- KZ Dachau
-
48.27027777777811.468055555556Koordinaten: 48° 16′ 13″ N, 11° 28′ 5″ O
Das Konzentrationslager Dachau (auch: KZ Dachau) lag rund 20 Kilometer nordwestlich von München, der Hauptstadt der Bewegung. Als erstes Konzentrationslager (KZ) der Schutzstaffel (SS) ließ es der Reichsführer-SS und Münchener Polizeipräsident Heinrich Himmler auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik östlich der Stadt Dachau errichten. Es bestand vom 22. März 1933 bis zur Befreiung durch US-amerikanische Truppen am 29. April 1945. Einzig das Lager Dachau bestand durchgehend in den zwölf Jahren der NS-Herrschaft. Es entwickelte sich zur Keimzelle für neue KZ und nahm mehrere Sonderstellungen ein. Seine Außenbewachung wurde in den Anfangsjahren durch berittene Einheiten der Allgemeinen SS vorgenommen.
Das Lager war der erste Ort im Deutschen Reich, an dem einem SS-Lagerkommandanten die alleinige Gerichtsbarkeit zugeteilt wurde und geltendes Recht erfolgreich außer Kraft gesetzt wurde. Die SS schuf einen „Staat im Staat“, in dem sie politische Gegner festhielt, unterdrückte und ermordete. Nach der Entmachtung der SA ließ Himmler das KZ vergrößern und einen neuen Häftlingsbereich errichten, der an die ehemalige Munitionsfabrik anschloss. Organisation und räumlicher Aufbau dienten später als Vorlage für neue KZ auf Reichsgebiet. Das nationalsozialistische Regime präsentierte es propagandistisch als Vorzeigelager sowie zur Abschreckung politisch Andersdenkender. Dachau war Ausbildungsort für SS-Wachmannschaften und SS-Führungspersonal, die später unter anderem in Vernichtungslagern eingesetzt wurden. Das Lager Dachau selbst war kein Vernichtungslager, jedoch geschahen in keinem anderen KZ so viele politische Morde. Von den mindestens 200.000 Haftinsassen starben etwa 41.500.[1]
Heute befindet sich auf dem Gelände die KZ-Gedenkstätte Dachau, die jährlich von etwa 800.000 Menschen aus aller Welt besucht wird.
Entstehung
Noch in der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. Februar 1933 begannen die Nationalsozialisten sofort ihre politischen Widersacher zu inhaftieren.[2] Viele Reichs- und Landtagsabgeordnete, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Konservative, Liberale und Monarchisten wurden verhaftet. Auch persönliche Feinde Adolf Hitlers kamen in Haft, wie etwa der Jurist Hans Litten, der später nach Dachau gebracht wurde.
Die Häftlinge wurden an verschiedenen Orten mit unterschiedlicher Zuständigkeit – Sturmabteilung (SA), SS, Innenministerien etc. – untergebracht. Die Orte werden heute als „wilde“ oder frühe Konzentrationslager bezeichnet, da es sich um meist improvisierte Haftstätten handelte. Dachau war das einzige der frühen KZ, das nicht bis zum Zweiten Weltkrieg aufgelöst wurde: Himmler ließ es systematisch ausbauen und nahm es als Vorbild für spätere, systematisch errichtete KZ.
Geschichte
Politischer Terror 1933–1934
Drei Wochen nach dem Reichstagsbrand entstand das Lager Dachau. Am 21. März 1933 gab Himmler, seit zwei Wochen als kommissarischer Polizeipräsident von München im Amt, in einer Pressekonferenz die Errichtung eines politischen Konzentrationslagers bei Dachau bekannt.[3] Schon am 22. März wurden etwa 150 Häftlinge von den Gefängnissen Landsberg am Lech, Neudeck und Stadelheim auf das Gelände der stillgelegten Königlichen Pulver- und Munitionsfabrik Dachau gebracht. Die Haftnummer eins erhielt der Kommunist Claus Bastian.[4] Bewacht wurden sie in den ersten Tagen von der Bayerischen Landespolizei.[5] Ab 11. April teilten sich Polizei und SS die Bewachung des Lagers, die SS war als Hilfspolizei eingesetzt. Am nächsten Tag wurden die ersten Morde begangen, an den Häftlingen Rudolf Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn.[6] Zahlreiche weitere Todesfälle folgten, beispielsweise Fritz Dressel, Wilhelm Aron, Sebastian Nefzger.
Im Mai gelang Hans Beimler (KPD) die Flucht; bis zu seiner Inhaftierung war er Mitglied im Deutschen Reichstag. Im Ausland veröffentlichte er kurz darauf die Broschüre „Im Mörderlager Dachau“.[7] Der erste Kommandant war Hilmar Wäckerle, er verfasste im Mai auf Anweisung Himmlers die erste vorläufige Lagerordnung. In ihr war festgehalten, dass die Gerichtsbarkeit des Lagers allein beim Kommandanten lag. Er konnte sogar Häftlinge zum Tode verurteilen, sofern zwei von ihm ernannte SS-Wachen zustimmten.[8] Anfang Juni übernahm die SS die alleinige Bewachung. Ende Juni wurde Theodor Eicke Lagerkommandant. Eicke zielte darauf ab, das Lager von Außenstehenden völlig abzuschotten. Selbst die Feuerwehr durfte das Gelände nicht betreten, um die Einhaltung der feuerpolizeilichen Vorschriften zu prüfen.[9] Karl Wintersberger von der Münchner Staatsanwaltschaft ermittelte während dieser Zeit wegen der ersten drei Häftlingserschießungen in Dachau.[10] Nach wenigen Monaten wurden sämtliche Verfahren eingestellt. Das Konzentrationslager Dachau war zum rechtsfreien Raum geworden.[6]
Beispielsweise waren Landtagsabgeordnete wie Alois Hundhammer (BVP) oder Reichstagsabgeordnete wie Ernst Heilmann (SPD) inhaftiert. Die zahlreichen Beispiele inhaftierter Politiker oder Aktivisten hatten auf die Öffentlichkeit eine einschüchternde Wirkung. Viele Dinge hatte die NSDAP bereits mit Hilfe von politischer Polizei und Justiz verwirklicht: den Einfluss von Gewerkschaften geschwächt, Parteien verboten oder aufgelöst, Länder und Gemeinden gleichgeschaltet, demokratische Verhältnisse abgeschafft. Rundfunk und Film wurden gesteuert. Durch die Kontrolle bzw. Übernahme sämtlicher bestehender Vereine und Einschränkung der Redefreiheit hatte man ideologische Kontrolle über die Kommunikation im Volk bekommen. Neue Oppositionsbildung gestaltete sich schwierig. Zu dieser Zeit existierten im Reich mehr als hundert überwiegend kleine Konzentrationslager, in denen Oppositionelle in „Schutzhaft“ festgehalten wurden. Kaum jemand überblickte, wer inhaftiert war. Es unterlag der Willkür ehrgeiziger lokaler Nazis, jemanden zu verhaften oder wieder frei zu lassen. Bald kam es zu Reibereien in Fragen des Zuständigkeitsbereiches und zu Machtkämpfen. SA-Gruppenführer Schmid war zu dieser Zeit Sonderkommissar der Obersten SA-Führung bei der Regierung von Oberbayern. Er schrieb am 1. Juli 1933 einen Brandbrief an den Bayerischen Ministerpräsidenten Siebert:
„Die Autorität des Staates steht in Gefahr durch die allseitigen, unberechtigten Eingriffe politischer Funktionäre in das Räderwerk der normalen Verwaltung. Jeder NSBO-Mann, NSBO-Ortsgruppenleiter, NSBO-Kreisleiter (…) jeder politische Stützpunktleiter, Ortsgruppenleiter, politische Kreisleiter erlässt Verfügungen, die in die unteren Befehlsgewalten der Ministerien eingreifen, also in die Befehlsbefugnisse der Kreisregierungen, Bezirksämter, runter bis zur kleinsten Gendarmeriestation. Jeder verhaftet jeden (…), jeder droht jedem mit Dachau (…) Bis zur kleinsten Gendarmeriestation ist bei den besten und zuverlässigsten Beamten eine Instanzenunsicherheit eingetreten, die sich unbedingt verheerend und staatszerstörend auswirken muss.“[9]
Am 16. Juli 1933 erschien in der Zeitschrift Münchner Illustrierte Presse einer der propagandistischen Berichte über das Lager. Er trug den Untertitel „Frühappell im Erziehungslager“ und zeigte als Titelbild ordentlich und sauber gekleidete Häftlinge (vgl. Abb.[11]). Seit Juli erschien regelmäßig ein Pfarrer der Gemeinde Dachau und hielt sonntags einen Gottesdienst ab; durchschnittlich nahmen daran 20 Personen teil. Die Häftlinge trugen zu dieser Zeit noch ihre eigene Kleidung. Die Lagerverpflegung bestand wochentags beispielsweise aus Ersatzkaffee, Brot, Eintopf; sonntags gab es zum Beispiel Suppe und ein Stück Schweinebraten mit Kartoffelsalat. Die Häftlinge erhielten vom eigenen oder zugesandten Geld monatlich bis zu 30 RM, von dem sie sich in der Kantine zu höheren Preisen Brot, Butter, Wurst oder Obst kaufen konnten. Im Herbst wurde eine Lagerbücherei errichtet; sie enthielt zum Beispiel Bücher von Karl May und auch Hitlers Mein Kampf.[12] Diese anfänglichen Lebensbedingungen nutzte die SS zur Propaganda, um der sogenannten „Gräuelpropaganda des Auslands“ entgegenzuwirken, auch wandelten sich die Lebensbedingungen des Lagers innerhalb der zwölf Jahre.
