Landgericht Berlin

Landgericht Berlin
Gerichtsgebäude Littenstraße: Treppenhaus
Gerichtsgebäude Littenstraße: Haupteingangshalle

Das Landgericht Berlin ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit des Bundeslandes Berlin. Es ist mit 900 Mitarbeitern das größte Landgericht Deutschlands und nach dem Amtsgericht München eines der größten deutschen Gerichte.

Inhaltsverzeichnis

Gerichtssitz und -bezirk

Der Sitz des Landgerichts ist Berlin; der Gerichtsbezirk entspricht dem Gebiet des Stadtstaates.

Geschichte

Mit Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes im Jahre 1879 bestanden zwei Berliner Landgerichte: das Landgericht I für den Stadtkreis, das Landgericht II für das Umland[1]. 1899 erfolgte die Aufteilung in Landgericht I (für den Bezirk des Amtsgerichts Mitte), Landgericht II (südliches Umland)[2] und Landgericht III (übriges Umland)[3]. 1920 wurden die Landgerichte II und III aufgrund der Zusammenfassung verschiedener Gemeinden zu Groß-Berlin (flächenmäßig etwa dem heutigen Stadtstaat entsprechend) für weitere Teile der Stadt zuständig. Das Landgericht I war damals in der Grunerstraße/Neue Friedrichstraße 16/17, heute Littenstraße ansässig. Das Landgericht II hatte seinen Sitz im Gebäude des heutigen Amtsgerichtes Tempelhof-Kreuzberg an der Möckernstraße 128-130 / Hallesches Ufer 29-31 und war für die Amtsgerichtsbezirke Köpenick, Neukölln, Lichterfelde, Schöneberg und Tempelhof sowie südliche Teile des Stadtbezirks, insbesondere Kreuzberg zuständig. Das Landgericht III befand sich am Tegeler Weg 17-21 in dem Gebäude, in dem nach der Teilung der Stadt das für die drei Westsektoren Berlins zuständige Landgericht Berlin eingerichtet wurde; zum Bezirk des Landgerichtes Berlin III gehörten die Amtsgerichtsbezirke Spandau, Charlottenburg, Lichtenberg, Pankow, Wedding. Alle Strafkammern der drei Landgerichte waren im Kriminalgericht Moabit, Turmstraße, eingerichtet[4].

Im Juli 1933 legte der kommissarische preußische Justizminister Hanns Kerrl die drei Landgerichte zum einheitlichen Landgericht Berlin zusammen[5]. Zum ersten Präsidenten des Landgerichtes Berlin ernannte er Richard Hoffmann, bis Mai 1933 Rechtsanwalt in Magdeburg[6].

Während der Teilung Berlins war im Landgerichtsgebäude in der Neuen Friedrichstraße, die in den fünfziger Jahren in Littenstraße umbenannt wurde, neben dem Stadtgericht Berlin und den Stadtbezirksgerichten Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain auch das Oberste Gericht und die Generalstaatsanwaltschaft der DDR untergebracht.

Gerichtsgebäude

Landgericht am Tegeler Weg (Fassade zur Osnabrücker Straße)

Das Landgericht Berlin ist in insgesamt drei über das Stadtgebiet verteilten Gebäuden untergebracht.

Die meisten (erstinstanzlichen) Zivilkammern des Gerichts befinden sich in dem Gebäude am Tegeler Weg 17-21 in Charlottenburg-Wilmersdorf. Dieses denkmalgeschützte Gebäude des Landgerichts wurde 1901 bis 1906 nach Entwürfen von Hermann Dernburg und Ernst Heinrich Petersen in Anlehnung an einen romanischen Kaiserpalas errichtet.

Weitere Gebäude des Landgerichts Berlin befinden sich in der Littenstraße in Berlin-Mitte im Geschäftsgebäude für die Zivilabteilungen des Landgerichts Berlin I und des Amtsgerichts Berlin I (ebenfalls Zivilgerichtsbarkeit: Berufungs- und Beschwerdekammern, Verkehrskammern, Wettbewerbskammern, Kammern für Handelssachen) sowie in der Turmstraße 91 in Berlin-Moabit (Strafgerichtsbarkeit) als Teil des sogenannten Kriminalgerichts Moabit.

Über- und nachgeordnete Gerichte

Dem Landgericht Berlin sind zunächst das Kammergericht und sodann der Bundesgerichtshof übergeordnet. Nachgeordnet sind die Berliner Amtsgerichte Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg mit Außenstelle Hohenschönhausen, Mitte, Neukölln, Pankow/Weißensee, Schöneberg, Spandau, Tempelhof-Kreuzberg, Tiergarten und Wedding.

Leitung

Dem Landgericht Berlin steht seit 2005 Dr. Bernd Pickel als Präsident vor.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Reuß: Vier Sektoren - eine Justiz. Berliner Justiz in der Nachkriegszeit. 1. Auflage. BWV, Berlin 2003, ISBN 978-3830503538

Einzelnachweise

  1. 14 Amtsgerichte: Alt-Landsberg, Berlin (II), Bernau, Charlottenburg, Cöpenick, Königs-Wusterhausen, Liebenwalde, Mittenwalde, Nauen, Oranienburg, Rixdorf, Berlin-Spandau, Strausberg, Zossen; siehe Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878 (PrGS S. 275/276) und Verordnung, betreffend die Bildung der Amtsgerichtsbezirke vom 5. Juli 1879 (PrGS S. 393/410 ff.); ferner http://www.verwaltungsgeschichte.de/olg_berlin.html (Stand 1894)
  2. 9 Amtsgerichte: Berlin-Schöneberg, Berlin-Tempelhof, Cöpenick, Groß-Lichterfelde, Königs-Wusterhausen, Mittenwalde, Rixdorf, Trebbin, Zossen
  3. 13 Amtsgerichte: Alt-Landsberg, Berlin-Wedding, Bernau, Charlottenburg, Kalkberge-Rüdersdorf, Lichtenberg, Liebenwalde, Nauen, Neu-Weißensee, Oranienburg, Pankow, Spandau, Strausberg; siehe Gesetz, betreffend die Gerichtsorganisation für Berlin und Umgebung vom 16. September 1899 (PrGS S. 391)
  4. Berliner Adreßbuch von 1933, Bd.II S.26 Nr.333, ebenda detaillierte Zuständigkeitsangaben
  5. Gesetz zur Umgestaltung des Gerichtswesens in Berlin vom 26. April 1933 (PrGS S. 125)
  6. Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933-1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner München 1990; S.229
  7. Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Justiz vom 31. August 2005

Weblinks

 Commons: Landgericht Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
52.5270713.29762

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