Drei Annen Hohne

Drei Annen Hohne

Drei Annen Hohne ist eine Ortschaft, die zu Wernigerode im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt gehört und am Rande des Nationalparks Harz liegt.

Beim Bau der Harzquerbahn und Brockenbahn wurde ein Haltepunkt für das Forsthaus Hohne und das gräflich-stolbergische Chaussee- und spätere Gasthaus Drei Annen eingerichtet, der zunächst die Bezeichnung Signalfichte trug. Nachdem die Fichte an der Kreuzung der Hagenstraße mit der Chaussee Elbingerode–Ilsenburg den Witterungsunbilden zum Opfer gefallen war, erhielt die Bahnstation die Bezeichnung Drei-Annen-Hohne, die in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts auch auf die gleichnamige kleine Siedlung am Bahnhof mit dem heutigen Hotel „Kräuterhof“ überging.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Der Ort liegt etwa 9 km vom Stadtzentrum von Wernigerode im Harz an der Landstraße nach Schierke, von der hier eine Straße nach Elbingerode (Harz) führt. In Drei Annen Hohne zweigt die Brocken- von der Harzquerbahn ab. Daher kann es vorkommen, dass drei Züge gleichzeitig im Bahnhof stehen.

Ortsteil Drei Annen

Drei Annen

Der Name Drei Annen wurde 1770 erstmals erwähnt, als der Bergverwalter Schmidt aus Schierke um eine bergmännische Abbaugenehmigung für einen Bereich in der Nähe der heutigen Gaststätte Drei Annen ersuchte, um Kupfer und Silber abzubauen.

Graf Christian Friedrich zu Stolberg-Wernigerode, dessen Mutter Anna hieß, übernahm am 10. Dezember 1770 zwei Kuxe für sich und einen weiteren Kux für seine in jenem Jahr geborene Tochter Anna. Auch für seine Nichte Anna wurde ein Kux erworben.

Bereits 1781 musste der Bergbau wieder aufgegeben werden. Es wurde 1785 an anderer Stelle mit dem „Tiefe[n] Drei Annen Stollen“ ein neuer Versuch unternommen. Aber auch dieser blieb bis 1793/94 ohne großen Erfolg. Unweit der Gaststätte weist heute noch der Name Stollental auf diese Unternehmen hin. Nach den gescheiterten Bergbauversuchen verlegte man sich auf eine Bewirtung.

Nach dem Bau der Hagenstraße zwischen Wernigerode und Schierke (1869–1872) bot der Platz des Gasthauses die Gelegenheit, dort 1871 ein neues Haus zu bauen, um das nun fällige „Chausseegeld“ zu erheben. Diese neue Straße wurde nach dem Wernigeröder Oberförster von Hagen zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum am 24. Februar 1870 Hagenstraße genannt. Direkt südöstlich am Haus vorbei führt seit 1898 die Strecke der Harzquerbahn. Der Haltepunkt wurde aber 1 km weiter westlich eingerichtet, da hier die Bahn auf ebenem Gelände fährt. Das ist der heutige Bahnhof Drei Annen Hohne.

Die Gaststätte Drei Annen hatte bis in die 1950er Jahre private Betreiber. Dann wurde sie von der staatlichen Handelsorganisation (HO) der DDR geführt. Anschließend ging sie in den Besitz des VEB Schwermaschinenbaukombinats „Ernst Thälmann“ (SKET) Magdeburg über. Dieser Betrieb nutzte das Gebäude als Ferienheim und Schulungsobjekt. 1974 wurde neben der Gaststätte ein Bettenhaus errichtet. Nach einer umfangreichen Renovierung 1990 wurde es als Hotel eröffnet. Ab 1995 sind Waldgasthaus und Hotel wieder in privatem Besitz. Auf das Bettenhaus wurde 1997 eine weitere Etage gesetzt und das Dach der Umgebung angepasst.

Zum Bereich Drei Annen gehört auch ein Jugendwaldheim des Forstamtes Elend.

Die nahe Eschwegestraße ist nach dem Oberforstmeister Ernst von Eschwege (1859–1932), der für die Familie zu Stolberg-Wernigerode als Leiter der Forstverwaltung in der Region tätig war, benannt.

Hohne

Auf dem Weg von der Straßenkreuzung am Bahnhof Drei Annen Hohne in Richtung Hohneklippen zweigt in ca. 500 m nach rechts ein Weg ab. Nach einigen Minuten erreicht man den Hohne-Hof des Nationalparks Harz. Den Namen übernahm er von den nahegelegenen Hohneklippen. Der kleine Gebäudekomplex wird derzeit zu einem Naturerlebniszentrum des Nationalparks entwickelt.

Diese Gegend wurde erstmals 1251 erwähnt. Das Anwesen wurde 1686 beschrieben als „Hut und Trift auf der Hohne nebst einem Rinderhof, daneben Stuten- und Fohlenweide“.

Unter dem Titel Hohne und Steinharz und die Geschichte des Forstes um Wernigerode stellte Dr. Georg von Gynz-Rekowski 1974 u.a. auch die Anfänge des heute überregional bekannten und gern besuchten Ausflugsortes Drei Annen Hohne vor. Speziell zur Gründung von Hohne schrieb er: Obwohl Hut und Trift an der Hohne nachweislich und damit mindestens in das 16. Jahrhundert zurückreichen, ist ein gewisser Anfangspunkt des Viehhofes, als eines fest organisierten und wirtschaftlich besetzten Hofes, um 1690 zu sehen, da eine kartographische Eintragung von 1695 an der Hohne ein Wohnhaus einträgt, 1738 das 'Hohnhaus' genannt. Durch neuere Forschungen lassen sich diese Angaben inzwischen präzisieren und die Jahreszahl der Gründung von Hohne genau angeben.