Am 1. Oktober legte Eicke die zweite Lagerordnung vor, die wesentlich schärfer gehalten war als die vorherige. Ebenso führte er die Postenpflicht ein, in der Schreckschüsse untersagt waren. Das Lager Dachau wurde ein „Staat im Staat“: ein nach außen abgegrenzter Ort mit eigenen Gesetzen und drohender Todesstrafe. Am 20. Oktober wurde eine Entlassungssperre angeordnet, sie dauerte zwei Monate an. Im November 1933 konnten Lagerinsassen an der Reichstags-Wahl teilnehmen. Im Zuge einer Weihnachts-Amnestie wurden am 9. Dezember 400 Häftlinge entlassen, was im durchschnittlichen Vergleich aufgrund der vorherigen Entlassungssperre eine niedrige Zahl war. Eine weitere Amnestie erfolgte zum Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme in Bayern.[6]
Das Lager Dachau war von Beginn an mit einer Kapazität von 5.000 Personen geplant, dies verdeutlicht das Ausmaß der geplanten politischen Verfolgung; eine Methode die später auf andere Gruppen übertragen und radikalisiert wurde. Im Jahre 1933 kamen 4.821 Personen in Haft, etwa die Hälfte wurde wieder entlassen, so dass am Jahresende noch 2.425 inhaftiert waren.[2] Die entlassenen Häftlinge berichteten über das KZ. Langsam entwickelte sich das Lager zu einem Begriff, der Schrecken unter der Bevölkerung verbreitete und viele Andersdenkende von öffentlichen Äußerungen abhielt.[5] Lange vor Kriegsausbruch kam das geflügelte Wort: „Lieber Gott, mach' mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm'!“ auf.
Schließung von 48 Konzentrationslagern
Bis zum Januar 1934 war es dem SS-Führer Himmler gelungen, seinen Einfluss zu verstärken. Er war politischer Polizeikommandeur fast sämtlicher deutscher Länder. SA-Führer Ernst Röhm galt zu dieser Zeit als zweitmächtigster Mann im Staat. Viele der frühen KZ kontrollierte die SA. Vor allem Göring und Frick wollten die Macht und Willkürherrschaft von SA und deren Tochterorganisation SS beenden. Die „Schutzhaft“ sollte eingeschränkt und die „wilden“ Konzentrationslager sollten aufgelöst werden. 34 Konzentrationslager wurden – teils durch bewaffneten Polizeieinsatz – bis zum Oktober 1933 geräumt; die Häftlinge wurden verlegt oder entlassen. Bis zum 9. Mai 1934 wurden weitere 14 „wilde“ Lager geschlossen. Im Deutschen Reich blieben vorerst nur noch vereinzelte Lager bestehen, Dachau war eines dieser wenigen.
Entmachtung der SA
Himmlers SS, die in Konkurrenz zur SA stand, erreichte bis zum Ende Juni 1934 die Ermordung Röhms und die Entmachtung der SA. Um einen offiziellen Anlass vorweisen zu können und das Volk nicht gegen sich aufzubringen, wurde das Gerücht eines angeblich bevorstehenden Putsches durch den SA-Chef Röhm („Röhm-Putsch“) verbreitet. Im Lager Dachau konnten die Häftlinge bereits am 29. Juni Vorbereitungen für die Hinrichtungen beobachten: Ein großer Teil der SS verließ das Lager, ihren Platz vertrat eine Einheit der Reichswehr. Die SS-Truppe kehrte zurück und exekutierte am 1. und 2. Juli im Lager 17[13] Personen: Mitglieder der riesigen Parteiarmee SA sowie Regimegegner, die nichts mit der SA zu tun hatten: Beispielsweise Fritz Gerlich, Bernhard Stempfle, Gustav von Kahr, der 1923 als Generalstaatskommissar den Hitlerputsch niedergeschlagen hatte, außerdem fünf Häftlinge des KZ Dachau, die im Bunker gesessen hatten.[14] Der Lagerkommandant Eicke, ehemaliges SA-Mitglied, erschoss Röhm im nahe gelegenen Gefängnis Stadelheim. Sechs Tage später ernannte ihn Himmler zum Inspekteur aller Konzentrationslager (IKL). Sein Nachfolger als Kommandant war ab 10. Dezember Heinrich Deubel.
Nach der Entmachtung der SA gelang es Göring, durch Ämteranhäufung später zum zweiten Mann im Staat aufzusteigen. Himmler bekam die Möglichkeit, seine SS von der SA abzukoppeln und als große Organisation aufzubauen. Bereits jene frühen, „wilden“ Konzentrationslager der SA waren im Volk gefürchtet. Allmählich ging die Regierung dazu über, „systematisch“ angelegte Lager, in denen angeblich Ordnung herrschte und die unter anderem als „Erziehungslager“ präsentiert wurden, errichten zu lassen. Die SS, die anfangs nur das Lager Dachau kontrollierte und der SA noch unterstand, konnte in den Folgejahren neue KZ errichten, wie etwa Sachsenhausen (1936), Neuengamme (1938), Mauthausen (1938) und Auschwitz (1940).
1935
Etwa ab dem Jahr 1935 lieferte die Regierung verstärkt Personen ein, die aus Gefängnissen entlassen wurden.[5] Neben diesen Häftlingen wurden vereinzelt Sinti und Roma, Juden, Zeugen Jehovas und Homosexuelle inhaftiert, in größerer Anzahl trafen diese erst 1936 ein. Im September wurde mit den Nürnberger Rassengesetzen eine Rechtsgrundlage zur Verfolgung und Inhaftierung jüdischer Bürger erschaffen.
Übergangszeit 1936–1938
Die Jahre 1936 bis 1938 stellten eine Übergangszeit dar. Der erste Schlag des politischen Terrors ebbte langsam ab. Das Regime hatte sich konsolidiert und befand sich nun in Kriegsvorbereitungen. Es hatte mit den Konzentrationslagern erfolgreich ein „Instrument des Terrors“ gefunden. Eine zweite Phase der Inhaftierung begann im Lager nach Beginn des Zweiten Weltkrieges und verstärkte sich in den Jahren 1942 und 1943.[15]
1936
Im März 1936 durften Lagerinsassen ein weiteres Mal an der Reichstagswahl teilnehmen.[16] Hans Loritz stieg am 1. April zum Lagerkommandanten auf. Während die Häftlingskleidung zuvor mittels farbiger Punkte und Streifen den Grund der Haft angab, wurde unter Loritz ein neues Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen eingeführt, ebenso die gestreifte Häftlingskleidung.
Im Februar fanden in Garmisch-Partenkirchen, unweit von München, die Olympischen Winterspiele statt, sowie im August in Berlin die Sommerspiele. Das NS-Regime präsentierte sie als Fest der Völker, sie wurden zu einem großen Propagandaerfolg für das „Dritte Reich“. Die Bayerische Politische Polizei gab 1936 Richtlinien zur Verhängung der „Schutzhaft“ heraus, bezüglich „Volksschädlinge“ – betroffen waren sogenannte „Bettler, Landstreicher, Zigeuner, Arbeitsscheue, Müßiggänger, Prostituierte, Gewohnheitstrinker, Raufbolde, Verkehrssünder, Querulanten, Psychopathen, Geisteskranke“ – und Frick erließ 1936 in Zusammenhang mit den Olympischen Spielen den Runderlass zur Bekämpfung der „Zigeunerplage“.[17]
In der Schweiz veröffentlichte Julius Zerfaß das Buch Dachau – Eine Chronik unter dem schützenden Pseudonym Walter Hornung. Im Jahr 1936 waren elf[2] Personen gestorben.
Die Lokalpresse Münchens berichtete bis Kriegsbeginn mehrfach über das KZ, meist mit höhnischen Unterton über politische Insassen und mit Warnung vor den „gefährlichen Bolschewiken“ (vgl. „Weltbolschewismus“). Ende des Jahres veröffentlichte der Illustrierte Beobachter einen Propagandabericht über das Lager Dachau.
1937
Zu Jahresanfang begannen die Bauarbeiten für das größer geplante, neue Häftlingsgelände. Neue Baracken wurden errichtet. Das neue Gelände maß 583 × 278 Meter und schloss sich teilweise an das alte Lager, die ehemalige Munitionsfabrik, an. Es entstanden ein Appellplatz, Holzbaracken, ein Bunker mit 136 Zellen für Einzelhaft, ein Wirtschaftsgebäude mit Küche und weitere Gebäude. Die neuen Häftlingsunterkünfte entsprachen dem damaligen Stand von Reichskasernen. An der Ostseite des Lagers wurde der Boden kultiviert, um eine Heilkräuterplantage anzulegen. Bis ins Jahr 1938 wurde das Gelände umgebaut und erweitert. 1937 verstarben 38[2] Personen im Lager.
1938
Am 1. April 1938, drei Wochen nach dem Anschluss Österreichs, kamen mit dem sogenannten Prominententransport die ersten 151 Österreicher nach Dachau. Bei ihnen handelte es sich in erster Linie um medienwirksame Gegner verschiedener politischer Richtungen. Im selben Jahr entstand auch das Dachaulied. Im Juni erfolgte mit der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ eine weitere Verhaftungswelle, die Personen mit „asozialem“ Verhalten betraf. Ausländische Journalisten und Vertreter internationaler humanitärer Organisationen waren bereits 1933 eingeladen worden, das Lager zu besichtigen. Am 19. August schrieb Guillaume Favre, ein Mitglied des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, in einem Brief an Himmler: „Deshalb möchte ich hier nur hervorheben, daß alles, was ich zu sehen und hören bekam, ebenso in Bezug auf die Wohnverhältnisse, die materiellen und hygienischen Einrichtungen des Lagers, wie auch in Bezug auf die Behandlung, die Ernährung und die Arbeit der Inhaftierten, mir einen sehr günstigen Eindruck hinterlassen hat.“[18] Im Oktober trafen erste sudetendeutsche Häftlinge ein. Die Judenfeindlichkeit hatte stark zugenommen und im Zuge der Reichspogromnacht wurden 10.911[6] Juden, davon 3.700 aus Wien, in das Lager gebracht. In einem noch in der Pogromnacht versandten Fernschreiben wies SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich die StaPo an:„in allen Bezirken so viele Juden – insbesondere wohlhabende – festzunehmen, als in den vorhandenen Hafträumen untergebracht werden können“.[19]
Diese jüdischen Häftlinge wurden bis zum Mai 1939 nach und nach entlassen. Durch Drohungen wurde auf sie und ihre Familien Druck ausgeübt, umgehend ihre Auswanderung in die Wege zu leiten. In mehreren Fällen gelang es einzelnen Nationalsozialisten, den „Aktionsjuden“ Häuser, Betriebe oder Vermögenswerte weit unter Wert abzupressen. Zu Weihnachten wurden mehrere Häftlinge öffentlich auf dem Appellplatz neben dem Weihnachtsbaum ausgepeitscht.
