- Mat-Salleh-Rebellion
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Die Mat Salleh Rebellion bezeichnet eine Reihe größerer Unruhen in Nordborneo, dem heutigen Bundesstaat Sabah in Malaysia, zwischen 1894 und 1900. Der Anführer war Datu Paduka Muhammad Salleh, besser bekannt als Mat Salleh.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Im späten 19. Jahrhundert gelangte Nord Borneo unter die Verwaltung der North Borneo Chartered Company. Die britische Gesellschaft versuchte, in Nord Borneo die Produktion von verschiedenen landwirtschaftlichen Produkten, insbesondere aber den Tabakanbau, zu etablieren. Durch die dabei angewandte Rationalisierung sowie durch die Einführung eines an westlichen Maßstäben orientierten Verwaltungssystems durch die Nord Borneo Company, kam es in Nord Borneo zu unvermeidlichen wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen.[1]
Obwohl sich die Gesellschaft in ihrem Chartervertrag verpflichtet hatte, die lokale Kultur zu bewahren, wurden Regelungen getroffen, die der lokalen Bevölkerung ein Dorn im Auger waren. Zum Beispiel wurde die Sklaverei abgeschafft. Andere unruhestiftende Neuerungen, die die Gesellschaft einführte, waren neue Regelungen hinsichtlich des Landverkaufs, des Erwerbs von tulin (vom Sultanat unabhängiger kleiner Territorien), die Erhebung von Kopfsteuern und Abgaben auf Dschungelprodukte.[2] Viele lehnten die neuen Regelungen rundweg ab.
Mat Salleh und die Rebellion
Einer der einflußreicheren, andersdenkenden Häuptlinge war Mat Salleh. Er wurde in Inanam, Nord Borneo, als Sohn des Suluk-Häuptlings Datu Balu geboren. Bevor die North Borneo Chartered Company ihre Landansprüche geltend machte, kontrollierte sein Vater Teile des Labuk- und Sugut-Gebietes. Seine Mutter gehörte dem Bajau-Volk an. Mat Salleh verbrachte Teile seiner Kindheit in Inanam und Gaya Island.[Anm. 1] Er heiratete Dayang Badang, eine Prinzessin vom Hof des Sultans von Sulu.[Anm. 2] und wurde Häuptling eines unabhängigen Territoriums (tulin) am Sugud River.
1895 begann eine lang anhaltende Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Salleh war mit den neuen Regeln, die die Gesellschaft am Sugud River aufstellte, nicht einverstanden, aber die Gesellschaft ignorierte seine Beschwerden. Ihrerseits war die Gesellschaft darüber verstimmt, dass Mat Salleh von der örtlichen Bevölkerung Steuern ohne ihre Genehmigung eintrieb. Außerdem war die Eigenständigkeit von Territorien wie das von Mat Salleh ein Ärgernis für die Nord Borneo Gesellschaft.[2][Anm. 3]
Bald nach dem Beginn des Konflikts brannte die Gesellschaft Sallehs Dorf nieder. Mat Salleh wiederum schlug 1897 mit einer vollkommenen Zerstörung des Hafens der Gesellschaft in Pulau Gaya zurück. Als sich die Rebellion ausweitete, ordnete Salleh den Bau eines Fort in Ranau an. Die Gesellschaft versuchte das Fort zu erobern, stieß aber auf heftigen Widerstand und verlegte sich stattdessen darauf, Feuer zu legen. Nach Scharmützeln bei Pulau Gaya, Inanam und Menggatal endete diese Phase des Konflikts mit dem Rückzug von Mat Sallehs Kräften in das Hinterland von Nord Norneo.
William Clarke Cowie, der geschäftsführende Direktor der North Borneo Chartered Company, war der Ansicht, dass der Konflikt auf friedlichem Weg gelöst werden müsse. 1898 reiste er nach Nord Borneo und traf sich mit Mat Salleh, um die Bedingungen für einen Waffenstillstand auszuhandeln.[3][4]
Die Nachricht, dass damit die Rebellion beendet sei,[5] erwies sich jedoch als voreilig. Denn unglücklicherweise erzürnte der Waffenstillstand mit den Briten seine eigenen Leute so sehr, dass Salleh gezwungen war nach Tambunan zu flüchten. Einer der Gründe für den Zorn seiner Anhänger war Mat Sallehs Zugeständnis an Cowie und Beaufort, seinen Einfluss geltend zu machen und flüchtige Straftäter aus den eigenen Reihen auszuliefern.[6]
Die Briten garantierten Mat Salleh die Kontrolle über Tambunan und er ließ dort ein neues Fort bauen. Trotz des Friedensvertrags beschloss die Gesellschaft im Jahr 1899, Tambunan wieder zurückzufordern. Mat Salleh verweigerte jedoch seine Zustimmung und die Kämpfe flammten wieder auf. Am 31. Januar 1900 wurde er in Kampung Tibabar, Tambunan erschossen. Sein Tod hinterließ eine Rebellenbewegung ohne Führer, was schlussendlich das Ende der Rebellion bedeutete. Einzelne Unruhen, die noch kurz nach Sallehs Tod aufflammten, wurden im Keim erstickt.[7]
Eine Forstsetzung des Konflikts spiegelt sich in der Rundum-Rebellion (1900-1915) wieder.
Mat Salleh als Volksheld
Während die Person von Mat Salleh in kolonialen Zeiten eher als Aufrührer und Störenfried beschrieben wurde, hat sich sein Bild in der Öffentlichkeit seit der Entlassung Malaysias in die Unabhängigkeit grundlegend gewandelt.
