Kadettenhaus Neubau (Berlin)

Kadettenhaus Neubau (Berlin)
Neubau des Berliner Kadettenhauses (Architekt: Georg Christian Unger). Nach einem Kupferstich von 1807.

Der repräsentative Neubau des Berliner Kadettenhauses beherbergte das Königlich Preußische Kadettenkorps von 1777 bis 1878, bevor es als „Hauptkadettenanstalt“ in ein größeres Gebäude in Berlin-Lichterfelde umzog.

Inhaltsverzeichnis

Neubau des Kadettenhauses

Der Neubau des Berliner Kadettenhauses befand sich in der ehemaligen Neuen Friedrichstraße 13 (heute: Littenstraße 13-17). Ausschnitt aus dem Badedeker-Stadtplan von 1877.
Das alte Berliner Kadettenhaus wurde 1777 abgerissen. Beibild zum Berlin-Stadtplan von Schleuen von 1757.

Von 1717 bis 1777 war das Königlich Preußische Kadettenkorps in einem älteren Gebäude in der Bastion 9 („Bastion hinter der Klosterkirche“) der alten Festungsmauer untergebracht. Schon 1723 wurde an einen erweiternden Umbau dieses kreisrunden alten Kadettenhauses gedacht, das auf dem Gebäude des vorher dort bestehenden sogenannten „Hetzgartens“ aufgebaut war. In dem schadhaften alten Gebäude litten die Kadetten lange Jahre unter der Enge, doch erst König Friedrich der Große beauftragte den Architekten Georg Christian Unger, das alte Gebäude durch ein ansehnlicheres Bauwerk zu ersetzen.

Von 1776 bis 1779 wurde das neue Gebäude nach Plänen von Georg Christian Unger (1743–1799) erbaut. Nachdem das neue Gebäude zum Teil fertig war, wurde das alte 1777 abgebrochen.

Die vordere und die hintere Stirnwand des neuen Gebäudes wurden mit einem Portal im dorischen Stil verziert. Die vordere Front erhielt überdies einen Balkon sowie über der Haupttür das Brustbild der Minerva und im Giebelfeld die Aufschrift: „Martis et Minervae alumnis“. (Den Schülern des Mars und der Minerva.) Die Schlusssteine der beiden Seitengänge wurden mit antiken Köpfen und die Fenster mit Helmen verziert.

Einzug des Fortschritts

Das neue Gebäude (damalige Adresse: Neue Friedrichstraße 13) verfügte über manche Verbesserungen: Nach Friedrich Nicolai stand vermittels eines auf der nahe gelegenen Spree angebrachten Druckwerks in große Kübel unter dem Dach geleitetes Wasser zum täglichen Gebrauch sowie als Löschwasser im ganzen Gebäude verteilt zur Verfügung. Im großen Speisesaal des Hintergebäudes wurden die Speisen durch eine Maschinerie aus der darunter befindlichen Küche heraufgewunden und sogar auf die Tische gesetzt.[1]

Reorganisation des Lehrkörpers

Adolf v. Crousaz beschrieb das alte Kadettenhaus als ein „halb klösterliches und halb Spartanisches Institut“, in dem man „eng zusammenpreßt in einem schadhaften Hause“ lebte und würdigte in seinem Buch über das Königlich Preußische Kadettencorps den Neubau, der anscheinend mit einer Reorganisation des Lehrkörpers verbunden wurde, wie folgt: „Jetzt stand ein freundliches und schloßartiges Gebäude an der Stelle des alten Hetzhauses; die moralische Autorität hatte den alten Profos und seine Apparate abgelöst, die Disciplin wurde mehr durch geistige Fäden bewegt; der Lectionsplan enthielt Wissenschaften und Principien; in den Lehrern war bereits eine geistige Macht und Würde enthalten, und einzelne von ihnen standen sogar als Autoritäten ihres Zeitalters da.“[2]

Umzug nach Lichterfelde

1817 wurde der Neubau des Kadettenhauses abermals erweitert, bevor das Kadettencorps 1878 in ein noch größeres Gebäude in Lichterfelde übersiedelte, wo die sogenannte „Hauptkadettenanstalt“ bis 1918 bestand.

Bau des Landgerichts

Nach diesem Umzug wurde von 1896 bis 1904 auf dem Gelände des einstigen Hetzgartens und Kadettenhauses das imposante Justizgebäude des ehemaligen Land- und Amtsgerichts (heute: Littenstraße 13–17) errichtet, das in jener Zeit der zweitgrößte Bau der Stadt Berlin (nach dem Stadtschloss) wurde.[3]

Literatur

  • Adolf v. Crousaz: Geschichte des Königlich Preußischen Kadetten-Corps. Verlag von Heinrich Schindler, Berlin 1857.
  • Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam. Berlin und Stettin 1786 (drei Bände).

Einzelnachweise

  1. Friedrich Nicolai, Bd. 2, S. 862
  2. A. v. Crousaz, a.a.O., S. 146.
  3. vgl. Online-Artikel auf luise-berlin.de

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