Militärgeographie

Militärgeographie

Militärgeographie ist ein Teil der Kriegswissenschaften und der geographischen Wissenschaft, die ihre Lehren für militärische Zwecke verwertet.

Inhaltsverzeichnis

Einfluss geographischer Verhältnisse auf militärische Operationen

Je größer die Heere werden und je mehr infolge der allgemeinen Wehrpflicht der Krieg zur Volkssache geworden ist, um so mehr wirken die geographischen Verhältnisse des Kriegsschauplatzes auf die militärischen Operationen und ihre Vorbereitung ein.

Rein operativ und taktisch ist die Gestaltung der Erdoberfläche (Ebene und Gebirge, Flüsse, Sümpfe, Wälder) oft von bestimmendem Einfluss. Für die Erhaltung und Versorgung der Heere das Klima, die Bevölkerungs- und Anbauverhältnisse und die Jahreszeit. Für das Zusammenwirken von Heerführung und Diplomatie die politischen Verhältnisse, Gestaltung der Grenzen, Volksstimmung etc.. Da die meisten dieser Verhältnisse starkem Wechsel unterliegen, schließt sich das Studium der Militärgeographie an gegebene politische und strategische Lagen an, gehört also eng zur Kriegsgeschichte, und die Darstellung kriegsgeschichtlicher Ereignisse ist ohne Berücksichtigung der in Frage kommenden militärgeographischen Tatsachen unvollständig.

Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Definition von Heinrich August Pierer

„Militärgeographie [ist] die Geographie, welche die Länder nicht blos in allgemeiner Beziehung betrachtet, sondern auch in Bezug auf die Wichtigkeit, welche dieselben für die Kriegführung haben. Daher liegen die Producte eines Landes, in so fern sie einem Kriegsheere wichtig sind, der mehr od. weniger kriegerische Geist der Bewohner u. vor allem die Beschaffenheit des Landes zum Kriegsgebrauch, das Terrain, innerhalb des Bereichs der M. In letzter Beziehung sind das Streichen der Gebirge u. ihr Verflachen in eine hügelige Gegend u. zuletzt in die Ebene, der Lauf der Flüsse, ihre Schiffbarkeit, die Straßenzüge u. Eisenbahnen, die Punkte, wo sie Gebirge u. Flüsse überschreiten (Pässe), die Beschaffenheit der Brücken die Gegenstände, welche eine Kriegsoperation auf irgend eine Weise fördern können, daher Wälder, sehr mit Hecken, Sümpfen, Gräben durchschnittenes Land etc., bes. Dinge, die in der M. vorkommen. Bei Städten u. Dörfern beachtet sie vorzüglich ihre Bauart, ob Kirchen, Klöster, Schlösser od. andere Gebäude sich in ihnen, bes. zur Anlegung von Magazinen, Lazarethen od. andern Militäretablissements eignen, ob die Beschäftigung der Bewohner (Handel, Fabriken) die Ortschaften zu solchen Anlagen geeignet macht, u. vor allem die Fähigkeit der Orte zur Befestigung, wie sie denn die vorhandenen Festungen vorzüglich genau ins Auge faßt u. ihre militärische Wichtigkeit zu beurtheilen sucht. Auch die Kenntniß der wichtigsten Schlachtfelder zieht man zuweilen in weiterem Sinne mit zu der M. Vgl. Hahnzog, Lehrbuch der M. in Europa, Magdeb. 1820–1823, 2 Bde.; Meinecke, Allgemeines Lehrbuch der Geographie für Militärschulen etc., 3. Aufl., Magdeb. 1836; Koller, Kleine M. von Europa, Wien 1855; Killmeyer, M. von Europa, Stuttg. 1856.“

– Pierer's Universal-Lexikon[1]

Literatur

  • Arnold Keller, Georg Imhof: Militärgeographie der Schweiz und ihrer Grenzgebiete. Sektor Oberwallis 1911. ISBN 3833428171.
  • Barré: La géographie militaire et les nouvelles méthodes géographiques: Introduction à l'étude de l'Europe centrale. Nancy 1899.
  • Barré: La France du nordest. Nancy 1899.
  • Maguire: Outlines of military geography. Cambridge 1899.
  • Pramberger: Behelf zum Studium der Militärgeographie von Mitteleuropa. 3 Auflage. Wien 1899.
  • Pramberger: Atlas etc.. Wien 1894.
  • Porro: Guido allo studio della geografia militare. Turin 1898.
  • Stavenhagen: Militärgeographische Skizzen von den Kriegsschauplätzen Europas. Berlin 1898.
  • Marga: Géographie militaire. 4 Auflage. 1. Abt.: Frankreich, Paris 1885 (2 Bände).
  • Marga: Géographie militaire. 2. Abt.: die übrigen Staaten Europas, Paris 1885 (3 Bände).
  • Pica: Frankreich und Deutschland, eine Parallele. 6 Auflage. Hamburg 1882.

Einzelnachweise

  1. Militärgeographie. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 11, Altenburg 1860, S. 263 (Online bei zeno.org).

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