1939
In der Nacht auf den 24. Januar gelang dem Maler Louis Übrig die Flucht. Als Pauschalstrafe ordnete die SS für die gesamte Lagerbelegschaft in eisiger Nachtkälte Strafstehen an, wobei es zu Todesfällen kam.[20] Am 25. Januar 1939 wurde im Schreiben des Auswärtigen Amtes Berlin das Ziel[21] der deutschen „Judenpolitik“ beschrieben und detailliert auf Mittel und Wege zu Auswanderung und Verbleib der Besitztümer hingewiesen. Zum Jahrestag des Anschlusses von Österreich amnestierte man einige österreichische Häftlinge. Einen Monat später fand zu Hitlers 50. Geburtstag eine „Jubelamnestie“ statt. In der zweiten Jahreshälfte 1939 wurde über den Judenblock mehrmals die Strafe Isolierung verhängt.
Kriegsbeginn September 1939
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges füllte die SS das Lager mit gefangenen Menschen aus den besetzten Ländern. Ursprünglich waren die Konzentrationslager Orte der Drangsalierung und Abschreckung für einflussreiche Gegner des Regimes. Nun war die Rüstungswirtschaft zur Kriegsführung zunehmend auf die billige Arbeitskraft der Häftlinge (vgl. Grafik zur Arbeitslosigkeit[22]) angewiesen. In Betrieben, die in SS-Besitz standen, zum Beispiel die Deutschen Erd- und Steinwerke (DEST) oder die Deutschen Ausrüstungswerke (DAW), wurden Haftinsassen eingesetzt. Ebenso in Steinbrüchen, Ziegeleien, Kiesgruben und diversen anderen Berufssparten und Betrieben. Sie wurden von der Regierung zugeteilt und im Unternehmen kostengünstig und gewinnbringend eingesetzt. Auch für den Bau der Reichsautobahn wurden Häftlinge eingesetzt. Aus örtlichen Gründen wurden Außenlager und flexible Arbeitskommandos nötig.
Zwischen dem 27. September 1939 und dem 18. Februar 1940 wurden die Häftlinge in andere Lager verlegt. In Dachau wurden währenddessen 7.000 Angehörige der SS-Totenkopfverbände ausgebildet. Die Häftlinge wurden umgesiedelt: 2.138 nach Buchenwald, 1.600 nach Mauthausen, 981 nach Flossenbürg. Lediglich ein Arbeitskommando von etwa 100 Häftlingen verblieb im Lager.[20]
1940
Zu Neujahr 1940 übernahmen die DAW die Herrschaft über die Werkstätten des Konzentrationslagers wie Schlosserei, Tischlerei und Sattlerei. Ende April und Anfang Mai trafen Transporte mit polnischen Häftlingen ein. Im Ausland lief in diesem Jahr der Film Der große Diktator an, der eine Anspielung auf die reichsdeutschen Konzentrationslager und auf Hitler war. Gegen Ende des Jahres wurde damit begonnen, die Priester und Pfarrer aus allen Lagern im Lager Dachau zusammenzulegen[23], ihr dortiger Wohnblock wurde Pfarrerblock genannt. Während in den besetzten Gebieten Polens Vernichtungslager wie Chelmno, Auschwitz, Belzec, Sobibor, Treblinka und Majdanek entstanden, verstärkten sich die Gewaltanwendungen auch im Konzentrationslager Dachau.[24]
1941
Im Januar 1941 wurde im Block 26 auf Befehl Himmlers für die Geistlichen eine improvisierte Kapelle eingerichtet. Vom 22. Januar an durften die Geistlichen dort täglich Gottesdienst feiern, unter Aufsicht eines SS-Mannes. Ab dem 11. April erhielten alle Geistlichen bessere Essensrationen, der Vatikan finanzierte dies. Die Privilegierung der Vorzugshäftlinge führte zu einer tätlichen Missgunst seitens anderer Häftlinge und SS-Leute; im September wurde sie rückgängig gemacht.[25] In diesem Jahr entstand unter Egon Zill eine Häftlings-Musikgruppe, die zu bestimmten Anlässen musizieren musste. Zu Jahresbeginn 1941 wurde in der Krankenabteilung eine Versuchsstation eingerichtet, in der 114 registrierte Tuberkulosekranke homöopathisch behandelt wurden. Leitender Arzt war von Weyherns. Er erprobte im Februar biochemische Mittel an Häftlingen. Zur Registrierung der Todesfälle wurde ab 1. Juni ein lagereigenes Standesamt eingerichtet. Bis dahin belief sich die Zahl der Todesfälle laut Standesamt der Stadt Dachau auf 3.486[26] Personen.
Ab Oktober 1941 wurden tausende sowjetische Kriegsgefangene ins Lager deportiert. Die SS erschoss im Hof des Bunkers bzw. später auf dem SS-Übungsschießplatz in Hebertshausen insgesamt mehr als 4.000 sowjetische Kriegsgefangene.[27]
1942
Im Januar fand die Wannseekonferenz statt, auf der Massentötungen koordiniert wurden. Am 2. Januar startete der erste Transport, in der NS-Tarnsprache „Invalidentransport“ genannt, zum Schloss Hartheim. Dort wurden die Dachau-Häftlinge im Rahmen der Aktion 14f13 durch Gas getötet. Innerhalb eines Jahres brachte die SS in 32 Transporten[6] als geisteskrank oder arbeitsunfähig betitelte sowie unliebsame KZ-Häftlinge dorthin, insgesamt etwa 3.000 Häftlinge. Diese Tötungsaktionen im Schloss Hartheim waren eine Ausweitung des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten.
Am 22. Februar begann im KZ die Versuchsreihe Unterdruck, geleitet von dem SS-Hauptsturmführer Sigmund Rascher und dem Luftfahrtmediziner Hans-Wolfgang Romberg. Die Ärzte waren beauftragt, Reaktions- und Lebensfähigkeit des Menschen in großen Höhen, bei raschem Aufstieg (in Höhen bis 20 Kilometer und mehr) sowie beim plötzlichen Fall aus großer Höhe festzustellen. Eine Unterdruckkammer der Luftwaffe wurde angeliefert und zwischen Block 5 und den anliegenden Baracken aufgestellt.[28] Die Versuchsreihe endete in der zweiten Maihälfte und kostete 70 bis 80[20] von etwa 200 Häftlingen das Leben.
Am 23. Februar 1942 begann Claus Schilling seine ersten Experimente zur Erforschung von Medikamenten gegen die Tropenkrankheit Malaria. 1.100[20] Häftlinge wurden infiziert und als Versuchspersonen missbraucht. Ihm konnten in den Dachauer Prozessen zehn Todesopfer eindeutig nachgewiesen werden. Diese Versuche führte Schilling bis zum 5. April 1945 durch.[20] Während die medizinischen Experimente zu Druckauswirkungen den Piloten nützen sollten, zielten diese Forschungen auf die beim Afrikafeldzug eingesetzten Wehrmachtssoldaten ab.
Das Krankenrevier bestand in den ersten Kriegsjahren aus sechs Baracken, Kapo im Krankenrevier war Josef Heiden. Im Juni wurde in Block I eine biochemische Versuchsstation eingerichtet. Leiter war Heinrich Schütz. Es lief die Versuchsreihe Phlegmone (Entzündungen) an, durchgeführt in Block 1, Stube 3. Diese kostete bis zu ihrem Abschluss im Frühjahr 1943 mindestens 17[20] Häftlingen das Leben.
Am 15. August begannen Unterkühlungsversuche unter der Leitung der Ärzte Holzlöhner, Finke und Rascher. Sie dienten dem Zweck, in Seenot geratenen Fliegern besser helfen zu können. Offizieller Abschluss der Versuche war im Oktober 1942. Rascher verlängerte die Versuchsreihe auf eigene Faust bis zum Mai 1943. Die Zahl der Versuchspersonen lag zwischen 220 und 240 Personen, wovon etwa 65 bis 70 Häftlinge umkamen.
Am 1. September wurde Martin Weiß neuer Kommandant. Er war von Pohl scharf[29] angewiesen worden, besser auf die Erhaltung der Häftlingsarbeitskraft zu achten. Während seiner Kommandantur wurde daher die Strafe des Pfahlhängens abgeschafft, Schikane, Schläge und Appellstehen wurden weniger häufig, Häftlinge durften öfter in ihre Wohnbaracken. Vor allem wurden Gewicht und Anzahl von Lebensmittelsendungen nicht mehr beschränkt. Es trafen mehr Pakete ein, einige Häftlinge waren nun sehr gut versorgt, ein reger Tauschhandel entstand. Unter den Häftlingen bildete sich eine Differenzierung aus.[30] Sowjetische Häftlinge konnten keinen Kontakt zu ihrer Heimat haben und bekamen keine Pakete zugeschickt. Wer genug Pakete bekam, konnte nun auch bei Funktionshäftlingen die Aufnahme in ein gutes Arbeitskommando bewirken.[31]
Nach dem Befehl Himmlers vom 5. Oktober 1942, die in Deutschland liegenden Konzentrationslager judenfrei zu machen, deportierte die SS alle jüdischen Häftlinge Dachaus in das KZ Auschwitz.[32]
Ende November brach Bauch- und Flecktyphus aus. Die durch Läuse übertragene Krankheit weitete sich zu einer Epidemie aus. Plakate mit dem Titel Eine Laus dein Tod wurden in den Baracken aufgehängt.
