Chemieindustrie

Chemieindustrie

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Chemieanlage auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost Berlin

Die chemische Industrie ist ein Wirtschaftszweig, der in Europa und den USA etwa 1850 eine eigenständige Industrie wurde. Ausgangspunkte für die Entstehung der chemischen Industrie waren das Bleikammerverfahren (1746 Roebuck, Schottland) zur Herstellung von Schwefelsäure, die Herstellung von Soda (von Nicolas Leblanc 1791 entwickelt), die industrielle Herstellung von Chlorkalk (1799 Tennant, England), gefolgt von der Teerproduktion (Perkin 1856, England, Beginn der organischen Chemieindustrie), der Produktion von synthetischen Düngemitteln (Kalisalzen, 1857), dem ersten Kunststoff (Celluloid, 1869) und Farbstoffen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden von Chemikern schließlich pharmazeutische Wirkstoffe entwickelt - Acetylsalicylsäure als Schmerzmittel, Chloralhydrat als Schlafmittel, Ether als Narkotikum.

Das Aufblühen der chemischen Industrie ging Hand in Hand mit der Wissenzunahme und der Zahl der Absolventen in der Chemie. Zwischen 1860-1900 stieg sowohl die Zahl, als auch die Größe von Chemieunternehmen schnell an.

„Die Badische Anilin- und Sodafabrik ( BASF, gegr. 1866) beschäftigte 1885 2.330 Arbeiter und Angestellte, 1890 waren es 3.596, 1895 4.600 und 1900 6.711, davon etwas über 100 Chemiker. Bei Bayer/Elberfeld (gegr. 1881) gab es 1885 zunächst 24 Chemiker und 300 Arbeiter, und 1896 waren es 104 Chemiker und 2.644 Arbeiter.[1]

Die Chemie und die Chemiewirtschaft galt in dieser Phase als friedens- und damit staatserhaltend. Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und Herbizide steigerten die Erträge in der Landwirtschaft. Farbstoffe und Pigmente brachten Farben für Kleidung, für Druckerzeugnisse, für Häuserfassaden, und für die Fotografie. Kunstfasern erhöhten das Angebot an preiswerten Textilien. Kunststoffe brachten ein großes Angebot an preiswerten Gütern für Haushalte und Gewerbe. Arzneimittel verbesserten den Gesundheitszustand und senkten das Infektionsrisiko bei gefährlichen ansteckenden Krankheiten (Tuberkulose, Syphilis, Diphtherie).

Bismarck bemerkte einmal, dass „es weniger die friedliche Gesinnung aller Regierungen ist, die den Frieden bisher erhält, als die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Chemiker“.[2]

Welche Gewerbe gehören zur chemischen Industrie

Im Brockhaus findet man dafür die folgende Definition: „Im weiteren Sinne diejenigen Industrien, die sich ausschließlich oder vorwiegend mit der Umwandlung von natürlichen und mit der Herstellung von synthetischen Rohstoffen befassen. Abgrenzungen sind schwierig und nicht einheitlich.“[3]

Seifen werden durch chemische Umwandlung von Fetten und Ölen (natürliche Rohstoffe), Kunststoffe werden aus Stoffen wie Ethylen, Styrol, Vinylchlorid (synthetische Rohstoffe) hergestellt. Diese Bereiche gehören eindeutig zur Chemieindustrie. Beim Kuchenbacken findet auch eine chemische Umwandlung statt, jedoch gehört ein derartiges Gewerbe zur Lebensmittelindustrie. Auch das Gewerbe, das Kunststoffe (unter Zusatz von Pigmenten und anderen Stoffen) verarbeitet (z. B. Reifen, Tragebeuteln) gehört nicht zur Chemieindustrie sondern zur Kunststoffindustrie obgleich auch hier chemische Umwandlungen stattfinden.

