Krantzit

Krantzit

Krantzit ist die Bezeichnung für ein fossiles Harz paläogenen Ursprungs, das erstmals in der Braunkohle von Nienburg bei Bernburg (Sachsen-Anhalt) gefunden wurde.

Es handelt sich um ein zumeist gelbes, schwefelhaltiges Harz (Masseanteil zwischen 4,5 % und knapp 6 %), das auch einen schwefeligen Geruch verströmt. Sein Vorkommen ist sehr wahrscheinlich an das Subherzyn von Mitteldeutschland gebunden (Harzregion mit Königsaue, Mücheln, Bernburg und Helmstedt)[1]. Die Braunkohle von Latdorf (Nienburg) ist unteroligozänen Alters („Lattorf-Stufe“, die auch als „Bernsteinsand in Norddeutschland“[2] bezeichnet wird), die von Helmstedt stammt aus dem Eozän (Ypresium,Lutetium), zum Teil wahrscheinlich aus dem älteren Paläozän[3].

Dr. C. Bergemann beschrieb Mitte des 19. Jahrhunderts die ihm vorliegenden bis zu faustgroßen Krantzitfunde aus der Braunkohle von Latdorf als „[...] abgerundet, meist länglich, an der Oberfläche mit Höhlungen erfüllt und mit großen tropfenförmigen Auswüchsen bekleidet, die nur durch das Zusammenkleben vieler kleiner Tropfen entstanden sein können [...]. Frisch gegraben soll die Masse ziemlich weich sein und an der Luft erst mehr erstarren“[4]. Der letztgenannte Befund kann sich auf die oft vorhandene Oxidationsschicht beziehen, die mitunter so weich ist, dass sie mit den Fingernägeln abgekratzt werden kann[5]. Bergemann überließ einige seiner Stücke dem Inhaber des Rheinischen Mineralienkonzerns KG, Dr. F. Krantz, zur näheren Untersuchung und benannte die Harzvarietät nach ihm.

Als botanische Quelle des Harzes wird unter anderem Styrex argenta, ein Storaxbaumgewächs, diskutiert.[6] Es ist aber umstritten, ob nur eine Baumart als Erzeuger des Harzes angenommen werden kann.

Das dem Krantzit sehr ähnliche Oxikrantzit ist in der Regel dunkelrot und trägt zumeist eine dunkle Verwitterungskruste. Oxikrantzit ist von mehreren Fundorten in Mitteldeutschland bekannt.[7]

Durch die Verwendung der Bezeichnung "unreifer Bernstein" sowohl für Krantzit als auch für den ganz andersartigen Gedanit in frühen Arbeiten zu diesen fossilen Harzen kam es später gelegentlich zu Verwechslungen dieser beiden Harzarten. Bei dem diese Konfusion mit auslösenden Fund in der Nähe von Brüsterort (heute Mys Taran) im Samland Ende des 19. Jahrhunderts dürfte es sich aber mit einiger Sicherheit ebenfalls um Krantzit gehandelt haben.[8]

Einzelnachweise

  1. B. Kosmowska-Ceranowicz: Gegenüberstellung ausgewählter Bernsteinarten und deren Eigenschaften aus verschiedenen geographischen Regionen. In Exkurs f.und Veröfftl. DGG. 236, Hannover 2008, S. 61-68.
  2. N. Nordmeyer: Der oberoligozäne Meeressand von Kassel. In: Arbeitskreis Paläontologie Hannover 9. Jahrg., Nr. 6, Hannover 1981, S. 1-18.
  3. A. Lietzow, S.Ritzkowski: Fossile Harze in den braunkohleführenden Schichten von Helmstedt (Paläozän - Eozän, SE-Niedersachsen). In: Bernstein - Tränen der Götter. Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0.
  4. C. Bergemann: Ueber ein neues fossiles Harz aus der Braunkohle (Krantzit). In: Journal für praktische Chemie. New York 1859, S. 65-69.
  5. Bernd-Wolfgang Vahldiek: Auf der Suche nach den Bernsteinproduzenten von Helmstedt.. In: Arbeitskreis Paläontologie Hannover. Jahrgang 29, Heft 2, Hannover 2001, S. 32, 57.
  6. V. Katinas: Fossil resin studies by chemical and physical methods. In: Amber and Amber-bearing Sediments. Warschau 1988. - zitiert bei Vahldiek sh. dort
  7. G. und B. Krumbiegel: Bernstein im weiteren Sinne - Die Akzessorischen Harze. In: Bernstein - Tränen der Götter. Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0, S. 27-29
  8. Stout, Beck, Kosmowska-Ceranowicz: Gedanite and Gedano-Succinte. In: Amber, Resinite, and Fossil Resins. ACS Symposium Series 617, Washington, DC, 1995. Hier auch nähere Angaben zu den im Text erwähnten Literaturstellen

Literatur

  • Brigitte und Günter Krumbiegel: Bernstein - Fossile Harze aus aller Welt. Sonderband 7 Fossilien. Weinstadt 1994.

Weblinks


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