder 5% der Einwohner
1924 46 Personen oder 3,8% der Einwohner
1933 34 Personen

Nationalsozialistische Verfolgung

Nach 1933 ist ein großer Teil der jüdischen Einwohner wegen des wirtschaftlichen Boykotts und der zunehmenden Entrechtung weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1938 mussten alle jüdischen Gewerbebetriebe schließen oder an arische Personen verkauft werden. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört und acht jüdische Männer über Kehl in das Konzentrationslager Dachau verschleppt.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 16 in Bodersweier geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 18. Januar 2010.

Literatur

  • Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4)

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