Zu Weihnachten fand in Block 4 erstmalig eine Filmvorführung statt,[33] insgesamt folgten etwa acht weitere. Dabei wurden ausgewählte Spielfilme und propagandistische Berichterstattung über deutsche Kriegserfolge gezeigt. Mit der Kriegspropaganda wollte die Regierung den Hoffnungen der politischen Gegner und Widerstandskämpfer im Lager entgegenwirken. Die Lage im Kessel von Stalingrad ließ Vermutungen aufkommen, der Krieg könne möglicherweise nicht gewonnen werden. Einige Wochen später rief Goebbels öffentlich zum totalen Krieg auf.
1943
Am 1. Januar 1943 wurde wegen der Typhus-Epidemie eine Quarantäne für das gesamte Lager angeordnet, sie blieb bis zum 15. März gültig. Während der Quarantäne lebten die Häftlinge im Häftlingsbereich, SS-Leute betraten ihn nicht. Die Häftlinge durften ruhen, gelegentlich durfte musiziert werden, auch Gedichte entstanden. Die Lagerbibliothek hatte sich vergrößert, da nun auch Bücher in Paketsendungen eintrafen. Die kulturellen Aktivitäten überdauerten die Zeit der Quarantäne in eingeschränktem Ausmaß. [34] Auf der anderen Seite des absurden Lagerdaseins nahmen Hinrichtungen wegen Sabotage zu, die Zahl lag bei etwa 800 bis 1000 Todesopfern.[35] Am 4. August wurde zur Abschreckung vor den versammelten Lagerinsassen an 16 Häftlingen die Prügelstrafe vollzogen. Zudem liefen die Versuchsreihen von Rascher und Schilling.[36] Im Oktober wurde Eduard Weiter neuer und letzter Kommandant des Konzentrationslagers.
1944
Im Jahr 1944 wurden die ersten Konzentrationslager im Osten wegen der heranrückenden Front geräumt. Westliche Lager füllten sich zusehends mit evakuierten Häftlingen. Im Hof des Krematoriums wurden 31 sowjetische Offiziere am 22. Februar von der SS erschossen.[20] Am 11. Mai wurde ein Lagerbordell in Betrieb genommen, sechs Frauen aus dem KZ Ravensbrück trafen ein. Es stand in Zusammenhang mit der Dienstvorschrift Oswald Pohls, außergewöhnliche Arbeitsleistungen bei Häftlingen zu honorieren und damit zu steigern. Gegen Ende des Jahres wurde es wieder aufgelöst.[2] Am 6. Juli kam der Todestransport aus dem Lager Compiègne in Dachau an, von 2.521[20] Häftlingen waren bereits 984[20] tot.[37] Am selben Tag gelang es dem Häftling Sepp Eberl, in den Räumen der SS auf einem Funkgerät die Nachricht über die Landung der Alliierten in der Normandie abzuhören.[38] Im Sommer unternahm Wilhelm Beiglböck Versuche zum Gebrauch von Meerwasser als Trinkwasser.[39] Seine Versuchspersonen waren 44[20] inhaftierte Sinti und Roma. Ab Herbst waren die Lager völlig überfüllt: Die für 52 Menschen geplanten Stuben mussten sich nun 300 bis 500 Personen teilen. Am 4. und 6. September wurden weitere 92[20] sowjetische Offiziere im Hof des Krematoriums erschossen. Diese Erschießungen gingen als Akt der Häftlings-Abschreckung ohne Geheimhaltung vor sich.[40] Im November brach erneut eine durch einen Evakuierungstransport ins Lager eingeschleppte Flecktyphus-Epidemie aus. Die Sterberaten erhöhten sich, von 403 im Oktober auf 997 im November und 1.915 im Dezember.[41] Am 17. Dezember wurde der Diakon Karl Leisner in der Lagerkapelle vom französischen Bischof Gabriel Piguet heimlich zum Priester geweiht.
1945
Seit Jahresbeginn bis in den April hinein trafen Evakuierungstransporte aus bereits geräumten Lagern ein. Auch um ihre Arbeitskraft weiter nutzen zu können, wurden die Gefangenen auf lange und verlustreiche Transporte in den Westen des Reiches geschickt. Ebenso traf Lagerpersonal ein, im Januar 1945 beispielsweise der später freigesprochene SS-Arzt Hans Münch. Die Überfüllung des Lagers beschleunigte die Typhusepidemie: Die Sterblichkeit lag im Januar bei 2.903 Toten und stieg die folgenden Monate an. Das Krematorium wurde außer Betrieb genommen, ab dem 12. Februar wurde mit Massenbestattungen auf dem Friedhof Leitenberg begonnen.[42] Der Epidemie erlagen auch eine Reihe Ärzte und Pfleger. Pater Engelmar Unzeitig verstarb in dieser Zeit an Typhus. Gegen Ende März wurden hunderte deutsche Geistliche entlassen; 170[20] blieben inhaftiert.
Am 4. April wurden im Rahmen der Rettungsaktion der Weißen Busse dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) dänische und norwegische Haftinsassen übergeben. Die Häftlinge Charles Delestraint und Georg Elser wurden am 9. April erschossen. Anfang April begann die SS damit, Schriftstücke und Dokumente zu verbrennen. Mitte April suspendierte die SS Johan Meansarian und Albert Wernicke. Sie steckten die beiden von den Häftlingen gefürchteten Funktionshäftlinge in den Bunker.[2] Am 14. April ließ Himmler der Kommandantur von Dachau und Flossenbürg einen Funkspruch senden. Er befahl die Totalevakuierung[20], die später auf den Abtransport von Deutschen, Sowjetbürgern, Polen und Juden reduziert wurde. Damit begannen die Evakuierungs- und Todesmärsche. Am 17. und 24. April wurden einige Häftlinge, unter ihnen Niemöller, Piquet, Schuschnigg, in Richtung Tirol transportiert.
Am 23. April verließen die Arbeitskommandos zum ersten Mal nicht mehr das Lager. Ein weiterer Evakuierungstransport fuhr mit der Reichsbahn über Emmering–München–Wolfratshausen–Seefeld in Tirol nach Mittenwald. Die 2.000 Häftlinge wurden am 4. Mai befreit. Ein anderer Evakuierungstransport fuhr mit der Reichsbahn am 25. April von Emmering über München, Wolfratshausen und Kochel nach Seeshaupt am Starnberger See. Die 3.000 Häftlinge konnten am 30. April befreit werden. Der Evakuierungstransport vom 26. April über Emmering–München–Wolfratshausen–Penzberg–Staltach mit 1.759 Juden konnte ebenfalls am 30. April befreit werden. Am selben Tag stoppten die US-Amerikaner einen Marsch von 6.887[6] Häftlingen. Er hatte am 26. April begonnen und führte über Pasing, Wolfratshausen und Bad Tölz zum Tegernsee. Viele erlebten die Befreiung nicht, sie starben an völliger körperlicher Entkräftung oder wurden ermordet. Am 27. April wurden 2.000 Häftlinge von Emmering aus mit der Reichsbahn auf einen Transport geschickt; ab Wolfratshausen mussten die Häftlinge zu Fuß marschieren. Nachts traf der Eisenbahnzug mit Häftlingen aus Buchenwald ein, von denen viele verhungert waren.
Einen Tag später, am 28. April, zog der deutsche Generalmajor Max Ulich, da er unnötige Verluste gegen die US-Streitkräfte vermeiden wollte, die 212. Volksgrenadier-Division vom Lagergelände ab. An diesem Tag fand in der Stadt auch der Dachauer Aufstand statt, der von den ehemaligen Dachauhäftlingen Walter Neff und Georg Scherer geleitet wurde.
Befreiung 1945
→ Hauptartikel: Befreiung des Konzentrationslagers Dachau
Am nächsten Tag, dem 29. April 1945, marschierte die 45. Infanterie-Division der 7. US-Armee und die 42. Infanterie-Division zur Befreiung des Hauptlagers ein. Wenige zurückgebliebene Männer der Waffen-SS boten kaum Widerstand. Einen Tag später marschierten die Truppen in München ein. Weitere nahegelegene Außenlager wurden befreit, unter den Häftlingen befand sich beispielsweise Viktor Frankl, dessen späteres Buch … trotzdem Ja zum Leben sagen über seine Erfahrungen in den Lagern Dachau und Auschwitz weltweite Bekanntheit erreichte. Auch Häftlingstransporte, die sich noch in der Umgebung Münchens befanden, kamen am 30. April frei.
US-amerikanische Verwaltung
Zunächst stand Dachau aufgrund eines US-amerikanischen Befehls unter Quarantäne. Typhus und Fleckfieber grassierten auf dem Gelände. Die Epidemie und auch die Folgen der Unterernährung während der KZ-Haft dezimierte die Zahl der Überlebenden um etwa 2.000 Personen. Im nun befreiten Lager Dachau mussten im Mai 1945 täglich zwischen 100 und 300 Tote bestattet werden. Die Bildung eines internationalen Häftlingskomitees (CID) wurde geplant und bekannt gegeben. In der akuten Notlage diente das Lagergelände noch zeitweilig als Unterkunft für heimatlose und kranke ehemalige Häftlinge. Im Juli errichteten die US-amerikanischen Militärbehörden auf dem Gelände das Internierungslager Dachau.
