- KulturKanal
-
KulturKanal bezeichnet ein Projekt, welches erstmals im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 durchgeführt wurde. Hierbei rückte der vom Bild des Kohletransports geprägte Rhein-Herne-Kanal durch eine Reihe von Veranstaltungen in ein neues Licht. Das Motto lautete „Ereignisse, die Wellen schlagen“. Mit Herne als Initiator und Projektträgerstadt schlossen sich dabei erstmals alle zehn Anrainerstädte entlang der Wasserstraße zusammen, um ein nachhaltiges Netzwerk aus Kunst und Kultur zu knüpfen, sowie infrastrukturelle Verbesserungen zu initiieren.
Der KulturKanal verläuft vom Innenhafen Duisburg über Rhein, Hafenkanal, Rhein-Herne-Kanal und Dortmund-Ems-Kanal bis zum Dattelner Meer. Der KulturKanal gilt nach Angaben der RUHR 2010 als eines der nachhaltigsten Kulturhauptstadtprojekte. Die Stadt Herne hat inzwischen als Projektträgerstadt an dem Wettbewerb „Erlebnis NRW“ teilgenommen. Im Rahmen des Beitrags „Rhein-Herne-Kanal: Ort der Kultur und die Schleuse zum Emscher Landschaftspark“ empfahl die Jury das Projekt zur Förderung beim NRW-Wirtschaftsministerium.
Inhaltsverzeichnis
Künstlerisches Konzept
Den Veranstaltern ging es darum, den Kanal für Mensch, Kultur und Freizeit zu erobern. Das Projekt verschrieb sich dabei insbesondere der Aufwertung der Nutzungs- und Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums entlang der Wasserstraße in langfristiger Zusammenarbeit – zunächst jedoch durch Interventionen im Bereich Kultur und Kunst. Dies geschah im Laufe des Programms über eine Strecke von rund 70 Kilometern und umfasste dabei die Ruhrgebietsstädte Duisburg, Oberhausen, Essen, Bottrop, Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen, Castrop-Rauxel, Waltrop sowie Datteln. Sie wurden für die Dauer des Projekts mit monatlich gesetzten Schwerpunkten und in Verbindung mit weiteren Kulturhauptstadtprojekten auf der Emscherinsel gezielt zu kulturellen Spielorten. Im Mittelpunkt des Projekts standen sowohl die vielfältigen Fahrtmöglichkeiten auf dem Wasser, als auch das Erleben am Wasser.
Maßnahmen bis 2010
Neue dauerhafte Fahrgastschiffanleger (z.B. an der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3, Herne) wurden gebaut und es folgen neue z. B. in Castrop-Rauxel auf der Wartburginsel, in Gelsenkirchen-Bismarck und in Bottrop-Ebel. Es fand eine Intensivierung der Personenschifffahrt durch regelmäßig fahrende Pendelschiffe statt. Für das Radwegnetz entlang der Ufer entstand eigens ein Radkulturführer.
Das Kartenset stellt die Sehenswürdigkeiten am KulturKanal im Emscher Landschaftspark vor. Es zeigt erstmals die durchgängig befahrbaren Radwege am Nord- und Südufer.
Zentrale Programmpunkte
1 – „KanalGlühen: Non Stop City“
Unter dem Programmpunkt „KanalGlühen: Non Stop City“ fanden zwischen April und Juni nächtliche Lichterfahrten statt. In der von Erik Göngrich und raumlaborberlin entworfenen Arbeit NON STOP CITY wurde mittels Projektionen und Zeichnungen ein „zugleich hyperreales und utopisches Bild der Stadt“ entworfen. Dies äußerte sich in Form von Bildern und Texten, die während der mehrstündigen Fahrten unsichtbare Informationen über die Kanallandschaft sichtbar machen sollen, ebenso wie durch die Landschaft transformierende Lichtprojektionen und akustische Signale.