  • Nicht zur chemischen Industrie gehören:

Die Herstellung von Braunkohlenkoks, Teerprodukten, die Herstellung von Heizöl, Mineralölen für Autos, Flugzeuge, Schmierölen, der Raffineriegase (Propan-, Butan-,Ethylen, Propylen, Butadien), die Anreicherung von Uran (Kokerei- und Mineralölindustrie, bzw. Spalt- und Brutstoffindustrie). Die Metallherstellung (Metallindustrie), die Glas- und Keramikherstellung (Glas-, Keramikindustrie), die Herstellung von Leder (Lederindustrie), die Verwertung von Altmetallen, Alttextilien, Altölabfällen, Bruchglas, Elektronikschrott (Recyclingindustrie) sowie die Herstellung von Kokerei-, Hochofengase, Grubengas, Biogas, Dienstleistungen der Gasversorgung (Energieversorgung) und die Aufarbeitung von Wasser mit Trinkwasserqualität (Wasserversorgung) obgleich in diesen Bereichen chemisches Wissen benötigt wird.

  • Zur Chemieindustrie gehören:

Gewerbe, die sich mit der Herstellung von Anstrichfarben, Kosmetika, Pharmazeutika, Pflastern, Feuerwerkskörpern befassen. Mitunter findet in diesen Betrieben keine chemische Stoffumwandlung statt, und es werden lediglich chemische Spezialchemikalien von Großherstellern in geeigneter Weise mit physikalisch-chemischen Verfahren verarbeitet (vermischt, vermahlen, extrahiert, emulgiert).

Nach der Zuordnung des Statistischen Bundesamtes fallen die gewerblichen Hersteller von den folgenden Produkten zur chemischen Industrie:

  • Anorganische Grundstoffe und Chemikalien
  • Organische Grundstoffe und Chemikalien
  • Düngemittel, Pflanzenbehandlungsmittel und Schädlingsbekämpfungsmittel
  • Kunststoffe und synthetischer Kautschuk
  • Pharmazeutische Erzeugnisse
  • Sonstige chemische Erzeugnisse (Klebstoffe, Gelatine, Hilfsstoffe für die Leder, Textilien, Farbstoffe und Pigmente, Papier, Dichtungsmaterialien, Bautenschutzmittel, Fotochemische Erzeugnisse, Seifen, Wasch-, Putz-, Reinigungsmittel, Körperpflegemittel (Kosmetika), Konservierungsmittel, pyrotechnische Erzeugnisse, Sprengstoffe).

[4]

Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland

Die Chemiewirtschaft in Deutschland ist stark wachstumsorientiert. Der Umsatz steigerte sich von 87,6 Mrd. € (1992) auf 129,6 Mrd. € (2006). Mit etwas mehr als 10% des Gesamtumsatzes des verarbeitenden Gewerbes ist sie ein besonders wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland nach der Automobil-, Maschinenbau- und Elektronikindustrie. Deutlich mehr als 50% der in Deutschland hergestellten Chemieprodukte werden exportiert. Deutschland war im Jahr 2006 die exportstärkste Chemienation (116 Mrd. €, Weltmarktanteil: 12,3%) vor den USA (107,5 Mrd. €, Weltmarktanteil: 11,4%), Frankreich (62,1 Mrd. €, Weltmarktanteil: 6,6%), Großbritannien (53,4 Mrd. €, Weltmarktanteil: 5,6%), Japan (44,2 Mrd. €, Weltmarktanteil: 4,7%).

Deutschland ist auch ein wichtiges Importland für ausländische Chemiewaren mit 86,6 Mrd. € (8,9% der Weltchemieimporte) und es belegt den zweiten Platz hinter den USA mit 113,7 Mrd. € (11,7% der Weltimporte) noch vor China mit 72,2 Mrd. € (7,4% der Weltimporte). Während bei den Sachanlageinvestitionen der Chemieindustrie in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts noch zwei Dritteln im Inland und nur ein Drittel im Ausland getätigt wurden, verstärkten sich nach dem Jahr 2000 die Auslandsinvestitionen auf ca. 50% und mehr an den Gesamtinvestitionen.

Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Umsätze nach Chemiesparten

Chemiesparte Umsatz Mio. € 2006
Anorganische Grundchemikalien 9.833
Petrochemikalien und Derivate 21.882
Polymere 25.882
Fein- und Spezialchemikalien 32.623
Pharmazeutika 29.326
Wasch- und Körperpflegemittel 10.017

[5]

Derzeitige Tendenzen und Sorgen in der Chemieindustrie

Die Chemische Industrie in Deutschland nutzt derzeit ca. 10% des gesamten Strom- und Gasbedarfs. Da die Preise in Deutschland für Strom und Gas im internationalen Vergleich aber auch innerhalb Europas auf sehr hohem Niveau liegen, fordert der Verband der chemischen Industrie mehr Wettbewerb bei den Energiepreisen, da andernfalls die Chemieproduktion für chemische Grundstoffe in Deutschland einseitig gegenüber anderen Ländern belastet werden. Zwischen 1990-2006 konnte die chemische Industrie ihren Energiebedarf um 40% senken, weitere Effizienzmassnahmen sind aber nur mit erheblichen Kosten oder einer deutlichen Wettbewerbsverschlechterung möglich. Sehr kritisch wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz(EEG) vom VCI beurteilt, wonach bis zum Jahre 2020 etwa 20% des gesamten Energiebedarfs in Europa aus erneuerbaren Energie gedeckt werden sollen. [6] Der VCI hält nationale Alleingänge beim EU-Emissionshandel mit Klimagaszertifikaten, insbesondere die Senkung der Zuteilungsmenge von 495 Millionen auf 453 Millionen Zertifikate, für schädlich. [7] Für jede zusätzlich emittierte Tonne Kohlendioxid müssen Unternehmen mit höherem Kohlendioxidausstoß CO2- Zertifikate von Anlagebetreibern mit CO2- Einsparungen kaufen. Zwischen 2013 bis 2020 will die europäische Kommission die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten schrittweise auf null zurückfahren. Je Tonne Kohlendioxid müssen Chemieunternehmen dann etwa 30 € zahlen, die Gesamtkosten für den Zertifikathandel werden sich ab 2013 auf 1 Milliarde Euro belaufen und verdoppeln sich bis 2020. [8]Diese Reglungen führen zu erheblichen Kosten für deutsche und europäische Chemieunternehmen. Der Verband der chemischen Industrie fordert von der Politik stattdessen unentgeltliche Zertifikate für Chemieanlagen, die nach technischen Standards effizient arbeiten (benchmark).

Die Gefahr besteht in einer Abwanderung von energieintensiven Betrieben in Weltregionen mit geringeren Kostenbelastungen. Große Länder wie USA, China, Indien weigern sich bislang an einem Emissionshandel oder an der Minimierung von Treibhausgasemissionen teilzunehmen und daher würde der Emissionshandel einseitig die Wirtschaft in Europa belasten.

Der Verband der chemischen Industrie schlägt statt eines Zertifikathandels mit Emmissionsrechten ein Bonussystem vor. Dabei erhalten Hersteller erneuerbarer Energien neben dem Marktpreis für Energie einen europaweit abgestimmten Bonus für diesen Strom. Der Vorteil: Spekulationen im Bereich Zertifikathandel werden eingeschränkt.

Der VCI betont die Bereitschaft der Chemieindustrie beim Klimaschutz aktiv mitzuhelfen. Bei einer Ausrüstung von 24 Mio. Haushalten mit Wärmedämmstoffen für Aussenfassaden von der chemischen Industrie könnten zukünftig 120 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen vermieden werden.[9] Die Chemieindustrie leistet auch einen Beitrag zur Herstellung von Photovoltaikmodulen womit derzeit 0,5 Mio. Tonnen Kohlendioxid in Deutschland eingespart werden.

