Kuhlenbau

Kuhlenbau

Der Kuhlenbau ist eine Art des Tagebaus, der im Brühler Braunkohlenrevier angewendet wurde. Der Kuhlenbau ist quasi der Übergang vom Tagebau zum Untertagebau, deshalb wird er auch unechter Tagebau genannt.

Inhaltsverzeichnis

Das Abbauverfahren

Bei diesem Abbauverfahren teuft man zunächst einen viereckigen Schacht mit einer Seitenlänge von 10-14 Fuß durch das Deckgebirge und durch das Braunkohleflöz. Die abgebaute Braunkohle wird mit einem Haspel hochgefördert. Der nun entstandene, bis zum natürlichen Wasserstand reichende Hohlraum wurde Kuhle genannt. Wenn die Braunkohle aus der Kuhle abgebaut ist, wird der Abraum der nächsten Kuhle in die ausgekohlte Kuhle gestürzt. Durch diese Vorgehensweise braucht der Abraum nicht abgefördert und deponiert werden.[1]

Der Ansatzpunkt für die erste Kuhle wird idealerweise an einem Abhang gewählt, damit der Abraum für die erste Kuhle nicht abtransportiert werden muss. Zwischen den einzelnen Kuhlen bleiben Sicherheitspfeiler, sogenannte Kuhlenwände, stehen. Diese haben je nach Flözmächtigkeit und Druckverhalten des Deckgebirges eine Stärke von 0,95 Meter bis 1,9 Meter. Auf diese Art und Weise hat jede Kuhle in der Regel zwei Stützen gegen das feste Feld. Die Kuhlen werden ohne Zimmerung geteuft, da sie im Normalfall rasch ausgekohlt wird. Bei einigen Kuhlen müssen zum Abstützen der Seitenwände Spreizen eingeschlagen werden. Die Stöße der Kuhlen werden entweder seiger oder mit einer Neigung von 50 Gon durch das Deckgebirge gegraben.

Nachteile des Verfahrens

Der Abbauverlust beträgt bei diesem Verfahren bis zu 54 Prozent. Um diesen Abbauverlust zu minimieren werden die Sicherheitspfeiler teilweise geraubt indem man seitliche Nischen in den Pfeiler treibt. Damit das Deckgebirge nicht während des grabens in die Kuhle stürzt, kann jeweils nur eine kleine Nische gegraben werden. Anschließend wird der unterhöhlte Abraum in die Kuhle gestürzt und der restliche Pfeiler abgebaut. Dieses Verfahren eignet sich jedoch nur bei Braunkohlen die stabil und haltbar sind.[2] Damit der Abbau über mehrere Jahre erfolgen kann ist ein entsprechend großes Grubenfeld erforderlich.

Problematisch ist der Abbau im Winter, da die Kohlen dann nicht trocknen. Auch die Größe der Kuhlen ist nicht ohne Probleme zu verändern. Bei zu großen Kuhlen würde der Abbau zu lange dauern und durch Witterungseinflüsse würden die Sicherheitspfeiler geschwächt werden, sodass sie dem seitlichen Druck nicht mehr standhalten könnten und einbrechen würden.[3] Bei stark eisenkieshaltiger Braunkohle kann es zur Selbstentzündung der Sicherheitspfeiler kommen.[4] Aufgrund der vielen Nachteile wurde dieses wenig rationelle Verfahren mehr und mehr durch den regelmäßigen Tagebau verdrängt.

Literatur

  • Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Erster Band, 3. Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1878
  • Heinrich von Dechen: Beschreibung des Kuhlen- und Tummel-Baus in dem Brühler Braunkohlen-Reviere. In: C. J. B. Carsten (Hrsg.): Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde. Band 3, Verlag G. Reimer, Berlin 1831, ISSN 0931-850X, S. 413-536 (Volltext in der Google Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871
  2. Carl Hartmann: Conversations-Lexikon der Berg-, Hütten- & Salzwerkskunde und ihrer Hülfswissenschaften. Zweiter Band, Buchhandlung J. Scheible, Stuttgart 1840
  3. Der Bergwerksfreund, ein Zeitblatt für Berg- und Hüttenleute und für Gewerken. Dreizehnter Band, Druck und Verlag von Georg Reichardt, Eisleben 1850
  4. Carl Friedrich Zincken: Die Physiographie der Braunkohle. Verlag Carl Rümpler, Hannover 1867

Weblinks


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