Matthias Gnehm

Matthias Gnehm

Matthias Gnehm (* 1. Juli 1970 in Zürich) ist ein Schweizer Comiczeichner und Architekt. Er lebt und arbeitet in Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Gnehm ist aufgewachsen im Kanton Aargau.[1] Er besucht 1990 den Vorkurs an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, absolviert 1995 Praktikum bei Herzog & de Meuron und schliesst das Architekturstudium 1999 an der ETH Zürich ab.

Seit 1995 veröffentlicht er Comics gemeinsam mit dem Lausanner Texter und Architekten Francis Rivolta. 1998 wird der erste Comicband des Duos veröffentlicht: Paul Cork’s Geschmack. Die Titelfigur kann Farben im kulinarischen Sinne schmecken und erlebt deshalb eine gefährliche wie abenteuerliche Odyssee. Der Band wird beim Schweizer Verlag Hochparterre und ebenso in Frankreich veröffentlicht (Editions Hors-Collection).

Gemeinsam mit Rivolta entsteht 2002 als Auftragsarbeit der Parlamentsdienste der Bundeshauscomic "Rätsel in Weiss" als deutsche, französische, italienische, rätoromanische und englische Ausgabe. Der Krimi spielt im National- und Ständeratssaal des Schweizer Bundeshauses und thematisiert einen Kunstdiebstahl.

2004 und 2005 erscheint in zwei Bänden sein erstes alleinige Werk “Tod eines Bankiers”. Der Wirtschaftskrimi spielt in der Zürcher Hochfinanz (mit einem neuartigen Finanzprodukt will ein Banker seinen Tod versilbern). Das Werk, gleichzeitig ein futuristischer Gestaltungsentwurf für das Seeuferbecken Zürich in Comicform “sorgt für Furore”[2] Die Medien loben “aussergewöhnliche Ideen”[3], es sei “ein spannender, origineller Krimi”[4]. Beide Bände erscheinen auch in Frankreich. Gnehm ergänzt den Comicband mit einer Ausstellung inklusive architektonische Pläne und städtebauliche Entwürfe sowie 3D-Modelle. “Das Projekt wurde lebhaft diskutiert. In die offizielle Planung ist es aber nie eingeflossen”[5].

Mit der Finanzkrise 2008 gerät der Comic erneut ins Gespräch und Gnehm selbst sagt: “Die Krise hat mir gezeigt, dass die Wirklichkeit verrückter ist als jede Fiktion”[6].

2008 erscheint der Comic “Das Selbstexperiment”. Der Wissenschaftskrimi, spielt in Zürich und erzählt von einem Wissenschaftler, der einen Wirkstoff gegen Eifersucht sucht und unverhofft herausfindet, wie das menschliche Bewusstsein funktioniert. Das Werk basiert auf einem Aufenthalt 2007/2008 am Collegium Helveticum und übersetzt dessen Emotionsforschungen “auf fesselnde Weise ins Comic-Genre”[7]. Das Buch wird gelobt als “im wahrsten Sinn des Wortes bewusstseinserweiternden Thriller von hoher Rasanz und Intelligenz”[8]. Gnehm, bekannt für seinen opulenten, farbigen Zeichenstil veröffentlicht den Band in schwarz-weiss. Begegnungen mit japanischen Zeichenstudenten “machten mir Lust, schneller zu arbeiten, in schwarz und weiss, eher skizzenhaft”, so Gnehm[9].

2011 erscheint bei Edition Moderne “Die Bekehrung”. Der Comic thematisiert in schwarz-weiss die Zersiedelung der Landschaft, Pubertät, Religion und erste Liebe in einem nicht spezifizierten Schweizer Dorf im Mittelland.

Stil

“Ich bin der Meinung, dass kein Thema zu komplex ist für Comics,” so Gnehm[10]. So vertieft er sich stark ins Geschehen und die Gesellschaft um ihn herum, “das ist wichtig (...), das ist vielleicht der Einfluss der Architektur, es ist eine soziale Kunst, ohne die Gesellschaft kann der Architekt nichts tun”[11].

Zeichnerisch und erzählerisch kann Gnehm auf eine Vielfalt von Mitteln zurückgreifen, die von den Medien gelobt werden. “Diese virtuos eingesetzte Vielfalt der erzählerischen Mittel (...) unterschiedliche Zeichenstile kombiniert, die je eine andere Erzählform repräsentieren”[12], Gnehm zeichne “sensibel und gleichzeitig pastos kolorierend (...) wie schwarzweiss und clever grob” [13].

