- Chatham House
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Das Chatham House, früher auch unter dem Namen Royal Institute of International Affairs bekannt, ist eine Denkfabrik, die sich mit aktuellen Fragen des politischen Zeitgeschehens auf internationaler Ebene befasst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gründung des Instituts geht auf die Initiative britischer und amerikanischer Delegierter unter Leitung von Lionel Curtis zurück, die im Rahmen der Pariser Friedenskonferenz 1919 ein anglo-amerikanisches Institut für Auswärtige Beziehungen vorschlugen, das sich mit dem Studium internationaler Probleme befassen sollte, mit der Absicht Kriege in der Zukunft zu vermeiden. Tatsächlich wurde im Juli 1920 das British Institute of International Affairs gegründet, das seit 1926 den Titel Royal Institute of International Affairs trägt. 1923 wurde dem Institut das Chatham House am St.James Square in London durch einen Oberst Reuben Wells Leonard geschenkt, wo es seither residiert.
In diesem Gebäude hatte William Pitt der Ältere (später Earl of Chatham), von Juni 1757 bis Oktober 1761 gelebt. Auch zwei Premierminister, Lord Stanley (später 14. Earl of Derby) (1837-1854) und Gladstone (1889-1890) hatten in diesem Haus gelebt.
1927 wurde die Chatham House Rule aufgestellt, wonach die Teilnehmer an Seminaren und Diskussionsrunden freien Gebrauch von den Informationen, die sie erhalten haben, machen, aber nicht die Identität und Zugehörigkeit eines Redners oder die eines anderen Teilnehmers preisgeben dürfen.
Das Institut hat (2003) ca. 1750 Mitglieder und wird seit Januar 2007 von Dr. Robin Niblett geleitet, den Vorsitz führt Dr. DeAnne Julius CBE.
Seit September 2004 ist Chatham House der offizielle Name des Royal Institute of International Affairs.
Die Mitgliedszeitschrift "International Affairs" ist eine der führenden Fachzeitschriften im Bereich der Internationalen Beziehungen.
Das Royal Institute of International Affairs war laut Kees van der Pijl eine wichtige Institution bei der Herausbildung einer transnationalen Klasse von protestantischen englischsprachigen Weißen.[1]
Chatham-House-Regel
Chatham House ist in englischsprachigen Ländern für die Etablierung einer nach dem Institut benannten Verschwiegenheitsregel bekannt, der Chatham House rule. In offizieller deutscher Übersetzung[2] besagt sie:
„Bei Veranstaltungen (oder Teilen von Veranstaltungen), die unter die Chatham-House-Regel fallen, ist den Teilnehmern die freie Verwendung der erhaltenen Informationen unter der Bedingung gestattet, dass weder die Identität noch die Zugehörigkeit von Rednern oder anderen Teilnehmern preisgegeben werden dürfen.“
Weblinks
- Offizielle Internetpräsenz von Chatham House (englisch)
Belege und Anmerkungen
- ↑ Kees van der Pijl: »Private Weltpolitik« - Zur Geschichte der liberalen Weltordnung, in: Tanja Brühl: Die Privatisierung der Weltpolitik: Entstaatlichung und Kommerzialisierung im Globalisierungsprozess, Bonn 2001, S. 88-91.
- ↑ Chatham House: Chatham House Rule Translations. Abruf am 9. April 2011.
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