In Dubai haben sich 120 Staaten bereit erklärt, den Umgang mit Chemikalien weltweit für Mensch und Umwelt einheitlicher und sicherer zu gestalten. Chemikalien sollen weltweit nach Gefährlichkeit eingestuft und für Transport und Umgang gekennzeichnet werden. Regelungen sollen international vereinheitlicht werden. Dazu dient auch die sogenannte REACH-Verordnung vom 1. Juli 2007 in Europa. Hersteller oder Unternehmen, die chemische Stoffen und Zubereitungen mit mehr als 1 Tonne /Jahr in der EU in den Verkehr bringen, müssen umfangreiche Dokumentationen über Toxikologische Wirkungen, Ökotoxizität sowie physikalisch-chemischen Daten dieser Stoffe an die Chemieagentur in Helsinki einreichen. Ferner haben die Unternehmen Informationspflichten für die gesamte Lieferkette wahrzunehmen.Ca. 80.000 Registrierdosiers wurden eingereicht, die Erstellungskosten lagen bei 2 Milliarden €. Hersteller mit Produkten von geringen Gewinnmargen - das sind ca. 5-10% aller Chemikalien und Zubereitungen - können die Anmeldungskosten vermutlich nicht aufbringen und werden ihre Produktion einstellen.

Beschäftigungssituation in der Chemieindustrie in Deutschland

Während zwischen 1991 und 2006 der Umsatz pro Chemiebeschäftigten von 148.700 € / Jahr auf 372.000 € / Jahr gestiegen ist, wurde gleichzeitig die Zahl der Beschäftigten in diesem Zeitraum von 716.700 auf 436.000 Personen abgebaut. Der durchschnittliche Bruttolohn in der chemischen Industrie stieg von 36100 € / Jahr (1994) auf 46.800 € / Jahr (2006). Besonders einschneidend war der Abbau (1995-2006) im Bereich der organischen Chemikalien (-17.000 Beschäftigte), Polymere (-30.000 Beschäftigte), Fein-, Spezialchemikalien (-21.000 Beschäftigte), Wasch- und Körperpflegemittel (-13.000 Beschäftigte).

Eine Übersicht über die Schichtungen von beschäftigten Personen in Betrieben gibt die folgende Tabelle

Beschäftigte Personen Anzahl der Unternehmen Gesamtzahl Beschäftigte Gesamtumsatz Mio. €
1 - 9 1.494 6.449 829
10 -19 609 8.464 1.865
20 - 49 390 13.262 3.548
50 - 99 369 26.037 6.833
100 - 249 330 52.250 15.736
250 - 499 149 54.920 17.638
500 - 999 77 53.123 16.336
Über 1000 67 237.084 91.639

[10]

Chemiewirtschaft in anderen Ländern

  • USA

Das Produktionsvolumen der Chemieindustrie der USA ist um den Faktor 5 größer als die deutsche Chemieindustrie. Große Unternehmen (ohne Pharmazeutika) in den USA sind Dow Chemical(Umsatz 2006: 49,1 Mrd. US$), DuPont (Umsatz 2006: 27,4 Mrd. US$), Lyondell (Umsatz 2006: 22,2 Mrd. US$). Marktführer bei Pharmaprodukten sind Pfizer (Umsatz 2006: 26,7 Mrd. US$) und GlaxoSmithKline (Umsatz 2006: 21,7 Mrd. US$). Deutschland lieferte im Jahr 2006 an die USA Chemikalien im Wert von 11,3 Mrd. US$. Aufgrund hoher Kosten für fossile Rohstoffe werden in den USA neue Großanlage zur Kohleverflüssigung mit einem Investitionsvolumen von über 600 Mio. US$, sowie Bioethanolanlagen (Investitionsvolumen 200 Mio. US$) mit einer jährlichen Produktionskapazität von ca. 10 Mio. Tonnen geplant. [11]


  • China

China ist weltweit bislang der drittwichtigste Produktionsstandort für Chemikalien auf der Welt. Bis zum Jahr 2015 soll China zum größten Produktionsstandort für Chemikalien weltweit werden. Das jährliche Wachstum der Chemiewirtschaft liegt zwischen 10 und 20%. Die drei wichtigsten (Staats-)Konzerne sind PetroChina, Sinopec, SNOOC. In China gibt es eine Vielzahl von Kooperationsprojekten mit Unternehmen aus der USA, Großbritannien, Deutschland und anderen Staaten (z. B. ein Joint-Venture mit Shenua und DOW-Chemical zum Aufbau einer Kohleverflüssigungsanlage, ferner mit BASF, Bayer, DuPont, BP usw.). [12]

