- Chausseegeld
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Als Chausseehaus, auch Chausseegeldeinnehmerhaus oder Chaussee-Einnehmerhaus, bezeichnet man ein Wohn- und Dienstgebäude des Chausseewärters und seiner Familie, das im Rahmen des Ausbaus der über Land führenden Straßen und Wege zu Chausseen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Der Chausseewärter hatte die Aufsicht über einen bestimmten Chausseeabschnitt und nahm das Chausseegeld (eine Art Straßenbenutzungsgebühr oder Maut) ein. Manche Chausseehäuser waren auch Zollstationen.
Inhaltsverzeichnis
Chausseehäuser in Preußen
In Preußen wurden ab 1796 Chausseehäuser für die Chausseegeldeinnehmer und Chausseewärter an den neu angelegten Kunststraßen (Chausseen) erbaut, unter anderem von Baumeistern wie Friedrich Gilly und Karl Friedrich Schinkel. Die Chausseehäuser standen dicht an der Fahrbahn, möglichst mit Einblick in die Chaussee. Der davor angebrachte Schlagbaum wurde erst nach Zahlung des Wegegelds geöffnet. Letzteres diente der Refinanzierung des Chausseebaus und sollte die Kosten für den Unterhalt der Chausseen decken, die z. T. auch von Aktiengesellschaften, Kreisen oder Gemeinden gebaut wurden.
In den Chausseehäusern wohnte außer dem Chausseegeldeinnehmer auch der Wegewärter, was auch zur Sicherheit beitrug. Der Wegewärter war bei Steinstraßen für höchstens 1000 Ruten (3,766 km), bei Kiesstraßen für höchstens 500 Ruten zuständig, so dass zwischen den Chausseehäusern (Abstand: 1 Preußische Meile = 2000 Ruten) gegebenenfalls Wegewärterhäuser für je zwei Wegewärter errichtet wurden.
Mit der französischen Besetzung in den Napoleonischen Kriegen kam der Chausseebau zum Erliegen und wurde erst 1814 fortgesetzt. 1834 lieferte die „Anweisung zum Bau und zur Unterhaltung der Kunststraßen“ Vorgaben für das Erscheinungsbild der Chausseehäuser.
Aus einer alten Quelle können Tarife für das in Preußen zu entrichtende Chausseegeld des Jahres 1840 angegeben werden:[1]
- Post- und Personenkutschen, Kaleschen, Kabriolets und alles Fuhrwerk, einschließlich Schlitten
- zum Fortschaffen von Personen, beladen oder unbeladen, für jedes Zugtier:
- für eine Strecke von 1 Meile 1 Silbergroschen (Sgr)
- für eine Strecke von 1 ½ Meilen 1 Silbergroschen (Sgr) und 6 Pfennige (Pf).
Am 31. Dezember 1874 wurden in Preußen die staatlichen Chausseegebühren abgeschafft, so dass die Chausseehäuser ihre Funktion verloren und die Bewohner meist auszogen. Die Privat-, Kreis- und Aktienchausseen erhoben noch bis ins frühe 20. Jahrhundert Chausseegebühren, und deren Chausseehäuser blieben folglich auch solange bewohnt.
Chausseehaus in Nassenheide (Löwenberger Land)
Chausseehaus in Waldsieversdorf an der B 168 (um 1835 erbaut)
Chausseehaus in Werneuchen-Werftpfuhl an der B 158
Chausseehäuser in Sachsen
In Sachsen wurden auf napoleonischen Befehl bestehende Straßen zu Chausseen umgebaut. So wurde ab 1807 die bestehende Poststraßenverbindung von der Residenz Dresden über Meißen bis nach Leipzig zur Chaussee mit seitlichen Gräben sowie Alleebäumen ausgebaut. Im Abstand von jeweils etwa einer Kursächsischen Postmeile wurden Chausseehäuser mit Schlagbäumen errichtet, an denen Fuhrleute Chausseegeld zur Wartung und zum Unterhalt entrichten mussten. Auf heutigem Radebeuler Gebiet wurde dazu 1812 ein Bauernhaus am östlichen Rand von Zitzschewig umgewidmet, das 1835 durch einen nur diesem Zweck dienenden Neubau auf dem Nachbargrundstück abgelöst wurde. Die entsprechende Brücken- und Chausseegeldpflicht wurde erst zum Jahresende 1885 aufgehoben.
Erhaltene Chausseehäuser
Heute dienen Chaussehäuser des Öfteren als Landgaststätten. Vergleichsweise prominentes Beispiel ist das Chausseehaus in Wiesbaden. Andere Gaststätten finden sich in Rüsselsheim, Zwingenberg oder Fürstenberg/Havel. Andernorts – im Fränkischen – hat sich eine Töpferei im Chausseehaus angesiedelt.
Mindestens eines dieser Häuser brachte es sogar zu literarischen Ehren: Das Chausseehaus zu Mainz-Marienborn diente Goethe als Beobachtungsort für „Die Belagerung von Mainz“. Heute befindet sich in dem 1774 erbauten Gebäude ein landwirtschaftlicher Betrieb mit der Spezialisierung auf Kirschprodukte.
Literatur
- "Die Mark Brandenburg" Heft 11, Zeitschriftenreihe Lucie Großer Verlag Berlin 1993, ISSN 0939-3676
- Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2., leicht geänderte Auflage 2006, ISBN 3-938460-05-9
Weblinks
Eine Bildergalerie findet sich hier in einem Blog
Einzelnachweise
- ↑ P. Großmann Die Frankfurter Chaussee, Sonderdruck aus der Ortsgeschichte Dahlwitz-Hoppegarten, im Selbstverlag, ohne Jahr (im Bestand des Heimatmuseums Lichtenberg)
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