2 – Bilder am Kanal
Seit Juni 2010 ist von Duisburg bis Datteln entlang des Kanals ein künstlerisches Leitsystem in Form einer 25-jährigen Freiluftausstellung für Besucher zugänglich. Bestehend aus großen, skulpturalen Tableaus an 15 Uferstandorten soll es dauerhaft als „verbindendes und sinnfälliges Element mit Signalcharakter im Emscher Landschaftspark“ dienen. Auf den 5,95 x 3,4 m großen Tableaus selber sind verschiedene Aspekte wie Menschen, Landschaft und Architektur der Region künstlerisch dargestellt.
Dem vorausgegangen war ein Wettbewerb Anfang Dezember 2009 mit dem Aufruf, Bilder für ein künstlerisches Leitsystem am KulturKanal zu gestalten. 135 Künstlerinnen und Künstler aus NRW bewarben sich und reichten über 800 Entwürfe ein. Die Jury wählte jeweils fünf grafische Arbeiten der Künstler Bernd Zamel (Hagen) und Markus Hanakam (Essen) sowie des Künstlerduos Petra Weifenbach und Axel Siefer (Köln) aus. An folgenden Standorten sind die Arbeiten der Künstler zu finden:
- 1/15 Bernd Zamel / Duisburg (Zusammenfluss Rhein-Herne-Kanal/Ruhr)
- 2/15 Markus Hanakam / Duisburg (Hafen Neumühl)
- 3/15 Petra Weifenbach und Axel Siefer / Oberhausen (Schleuse Oberhausen-Lirich)
- 4/15 Markus Hanakam / Oberhausen (östlich Konrad-Adenauer-Brücke)
- 5/15 Bernd Zamel / Oberhausen (Städtedreieck Oberhausen-Essen-Bottrop)
- 6/15 Markus Hanakam / Bottrop (Berne Düker)
- 7/15 Petra Weifenbach und Axel Siefer / Essen (Zweigertbrücke)
- 8/15 Markus Hanakam / Gelsenkirchen (Nordsternpark)
- 9/15 Petra Weifenbach und Axel Siefer / Gelsenkirchen (Stadtquartier Graf Bismarck)
- 10/15 Markus Hanakam / Herne (Resser Wald)
- 11/15 Bernd Zamel / Herne (Schleuse Wanne-Eickel)
- 12/15 Bernd Zamel / Herne (Stadthafen Recklinghausen)
- 13/15 Petra Weifenbach und Axel Siefer / Castrop-Rauxel (Bladenhorster Brücke)
- 14/15 Bernd Zamel / Castrop-Rauxel (Wartburginsel)
- 15/15 Petra Weifenbach und Axel Siefer / Waltrop (Altes Schiffshebewerk Henrichenburg)
3 – ChorKanal
Ein weiterer Hauptprogrammpunkt im Kontext des KulturKanals war das Kulturhauptstadtprojekt „!SING – DAY OF SONG“, das am 5. Juni 2010 durchgeführt wurde. Gemeinsam mit Chören am Ufer des Rhein-Herne-Kanals ließen dabei „drei Schiffsparaden mit singender Besatzung“ – flankiert von Sportbooten – einen „ChorKanal“ erklingen. 11 Schiffe waren im Einsatz, u.a. ein Wikingerboot, eine historische Dieselbarkasse, ein kohlebefeuerter Dampfschlepper, ein Boot der Marinekameradschaft und viele Fahrgastschiffe.
Das Besondere am ChorKanal waren auch die vielen Chororte am Kanal. Hier konnten die Chöre zum Teil aussteigen und vor Ort mitsingen oder vom Boot aus das Ufer ansingen. Die Besucher hörten den Gesang auch in den Schleusen. Am späten Nachmittag erreichten die Chorschiffe den Anleger in Gelsenkirchen und gingen von dort aus in die VELTINS-Arena, um beim großen Abschlusskonzert mitzusingen.