In China sind die Investitionen in neue Chemieanlagen (Arzneimittelbereich, Kunststoffe, Kautschuk) hoch. Besonders hoch sind die Investitionen im Raffineriebau, 21 Großanlagen sind in Planung. Seit der Wirtschaftskrise Oktober/November 2008 kam es in vielen Sektoren der Chemie (z. B. Kunststoffe) zu einem erheblichen Preisverfall von chemischen Produkten (bis zu 50%). Überseeische Kunden orderten kaum noch Chemikalien aus China, viele Produktionsstätten (Dünger, PVC) mussten still gelegt werden. [13]


  • Großbritannien

In Großbritannien gibt es fünf große Chemieunternehmen: AstraZeneca Plc (Pharma, 67.900 Beschäftigte), Unilever (Haushaltsprodukte, Kosmetika, 174.000 Beschäftigte), GlaxoSmithKline Plc (Pharma, 103.000 Beschäftigte), BOC (Gase, zur Linde Gruppe gehörig, 50.000 Beschäftigte)

Viele Industriebereiche in Großbritannien (Bau-, die Kunststoff- sowie die Nahrungsmittelindustrie), die wichtige Abnehmer von Chemie sind, schrumpfen zur Zeit. Dies hat Folgen für die Chemiewirtschaft. Eine große Erdölraffinerie und einige Bioethanolanlagen werden zur Zeit in England errichtet.

Deutschland, Frankreich, Holland und die USA sind wichtige Chemieimporteure für Großbritannien.


  • Frankreich

Der Umsatz im Chemiebereich betrug etwa 81 Mrd. €. Davon gehen 55% in den Export. Im Chemiebereich ist Frankreich nach Deutschland Frankreich hat 190.000 Chemiebeschäftigte die in 907 Betrieben arbeiten.

In Frankreich gibt es fünf Großkonzerne: L'Oréal (Kosmetik), Air Liquide (Industriegase), Total (Erdöl), Sanofi-Aventis (Pharma).


  • Holland

In Holland gibt es drei Großunternehmen der Chemie: Royal Dutch Shell ( 2007: 356 Mrd. US$ Umsatz; 104.000 Beschäftigte), Akzo Nobel ( 14,4 Mrd. Euro, 60.000 Beschäftigte) und DSM (8,8 Mrd. Euro, 23.254 Beschäftigte). Deutschland ist der wichtigste Handels- und Investitionspartner für die Chemie in Holland.


  • Schweiz

In der Schweiz gibt es 67.000 Beschäftigte in der Chemieindustrie. Ein Drittel aller hergestellten Produkte geht in den Export. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner.

Große Unternehmen sind Novartis (29,0 Mrd. € Jahresumsatz) und die Roche-Gruppe (28,1 Mrd. € Jahresumsatz).


  • Österreich

Die Chemieindustrie ist der zweitwichtigste Industriebereich Österreichs. Die Chemieindustrie Österreichs hat 41.700 Beschäftigt in 283 meist mittelständischen Betrieben. Das größte Chemieindustriegebiet liegt bei Linz.


  • Italien

Ein Drittel des Chemieumsatzes wird von ausländischen Unternehmen in Italien erwirtschaftet. Aufgrund von Bürokratiekosten wollen jedoch internationale Konzerne Personal abbauen.

Wichtige Chemieunternehmen Italiens sind Polimeri (Tochter des Energiemultis Eni, 6,8 Mrd. € Jahresumsatz), Gruppo Mossi&Ghisolfi (Kunststoffhersteller, 1,7 Mrd. € Jahresumsatz), Mapei (Bauchemie, 1,46 Mrd. € Jahresumsatz).


  • Spanien

Die spanische Chemieindustrie erwirtschaftete 48 Mrd. € Umsatz im Jahr 2007. In den letzten Jahren erhöhte sich das Produktionsvolumen um 3 – 6 % jährlich. Es ist der viertwichtigste Industriebereich in Spanien. In Katalonien sind 47% der Chemiebetriebe ansässig. Viele internationale Unternehmen haben in Spanien Zweigwerke gegründet.