“Seine Bilder sind von ausgefuchster Einfachheit (...) schwarz/weiss-expressive Eruptionen und krickeliger Kinderzeichenstil gleichzeitig”[14]. Bei “Paul Cork’s Geschmack” erkennen Medien “an die Malerei von Pierre Bonnard oder Édouard Vuillard gemahnende Bilder[15].

Werke

  • Wird abgeholt am... (Matthias Gnehm und Francis Rivolta). IG Comic Schweiz, Kollektion TöppferWare 1 1995
  • Rendez-vous. Matthias Gnehm und Francis Rivolta). IG Comic Schweiz, Kollektion TöppferWare 2 1996
  • Der Tod des Sisyphus(Matthias Gnehm und Francis Rivolta). IG Comic Schweiz, Kollektion TöppferWare 3 1996
  • Paul Cork's Geschmack. Ein Abenteuer in Farbe. Zürich, Hochparterre Verlag 1998
  • Rätsel in Weiss (Matthias Gnehm und Francis Rivolta). NZZ Libro 2002
  • Blanc Mystère (Matthias Gnehm und Francis Rivolta). Editions Payot 2002
  • Globi, endlich Hollywood-Star (Matthias Gnehm und Francis Rivolta). in Strapazin: Globi. Strapazin 2003, ISBN 3-907055-75-6
  • Tod eines Bankiers. Erster Teil: Das Leben ist teuer. Edition Moderne 2004, ISBN 3-907055-76-4
  • Tod eines Bankiers. Zweiter Teil: Der Tod ist gratis. Edition Moderne 2005, ISBN 3-907055-92-6
  • Das Selbstexperiment. Edition Moderne 2008, ISBN 978-3-03731-028-1
  • Die Bekehrung. Edition Moderne 2011, ISBN 978-3-03731-074-8

Film

  • La Mort de Sisyphe. Animationskurzfilm mit Francis Rivolta, 2010

Ausstellungen

  • 2004 Fumetto, Luzern (“Tod eines Bankiers”)
  • 2004 Architekturforum Zürich (“Tod eines Bankiers”)
  • 2004 Comicfestival Sierre (“Tod eines Bankiers”)
  • 2004 Architekturmuseum Basel (“Tod eines Bankiers”)
  • 2008 Fumetto, Luzern (“Das Selbstexperiment”)

Auszeichnungen

  • 1998 Atelierstipendium in Krakau, Polen (Eidgenössisches Bundesamt für Kultur)
  • 1998 “Die Schönsten Schweizer Bücher” (für “Paul Corks Geschmack” (mit Francis Rivolta)
  • 2001 “Prix coup de coeur”, Comicfestival Sierre (mit Francis Rivolta)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. “Il est légitime pour un artiste d’intervenir dans la vie de la cité”. Le Temps, 27. Dezember 2008
  2. “Architektonische Vision als Comic”. Mittelland Zeitung, 14. Juni 2004.
  3. “Das Geschäft mit dem Tod”, 20 Minuten, 5. Juli 2005
  4. “Traumhaft aber mörderisch”, Darmstädter Echo, 11. August 2005
  5. Stadtvisionen: Hochhäuser im Seebecken”, Tages-Anzeiger 22. November 2010
  6. “Il est légitime pour un artiste d’intervenir dans la vie de la cité”, Le Temps, 27. Dezember 2008)
  7. "Vertrackte Gehirnwindungen”, St. Galler Tagblatt 4. August 2008
  8. “Wissenschaft als Krimi”, Neue Zürcher Zeitung, 16.8 2008
  9. “Il est légitime pour un artiste d’intervenir dans la vie de la cité”, Le Temps, 27. Dezember 2008
  10. “Wissenschaft als Krimi”, Neue Zürcher Zeitung, 16. Juni 2008
  11. “Il est légitime pour un artiste d’intervenir dans la vie de la cité”, Le Temps, 27. Dezember 2008
  12. "Vertrackte Gehirnwindungen", St. Galler Tagblatt 4. August 2008
  13. The Title 05/2008
  14. “Who is who?” TITEL-Kulturmagazin, Thomas Wörtche, 4. Oktober 2008)
  15. Comic Guide

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