- Tom Kitwood
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Tom Marris Kitwood (* 1937; † 1998) war ein englischer Sozialpsychologe und Psychogerontologe. Er entwickelte in den Jahren von 1987 bis 1995 als Reaktion auf eine eindimensionale, von den Naturwissenschaften und Medizin geprägte Sozialpsychologie und Pflegekultur die Theorie des person-zentrierten Ansatzes. Gemeinsam mit Kathleen Bredin entwickelte er die Methode der Dementia Care Mapping.
Inhaltsverzeichnis
Ansatz
Angesichts seiner sowohl privaten als auch professionellen Erfahrungen im Umgang mit demenzkranken Menschen stellt Kitwood zunächst einmal das sogenannte „Standardparadigma“, nämlich das „medizinische Modell“ wegen seiner Implikationen und Widersprüche grundsätzlich in Frage. Entsprechend diesem Paradigma steht die neurologische und medizinische Sicht bei der Demenzerkrankung im Vordergrund. Dem Erleben von Menschen mit Demenz wird keine wirkliche Beachtung geschenkt. Auffälliges Verhalten wird als Ausdruck eben der Demenzerkrankung gedeutet und stellt ein rein medizinisches Problem dar, dem primär nur mit Mitteln der Medizin begegnet werden kann. Pflege und Betreuung haben bestenfalls palliativen Charakter. Diese Sichtweise bereitet leicht den Boden vor für das Gedeihen einer schlechten Demenzpflege. Aber auch Gefühle der Machtlosigkeit und Ohnmacht und Schuldgefühle bei den Pflegepersonen können in einem solchen Arbeitsfeld leicht ausgelöst werden.
Im Gegenzug stellt Kitwood ein neues Paradigma vor, „in dem die Person an erster Stelle steht.“ Viele Menschen haben bereits intuitiv einen Ansatz im Sinne dieses neuen Paradigmas gefunden und wenden ihn im Rahmen einer neuen „Demenzpflegekultur“ an. Die Einzigartigkeit der dementen Person gilt es zu beachten und zu würdigen. Im Zentrum steht die Beziehung von interagierenden Menschen. Kitwoods Blickrichtung ist nicht so sehr Heilung der Demenzerkrankung im Sinne des Standardparadigmas, sondern Wohlbefinden und gelingende Beziehung, deren Ergebnisse in beide Richtungen (Dementer und Pflegender) wirkt. In der Begegnung mit dem demenzkranken Menschen können nämlich auch die Pflegenden etwas gewinnen. Nicht der Erfolg therapeutischer Bemühungen, sondern schon allein die aufmerksame Begegnung ist wertvoll.
Im Gegensatz zur personenzentrierten Psychotherapie in der Folge von Carl Rogers sieht Kitwood die Person nicht nur als Experte für ihr Erleben, sondern sieht vor allem in der Begegnung von Ich und Du den entscheidenden Ansatzpunkt zum Verständnis des Personseins. An dieser Stelle beruft sich Kitwood explizit auf die Arbeiten Martin Bubers und er betont, dass zum Verständnis der Demenz wichtig ist, „Personsein im Sinne von Beziehung zu sehen.“
Literatur
- The Tom Kitwood Reader von Andrea Capstick, Clive Baldwin, Open University Press, October 1, 2007
Werke (Auswahl)
Das Standardwerk Demenz. Der person-zentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen ist 2008 bereits in der 5. Auflahe erschienen.
- Demenz. Verlag Hans Huber, Bern 2000, ISBN 3456839146
- Values in adolescent life, University Microfilms, 1976
- Mind that child!, Writers and Readers Publishing Cooperative, 1977
- Dementia reconsidered, Open University Press, 1997
Weblinks
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