  • Russland

Ausländische Investitionen in Russland sind stark angestiegen. Im Jahr 2007 betrugen die ausländischen Investitionen bereits 6,4 Mrd. US$. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Russlands in der Chemiewirtschaft.

Der größten Chemiekonzern sind die Holding Sibur (Mehrheitsaktionär: Gasprom, Umsatz: 142,7 Mrd. Rbl.), Salawatnefteorgsines (Petrochemie, Umsatz: 97,0 Mrd. Rbl.), MChK Ewrochim (Mineraldünger, Petrochemie, Umsatz: 73,8 Mrd. Rbl.). Eine große Erdölraffinerie (Kapazität: 20 Mio. Tonnen) ist von Rosneft geplant.


  • Brasilien

Die brasilianische Chemiebranche verkaufte im Jahr 2007 Waren im Werte von 101 Mrd. US$. Deutschland ist ein sehr wichtiger Chemiehandelspartner Brasiliens.

Das größte Unternehmen der Chemiebranche ist Petrobras (Petrochemie, 119 Mrd. US$ Jahresumsatz). Ferner gibt es noch Braskem (Petrochemie, 10,9 Mrd. US$ Jahresumsatz) und Copesul (Petrochemie, 6,2 Mrd. US$ Jahresumsatz). Petrobras plant erhebliche Investitionen in den Bau von Öl- und Gasförderung und dem Bau von Bioethanolanlagen.


  • Japan

Japan ist der zweitgrößte Chemiestandort auf der Welt. Mitsubishi Chemical, Sumitomo Chemical, Mitsui Group Chemical und Ashai Chemical sind die größten japanischen Chemiekonzerne. [14]

Automatisierung und Effizienz

Ein Produktionsbetrieb der chemischen Industrie hat im allgemeinen einen höheren Bedarf an Kapitalinvestitionen und einen geringeren Personalbedarf verglichen mit anderen Produktionsbetrieben mit vergleichbarem Umsatz.

Im weiteren zeichnet sich die chemische Industrie aus durch

  • einen hohen Automationsgrad,
  • eine hohe Wertsteigerung der verarbeiteten Rohstoffe,
  • eine sehr teure Forschung,
  • eine aufwändige Verfahrenstechnik sowie
  • eine große Anzahl hergestellter Produkte.

Hergestellt werden Grundchemikalien, Zwischen- und Fertigprodukte. Abnehmer sind der Konsumgüterbereich sowie alle Bereiche des verarbeitenden Gewerbes und der Industrie (Automobilindustrie, Baugewerbe, Landwirtschaft).

Die chemische Industrie ist in der öffentlichen Wahrnehmung stark durch internationale Konzerne geprägt. Der überwiegende Teil der chemischen Industrie besteht jedoch aus mittelständischen Unternehmen.

Der weltweite Gesamtumsatz der chemischen Industrie betrug 2002 1'847 Milliarden Euro. In Deutschland 132,5 Milliarden, in den USA 489 Mrd., in Japan 204 Mrd und in der Schweiz 35,1 Milliarden. Beschäftigt wurden in Deutschland 462'000 Personen, in der Schweiz 64'000 Personen. Aus Deutschland wurden Waren im Wert von 80,2 Milliarden Euro exportiert und importiert wurden Waren für 57,9 Milliarden Euro. (Quelle der Zahlen: Verband der Chemischen Industrie)

Konzerne

Die größten Chemiekonzerne der Welt 2002:

Konzern Land
(Hauptsitz)
Umsatz 2002,
(Mrd. €)
BASF D 28
Dow Chemical USA 27
DuPont USA 24
3M USA 21 (2005)
Bayer D 20
Exxon Mobil Chemicals USA 20
Atofina F 20
BP Chemicals GB 13
Mitsubishi Chemicals J 12
Degussa D 11
Shell Chemicals NL/GB 11
Cognis Deutschland GmbH D 9,37 (2004)
INEOS GB


Die Umsatzzahlen sind teilweise nicht direkt vergleichbar, da bei den Mineralölkonzernen die Aufteilung zwischen den Sparten Öl und Chemie nicht nach den gleichen Kriterien erfolgt.

