- Kleisterpapier
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Unter Kleisterpapier (Synonyme für einige spezielle Unterkategorien: Kleistermarmor, Wolkenkleister, Wolkenmarmor) (engl.: Paste Paper) versteht man ein Papier, dessen Oberfläche mit Hilfe von gefärbtem Kleister veredelt wurde. Die Kleisterpapier-Technik ist eine (im Prinzip) ebenso einfache wie extrem vielfältige Methode zum Hand-Dekorieren von Papieren und zählt zu den elementaren Techniken der Buntpapierherstellung. Ihren Ursprung hat diese Technik in Deutschland und erfuhr auch hier ihre größte Verbreitung. Alternativ werden Kleisterpapiere auch als 'gestrichene Papiere' bezeichnet. Die Bearbeitung findet im Gegensatz zu 'getunkten' Buntpapieren immer direkt auf der Papieroberfläche statt. Bei der Gestaltung einer Papieroberfläche mittels eingefärbtem Kleister wird zunächst die gesamte Fläche mit einem Farbauftrag versehen - dazu verwendet werden Pinsel, Schwämme oder Bürsten. Die entstandene feuchte Oberfläche kann dabei für sich stehen, wobei in diesem Fall z.B. die Pinselstriche deutlich erkennbar bleiben, oder aber weiter bearbeitet werden, wobei mittels verschiedener Werkzeuge wie Stempel, Rollen, Musterwalzen und Kämmen Dekore in die Oberfläche gebracht werden. Die Muster auf der Oberfläche entstehen durch die bleibende Verformung und Verdrängung der Kleistermasse auf der Oberfläche. Das wesentliche Merkmal des Kleisterpapiers ist die stets deutlich erkennbare Textur der verwendeten Werkzeuge. Der verwendete Kleister besteht in der Regel aus Stärken und/oder Cellulosen, in den ganz frühen Anfängen wurden auch Leime als Farbträger benutzt. Die Haltbarkeit des Papiers kann durch den Auftrag einer Schellacklösung erhöht werden.
Techniken und Sorten
Es gibt eine Reihe von Grundtechniken, wobei die Bezeichnung meist auf die verwendete Technik verweist. Der Phantasie und den Kombinationsmöglichkeiten sind dabei keine Grenzen gesetzt.
- Gestrichenes Kleisterpapier
- ist die einfachste Form des Kleisterpapieres. Das Trägerpapier erhält einen Pinsel-'Anstrich' mit dem gefärbten Kleister, wobei die Pinselstriche konsequent parallel senkrecht, waagerecht oder diagonal ausgeführt werden und somit eine dezente Streifenstrukur zurück bleibt. Gestrichene Papier können einfarbig oder mehrfarbig ausgeführt sein.
- Kleisterpapier mit Pinseldekor
- Im Prinzip handelt es sich ebenfalls um ein 'gestrichenes Papier'. Allerdings wird der Kleister nicht in geraden Strichen verteilt sondern die Musterung entsteht durch die virtuose Pinselführung z.B. in Wellenbewegungen, Kreisen und freien Pinselbewegungen.
- abgezogenes Kleisterpapier (Abklatschverfahren)
- zwei gestrichene Papiere werden mit der bestrichenen Seite aufeinander gelegt und zusätzlich zusammen gedrückt. Beim Abziehen entsteht eine willkürliche Zeichnung (Marmorierung).
- Geädertes Kleisterpapier
- Bearbeitung der Kleisteroberfläche mithilfe von 'organischen' Werkzeugen/Hilfsmitteln wie z.B. Schwämme, zerknüllte Lappen o.ä. In der feuchten Oberfläche entstehen organische Muster und Strukturen. Diese Effekte können auch durch das 'Abklatschverfahren' (s.o.) erzielt werden. Eine Abgrenzung der beiden Methoden ist daher schwierig.
- Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor
- Mit geeigneten Werkzeugen wie z.B. Pappkämmen, Stempeln und/oder Musterwalzen (sogar die Finger können als Werkzeuge dienen) entstehen durch Bewegung und Druck Verdrängungsmuster, d.h. Stellen des Papiers werden zum Teil freigelegt, andere verdichtet und dadurch dunkler. Die entstandenen Muster sind meist geometrischer Art und hängen von der Virtuosität des Künstlers ab. Die bekanntesten Papiere dieser Art sind die sogenannten Herrnhuter Kleisterpapiere.
- Kleisterpapier mit eingemaltem Dekor
- In den gestrichenen Kleisteruntergrund werden mit dem Pinsel und gegebenenfalls weiteren Farben Muster gemalt.
Da die verschiedenen Gestaltungstechniken oft miteinander kombiniert werden, lassen sich Kleisterpapiere nicht immer eindeutig einer bestimmten Technik zuordnen.
Weblinks
- Deutsche Nationalbibliothek: http://www.d-nb.de/sammlungen/dbsm/ausstellungen/bartsch/rundgang_3.htm
- Sammlung der Washington University Libraries: http://content.lib.washington.edu/cdm4/results.php?CISOOP1=all&CISOBOX1=Paste+Paper&CISOFIELD1=CISOSEARCHALL&CISOROOT=all&x=0&y=0
- http://www.hamburgerbuntpapier.de/de/kleisterpapier010_de.html
- http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Abzugpapier_Mitte_18.jpg
- http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kleisterpapier_Ende_18.jpg
- http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kleisterpapier,_Vorlage_20.jpg
- http://www.buntpapier.org (siehe unter 'Techniken')
Literatur
- Susanne Krause : Mehr Kleisterpapier. Buntpapierverlag, Hamburg 2005, ISBN 3-938423-07-2.
- Henk J Porck, Susanne Krause: Buntpapier - Ein Bestimmungsbuch, Decorated Paper - A Guide Book, Sierpapier - Een Gids. Buntpapierverlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-938423-17-2.
- Diane V Maurer-Mathison: The Art of Making Paste Paper. Watson-Guptill Publications, New York 2002, ISBN 0-8230-3933-1.
- Ilona Hesse, Susanne Krause: Über handgemachtes Buntpapier/On Handmade Decorated Paper: Eine Zusammenfassung/A Summary. Buntpapierverlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-938423-15-8.
- Hedwig Müller: "Das Kleisterpapier: Altbewährtes Buntpapier", ISBN 978-3933423566
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