Keilfleckbärblinge

Keilfleckbärblinge
Rasbora cf. espei
Rasbora somphongsi

Keilfleckbärblinge ist die populäre Bezeichnung für vier nahe verwandte Arten der Gattung Rasbora, die sich hinsichtlich ihres Erscheinungsbilds ähneln und über eine gemeinsame Fortpflanzungsstrategie verfügen. Sie kommen im tropischen Südostasien in Thailand, Kambodscha, Malaysia, Singapur und Indonesien vor.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Größe schwankt zwischen etwa zwei und viereinhalb Zentimeter. Der Körper ist schmal und hat eine orangerote bis rötliche Grundfärbung. Von der Körpermitte bis zur Schwanzflossenwurzel zieht sich ein schwarzer Streifen, der bei drei Arten vorn einem Dreieck ähnlich beziehungsweise keulenartig verbreitert ist. Während Rasbora heteromorpha hochrückig ist, besitzt Rasbora somphongsi einen wesentlich langgestreckteren Körper. Das Seitenlinienorgan ist stark reduziert und erstreckt sich nur über sechs bis neun mit Poren versehene Schuppen. Die Weibchen sind etwas größer und bei vorhandenem Laichansatz dicker als die Männchen. Mit einer Gesamtlänge von maximal 20 Millimeter und einer Körperhöhe von etwa fünf Millimeter ist Rasbora somphonsi eines der kleinsten Wirbeltiere.

Lebensweise

Zur Fortpflanzung bilden sich innerhalb eines vom Männchen besetzten und verteidigten Reviers kurzfristig Paare. Die Fische sind ovulipar, das bedeutet, die Weibchen legen Eier ab, welche anschließend außerhalb des Körpers von nur einem Männchen befruchtet werden. Der Laich wird im Verlauf eines ritualisierten Balzspiels an die Unterseite von Wasserpflanzenblättern geheftet. Hierin unterscheiden sich die Keilfleckbärblinge von allen anderen bekannten Rasborinen, die paarweise oder zu mehreren frei über verschiedenen Substraten laichen. Keilfeckbärblinge sind, wie alle Karpfenfische, keine Schwarmfische, leben jedoch in sozial reagierenden Gruppen, von denen sich fortpflanzungsbereite Paare kurzfristig absondern.

Systematik

Die heute als polyphyletisch erkannte Gattung Rasbora wurde 1859 von dem niederländischen Arzt und Naturforscher Pieter Bleeker beschrieben [1]. Gattungstypus ist die zuerst in Leuciscus gestellte Rasbora cephalotaenia (Bleeker, 1852) [2].
Alle vier Arten der Keilfleckbärblinge wurden zuerst als Rasbora beschrieben. Aufgrund ihrer ähnlichen Zeichnung und des übereinstimmenden Fortpflanzungsverhaltens stellten Kottelat und Witte (1999) für sie die Gattung Trigonostigma auf [3]. Untersuchungen der mitochondrialen DNA zahlreicher südostasiatischer Karpfenfische durch Tang et al. (2010) haben zu einer Rückführung in die Gattung Rasbora sensu lato geführt [4]. Die kleine Gruppe der Keilfleckbärblinge setzt sich so zusammen:

Der damalige Leiter der Fischbestimmungsstelle des Verbands Deutscher Aquarien- und Terrarienvereine (VDA), Hermann Meinken, hatte zu Rasbora somphongsi im Oktober 1958 zwar eine fachgerechte wissenschaftliche Artbeschreibung veröffentlicht [9], die Art aber bereits im Februar 1958 in der Liebhaberzeitschrift DATZ so präzise und mit dem neuen wissenschaftlichen Namen vorgestellt [10], dass dieser populäre Artikel nach dem Prioritätsprinzip die tatsächliche Erstbeschreibung ist.
Auch Rasbora espei wurde von Meinken in einer Aquaristikzeitschrift als Unterart von Rasbora heteromorpha erstbeschrieben [11]. Diese Veröffentlichung enthält jedoch keine nachvollziehbare Diagnose, so dass die Identität mit der durch Rainboth und Kottelat (1987) in den Artenrang erhobenen Rasbora espei nicht sicher ist [12]. Deshalb wird der Status dieser Art immer wieder angezweifelt [13] [14].

Bedeutung für den Menschen

Keilfleckbärblinge sind beliebte und – mit der Ausnahme von Rasbora somphongsi und Rasbora espei – im Tierhandel regelmäßig angebotene Aquariumfische. Von Rasbora heteromorpha gibt es eine melanistische, eine xanthoristische und eine schleierflossige Zuchtform. Während Rasbora heteromorpha und Rasbora hengeli von Großzüchtereien in Thailand, Malaysia, Polen und Tschechien vermehrt werden, sind nahezu alle gehandelten Rasbora somphongsi und Rasbora espei Wildfänge. [15] [16].

