- Ka-ze-zi-ko-ku-Regel
-
Die Ka-ze-zi-ko-ku-Regel beschreibt die Aussprache des Buchstabens c in den romanischen Sprachen abhängig von seiner Position im Wort. Ihren Namen hat die Regel aus der Folge der c-Aussprachen des mittelalterlichen Latein, während das c im klassischen Latein noch konsequent wie das deutsche k gesprochen wurde.[1]
Die romanischen Sprachen haben die Gemeinsamkeit, die Buchstaben c und g abhängig vom nachfolgenden Laut entweder als Palatal- oder Velar-Plosiv oder als (Post-) Alveolar- oder Dental-Frikativ auszusprechen.
Die Regel besagt, dass das c vor den „hellen“, das heißt vorderen Vokalen e und i einen „Zischlaut“ wie s repräsentiert und vor den „dunklen“, das heißt hinteren Vokalen a, o und u einen „Knalllaut“ wie k.
Inhaltsverzeichnis
Folgevokaltabelle
Im Einzelnen ergibt sich für ausgewählte romanische Sprachen und das mittelalterliche Latein zum Vergleich folgende Tabelle:
Kombination Latein Portugiesisch Spanisch Katalanisch Französisch Italienisch Rumänisch dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA ca ka [ka] ka [ka] ka [ka] ka [ka] ka [ka] ka [ka] ka [ka] ce ze [t͡se] se [se] –[A 1] [θe] se [se] se [sə] tsche [t͡ʃe] tschä [t͡ʃɛ] ci zi [t͡si] si [si] –[A 1] [θi] si [si] si [si] tschi [t͡ʃi] tschi [t͡ʃi] co ko [ko] ku [ku] ko [ko] ko [ko] ko [ko] ko [ko] ko [ko] cu ku [ku] ku [kw] ku [ku] ku [ku] kü [ky] ku [ku] ku [ku] - Anmerkungen (A)
- ↑ a b Entspricht im Castellano dem stimmlosen englischen th wie in thing, in einigen Varietäten dem stimmlosen s (vgl. Seseo).
Strategien für Ausnahmen
In den romanischen Sprachen gibt es verschiedene, in der Strategie aber vergleichbare Methoden, ungewünschte Anwendungen dieser Regel zu verhindern bzw. eine von dieser Regel abweichende Aussprache zu kennzeichnen. Um vor hinteren Vokalen den Frikativlaut zu erzwingen, kann beispielsweise die Cedille Anwendung finden, und oft wird ein vorderer Vokal zwischengestellt, der nur Kennzeichnungsfunktion hat und selbst nicht ausgesprochen wird. Auffällig ist in folgender Tabelle, dass die spanische und die italienische Sprache dieselbe Konstruktion, nämlich das zwischengestelle h, für genau entgegengesetzte Zwecke einfügen:
Ziellaut Portugiesisch Spanisch Katalanisch Französisch Italienisch Rumänisch dt. Entspr. IPA sa[B 1]
za
scha[B 2]
tscha
–[B 3][sa]
[t͡sa]
[ʃa]
[t͡ʃa]
[θa]ça
tsa
cha, xa
tcha
–sa
tsa
–
cha
zaça
tsa
xa
txa
–ça
tsa
cha
tcha
–sa
za
–
cia
–sa
ța
șa
tsia
–ke [ke] que que que que che che ki [ki] qui qui qui qui chi chi so[B 1]
zo
scho[B 2]
tscho
–[B 3][so]
[t͡so]
[ʃo]
[t͡ʃo]
[θo]ço
tso
cho, xo
tcho
–so
tso
–
cho
zoço
tso
xo
txo
–ço
tso
cho
tcho
–so
zo
–
cio
–so
țo
șo
tsio
–su[B 1]
zu
schu[B 2]
tschu
–[B 3][su]
[t͡su]
[ʃu]
[t͡ʃu]
[θu]çu
tsu
chu, xu
tchu
–su
tsu
–
chu
zuçu
tsu
xu
txu
–çou
tsou
chou
tchou
–su
zu
–
ciu
–su
țu
șu
tsiu
–- Anmerkungen (B)
- ↑ a b c Stimmloses s wie in Fluss.
- ↑ a b c Stimmloses sch wie in Schule.
- ↑ a b c Entspricht im Castellano dem stimmlosen englischen th wie in thing, in einigen Varietäten dem stimmlosen s (vgl. Seseo).
