- Marie Anderson
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Marie Anderson (* 1842 in Den Haag ; † unbekannt), auch Anna Maria Anderson, war eine niederländische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin. Im deutschen Sprachraum ist sie vor allem als Briefpartnerin des humoristischen Dichters und Zeichners Wilhelm Busch bekannt: Vom Januar bis Oktober 1875 gab es zwischen den beiden einen sehr intensiven Briefwechsel, in dem der sonst sehr verschlossene Wilhelm Busch sich ausführlich zu so unterschiedlichen Fragen wie Wiedergeburt, Nationalität, Muttersprache, Erbsünde und Platons Höhlengleichnis äußerte.[1] Von diesem Briefverkehr sind die Briefe Marie Andersons nicht enthalten, die Briefe Wilhelm Buschs dagegen haben in Abschriften überdauert und wurden bereits 1908 veröffentlicht. Sie stellen heute eine wichtige Quelle der Wilhelm-Busch-Forschung dar.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Marie Anderson wurde 1842 in Den Haag geboren. Bereits ihre Mutter, eine geborene van Goudoever, verfasste Bücher und Zeitschriftenartikel.[2] Marie Anderson erhielt eine protestantische Erziehung, wendete sich aber bald nach ihrer Konfirmation von der Kirche ab. Sie schloss sich der Niederländischen Freidenkervereinigung an und publizierte regelmäßig in den Zeitschriften dieser Vereinigung. Marie Anderson engagierte sich außerdem in der Frauenbewegung, im Kampf gegen den Kolonialismus und im Tierschutz.
Die möglicherweise bisexuelle Marie Anderson war groß und schlank gewachsen, entsprach aber mit ihrem unregelmäßigen Gesicht nicht konventionellen Schönheitsidealen. Anderson lebte einige Jahre in einer Kommune mit dem damals sehr bekannten holländischen Schriftsteller Eduard Douwes Dekker zusammen, lernte dann den Universalgelehrten Frederic Antonius Hartsen kennen, mit dem sie ähnlich wie später mit Wilhelm Busch über Briefe Kontakt aufgenommen hatte. Aus der Beziehung mit Hartsen ging ein Sohn hervor. Allerdings trennte sich Hartsen sich kurz nach der Geburt von Marie Anderson. Sie zog 1872 zu Dekker zurück, der mittlerweile in Wiesbaden lebte. Die Jahre in Wiesbaden zählen zu den produktivsten Jahren im Leben Marie Andersons. Sie schrieb mehrere Romane und Kurzgeschichten, die sich überwiegend mit historischen Themen beschäftigten, sowie mehrere Sachbücher, darunter eines über Prostitution.
Im Januar 1875 nahm sie brieflichen Kontakt zu Wilhelm Busch auf. Sie gehörte zu den wenigen, die sich lobend über Buschs Kritik des Herzens äußerten, und plante außerdem, das Buch für eine holländische Zeitung zu rezensieren.[3] Busch reagierte euphorisch auf ihren Brief; zwischen Januar und Oktober 1875 wechselten sie über fünfzig Briefe. Anderson scheint eine unermüdliche Fragerin gewesen zu sein, die Busch motivierte, sich zu Fragen der Philosophie, Religion und Moral zu äußern.[4] Im Oktober 1875 kam es in Mainz zu einer Begegnung zwischen den beiden. Nach dem Ausflug kehrte Busch in fürchterlicher Stimmung zu seinem Verleger Otto Friedrich Bassermann nach Heidelberg zurück. Aus dessen Erinnerungen ist überliefert, dass mehrere Familienmitglieder die Ursache für Buschs auffälliges Verhalten in einer missglückten Brautschau vermuteten. Es gibt tatsächlich keine Hinweise darauf, dass Wilhelm Busch nach dem Kontakt mit Marie Anderson noch eine nähere Beziehung mit einer Frau anstrebte.[5]
Zu einem letzten brieflichen Kontakt zu Busch kam es 1902. Anderson war zu diesem Zeitpunkt in den Niederlanden eine bekannte feministische Schriftstellerin. Nachdem Dekker 1887 verstorben war, hatte sie sich ganz auf ihren Sohn Friedrich konzentriert, der Musiker geworden war. Sie stieß sich sehr an der Ehe ihres Sohnes und engagierte sich vor allem im Tierschutz.
Werke
- Open brief aan Mevr. Storm-Van der Chijs., Amsterdam : R.C. Meijer, 1868.
- Geen vrouwen-emancipatie? : een woord aan Mevr. de Wed. Storm, v.d. Chijs; naar aanleiding van den Open Brief van zekere Mevr. Calmée, Amsterdam : C.L. Brinkman, 1868.
- mit F van Goudoever, Dr.: De vrouw : haar verleden, heden en tockomst ; bijdrage tot oplossing van het prostitutie- vraagstuk, Amsterdam : A. van Klaveren, [1889?]
- mit Rudolf Quanter: Wider das dritte Geschlecht : Ein Wort z. Aufklärung über d. konträre Sexualempfindung u. d. Abschaffung d. 175 d. R.-St.-G.-B. nach Frau Marie Anderson, Berlin : H. Bermühler, (1904). 2., gänzl. neubearb. Ausg. von Rudolf Quanter
- Leopold von Sacher-Masoch,Maria Theresia en de vrijmetselaars : historische novelle, Arnhem : Van Marle, 1876.
- Veritas (Pseudonym), Multatuli-Wespen. Amsterdam, A. van Klaveren, 1888.
- Uit Multatuli’s leven. Bijdrage tot de kennis van zijn karakter, Amsterdam o.J. (1902). Reprint mit Anmerkungen von J. Kortenhorst, Utrecht 1981
- Wilhelm Carl Eilhard Busch, Wilhelm Busch an Maria Anderson : 70 Briefe, Rostock i. M. : C. J. E. Volckmann 1908 DNB [6]
- Hans Balzer, Nachw. u. Hrsg., Platonische Briefe an eine Frau, Insel-Bücherei ; Nr. 358 Wiesbaden : Insel-Verlag, 1950. DNB
Literatur
- Eva Weissweiler: Wilhelm Busch. Der lachende Pessimist. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03930-6
- Joseph Kraus: Wilhelm Busch. Rowohlt, Reinbek 1970, 17. Auflage 2007, ISBN 978-3-499-50163-0
- Tristan Haan, Multatuli’s Legioen van Insulinde. Marie Anderson, Dek en de anderen, Amsterdam 1995
Weblinks
- Literatur von und über Marie Anderson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke bei worldcat
Einzelnachweise
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- Gestorben im 20. Jahrhundert
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