- Hinterland
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Hinterland ist ein Begriff aus der Humangeographie in verschiedenen Kontexten.
Inhaltsverzeichnis
Humangeographie
In der Humangeographie bzw. politischen Geographie handelt es sich dabei um ein ländliches Gebiet, das größeren Städten oder Einzugsgebieten vorgelagert ist und nur von wenigen Einwohnern bewohnt wird. Meist ist das Hinterland durch eine reduzierte Infrastruktur gekennzeichnet. Beispiele dafür sind: Hessisches Hinterland / Hinterlandkreis; Hinterlandbahn (Thüringen); Hinterland (Bezirk (Schweiz).
→ siehe auch: Peripherie
Politische Geographie
Der Begriff stammt aus dem früheren internationalen Kolonialrecht, einem Teil des Völkerrechts des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, wo damit der Teil des Landes gemeint war, in dem die Staatsgewalt bereits Zugriff hat, ohne aber rechtmäßig bereits unterworfen zu sein. Dies war meist das Landesinnere hinter den zunächst eroberten oder angekauften Küstenstreifen.
In der Ära des Entdeckungszeitalters im 15. und 16. Jahrhundert wurde aus der Inbesitznahme eines Punktes der Küste die Okkupation des ganzen Kontinents oder der gesamten Insel gefolgert.
Das Völkerrecht wurde in der Folge soweit entwickelt, als man nur dort von Gebietshoheit sprechen konnte, wo tatsächliche staatliche Autorität ausgeübt wurde, z. B. durch Anlage von Stationen. Das Hinterland konnte darüber hinaus nur dort als Kolonialgebiet in Betracht kommen, wo es sich um staatenloses Gebiet oder die im Imperialzeitalter übliche Interessensphäre handelte.
Der deutschsprachige Begriff „Hinterland“ hat sich - ob auch mangels sprachlicher Entsprechung oder durch die Verwaltung der k.u.k. Monarchie - auch in Oberitalien etabliert; so wird z. B. die ländliche Umgebung des Großraums Mailand auch im Italienischen mit "Hinterland" bezeichnet. In Frankreich bezeichnet Le Hinterland eine Region der Bretagne. In Australien steht es für Gebiete, die in einem größeren Abstand von der Küste liegen, im Gegensatz zu den riesigen Flächen im Landesinneren die Bezeichnung („Outback“).
→ siehe auch: Küstenland
Verkehrsgeographie
In der Verkehrsgeographie handelt es sich dabei um das kontinentale Einzugsgebiet eines Handelshafens. Für die Verkehrslogistik ist die Verbindungsqualität eines Handelshafens mit seinem Hinterland ein wesentlicher Indikator für die Leistungsfähigkeit eines Handelshafens. So sind die nordeuropäischen und adriatischen Häfen daher an leistungsfähigen Hinterlandverbindungen (v.a. Bahnstrecken und Autobahnen) interessiert, um die im Hafen umgeschlagenen Güter in größtmöglicher Stückzahl weiterzutransportieren.
Durch verschiedene TEN-Verkehrsinfrastrukturprojekte wird daher in den Ausbau dieser Verbindungen investiert, so z.B.
- im Bereich des Niederrheins: die Betuweroute und die Bahnstrecke Eiserner Rhein
- für die norddeutschen Häfen: die Y-Trasse
- für die nordadriatischen Häfen: die Bahnstrecke Triest/Koper – Divača – Ljubljana (k.u.k. Südbahn) und die Pontebbana-Bahnstrecke (Venedig/Triest–) Udine – Villach sowie nicht zuletzt die Brennerbahn.
Auch die englische, französische und die spanische Sprache verwenden die Begriffe "the hinterland" (hinter einem Handelshafen) "le hinterland" und "el hinterland" ohne eigene Entsprechungen.
Militärgeographie
In der Militärgeographie bezeichnet Hinterland das hinter einer Kriegsfront gelegene Gebiet (siehe auch: Etappe). Im weiteren Sinn dehnte man den Begriff propagandistisch auf die Bevölkerung des in den Krieg entsendenden Staatsgebildes aus, von der man sich moralische und materielle Unterstützung versprach (siehe auch: Heimatfront).
Weblinks
Wiktionary: Hinterland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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