An der Stelle, an der Mat Sallehs Fort stand, errichteten bereits die Briten ein Mahnmal mit der Inschrift "This plaque marks the site of Mat Salleh's Fort which was captured by the North Borneo Armed Constabulary on the 1st February 1900. During this engagement, Mat Salleh, who for six years led a rebellion against the British Charted Company administration, met his death." [Anm. 4]
Heute wird Mat Salleh nicht länger als Aufrührer, sondern als Volksheld, Revolutionär oder Freiheitskämpfer beschrieben. Dem trug die Regierung Sabahs Rechnung, indem sie im Jahr 2000 den inmitten von Reisfeldern gelegenen Ort des Triumphes der Briten über den "Aufrührer" zum "Mat Salleh Memorial" umwandelte. Die Gedenktafel an das ehemalige Fort von Mat Salleh und den Ort seines Todes ist heute in einer kleinen Parkanlage untergebracht. In dem an einen Bunker erinnernden Memorial befindet sich eine kleine Ausstellung über Mat Salleh.[Anm. 5]
Mat Salleh in der Literatur
Hugh Clifford, der Gouverneur von Sabah, setzte Mat Salleh ein erstes literarisches Denkmal[8] in den beiden Novellen
- Hugh Clifford, Sally, A Study, Edinburgh, 1904 und
- Hugh Clifford, Saleh, A Sequel, Edinburgh 1908,
in denen er das Bild eines jungen malayischen Häuptlings zeichnet, der dem Untergang geweiht ist. Der Werdegang Sallehs war Thema des Buches von
- Owen Rutter, The Golden Rain, London, 1928.[8]
Bewertung der Rebellion
Obwohl die Geschichte der Mat Salleh Rebellion genauso wie die Rundum Rebellion bis heute zum Selbstverständnis der Geschichte Malaysias gehört, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sich beide Rebellionen auf ein relativ kleines Territorium beschränkten, eine relativ kleine Anzahl an Menschen involvierten und dass demgegenüber der weitaus größte Teil Sabahs ruhig geblieben war.[9]
Trivia
Fast überall in Malaysia und damit auch im Bundesstaat Sabah wird das Wort "Mat Salleh" umgangssprachlich für "der Weiße" gebraucht. In diesem Kontext könnte der Ausdruck auch von "mad sailor" (verrückter Seemann) abgeleitet sein oder von der Bezeichnung "Mat Salleh" für die Prediger, die im Gefolge der frühen Kolonialherren kamen, um das Christentum in Borneo zu verbreiten.
Literatur
- "Datu Paduka Mat Salleh - Hero of Sabah (1894-1900)", hrsg. vom Staatsarchiv Sabah, Kota Kinabalu, Mai 2007
- K. G. Tregonning: "A History Of Modern Sabah (North Borneo 1881-1963)", 2. Ausgabe, University of Malaya Press, Kuala Lumpur, 1965, Reprint 1967
- Cecilia Leong, Sabah - The First 100 Years, Pencetakan Nan Yang Muda Sdn. Bhd.; Kuala Lumpur, 1982
- Regina Lim: Federal-state relations in Sabah, Malaysia: the Berjaya administration 1976-85, Institute of Southeast Asian Studies, 2008, ISBN 978-981-230-811-5
- Volker Schult: Wunsch und Wirklichkeit - Deutsch-philippinische Beziehungen im Kontext globaler Verflechtungen 1860-1945, Logos Verlag Berlin, 2008, ISBN 978-3-8325-1898-1
- Our Family History ( As The Existence Real True Blood Of Royal Brunei ) {Paduka Enderang Sibling to Paduka Mat Salleh}
- Zainal Abidin Bin Abdul Wahid, Khoo Kay Kim, Muhd. Yusof Bin Ibrahim, D.S. Ranjit Singh. 1994. Sejarah Tingkatan 2. ISBN 983-62-1009-1
Einzelnachweise
- ↑ Lim, Seite 19
- ↑ a b Lim, Seite 25
- ↑ Owen Rutter: British North Borneo - An Account of its History, Ressources and Nativer Tribes, Constable & Company Ltd, London, 1922
- ↑ Bundesstaat Sabah: History of Mat Salleh, in englischer Sprache, abgerufen am 16. Juni 2011
- ↑ "The Rebellion ended" in: The Singapore Free Press and Mercantile Advertiser (1884-1942), 25. April 1898, Seite 2
- ↑ The Straits Times, 14. Mai 1898, Seite 3
- ↑ "Attack on Kudat" in: The Straits Times, 9. Juni 1900, Seite 2
- ↑ a b Tregonning, Seite 206
- ↑ siehe dazu auch die Einschätzung in Tregonning, Seite 212
Anmerkungen
- ↑ Beide Örtlichkeiten liegen nahe des heutigen Kota Kinabalu, Sabah, Malaysia.
- ↑ Dies war möglich, weil Mat Salleh als Sohn eines Häuptlings den Status eines pangeran (Prinzen) hatte
- ↑ Cowie schrieb vor seinem Treffen mit Salleh über diese an den Flussufern gelegenen tulin: "Diese Flüsse sind eine Quelle ständigen Verlustes und Ärgernis für uns. Schwarzpulver, Waffen und Opium werden über Grenzen geschmuggelt, die niemals definiert wurden und die wir deshalb auch nicht bewachen können."
- ↑ Übersetzung: "Diese Gedenktafel markiert den Ort von Mat Sallehs Fort, das am 1. Februar 1900 von der Nordborneo-Polizeitruppe eingenommen wurde. Während dieser Auseinandersetzung fand Mat Salleh, der sechs Jahre lang die Rebellion gegen die Verwaltung der British Chartered Company angeführt hatte, den Tod."
- ↑ Im November 2011 befindet sich die Anlage in einem ungepflegten Zustand; die Ausstellung ist wenig didaktisch aufgebaut und ohne Vorkenntnisse nicht verständlich.
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