Anwendung auf den Buchstaben g
Die Ka-ze-zi-ko-ku-Regel fürs stimmlose c lässt sich analog – sozusagen als Ga-dsche-dschi-go-gu–Regel – auf das stimmhafte g anwenden, teilweise mit palatalisierten Frikativen:
Folgevokaltabelle
Kombination Portugiesisch Spanisch Katalanisch Französisch Italienisch Rumänisch dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA dt. Entspr. IPA ga ga [ga] ga [ga] ga [ga] ga [ga] ga [ga] ga [ga] ge –[C 1] [ʒe] che [χe] –[C 1] [ʒe] –[C 1] [ʒə] dsche [d͡ʒe] dschä [d͡ʒɛ] gi –[C 1] [ʒi] chi [χi] –[C 1] [ʒi] –[C 1] [ʒi] dschi [d͡ʒi] dschi [d͡ʒi] go gu [gu] go [go] go [go] go [go] go [go] go [go] gu gu [gw] gu [gu] gu [gu] gü [gy] gu [gu] gu [gu] - Anmerkungen (C)
Strategien für Ausnahmen
Auch für das g gibt es in den romanischen Sprachen Methoden, eine von dieser Regel abweichende Aussprache zu kennzeichnen:
Ziellaut Portugiesisch Spanisch Katalanisch Französisch Italienisch Rumänisch dt. Entspr. IPA cha[D 1]
–[D 2]
dscha[χa]
[ʒa]
[d͡ʒa]–
ja
djaja
–[D 3]
––
ja
tja–
ja
––
–
gia–[D 4]
ja
djage [ge] gue gue gue gue ghe ghe gi [gi] gui gui gui gui ghi ghi cho[D 1]
–[D 2]
dscho[χo]
[ʒo]
[d͡ʒo]–
jo
djojo
–
–[D 3]–
jo
tjo–
jo
––
–
gio–[D 4]
jo
djochu[D 1]
–[D 2]
dschu[χu]
[ʒu]
[d͡ʒu]–
ju
djuju
–
–[D 3]–
ju
tju–
jou
––
–
giu–[D 4]
ju
dju- Anmerkungen (D)
- ↑ a b c Weit hinten gesprochen wie in ach.
- ↑ a b c Entspricht dem stimmhaften französischen j wie in Journal.
- ↑ a b c Im kanarischen und südamerikanischen Spanisch können y oder ll diesen Lautwert annehmen, siehe Yeísmo.
- ↑ a b c Das h kann vom eigentlichen Lautwert [h] nah an das [χ] herankommen.
Die Aussprache im Auslaut
Am Wortende ist die Aussprache der Buchstaben c und g nicht einheitlich in den romanischen Sprachen. Zumeist ist die lateinische Lösung erhalten geblieben, nämlich der Auslautklang wie vor einem hinteren Vokal (a, o, u):
- Latein sic [sɪk] „so“,
- Katalanisch Montjuïc [munʒu'ik], ein Berg bei Barcelona,
- Rumänisch vă rog [vɘ'rog] „bitte“.
Aber es gibt Ausnahmen von dieser Regel:
- Katalanisch Puig [put͡ʃ], ein Familienname.
Wirkung auf den deutschen Sprachraum
Analog zur nicht selten kritisierten Entwicklung zu Anglizismen Ende des 20. Jahrhunderts und zu der Nähe der deutschen Aristokratie zur französischen Sprache gegen Ende des 17. Jahrhunderts[2] galt im 18. Jahrhundert die italienische Sprache als edel und nachahmenswert. Da sich außerdem unter Gelehrten lange Zeit Latein als Konversationssprache hielt und es noch keine deutschen Rechtschreibungsregeln gab, wurden auch manche deutsche Wörter nach der Ka-ze-zi-ko-ku-Regel geschrieben, was bis heute erhalten ist in Ortsnamen wie Chemnitz (statt Kemnitz)[3] oder Celle (statt Zelle).[4]
Weblinks
- Lorenzo Hervás y Panduro: Escuela española de sordomudos, ó Arte para enseñarles á escribir y hablar el idioma español. 1795, abgerufen am 12. Januar 2011 (spanisch).
- Francisco Gabriel Malo de Medina: Guia del niño instruido, y padre educado. Imprenta Real (Madrid), abgerufen am 12. Januar 2011 (spanisch).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Aussprache des klassischen Latein. Abgerufen am 13. Januar 2011.
- ↑ Am 20. März ist der Internationale Tag der Frankophonie. Abgerufen am 13. Januar 2011.
- ↑ Chemnitz, oder Kemnitz, Kempnitz. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 5, Leipzig 1733, Spalte 2079 f.
- ↑ Meyers Konversationslexikon. Archiviert vom Original am 27. Dezember 2010, abgerufen am 13. Januar 2011.
Wikimedia Foundation.