Gegen Jahresende 1945 fand der Dachau-Hauptprozess im Rahmen der Dachauer Prozesse statt; 36 der 40 Angeklagten wurden zum Tod durch den Strang verurteilt. Im Mai 1946 wurden 28 der 36 Todesurteile im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg vollstreckt. In 121 Nachfolgeverfahren mussten sich etwa 500 Angeklagte in den folgenden Jahren vor US-amerikanischen Militärgerichten verantworten. Angeklagt waren überwiegend SS-Mitglieder, die zuvor im Hauptlager und dessen Außenlagern tätig gewesen waren. Bis ins Jahr 1948 fanden auf dem Gelände die Dachauer Prozesse statt, die unter anderem den Holocaust betrafen. Die medizinischen Experimente an Haftinsassen wurden auch in den Nürnberger Ärzteprozessen und im Milch-Prozess verhandelt.
Knapp dreieinhalb Jahre nach der Befreiung übergab das US-amerikanische Militär das Gelände im September 1948 an die bayerischen Behörden. Nun diente es als Flüchtlingslager.
In späten Nachkriegsermittlungen, beispielsweise im Jahr 1960 das Gerichtsverfahren gegen Karl Kapp, wurden auch Funktionshäftlinge vor Gericht gestellt.
Räumliche Struktur
Das frühe Lager Dachau war 1933 noch in den Räumlichkeiten der ehemaligen Fabrik.[43] Etwa ab 1937 entstand das neu errichtete Lager, das sich in folgende Bereiche gliederte:
- Häftlings-Gelände
- SS-Gelände (westlich vom Häftlings-Gelände)
- Kräuterplantage (östlich vom Häftlings-Gelände)
- Schießplatz Hebertshausen
- Friedhof Leitenberg
- Gräberanlage Waldfriedhof
- Mit Kriegsbeginn entstanden verstärkt Außenlager, die sich meist in Nähe von Rüstungsbetrieben oder wichtigen Arbeitsstätten im südlichen Reich befanden.
Häftlings-Gelände
Der erste große Teilbereich des Konzentrationslager war das Gefangenenlager, euphemistisch auch „Schutzhaftlager“ genannt. Ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun umgab es, dahinter befand sich ein Graben. Sobald sich jemand dem Zaun näherte, schoss das SS-Personal ohne Vorwarnung von Wachtürmen. Nachts war die Umzäunung beleuchtet. Insgesamt gab es 34 Baracken in zwei Reihen, mittig war die Lagerstraße. Den Eingang zum Häftlingsbereich bildete das Jourhaus. Die Wohnbaracken erhielten unter Kommandant Loritz den Namen „Blöcke“. Jeder Wohnblock besaß zwei Waschanlagen, zwei Toiletten und vier "Stuben". Jede Stube hatte einen Wohn- und einen Schlafraum. Pro Stube sollten 52 Personen untergebracht werden, das bedeutete 208 Häftlinge pro Wohnblock. In den letzten Kriegsjahren mussten sich bis zu 1.600[44] Gefangene einen Wohnblock teilen.
Auf dem Appellplatz fand zu Tagesbeginn und -ende der Zählappell statt. Fehlte jemand, wurde Strafappellstehen durch die Nacht bzw. einen halben Tag lang angeordnet. Acht Wachtürme umgaben das Gelände, sie waren üblicherweise mit je zwei SS-Wachen mit zwei Maschinengewehren besetzt. Das so genannte Krankenrevier bestand anfangs aus zwei Baracken, ab 1939 wurde es erweitert. In den letzten Kriegsjahren war es 18 Baracken groß. Zum "Lazarett" gehörte eine Desinfektionsbaracke sowie eine Totenkammer. Es gab eine Arbeitsbaracke, eine weitere Baracke bildete die Kantine, die auch Propagandazwecken diente. Im Wirtschaftsgebäude befand sich die Küche und auch das berüchtigte „Bad“. Dahinter lag der Bunker, hier wurden Lagerarrest, Lagerstrafen (zum Beispiel verschärfte Einzelhaft) und Erschießungen vollzogen. Ab Herbst 1944 kamen Stehbunker hinzu.
Zwei NS-Denkmäler hatten Häftlinge 1933 im Lager errichten müssen: Vor dem Schlageter-Denkmal mussten vorbeigehende Häftlinge fortan die Mütze ziehen, ebenso vor dem Wessel-Denkmal.
Im Laufe der zwölf Jahre bildeten sich verschiedene Einteilungen der Wohnblöcke: Die Strafblöcke waren mit Stacheldraht umgeben: hier befanden sich Insassen, die wiederholt in Haft gewesen waren oder über die verschärfte Haft verhängt wurde. Weitere Blöcke waren: Interbrigadistenblock, Judenblock, Invalidenblock, Prominentenblock, und Pfarrerblock. Ab Kriegsbeginn kam es zu einer Einteilung nach Nationalitäten (Polnischer Block, Tschechischer Block, …).
SS-Gelände
Den zweiten großen Teilbereich des Lagers stellte das Gelände der SS dar; es war gut doppelt so groß wie der Häftlingsbereich. Ein Teil davon zählte offiziell nicht zum KZ, da sich hier ein SS-Übungslager mit Kasernen und Schulungsräumen befand.[45] Jedoch waren auch auf dem SS-Übungslager Werkstätten, in denen Häftlinge zu arbeiten hatten. Weiter befanden sich in dem Bereich Mannschaftsbaracken und Offizierswohnungen, eine Bäckerei sowie das Verwaltungsgebäude. Später kamen zwei Krematoriumsgebäude dazu.
Erstes Krematorium
Etwa sieben Jahre lang wurden Verstorbene in einem Krematorium in München eingeäschert. Dann wurde 1940 ein eigenes Krematorium mit zwei Öfen erbaut. Es war ein sehr kleines Gebäude mit nur einem einzigen Raum, etwas abseits stehend zwischen Bäumen auf dem SS-Gelände erbaut. Ein spezielles Häftlingskommando, das keinen Kontakt mit Insassen des Gefangenenlagers haben durfte, musste die Einäscherungen vornehmen. Nur Häftlinge des „Arbeitskommandos Krematorium“ durften dieses Gelände betreten. Vor dem Jourhaus zweigte der Weg innerhalb des SS-Lagers zum Krematoriumsbereich ab und war somit vom Häftlingslager strikt getrennt. In der Nähe des Krematoriums vollstreckte die SS Todesurteile durch Erhängen und Erschießen.
Baracke X (Zweites Krematorium mit Gaskammerraum)
Von Mai 1942 bis April 1943 ließ die Lagerverwaltung gegenüber dem ersten Krematorium ein größeres Gebäude bauen, die sogenannte Baracke X.[46] Neben zwei Eingangsräumen gab es mehrere Leichenräume. Der neue Krematoriumsraum war mit vier Öfen ausgestattet, die von April 1943 bis Februar 1945[2] zur Einäscherung verwendet wurden. Danach begannen die Massenbestattungen auf dem Friedhof Leitenberg. Ferner enthielt das Gebäude vier Desinfektionskammern für Häftlingskleidung, die seit dem Sommer 1944 in Betrieb waren. Bei einem weiteren Raum war über dem Eingang die Aufschrift „Brausebad“ angebracht. Der Raum war weiß gekachelt, besaß ein Guckloch und 15 simple Duschkopf-Attrappen. An der Außenwand befanden sich zwei blecherne Klappen, die auch das Einschütten von Zyklon B ermöglicht hätten. US-amerikanische Truppen identifizierten diesen Raum am 29. April 1945 als eine Gaskammer.
Es kam im Lager, selbst zu Kriegsende, zu keiner Massentötung durch Gas. Dies wird auch von ehemaligen Häftlingen berichtet: „Als sich nach der Fertigstellung [der Gaskammer] die Befürchtungen, es würde zu Massentötungen kommen, nicht bewahrheiteten, […]“.[47] Ob einzelne Personen oder eine kleine Gruppe durch Zyklon B bzw. anderes Gas zu Tode kamen, ist nicht beweisbar. Viele Dokumente waren vor Kriegsende vernichtet worden.
Ein Indiz für Experimente mit Kampfgas liefert der erhalten gebliebene Brief des SS-Arztes Rascher an Himmler vom 9. August 1942: „Wie Sie wissen, wird im KL Dachau dieselbe Einrichtung wie in Linz gebaut. Nachdem die Invalidentransporte sowieso in bestimmten Kammern [Anm.: gemeint sind Gaskammern] enden, frage ich, ob nicht in diesen Kammern an den sowieso dazu bestimmten Personen die Wirkung unserer verschiedenen Kampfgase erprobt werden kann.“ Ein weiteres Indiz ist die Aussage des Häftlings Frantisek Blaha: „Die Gaskammer wurde im Jahre 1944 vollendet; ich wurde zu Rascher gerufen, um die ersten Opfer zu untersuchen. Von den acht bis neun Personen, die in der Kammer waren, waren drei noch am Leben und die anderen schienen tot zu sein.“[48]
Die Historikerin Barbara Distel urteilt: „Ob die von Rascher vorgeschlagene Kampfgaserprobung realisiert wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt, nach den Aussagen ehemaliger Häftlinge ist eine derartige Verwendung aber nicht auszuschließen.“[49]
Massentötungen durch Gas fanden in Dachau nachweislich nicht statt.[50] Für Ermordung durch Gas zog es die SS vor, Dachau-Häftlinge in die Gaskammer von Hartheim oder auch nach Auschwitz zu deportieren. Diese Mordtransporte wurden in der NS-Tarnsprache Invalidentransporte genannt.
Außenlager
→ Siehe: Liste der Außenlager des KZ Dachau
Sehr lange Zeit standen Außenlager nur am Rande des Interesses historischer Forschungen.[2] Die heutigen Forschungen sind durch die geringe Zahl noch lebender Augenzeugen erschwert.
Die Gefangenen dieser Lager mussten nicht nur das Lager selbst bewirtschaften, sondern auch zahlreiche andere Arbeiten verrichten: sie arbeiteten in SS-eigenen Handwerksbetrieben, im Straßenbau, in Kiesgruben und bei der Kultivierung von Mooren, ab 1939 für die Rüstungsindustrie. Ab 1942 entstanden zahlreiche Außenlager, in denen etwa 37.000 Häftlinge arbeiteten. Ab März 1944 sollten vor allem Kriegsgefangene aus Osteuropa riesige unterirdische Komplexe errichten, um die deutsche Rüstungsproduktion unterirdisch weiterzuführen.