Für den 28. Mai 1667 fand sich ein Beleg, dass das Hohnegebiet mit seinen zahlreichen Lichtungen und Waldwiesen als Weide genutzt wurde. In einem Rechnungsbuch heißt es, dass an jenem Tag Rinder hinter der Hohne in die Weide gangen sind. Der regierende Graf Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode hatte dazu die Möglichkeit geschaffen und als Rinderhirten Asche Körner und dessen Gehilfen Curt Wolborn angestellt. Für 18 Mariengroschen pro Tier war den Bauern in Wernigerode und den umliegenden Orten angeboten worden, ihre Rinder den Sommer über auf die Weide zu geben. Insgesamt bestand die Herde aus 112 Tieren, davon allein 43 Stück aus Langeln, 16 aus Abbenrode, 13 aus Wernigerode, 11 aus Halberstadt, 10 aus Stapelburg und die restlichen Kühe aus Drübeck, Ilsenburg, Silstedt, Osterwieck und Minsleben.

Die beiden Hirten blieben ständig bei den Tieren, bis die Herde am Matthiestag 1667 (= 21. September) abgetrieben wurde. Angesichts der Witterungsunbilden, die auch den Sommer über im Gebirge herrschten, verzichteten die beiden Hirten im nächsten Jahr darauf, erneut die Rinderherde auf der Hohne zu hüten und gemeinsam mit den Tieren im Freien zu übernachten.

In Claus Westphahl fanden die gräflichen Beamten im Frühjahr 1668 einen neuen Rinderhirten. Er übernahm dieses Amt jedoch nur, nachdem ihm zugesichert worden war, für ihn ein als Rinder- oder Hirtenhaus bezeichnetes einfaches Unterkunftsgebäude an der Hohne zu bauen. Bereits am 19. April zog er mit der Rinderherde, die diesmal nur noch aus 97 Tieren bestand, nach der Hohne und ließ im Isaak, am Ahrensklint und im Schuppental die Kühe weiden.

Am 4. Juli 1668 bekam der Rinderhirte an der Hohne Besuch. Ein Fuhrwerk brachte Bauholz aus der gräflichen Sägemühle in Hasserode, aus dem der aus Elbingerode kommende Zimmermann Hans Hampe in den folgenden Tagen ein Haus errichtete. Am 21. Juli stand bereits der Rohbau und am 31. Juli schloss Hans Tormann die Maurerarbeiten ab. 5500 Schindeln wurden benötigt, um das Dach und die Giebel damit abzudecken. Außer der geräumigen Stube und einer Kammer, die als Aufenthalts- bzw. Schlafraum für den Hirten dienten, gab es unter dem Dach zwei kleine Bodenräume. Nach dem Einbau eines zweiten eisernen Ofens am 5. August war das Hirtenhaus bezugsfertig und sicherlich freute sich der Rinderhirte Claus Westphahl über seine neue Bleibe. Die feste Unterkunft ermöglichte es ihm nunmehr, mit der Herde auch bis in den regnerischen Herbst hinein auf der Weide zu bleiben. Erst am 4. Oktober 1668 trieb er die Tiere nach Wernigerode zurück. Zuvor hatte er das Haus an der Hohne winterfest gemacht. Es hatte seinen Standort dort, wo man heute noch das Gebäudeensemble des früheren Forsthauses Hohne antrifft, als dessen Vorgängerbau es zu betrachten ist. Die 1872 eingerichtete gräfliche Försterei ging 1934 an den preußischen Staat über und bestand als Nationalpark-Revierförsterei bis 2004.

Aus Anlass der Sommersonnenwende wurde am 20. Juni 2008 erstmals am früheren Forsthaus Hohne vom Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode unter Leitung von Christian Fitzner ein Konzert unter dem Motto Sagenumwobene Bergwildnis präsentiert, zu dem die RM Balance Dance Company unter Leitung von Heide Reinsch tanzte. Organisator dieser Veranstaltung war der Nationalpark Harz.

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert ist die unter Naturschutz stehende Eiche auf einer zeitweilig als Schafweide genutzten Waldwiese westlich des Glashüttenweges und des Forsthauses Hohne, etwa 200 m Luftlinie vom Bahnhof entfernt. Der mächtige Eichenstamm zeigt auf einer Seite Brandspuren, die am Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden, als ein unter dem Baum stehender Tigerpanzer gesprengt wurde. Die Eiche steht heute im Mittelpunkt des neuen Löwenzahn-Entdeckerpfades des Nationalparks Harz, der sich hier durch den benachbarten Wald und über die Wiese schlängelt.

Interessant ist der Bahnhof Drei Annen Hohne als Trennungsbahnhof der Harzquerbahn und der Brockenbahn.

Literatur

  • Dittmar Marquordt: Ausflugtips: Drei Annen und Drei Annen Hohne. In: Fremdenverkehrsverein Bodfeld/Harz (Hrsg.): Neuer Harzbote. Nr. 2, Elbingerode 1998, S. 43.
  • Jörg Brückner: Endlich Klarheit über das Alter von Hohne. Über die Geschichte des Waldgebietes zwischen Wernigerode und dem Brocken. In: Neue Wernigeröder Zeitung. 11, Nr. 20, 2000, S. 22.
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