Literatur

  • Bleeker, P. (1852): Bijdrage tot de kennis der ichthyologische fauna van Blitong (Billiton), met beschrijving van eenige nieuwe soorten van zoetwatervisschen. Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indië v. 3: 87-100.
  • Bleeker, P. (1859): Negende bijdrage tot de kennis der vischfauna van Banka. Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indië v. 18: 359-378.
  • Duncker, G. (1904): Die Fische der malayischen Halbinsel. Mitteilungen aus dem Naturhistorischen (Zoologischen) Museum in Hamburg v. 21: 133-207, Pls. 1-2.
  • Meinken, H. (1958): Mitteilungen der Fischbestimmungsstelle des VDA. XXIX. Rasbora somphongsi eine neue Zwergrasbora. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 11 (3): 67-69.
  • Meinken, H. (1958): Rasbora somphongsi nov. spec., eine neue Barbe aus Siam (Pisces; Cyprinidae, Unterfam. Rasborinae). Opuscula Zoologica 19: 1-6.
  • Meinken, H. (1956): Mitteilungen der Fischbestimmungsstelle des VDA. XXIII. Rasboa hengeli spec. nov., eine sehr hübsche Neuheit für das Liebhaberbecken. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 9 (11): 281-283.
  • Meinken, H. (1967): Aus Thailand kam eine hübsche Unterart der Keilfleckbarbe. Das Aquarium 1 (2): 14-16.
  • Rainboth, W.J. and M.Kottelat (1987): Rasbora spilocerca, a new cyprinid from the Mekong River. Copeia (2): 417-423.
  • Kottelat, M. and K.-E. Witte (1999): Two new species of Microrasbora from Thailand and Myanmar, with two new generic names for small southeast Asian cyprinid fishes (Teleostei: Cyprinidae). Journal of South Asian Natural History, 4 (1): 49-56.
  • Liao, T. Y., Kullander, S.O. and F. Fang (2009): Phylogenetic analysis of the genus Rasbora (Teleostei: Cyprinidae). Zoologica Scripta: 1-22.
  • Stallknecht, H. (1994): Barben und Bärblinge. Tetra-Verlag, Melle. ISBN 3-89745-116-6.
  • Steinle, C.-P. (1998): Barben und Bärblinge. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 3-8001-7433-2.
  • Tang, K.L. et. al. (2010): Systematics of the subfamily Danioninae (Teleostei: Cypriniformes: Cyprinidae). Molecular Phylogenetics and Evolution 57: 189-214.

Weblinks

 Commons: Rasbora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bleeker, P. (1859): Negende bijdrage tot de kennis der vischfauna van Banka. Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indië v. 18: 359-378
  2. Bleeker, P. (1852): Bijdrage tot de kennis der ichthyologische fauna van Blitong (Billiton), met beschrijving van eenige nieuwe soorten van zoetwatervisschen. Natuurkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indië v. 3: 87-100
  3. Kottelat, M. and K.-E. Witte (1999): Two new species of Microrasbora from Thailand and Myanmar, with two new generic names for small southeast Asian cyprinid fishes (Teleostei: Cyprinidae). Journal of South Asian Natural History, 4 (1): 49-56
  4. Tang, K.L. et. al. (2010): Systematics of the subfamily Danioninae (Teleostei: Cypriniformes: Cyprinidae). Molecular Phylogenetics and Evolution 57: 189-214
  5. Duncker, G. (1904): Die Fische der malayischen Halbinsel. Mitteilungen aus dem Naturhistorischen (Zoologischen) Museum in Hamburg v. 21: 133-207, Pls. 1-2
  6. Meinken, H. (1956): Mitteilungen der Fischbestimmungsstelle des VDA. XXIII. Rasboa hengeli spec. nov., eine sehr hübsche Neuheit für das Liebhaberbecken. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 9 (11): 281-283
  7. Meinken, H. (1958): Mitteilungen der Fischbestimmungsstelle des VDA. XXIX. Rasbora somphongsi eine neue Zwergrasbora. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 11 (3): 67-69
  8. Meinken, H. (1967): Aus Thailand kam eine hübsche Unterart der Keilfleckbarbe. Das Aquarium 1 (2): 14-16
  9. Meinken, H. (1958): Rasbora somphongsi nov. spec., eine neue Barbe aus Siam (Pisces; Cyprinidae, Unterfam. Rasborinae). Opuscula Zoologica 19: 1-6
  10. Meinken, H. (1958): Mitteilungen der Fischbestimmungsstelle des VDA. XXIX. Rasbora somphongsi eine neue Zwergrasbora. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 11 (3): 67-69
  11. Meinken, H. (1967): Aus Thailand kam eine hübsche Unterart der Keilfleckbarbe. Das Aquarium 1 (2): 14-16
  12. Rainboth, W.J. and M.Kottelat (1987): Rasbora spilocerca, a new cyprinid from the Mekong River. Copeia (2): 417-423
  13. Stallknecht, H. (1994): Barben und Bärblinge. Tetra-Verlag, Melle. ISBN 3-89745-116-6
  14. Steinle, C.-P. (1998): Barben und Bärblinge. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 3-8001-7433-2
  15. Stallknecht, H. (1994): Barben und Bärblinge. Tetra-Verlag, Melle. ISBN 3-89745-116-6
  16. Steinle, C.-P. (1998): Barben und Bärblinge. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 3-8001-7433-2

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