Arbeitseinsätze außerhalb des Lagers konnten sich auf einzelne Personen beschränken, aber auch tausende Häftlinge umfassen. Externe Einsätze wurden als Außenkommandos bezeichnet, wenn Häftlinge an der Arbeitsstelle auch eine Unterkunft hatten. Als Außenlager oder Nebenlager wurden Lager bezeichnet, die aufgrund ihrer Größe SS-Lagerführer und Häftlingsfunktionäre hatten.[51]
In kleineren Außenkommandos hatten Häftlinge nicht nur durch ausreichende Kost bessere Überlebenschancen als im Hauptlager. Als Folge des stetigen näheren Kontakts verringerten sich brutale Übergriffe des SS-Personals.[2] Die hygienische Ausstattung im Außenlager war oftmals unzureichend und die Arbeitsbedingungen in großen Nebenlagern waren schwieriger als die im Hauptlager Dachau. Die Häftlinge arbeiteten beispielsweise bei Zeppelin-Werke, Messerschmitt (Düsenjäger), BMW-Werk II für Flugzeugmotoren (Außenlager Allach), Dornier-Werke, Agfa-Kamerawerk, Firma Sachse (Flugzeugpropeller), Firma Präzifix (Schrauben), Dynamit AG, Firma Magnesit, Firma Kimmel (Funkmessgeräte), Bauarbeiten Flughafen München-Riem, Reichsbahn-Aufräumkommando oder bei der Bombenentschärfung.[2] Allein in elf Außenlagern bei Landsberg am Lech arbeiteten 30.000 Häftlinge. Ende April 1945 wurden diese Lager, unter ihnen Schwabmünchen/Kaufering IV, vor den heranrückenden Truppen evakuiert und die Gefangenen mit Zügen oder auf Todesmärschen an andere Stellen geschafft.
Die Außenlager wiesen kein einheitliches Erscheinungsbild auf. Mit 169 Außenkommandos[24][52] war Dachau das am weitesten verzweigte Lager des nationalsozialistischen Regimes.
Organisatorische Struktur
Häftlingsarbeit und Selektion
Laut der Propaganda war Arbeit erstrangig ein Mittel zur politischen Erziehung, damit besserungsfähige Häftlinge in die nationalsozialistische Gesellschaft aufgenommen werden könnten. Jedoch zog die SS aus der Häftlingsarbeit mehr und mehr Gewinn. Die Kultivierung der umliegenden Moore war die anfängliche Häftlingsaufgabe, dies wurde rasch geändert. Die Errichtung handwerklicher Arbeitsstätten – Straßenbau, Maurer, Tischler, Schlosser, Schneider, Schuhmacher, Sattler, Bäcker, Schlachter – versprach mehr Profit bzw. Autarkie. Schon wenige Monate nach Lagereröffnung arbeiteten 1933 bereits 300 Häftlinge für die SS. Es wurden Wohnungseinrichtungen hergestellt, Kleider und Schuhe gefertigt. Das Lager entwickelte sich zur wirtschaftlichen Basis der SS. Die Handwerkskammer schrieb am 28. November 1933 einen Brief und äußerte ihre Befürchtung, das Lager stelle eine unhaltbare Konkurrenz für andere lokale Handwerker dar. Die politische Polizei antwortete, die Produktion im Lager würde auf jeden Fall weitergeführt werden. Offiziell zählten die erwirtschafteten Werte zum Staatsbesitz, real nutzten sie Himmlers SS, indem sie die Abhängigkeit von der SA und vom Reichsinnenministerium verringerten. Bis 1940 konnte die SS den vollen Profit der Häftlingsarbeitskraft nutzen. In zahlreichen Fällen kam es bei der Zwangsarbeit zu Erniedrigungen, Misshandlungen und physischer Vernichtung, indem man Häftlinge schikanierte oder zu Tode hetzte. Später, v.a. in den großen Außenlagern, erhöhte sich diese Zahl drastisch.
Kranke und körperlich entkräftete Häftlinge wurden in den Invalidenblock verlegt, von dort erfolgte der Abtransport zu den Tötungsstätten.
Ausbildungsort der SS
Da es das erste Lager der SS war, fand von Dachau aus der systematische Ausbau des KZ-Systems im Reichsgebiet statt. Die Ausbildung des SS-Personals fand hier statt, zahlreiche spätere KZ-Kommandanten waren anfangs in Dachau. Auf dem SS-Gelände waren die SS-Totenkopfverbände, also die Wachmannschaft, untergebracht. Eicke trainierte das Wachpersonal, Gewalt auszuüben und brutal gegen Häftlinge vorzugehen („Toleranz bedeutet Schwäche“). Die Rekruten lernten in der täglichen Praxis des Lagers Dachau, Prügelstrafe und Folter anzuwenden. Mit dem Erlernten kam das Wachpersonal in anderen NS-Lagern zum Einsatz.[53]
Auch der Stab der Unterführerschule Dachau befand sich hier, wo der Unteroffiziersnachwuchs ausgebildet wurde. Ebenso befand sich dort die Verwaltung der SS-Führerschule des Wirtschafts-Verwaltungsdienstes.
Medizinische Experimente
Da die SS auch Mediziner ausbildete, um in Kriegszeiten Operationen bei verletzten Soldaten durchzuführen, kam es im Krankenrevier mehrmals zu Operationen aus Übungszwecken. Zudem führten zahlreiche Dachauer SS-Ärzte verschiedene Versuche an Häftlingen durch, zum Beispiel TBC-Versuchsreihe, Leberpunktionen, Rascher führte unter anderem Höhen- und Unterkühlungsversuche durch, Schilling infizierte Häftlinge mit Malaria.
Lagerordnung
In fast allen frühen Lagern entstanden Lagerordnungen, die aus den gängigen Vorschriften von Polizei- und Justizgefängnissen abgeleitet waren. Im Lager Dachau war dies völlig anders. Hier teilte Kommandant Wäckerle in der ersten Lagerordnung dem Amt Lagerkommandant die volle Gerichtsbarkeit zu, was ihm juristische Alleinherrschaft einbrachte und damit die weitgreifendste Veränderung war. Ein halbes Jahr später wurde sie am 1. Oktober 1933 in der zweiten Fassung durch Kommandant Eicke verschärft, als weitere Neuerung kamen Körperstrafen hinzu. Die Lagerordnung wurde ab 1934 für alle Konzentrationslager der SS gültig. Die Hierarchie des SS-Personals legte die IKL fest. Die IKL gab später auch einheitliche Richtlinien für die Prozedur des sogenannten Strafverfahrens in den KZ der SS vor. In der Postenpflicht ließ Himmler niederschreiben, auf Häftlinge müsse ohne Aufruf und ohne warnenden Schreckschuss sofort geschossen werden. Bei den zahlreichen unnatürlichen Todesfällen lautete häufig der Erklärungsversuch, man habe Häftlinge bei einem angeblichen Fluchtversuch erschossen.
Funktionshäftlinge
Die Methode „Teile und Herrsche“ wurde durch eine abgestufte Häftlings-Selbstverwaltung im Lager angewandt. Die SS ernannte Häftlinge zu Aufsehern über Pflichten. Sobald sie ihre Aufgabe nicht zur Zufriedenheit erledigten, verloren sie ihren Status wieder. Dann hatten sie Reaktionen anderer Mithäftlinge zu fürchten. Die SS nötigte Funktionshäftlinge, starken Drill auf andere Häftlinge auszuüben, beispielsweise hinsichtlich der Ordnung und Reinlichkeit in Baracken und bei Kleidung. Kleine Vergehen wurden schwer bestraft. Einer der meist gefürchteten Funktionshäftlinge war Meansarian, der nach der Befreiung des Lagers von US-amerikanischen Soldaten erschossen wurde.[54] Dachau war in den zwölf Jahren seiner Existenz durchgehend ein politisches Lager. Die von Häftlingen besetzbaren Positionen blieben in Händen politischer Gefangener, diese waren seit Beginn und damit am längsten inhaftiert.
Lagerterminologie
Die SS gebrauchte im internen Schriftverkehr die Abkürzung KL; auch in damaligen Zeitungsberichten wurde diese Abkürzung verwendet. Dem Zeitzeugen Eugen Kogon zufolge verwendete die SS nach außen bevorzugt das härter und bedrohlicher klingende Kürzel „KZ“. Da sämtliche Konzentrationslager der SS unterstanden, prägte sich die ungewöhnliche Abkürzung ein.[55]
Gemäß amtlicher Definition des NS-Regime galten als Konzentrationslager nur jene, die dem Befehl der SS unterstanden.[24] Die SS regierte hier willkürlich und ohne rechtliche Einschränkung. Andere Haftstätten, die nicht im Zuständigkeitsbereich der SS lagen, trugen in der nationalsozialistischen Terminologie Bezeichnungen wie Arbeitserziehungslager.
Propaganda
Himmler und die NSDAP betrieben mit dem „Vorzeigelager Dachau Propaganda“, um der „Gräuelpropaganda des Auslands“ entgegenzuwirken. Auch mit dem als Ghetto bezeichneten KZ Theresienstadt wurde Propaganda gegen die jüdische Minderheit betrieben.
Die Opfer
Häftlingsgruppen
→ Hauptartikel: Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen
Das Kennzeichnungssystem der Häftlingsgruppen systematisierte der SS-Offizier Loritz. Es waren kleine Dreiecke aus Stoff, so genannte Winkel, die auf die Häftlingsuniform genäht wurden. Die Hauptgruppen unterschieden sich durch die Farbe der Dreiecke.
