- Kirchliches Proseminar Naumburg (Saale)
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Das Kirchliche Proseminar Naumburg (Saale) war eine der vortheologischen Ausbildungsstätten in kirchlicher Trägerschaft, an denen in der DDR ein Abitur abgelegt werden konnte, das den Zugang zum Studium der Theologie oder Katechetik am Katechetischen Oberseminar Naumburg (Saale) und am Sprachenkonvikt in Berlin ermöglichte.
Geschichte
Eröffnet wurde das Kirchliche Proseminar Naumburg (Saale) am 16. April 1952 nach einem Beschluss der Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen. Es war zunächst organisatorisch mit dem Katechetischen Oberseminar Naumburg (Saale) verbunden, um die Vorausbildung theologienah zu gestalten. Der zweite Rektor der Anstalt (nach Ernst Kähler), der Altphilologe Gerhard Steinkopf, hatte das Bildungsprogramm schon im Vorfeld der Gründung nach dem Vorbild der Richtlinien für höhere Schulen in Preußen von 1925 gestaltet. Neben den Schwerpunkten Latein und Griechisch (mit jeweils sechs Wochenstunden) wurde auch in Deutsch, Mathematik, Geschichte und in den naturwissenschaftlichen Fächern unterrichtet. Damit war der Unterricht am Proseminar eine Alternative zum marxistisch-leninistisch ausgerichteten Bildungswesen der DDR. Diese Ausbildung mit humanistisch-gymnasialem Profil dauerte drei Jahre. Die Proseminaristen waren internatsmäßig untergebracht im Haus Charlottenstraße 1, im benachbarten Haus Bürgergartenstraße 34 und im Haus Lepsiusstraße 4. Nach einer rückblickenden Schätzung haben etwa 700 Schüler diese Anstalt besucht. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Kirchliche Proseminar aufgelöst, weil die Notwendigkeit dieser Ausbildung entfallen war und die Kirchen die erforderlichen Mittel nicht mehr aufbringen konnten. Der letzte Schuljahrgang wurde 1990 von der Landesschule Pforta übernommen und dort 1991 als Sonderklasse im Schulbetrieb nach den inzwischen bundesweit anerkannten Lehrplänen des Proseminars zum Abitur geführt.
Weitere vortheologische Proseminare in der DDR
- Proseminar in Dahme/Mark (1950-1956)
- Proseminar Moritzburg (1955-1991)
- Kirchliches Oberseminar Hermannswerder (besteht weiter unter dem Namen Evangelisches Gymnasium Hermannswerder)
- Norbertinum (Magdeburg) (Einrichtung der katholischen Kirche, heute Norbertusgymnasium)
Literatur
- Raimund Hoenen: Von Schulen, die keine sein durften. Die kirchlichen Proseminare in der DDR. In: Christoph Gramzow, Heide Liebold und Martin Sander-Gaiser (Hrsg.): Lernen wäre eine schöne Alternative. Religionsunterricht in theologischer und erziehungswissenschaftlicher Verantwortung. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2008, S. 333-350
- Raimund Hoenen: Das Kirchliche Proseminar in Naumburg/Saale. In: Saale-Unstrut-Jahrbuch, 14. Jg. 2009, S. 107-112
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