Kaukasische Linie

Kaukasische Linie
Kaukasus mit Grenze um 1824

Die Kaukasische Linie (russisch Кавказская линия) war eine Linie militärischer Befestigungen des Russischen Kaiserreichs im Kaukasus, die entlang der Flüsse Kuban, Malka und Terek vom Schwarzen Meer bis zum Kaspischen Meer verlief. Die Festungen sollten den Einfall der kaukasischen Bergvölker in die Ebenen des Vorkaukasus verhindern und dienten zugleich als Ausgangspunkt für Strafexpeditionen, mit denen das russische Imperium den Kaukasus unterwarf.

Gegen die Einfälle der Bergvölker war die Linie durch Forts und Kosakenansiedlungen gesichert. Die Regimenter der Terekkosaken und Kubankosaken hießen daher auch Linienregimenter. Einige der ehemaligen russischen Festungen wuchsen zu bedeutenden Städten heran, darunter Wladikawkas, Grosny und Machatschkala (ehemals Port-Petrowsk).

Geschichte

Der Aufbau der Linie wurde von Katharina der Großen begonnen. Bereits ein Jahr nach ihrer Thronbesteigung wurde die Festung Mosdok errichtet, was zu einem 14 Jahre anhaltenden Konflikt mit den Kabardinern von 1765-1779 führte.

Die Linie wurde von einer zunehmenden Zahl von Kosakenstanizas entlang des norkaukasischen Vorgebirges gebildet. Die ersten Kosaken kamen bereits im 16. Jahrhundert in den Nordkaukasus und siedelten am Nordufer des Terek. Die Kosakenstanizas waren gleichzeitig Militärsiedlungen und selbstverwaltete bäuerliche Gemeinden. Die Terekkosaken im östlichen Kaukasus und Kubankosaken im westlichen Kaukasus bildeten daher auch Linienregimenter. Dabei unterschied sich deren Kampfweise nicht von denen der kaukasischen Bergvölker. Beide Seiten verübten Überfälle, stahlen der anderen Seite das Vieh und zündeten deren Siedlungen an.

Der Sieg über das Osmanische Reich 1774, die Annexion der Krim und das Protektorat über Georgien (beides 1783) gaben der russischen Expansion neue Impulse. Die Kaukasische Linie wurde daher im weiteren Verlauf systematisch durch den Bau von Festungen verstärkt, Kisljar, Stawropol, Wladikawkas (1784) und Naltschik entstanden im 18. Jahrhundert und entwickelten sich im zeitlichen Verlauf zu bedeutenden Städten.

Seit den 80ern des 18. Jahrhunderts reagierten die Bergvölker auf das Vorrücken der Russen mit ständigen Überfällen auf Festungen und Kosaken. Die russische Präsenz im Vorgebirge gefährdete nicht nur ihre Sicherheit und Mobilität, sondern auch ihre wirtschaftliche Existenz, die auf Winterweiden in den ebenen und Handelsaustausch mit dem Vorland angewiesen war. Erst nach dem Ende des Krimkrieges erstickte der neue kaukasische Statthalter Barjatinskij mit systematischen Vorgehen den Widerstand der Kaukasier.

Literatur

  • Manfred Quiring: Pulverfass Kaukasus: Konflikte am Rande des russischen Imperiums, Berlin 2009, S.181
  • Andreas Kappeler: Rußland als Vielvölkerreich: Entstehung- Geschichte- Zerfall, C.H. Beck, 2008, S. 151 ff

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