Zusätzlich bekam jeder Inhaftierte eine Nummer auf die Kleidung genäht. Bei den Häftlingsnummern lief die erste Serie von Nr. 1 bis 37.575 vom 22. März 1933 bis zum 31. März 1940. Die zweite Serie lautete Nr. 1 bis 161.896, beginnend vom 1. April 1940 bis zum 28. April 1945.
Häftlinge
→ Hauptartikel: Häftlinge im Konzentrationslager Dachau
Insgesamt waren etwa 200.000 Häftlinge in Dachau inhaftiert. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie Bürgermeister, Kommunalpolitiker oder Reichstagsabgeordnete aller Parteien. Viele Verleger von Zeitungen und Zeitschriften fanden sich in der Häftlingsliste, ebenso bekannte – und damit einflussreiche – Schriftsteller und Adelige. Auch andere, medienwirksam einflussreiche Berufe waren betroffen: Musiker, Komponisten und Juristen. Eine weitere Sonderstellung des Lagers war, dass ab Ende 1940 sämtliche, bereits in anderen KZ inhaftieren Geistlichen verschiedener Konfessionen nach Dachau verbracht und im dortigen Priesterblock inhaftiert wurden.
Todesopfer
→ Hauptartikel: Todeszahlen des KZ Dachau
Die erhalten gebliebenen Dokumente der Standesämter und des nach Kriegsende eingerichteten Standesamts des Internationalen Suchdienstes (ITS) belegen schriftlich 32.009 Sterbefälle.[56] Jedoch muss beachtet werden, dass das lagereigene Standesamt Todesfälle nur bis zum 20. April 1945 dokumentierte. Viele Dokumente vernichtete die SS, auch dokumentierte sie nicht sämtliche Todesfälle und Morde, beispielsweise exekutierte die SS sowjetische Kriegsgefangene. Kurz vor der Befreiung kam es bei den Häftlingsmärschen aus dem Lager zu zahlreichen Toten, die ebenfalls nicht amtlich registriert wurden. Die heutige historische Forschung geht von etwa 41.500 Todesopfern aus.[1]
Wachmannschaften und Kommandantur
→ Hauptartikel: Personal im KZ Dachau
Für die Bewachung aller späterer KZ waren die SS-Totenkopfverbände zuständig. Diese eigens dafür geschaffene Einheiten der SS wurden im KZ Dachau ausgebildet (siehe auch SS-Unterführerschule Dachau). Das SS-Personal wohnte auf dem direkt anschließenden SS-Gelände. Der für die Bewachung des KZ Dachau zuständige SS-Totenkopfverband war die SS-Totenkopf-Standarte I „Oberbayern“, aus der im Oktober 1939 die spätere Waffen-SS Division „Totenkopf“ aufgestellt wurde. Nach der Umgliederung wurde die SS-Standarte in Dachau in SS-Totenkopf-Rekruten-Standarte „Oberbayern“ umbenannt.
Zweiter Kommandant, ab Ende Juni 1933 bis 7. Juli 1934 war Theodor Eicke. Er wurde nach seinem Mord an dem SA-Führer Röhm befördert und Chef der SS-Inspektion der Konzentrationslager (zuständig für alle Konzentrationslager). Er erließ Bestimmungen, die praktisch in allen KZ umgesetzt wurden. Als Kommandanten folgten ihm Heinrich Deubel, Hans Loritz, Alex Piorkowski Martin Weiß und Eduard Weiter (1. Oktober 1943 bis 26. April 1945). Nach ihm übergab am 29. April Heinrich Wicker (Jg. 1921), eine untere SS-Charge[57], das Lager an die US-Truppen.
Die Dachauer Prozesse
Das US-Militär nutzte das ehemalige Häftlings-Lager und die SS-Kasernen für die Inhaftierung von NSDAP-Funktionären und Angehörigen der SS. In Dachau wurden insgesamt 489 Verfahren, die Dachauer Prozesse als Militärgerichtsprozesse durchgeführt.
Der erste Prozess, der Dachau-Hauptprozess, (United States of America v. Martin Gottfried Weiss et al.), richtete sich gegen Teile der Mannschaft des KZ Dachau und wurde vom 15. November bis zum 13. Dezember 1945 durchgeführt. Auch so genannte KZ-Ärzte und Otto Schulz als Vertreter der Deutsche Ausrüstungswerke (DAW, Ausbeutung der Sklavenarbeit) standen dort unter Anklage. Alle 40 Beklagten wurden für schuldig befunden und 36 von ihnen zum Tode verurteilt; 28 wurden 1946 im Landsberger Gefängnis gehängt. Dem Dachau-Hauptverfahren schlossen sich 121 Folgeprozesse mit etwa 500 Beschuldigten an.
Gedenkstätten und Gedenkstättenarbeit
→ Hauptartikel: KZ-Gedenkstätte Dachau, mit religiösen Gedenkstätten und Mahnmal
1963 unterzeichneten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Die deutsche Bundesregierung verpflichtete sich, die Grabstätten ehemaliger Häftlinge zu erhalten.
1965 wurde die KZ-Gedenkstätte Dachau errichtet. Mit Ausnahme der verschiedenen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft auf dem Gelände befinden sich Grundstücke und Liegenschaften des eigentlichen Lagers, einige Außenstellen sowie umfangreiche Ausstellungs- und Archivbestände in der Trägerschaft der 2003 eingerichteten Stiftung Bayerische Gedenkstätten.
In den erhalten gebliebenen Gebäuden des SS-Bereichs befand sich nach dem Krieg zunächst die US-amerikanische Armee. Heute wird es von der bayerischen Bereitschaftspolizei genutzt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
1996 wurde der 27. Januar als nationaler Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus festgelegt. Seit 2005 ist der 27. Januar auch internationaler Gedenktag.
Zum 65. Jahrestag der Befreiung fand am 2. Mai 2010 in der KZ-Gedenkstätte Dachau eine Gedenkfeier statt, an der mit Horst Köhler erstmals ein amtierender Bundespräsident teilnahm.[58]
Zehntausende von Häftlingen des KZ Dachau und seiner Außenlager wurden Ende April 1945 in Richtung Alpen getrieben. Viele starben auf den Märschen. Entlang der Strecke des „Todesmarsches von Dachau“ wurden von 1989 an 22 identische Skulpturen des Bildhauers Hubertus von Pilgrim aufgestellt. Unter dem Leitmotiv des Mahnmals, einer Gruppe wankender Häftlinge, ist eine Platte mit folgender Inschrift angebracht: „Hier führte in den letzten Kriegstagen im April 1945 der Leidensweg der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau vorbei ins Ungewisse.“[59]
Medien
Literatur
- Sabine Asgodom (Hrsg.): „Halts Maul - sonst kommst nach Dachau!“ Frauen und Männer aus der Arbeiterbewegung berichten über Widerstand und Verfolgung unter dem Nationalsozialismus. Bund-Verlag, Köln 1983, ISBN 3-7663-0593-X
- Wolfgang Benz und Angelika Königseder (Hrsg.): Das Konzentrationslager Dachau. Geschichte und Wirkung nationalsozialistischer Repression. Metropol Verlag, Berlin 2008, 460 S., ISBN 978-3-940938-10-7
- Hans Beimler: Im Mörderlager Dachau. Erster authentischer Bericht über die Zustände in einem faschistischen KZ.. Broschüre, August 1933.
- Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. Beck, München 2005, Bd. 2. ISBN 3-406-52962-3.
- Comité International de Dachau – Barbara Distel: Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945. Dachau, 2005. ISBN 3-87490-750-3.
- Barbara Distel und Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933–1945. Geschichte und Bedeutung, Hrsg. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1994 (Text online).
- Barbara Distel und Wolfgang Benz: Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Internetseite der Dachauer Hefte
- Sabine Schalm: Überleben durch Arbeit?, Außenkommandos und Außenlager des KZ Dachau 1933 1945, Metropol Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-940938-45-9
- Martin Gruner: Verurteilt in Dachau. Der Prozess gegen den KZ-Kommandanten Alex Piorkowski vor einem US-Militärgericht. Wißner, Augsburg 2008. ISBN 978-3-89639-650-1
- Walter Hornung (Pseudonym, eigentlich Julius Zerfaß): Dachau – Eine Chronik. Europa-Verlag, Zürich 1936, Reprint Kirn/Nahe 1988.
- Internationales Zentrum für Recht und Freiheit in Deutschland(Hrsg.): Nazi Bastille Dachau. Schicksal und Heldentum deutscher Freiheitskämpfer. Paris 1939.
- Hans-Günter Richardi: Schule der Gewalt. Die Anfänge des Konzentrationslagers Dachau 1933–1934. Beck, München 1990, ISBN 3-406-09142-3.
- Dirk Riedel: Ordnungshüter und Massenmörder im Dienst der „Volksgemeinschaft“: Der KZ-Kommandant Hans Loritz. Metropol Verlag, Berlin 2010, ISBN 3-940-93863-7.
- Dirk Riedel: Kerker im KZ Dachau. Die Geschichte der drei Bunkerbauten. Dachau 2002.
- Sybille Steinbacher: Dachau - Die Stadt und das Konzentrationslager in der NS-Zeit. Die Untersuchung einer Nachbarschaft. Peter Lang, Frankfurt a. M. 1993, ISBN 3-631-46682-X
- Fritz Wandel: Ein Weg durch die Hölle – Dachau – wie es wirklich war, Verlag Oertel & Spörer, Reutlingen 1946 (Erlebnisbericht eines Dachau-Häftlings), Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Stanislav Zámečník (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002, ISBN 2-87996-948-4.
- Ausführliche Liste weiterer Literatur auf hagalil.com
Filme
- Der neunte Tag. Spielfilm, Deutschland, 2004, Regie: Volker Schlöndorff.
- Hafners Paradies. Dokumentarfilm, Deutschland, 2007, Regie: Günter Schwaiger. Der Film schildert die Begegnung des ehemaligen Häftlings Hans Landauer mit dem ehemaligen SS-Mann Paul Hafner.
