Jüdische Gemeinde Flehingen

Jüdische Gemeinde Flehingen

Eine Jüdische Gemeinde in Flehingen, einem Ortsteil der Gemeinde Oberderdingen im nördlichen Baden-Württemberg, ist seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesen. Die Gemeinde hatte 1832 ihre größte Mitgliederzahl mit 167 Personen (14 % der Gesamteinwohnerschaft), ging dann durch Ab- und Auswanderung nach und nach zurück und erlosch zur Zeit des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Juden sind in Flehingen erstmalig 1548 nachgewiesen. Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nahm der Grundherr Wolff-Metternich wieder Juden im Ort auf. Ihre Zahl wurde Ende des 17. Jahrhunderts in Flehingen auf zehn Familien begrenzt.

Die Gemeinde wurde 1827 dem Bezirksrabbinat Bretten zugeteilt. Im 19. und 20. Jahrhundert lebten die jüdischen Familien überwiegend vom Viehhandel oder hatten Ladengeschäfte. Ihr Wohngebiet konzentrierte sich auf das Hinterdorf, auch Judengasse genannt, heute die Samuel-Friedrich-Sauter-Straße.

Bis heute erinnert an die jüdische Geschichte der an der Gochsheimer Straße liegende, 1688 angelegte jüdische Friedhof Flehingen.

Gedenktafel zur Erinnerung an die zerstörte Synagoge

Im 18. Jahrhundert wurde eine erste Synagoge erbaut, die bis zur Fertigstellung der dringend notwendig gewordenen größeren genutzt wurde. Diese 1874 fertiggestellte neue Synagoge wurde beim Novemberpogrom 1938 völlig zerstört und 1940 abgebrochen. Von den 1933 in Flehingen wohnenden 59 jüdischen Mitbürgern kamen mindestens 17 durch die nationalsozialistische Verfolgung ums Leben.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 42 in Flehingen geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Persönlichkeiten

  • Bedeutendste jüdische Persönlichkeit aus Flehingen war Jakob Barth (1851−1914), einer der bekanntesten Orientalisten seiner Zeit.
  • Simons Lazarus Flehinger (1722−1793), Landesrabbiner
  • Isak Flehinger (* 1736; † 25. April 1818 in Flehingen) Er war verheiratet mit Kela und der Sohn von Veit Flehinger. Isak Flehinger war seit ca. 1768 ritterschaftlicher Rabbiner in Flehingen bis zu seinem Tod 1818. Er war zuständig für die jüdische Gemeinde Flehingen und die benachbarten Gemeinden.
  • Veit Flehinger (1769−1854), Bezirksrabbiner
  • Baruch Hirsch Flehinger (1809−1890), Bezirksrabbiner

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder
1734 14 Personen
1832 167 Personen
1844 158 Personen
1871 132 Personen
1887 141 Personen
1900 144 Personen
1910 107 Personen
1924 86 Personen
1933 72 Personen

Literatur

  • Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2007, S. 354−357, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4)
  • Berthold Rosenthal: Heimatgeschichte der badischen Juden seit ihrem geschichtlichen Auftreten bis zur Gegenwart, Bühl 1927 (Reprint: Magstadt bei Stuttgart 1981), ISBN 3-7644-0092-7
  • Carsten Wilke: Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 1, Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781−1871, Bd. 1, München 2002, ISBN 3-598-24871-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 29. Oktober 2009.

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