4 – Kanal Fahrt
Langfristiges Ziel aller Anrainerkommunen des Rhein-Herne-Kanals ist die Wasserstraße infrastrukturell zu erschließen und zu einer Kultur- und Touristenachse auszubauen. Das in Herne ansässige Kulturschiff „Friedrich der Große“ konnte 2008 erstmals als Bo(o)tschafter in Diensten der Kulturhauptstadtbewegung beispielsweise Wasserausflüge mit Kabarett, Comedy, Live-Musik, Literatur, Poesie und Schauspiel anbieten. Alle weiteren Fahrgastschiffsbetreiber waren als Kulturschiffe ebenfalls unterwegs. Das Angebot soll weiterhin bestehen bleiben. Für Sportboottouristen wurde ein neuer Wasserwanderrastplatz im Stadthafen Recklinghausen geschaffen. Neue Anleger für die öffentliche Fahrgastschifffahrt sorgen für eine lückenlose Verbindung zwischen den Städten.
5 – FilmSchauPlätze 2010
An besonderen Orten des Kanals fand im Sommer, direkt am Wasser und unter freiem Himmel, Open-Air Kino statt. Zu den als FilmSchauPlätzen gekennzeichneten Veranstaltungsorten entlang des Rhein-Herne-Kanals zählten unter anderem das Stadion Niederrhein, das neu gestaltete Außengelände der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 Herne, der Stadthafen Recklinghausen, die Wartburginsel oder der Hafen Datteln. Organisiert und durchgeführt wurde die FilmSchauPlatz-Reihe von der Filmstiftung NRW und den Partnern vor Ort.
6 – KanalRast
In 2010 wurden fünf künstlerisch gestaltete Picknickareale, entworfen von der Herner Künstlerin Beate Matkey, errichtet. Ihr Erkennungsmerkmal ist ein fest installierter Sonnenschirm und eine auf den jeweiligen Ort bezogene Picknickdeckengestaltung. Die Picknickareale dienen dauerhaft als Treffpunkte der Kulturen im Emschertal und sind 15 m² groß. An folgenden Orten kann man diese finden:
- im Gelsenkirchener Nordsternpark (die „Emscherbruch – 4 Jahreszeitendecke“),
- in Recklinghausen/Castrop-Rauxel Pöppinghausen (die „musikalische Inseldecke“),
- in Gelsenkirchen Schalke Arena Nähe Sutumer Brücke („die Ballsportdecke“),
- an der Gelsenkirchener Brücke an der ZOOM-Erlebniswelt (die „Nasobemdecke“), sowie
- die „Kirmissagedecke“ im Kulturpark Unser Fritz 2/3, Herne neben dem Anleger
Weitere neue Verweilplätze sind der Ebeler Balkon und der Neandtertalerrastplatz in Bottrop oder das neu gestaltete Brückenufer im Stadtquartiert Gelsenkirchen-Bismarck.
7 – Extraschicht/ Nacht der Industriekultur
Kulturschiffe pendeln seit 2008 zwischen den Extra-Schicht-Spielorten am Kanal, zwischen Schloss Oberhausen, Nordsternpark Gelsenkirchen, dem Umspannwerk Recklinghausen (mit dem Museum Strom und Leben) am Stadthafen Recklinghausen und dem Areal der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 in Herne.
8 – Kinder am Kanal
Vom 15. Juli bis 1. August 2010 ermöglichte eine Workshopreihe unter dem Titel „Wasser verbindet“ Kindern aus Stadtteilen, durch die der KulturKanal fließt, ihren Lebensraum neu zu erfahren. In Camps entlang der Wasserstraße konnten sie ihre städtische Umgebung dabei auf spielerische und künstlerische Art und Weise neu entdecken. Neben einer gemeinsamen Schifffahrt und einem Abschlussfest im Nordsternpark wurden Workshops angeboten, die vom Bau von phantasievollen schwimmenden Objekten, über Open-Air-Malerei bis hin zur Kunsttour von Münsteraner Kunststudenten mit den Kindern reichten. All dies geschah in Oberhausen, Bottrop, Gelsenkirchen, Recklinghausen und Herne und soll auch im Jahre 2011 weitergehen.
