Martin-Luther-Kirche (Detmold)

Martin-Luther-Kirche (Detmold)
Martin-Luther-Kirche in Detmold

Die Martin-Luther-Kirche in Detmold in der Schülerstraße ist ein im neugotischen Stil errichteter Kirchenbau, der im Jahr 1898 eingeweiht wurde.

Geschichte

Schon zehn Jahre nach Luthers Thesenanschlag am 4. September 1517 verbreitete sich in Lippe die neue Lehre. Besonders in Lemgo formierte sich in den 1520er Jahren eine Bewegung, die 1533 die Einführung der Reformation in der Stadt durchsetzen konnte. Auf den katholischen Grafen Simon V. folgte dessen minderjähriger Sohn Bernhard VIII.. Auf Veranlassung seines Vormunds Philipp I. von Hessen wurde er im evangelischen Glauben erzogen und unter seiner Regierung wechselte Lippe zum lutherischen Bekenntnis. 1538 war Simon von Exter letzter katholischer und wurde erster lutherischer Pfarrer in Detmold. Im gleichen Jahr wurde die lutherische Kirchenordnung nach hessischem Vorbild auf dem Landtag zu Cappel für die Grafschaft Lippe angenommen. Diese Kirchenordnung gilt in der überarbeiteten Fassung von 1571 als Lippisch-Spiegelberger Kirchenordnung für die lutherischen Gemeinden bis heute. Graf Simon VI. war Anhänger Johannes Calvins und führte um 1605 das reformierte Bekenntnis in Lippe ein; nur die Bewohner Lemgos widersetzten sich und blieben lutherisch. Mehrere adlige Familien außerhalb Lemgos feierten ebenfalls lutherische Gottesdienste auf ihren Gütern. Auch in der Privatkapelle der Familie von Schwartze in Gut Braunenbruch bei Detmold fanden lutherische Gottesdienste mit Beteiligung Detmolder Bürger statt.[1]

Johannette Wilhelmine von Nassau-Idstein war eine überzeugte Lutheranerin. Von ihrem reformierten Ehemann, Graf Simon Heinrich Adolph, bekam sie 1721 die Erlaubnis, eine lutherische Kirche in Detmold einzuweihen. Es handelte sich um die ehemalige Franzosenkirche, die gegenüber der heutigen Martin-Luther-Kirche lag. Gräfin Wilhelmine hatte ihren Hofprediger Johann Konrad Stein nach Detmold mitgebracht. Sie ließ die Kirche renovieren und stattete sie mit neuen Bänken und einer Kanzel aus, die heute im Lippischen Landesmuseum zu besichtigen ist. 1725 hob Graf Simon Heinrich alle noch bestehenden Beschränkungen der lutherischen Kirchengemeinde auf. Wilhelmine erwarb das Grundstück, auf dem die heutige Kirche steht, und plante den Bau einer neuen Kirche. Am 1. Oktober 1741 wurde die sogenannte lutherische Barockkirche in der Schülerstaße eingeweiht. Die lutherische Gemeinde wurde von Gräfin Wilhelmine finanziell so großzügig ausgestattet, dass von den Gemeindemitgliedern bis zum Jahr 1855 keine Gebühren zu bezahlen waren. Auf den Hofprediger Stein folgte der Hofprediger Althof. Er bekam 1759 ein Dienstpferd genehmigt, mit dem er lutherische Gemeindemitglieder außerhalb Detmolds aufsuchen konnte.[1]

1841 hatte die lutherische Gemeinde rund 1.000 Mitglieder, deren Zahl bis zum Jahr 1896 auf 2.300 Personen anwuchs. Deshalb wurde der Neubau einer größeren Kirche an Stelle der Barockkirche beschlossen. Am 23. März 1898 erfolgte die Einweihung der Neuen Lutherischen Kirche im neugotischem Stil. Die Kosten von über 100.000 Mark konnten teilweise durch eine testamentarische Spende der Auguste von Donop bestritten werden.[1]

Im Ersten Weltkrieg mussten die beiden größten Bronzeglocken zum Einschmelzen abgegeben werden. Im Geläut blieb eine Stahlglocke zurück, die 1923 durch zwei weitere Stahlglocken ergänzt wurde. Die drei Stahlglocken erklingen in dis1–fis1–a1. [2] 1937 wurde das Innere der Kirche komplett weiß angestrichen. Am 18. Februar 1946 wurde die Neue Lutherische Kirche in Martin-Luther-Kirche umbenannt. Von 1966 bis 1968 erfolgten Renovierungsarbeiten. So wurde der alte Zustand des Anstrichs aus der Zeit vor 1937 wiederhergestellt und der Altarraum verändert, indem man die Kanzel auslagerte, um die räumliche Distanz zwischen Pfarrer und Gemeinde zu verringern. 1998 wurde das 100-jährige Bestehen der Martin-Luther-Kirche gefeiert.[1]

Im Jahr 1998 entschied sich der Kirchenvorstand für eine neue Orgel und die Kieler Orgelwerkstatt Paschen wurde mit deren Bau beauftragt. Die feierliche Einweihung der Orgel fand im Oktober 2009 im Rahmen einer Festwoche statt.[3] Das Instrument hat 41 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen und Koppeln elektrisch.[4]

I Hauptwerk C–a3
1. Gedackt 16’
2. Principal 8’
3. Flöte 8’
4. Gambe 8’
5. Octave 4’
6. Flauto dolce 4’
7. Quinte 3’
8. Octave 2’
9. Mixtur IV-V 22/3
10. Scharff III 11/3
11. Trompete 16’
12. Trompete 8’
II Schwellwerk I C–a3
13. Bordun 16’
14. Octave 8’
15. Traversflöte 8’
16. Salicional 8’
17. Voix céleste 8’
18. Querflöte 4’
19. Nasard 3’
20. Octavin 2’
21. Terz 13/5
22. Trompette harm. 8’
23. Hautbois 8’
24. Clairon 4’
Tremulant
III Schwellwerk II C–a3
25. Großgambe 16’
26. Geigendprincipal 8’
27. Rohrflöte 8’
28. Flauto amabile 8’
29. Fugara 4’
30. Waldflöte 2’
31. Harmonia aeth. III 2’
32. Klarinette 8’
33. Vox humana 8’
Tremulant
Pedal C–f1
34. Subbass 16’
35. Principal 16’
36. Quinte 102/3
37. Octave 8’
38. Gedackt 8’
39. Octave 4’
40. Posaune 16’
41. Trompete 8’
  • Koppeln
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, II/II, III/I, III/III
    • Superoktavkoppeln: I/I, III/I, III/III

Einzelnachweise

  1. a b c d Geschichte der lutherischen Gemeinde in Detmold, abgerufen am 1. März 2010
  2. Glockengeläut in Detmold, abgerufen am 1. März 2010.
  3. Orgelweihe in der Martin-Luther-Kirche, abgerufen am 2. März 2010
  4. Zur Disposition

Weblinks

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