- Der weiße Rabe. Dokumentarfilm aus dem Jahr 2009 über den ehemaligen Häftling Max Mannheimer
- Geboren im KZ. Dokumentarfilm, 2010. Geschichte zweier Jüdinnen, die im letzten Kriegswinter im KZ-Außenlager Kaufering Kinder zur Welt brachten.
Foto-Archiv der Bayerischen Staatsbibliothek
- Inszenierte Propagandafotos. Fotograf: Heinrich Hoffmann, Juni 1933
- Häftlinge erbauen ein Schwimmbecken, Ansicht des Lagers Dachau, Wachmannschaften, Häftlinge beim Eisstockschießen, Eisstockschießen 2, Eisstockschießen 3, Eisstockschießen 4, Häftling auf dem Eis, Erbau Wessel-Denkmal
- Heimliche Fotoaufnahmen (Fotografierverbot), Umgebung Dachau, Kriegsalltag 1943.
- Fotos: Prozess gegen SS-Wachmannschaft, Dezember 1945.
Weblinks
Commons: Konzentrationslager Dachau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website der KZ-Gedenkstätte Dachau
- Links zum Thema KZ Dachau im Open Directory Project
- Literatur zum Schlagwort KZ Dachau im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
- (Bildungs-)Material zum KZ Dachau (Lernen aus der Geschichte)
Fußnoten
- ↑ a b Zahlenangabe der Gedenkstätte
- ↑ a b c d e f g h i j Quelle: Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002.
- ↑ Abbildung: Münchner Neueste Nachrichten, März 1933
- ↑ Anna Andlauer: Claus Bastian – Der Häftling mit der Nummer 1, in: Hans-Günter Richardi (Hrsg.): Lebensläufe – Schicksale von Menschen, die im KZ Dachau waren, BoD – Books on Demand 2001, Dachauer Dokumente Bd. 2, ISBN 978-3-8311-2190-8, S. 27f
- ↑ a b c Das Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, letzte Änderung am 17. April 2006
- ↑ a b c d e f Chronik des Konzentrationslagers Dachau, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, letzte Änderung am 17. April 2006
- ↑ Hans Beimler: Im Mörderlager Dachau. Vier Wochen in den Händen der braunen Banditen. Moskau 1933 mit zahlreichen Nachdrucken und Übersetzungen unter anderem in englischer, französischer, jiddischer, polnischer und dänischer Sprache. Eine 1980 im Militärverlag der DDR erschienene kommentierte Neuausgabe enthält auch eine Biografie Beimlers mit Beiträgen von Karl Horn, Karl Pioch und Arthur Dorf.
- ↑ Gründe für Todesstrafe waren z. B. „tätlich werden gegen Lagerpersonal“ oder „gemeinsame Gehorsamsverweigerung“ oder Anstiftung dazu.
- ↑ a b Zdenek Zofka: Die Entstehung des NS-Repressionssystems
- ↑ Staatsanwalt Karl Wintersberger – pdf [1]
- ↑ Münchner Illustrierte Presse, Bericht vom 16. Juli 1933
- ↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 54–58
- ↑ Am 2. Juli entdeckte der Häftling Hans Deller 17 mit Chlorkalk überschüttete Leichen. Die Zahl der Toten lag vermutlich etwas höher, in dem Buch „Die Toten von Dachau“ sind für diese Tage höhere Todesfälle angeführt. Vgl. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002. S. 70
- ↑ Häftlinge hatten nachts eine Hinrichtung durch die Fenster der Baracken beobachtet; der Lagerverwalter hielt SS-Männer davon ab, in die Baracken zu stürmen und diese zu erschießen. Am nächsten Tag ordnete Eicke an, dass sie bei einer weiteren Hinrichtung durch den Drahtzaun zusehen mussten. Vgl. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002. S. 69
- ↑ vgl. Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 90
- ↑ Werbeplakat Reichstagswahl 29. März 1936
- ↑ Vgl. auch Wolfgang Benz. Geschichte des Dritten Reiches. Beck Verlag, München 2000, ISBN 3-406-46765-2, S. 80–81
Am 16. Juli 1936 wurden unter der Propagandaparole „Berlin ohne Zigeuner“ rund 600 Sinti und Roma in Berlin verhaftet und in das dazu errichtete Gefangenenlager Berlin-Marzahn gesperrt, den von den Nazis so genannten Zigeunerrastplatz Marzahn. Von dort wurden später viele in die KZ deportiert. Vgl. Wolfgang Benz: Das Lager Marzahn. Zur nationalsozialistischen Verfolgung der Sinti und Roma und ihrer anhaltenden Diskriminierung, in: Helge Grabitz/Klaus Bästlein/Johannes Tuchel (Hrsg.), Die Normalität des Verbrechens. Bilanz und Perspektiven der Forschung zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, Berlin 1994, S. 260–279 - ↑ Zámečník: Das war Dachau. 2002, S. 98.
- ↑ Faksimile des Fernschreibens von Heydrich in der Pogromnacht 1938, NS-Archiv. Dokumente zum Nationalsozialismus, Stand: 6. Dezember 2008
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit: Chronik des Konzentrationslagers Dachau, letzte Änderung am 17. April 2006
- ↑ Schreiben des Auswärtigen Amtes Berlin 1939, Stand 9. Januar 2007
- ↑ Grafik Arbeitslosigkeit zwischen 1921 und 1939
- ↑ “Hitler kam (…) in „Mein Kampf“ zu dem Schluss, dass (…) ein politischer Einfluss der Religion – in Hitlers Augen ein Missbrauch – nicht zugelassen werden dürfe“. Textauszug aus: Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002. S. 170, Vgl. Quelle: Hitler: Mein Kampf, 1939, S. 292–294
- ↑ a b c Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit: Das System der Konzentrations- und Vernichtungslager, letzte Änderung vom 17. April 2006
- ↑ Zámečník, S. 174.
- ↑ Dachauer Archiv, DA-36125.
- ↑ Zahlenangabe der Gedenkstätte
- ↑ Versuche mit Unterdruck im Jahr 1942, Stand 9. Januar 2007
- ↑ lt. Aussagen des Zeugen der Verteidigung H. Bickel (NOR 4, S. 5335–5359 G) und des Angeklagten Mummethey, leitender Geschäftsführer der DEST (NOR 4, S. 5588–5589 G)
- ↑ Zámečník: Das war Dachau. S. 257
- ↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 256 ff.
- ↑ „KZ Dachau“, Deutsches Historisches Museum
- ↑ Kupfer-Koberwitz, Die Mächtigen, Band II. S. 177
- ↑ Im Frühjahr führten die Häftlinge auf einer improvisierten Freilichtbühne ein selbstgeschriebenes Theaterstück auf, der Text war zensiert worden, es kam dennoch zu Anspielungen auf Hitler: Eine Person hieß Adolar, ein anderer Schausteller sprach den Namen dann absichtlich als Adol-f-ar aus. Ab Ende April gestattete Redwitz wöchentlich sonntags auf dem Appellplatz ein Fußballspiel. Am 29. August durften polnische Volkstänze aufgeführt werden.
- ↑ 800 bis 1.000 Hinrichtungen wegen Sabotage lt. Aussage von Häftling Emil Mahr, Case Dachau, Exhibit 93, S. 1–2
- ↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002. S. 259 ff
- ↑ Nach französischen Quellen, von denen zum Beispiel auch Berben ausgeht, kam der Transport am 5. Juli mit 984 Toten an. – Die Quelle Dachauer Archiv DA-1042 nennt hingegen den 6. Juli mit 891 Toten. Auch so bei: Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002. S. 346: er verwendet die niedrigere Zahl (6. Juli, 891 Tote).
- ↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 323
- ↑ Meerwasser-Versuche 1944
- ↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002. S. 348
- ↑ Tabellen des ITS Arolsen.
- ↑ Zámečník, S. 399
- ↑ Fotos vom frühen Lager Dachau
- ↑ Lageplan des Hauptlagers in Dachau, Stand 17. April 2006, Aufruf vom 31. Dezember 2006
- ↑ siehe farbige Umrandung
- ↑ Fotos und Text zu Gaskammern in Dachau (englisch)
- ↑ Vgl. Zámečník: S. 298–300.
- ↑ IMT Nürnberg, Band 32 (Dokumentenband 8), ISBN 3-7735-2524-9, S. 62 = Dokument 3249 PS
- ↑ Barbara Distel: Die Gaskammer in der „Baracke X” des Konzentrationslagers Dachau. In: Günther Morsch, Bertrand Perz: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 339.
- ↑ Barbara Distel: Die Gaskammer in der „Baracke X”..., S. 338/339.
- ↑ Die Verzeichnisse des ITS unterscheiden jedoch nicht, ob die Häftlinge extern nächtigten oder nicht: ITS listet alle extern arbeitenden auf. Quelle: Zámečník: S. 304 f
- ↑ Außenkommandos, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, letzte Änderung am 17. April 2006
- ↑ Karin Orth: Wie SS-Männer zu Mördern gedrillt wurden
- ↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 158.
- ↑ Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager, Alber, München 1946
- ↑ nach Dachauer Archiv DA-36125. Zámečník, S. 398.
- ↑ vgl. KZ Bruttig-Treis (Juni-Sept. 1944) und Hessentaler Todesmarsch).
Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg, 2002. S.390-396
H. W. - Geboren am 30. Juni 1921 in Gausbach bei Gernsheim (Baden)
KZ Gedenkstätte Sandhofen: Die SS-Führer Ahrens und Wicker. - ↑ Bundespräsident nimmt teil an Gedenkfeier
- ↑ Bronze-Skulptur des Bildhauers Hubertus von Pilgrim in Krailling an der Gautinger Straße, neben dem Fluss Würm.
Kategorien:- KZ Dachau
- KZ-Stammlager
- Gedenkstätte für NS-Opfer
- Nationalsozialismus (München)
Wikimedia Foundation.