9 – Kulturschiffe
Auf Kulturschiffen wurden Gäste mit Musik, Theater, Comedy, Literatur und Film über den KulturKanal befördert. Kinoschiffe zeigten die Filmkultur aus dem Ruhrgebiet. Für Kinder gab es ein Kinderkinoschiff. Das Open-Air-Festival OLGAS ROCK im August 2010 begann mit einer Schifffahrt von Musikern und Fans zum Festivalgelände.
10 – Weitere Attraktionen: Eröffnung und Abschlussfest
Eine Wasserinszenierung und Musik im neu gestalteten Stadthafen Recklinghausen bildeten am 20. März 2010 den Auftakt zu dieser Veranstaltungsreihe. Dabei entsandten 10 Städte ihre „Botschafter“ unter dem Motto „ZEHN FAHREN MIT“ zur Eröffnungsveranstaltung nach Recklinghausen.
Die Abschlusswoche begann am 26. September 2010 gemeinsam mit dem Lichtkunstprojekt "Ruhrlights: Twilight Zone" im Duisburger Innenhafen mit begehbaren Lichtarchitekturen und multimedialen Performances. Das Abschlussfest bot zudem ein Konzert mit einem kleinen Ensemble der Duisburger Philharmoniker auf dem Wasser. Danach startete ein DJ-Set von Sebastian Maier aka Sola Plexus in der Lichtarchitektur von Modulorbeat. Hier wurden eigens komponierte Sounds aus der Region des KulturKanals hörbar. Weiterhin präsentierte sich der KulturKanal mit einer Retrospektive aus Film- und Fotomaterial im Treppenhausturm im „Garten der Erinnerung.“
Als Schlusspunkt des KulturKanals 2010 wandelte der Herner Klangkünstler Christof Schläger am 1. Oktober 2010 mit seinem Projekt SCHWINGUNGEN auf dem Betriebsgelände des STEAG-Kraftwerks ursprünglich technische Signalgeber von Schiffen in futuristische Klangobjekte und einte sie zu einem Orchester. Durch die enorme Lautstärke der dabei verwendeten Schiffshörner entstand ein halbstündiges musikalisches Spiel mit der Struktur des Landschaftsraumes. Begleitet wurden die Klanghörner von einem „Ballett von Betonpumpen“ in einem choreographierten Bewegungsablauf.
Veranstalter und Förderer
Veranstalter des KulturKanals ist die Stadt Herne im Verbund mit den Anrainerstädten des Rhein-Herne-Kanals
Förderer sind
- RUHR.2010 GmbH (2009 bis 2010)
- Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2009 bis 2010)
- Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen („Soziale Stadt“ und „Kommunaler Radwegebau“)(2009 bis 2010)
- Filmstiftung Nordrhein-Westfalen GmbH (2010)
Projektbegleitende Institutionen und Partner
- Go Between Net GmbH & Co. KG (Marketing und Projektbüro für KulturKanal, Radführer, Bilder am Kanal)
- ADFC – Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.
- AG Neues Emschertal
- Emschergenossenschaft
- LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
- Museum Strom und Leben
- Regionalverband Ruhr
- Ruhr Tourismus GmbH / ExtraSchicht
- Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich
- Billie Erlenkamp
- raumlaborberlin und Erik Göngrich
- Agentur Sehsternchen
- blicke. filmfestival des ruhrgebiets (Klack Zwo B e.V.)
- Stadtteilbüros „Soziale Stadt“ in Oberhausen-Lirich/Bottrop-Ebel/ Herne-Wanne/ Recklinghausen-Süd, Kulturwerkstatt und Kindermuseum Bottrop
- Jugendkunstschule Wanne-Eickel e.V.
- Kunststudenten des Basislagers EMSCHERKUNST.2010,
- Kinderland im Nordsternpark Gelsenkirchen
- Jugend Architektur Stadt (JAS e.V.)
- rocko e.V. (OlgasRock)
- EURO ROCK
- Unperfekthaus Essen
- Christof Schläger
- Achim Kubiak (Verlag Edition Rainruhr)
- Ziegenmichel e. V.
- RoomService-Team Herne (Projektautoren Kulturschiffe)
Weblinks
Kategorien:- Kunstprojekt
- RUHR.2010
Wikimedia Foundation.