Die Dynamik des Industriezweigs macht die Liste der größten Chemiekonzerne der Welt 2007 im Vergleich deutlich:

Konzern Land
(Hauptsitz)
Umsatz 2007,
(Mrd. €)
BASF D 58
Dow Chemical USA 39,1
Ineos England 32,6
Bayer D 32,4
Lyondell-Basell USA 31,4
DuPont USA 22,4
Sabic Saudi-Arabien 21,6
Reliance Industries Indien 18,6
Evonik D 14,4
Linde D 12,3
Air Liquide Frankreich 11,8
Akzo Nobel Niederlande 10,2
Solvay Belgien 9,6
DSM Niederlande 8,8
Huntsman Corporation USA 7,1

[15]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans-Werner Schütt: “Der Chemiker im Wandel der Zeiten“, Verlag Chemie, Weinheim 1973, S.302
  2. Hans-Bernd Amecke “Chemiewirtschaft im Überblick“, Verlag Chemie, Weinheim 1987, S.10
  3. Brockhaus-Enzyklopädie, F.A. Brockhaus GmbH Mannheim 1987, 19. Auflage, Band4, S. 447
  4. Hans-Bernd Amecke “Chemiewirtschaft im Überblick“, Verlag Chemie, Weinheim 1987, S.14
  5. Homepage des VCI, Chemiewirtschaft in Zahlen 2007, Tab. 15a
  6. Jahresbericht - Verband der Chemischen Industrie e.V., Fakten*Analysen*Perspektiven, Chemie 2007, Verband der Chemischen Industrie, 30. Juni 2007 S. 6-7
  7. Jahresbericht - Verband der Chemischen Industrie e.V., Fakten*Analysen*Perspektiven, Chemie 2007, Verband der Chemischen Industrie, 30. Juni 2007 S. 8
  8. Jahresbericht - Verband der Chemischen Industrie e.V., Fakten*Analysen*Perspektiven, Chemie 2008, Verband der Chemischen Industrie, 30 Juni 2007 S. 8
  9. Jahresbericht - Verband der Chemischen Industrie e.V., Fakten*Analysen*Perspektiven, Chemie 2007, Verband der Chemischen Industrie, 30. Juni 2007 S. 9
  10. Homepage des VCI, Chemiewirtschaft in Zahlen 2007, Tab. 18
  11. http://www.bfai.de Branche kompakt - Chemische Industrie USA 2007
  12. http://www.bfai.de Branche kompakt - Chemische Industrie China 2006
  13. http://www.bfai.de Branche kompakt - Chemische Industrie China 2008
  14. http://www.bfai.de Branche kompakt - Chemische Industrie Japan 2006
  15. Quelle: Die größten Chemiekonzerne der Welt, Die Rheinpfalz vom 25. April 2008, Seuite Wirtschaft 01


Literatur

  • Alfred Dupont Chandler Jr.: Shaping the industrial century. The remarkable story of the evolution of the modern chemical and pharmaceutical industries. Harvard Univ. Press, Cambridge MA 2005, ISBN 0-674-01720-X
  • Ludwig Klasen: Grundriss-Vorbilder von Gebäuden aller Art. Abth. XV. Industrielle Anlagen. Theil 7. Fabriken für die chemische Industrie. Baumgartner, Leipzig 1896 (Digitalisat)
  • Hermann-Josef Rupieper, Friederike Sattler, Georg Wagner-Kyora (Hrsg.): Die mitteldeutsche Chemieindustrie und ihre Arbeiter im 20. Jahrhundert. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2005, ISBN 3-89812-246-8
  • Friedrich Welsch: Geschichte der chemischen Industrie. Abriß der Entwicklung ausgewählter Zweige der chemischen Industrie von 1800 bis zur Gegenwart. (= Chemie für Lehrer; Bd. 13). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1981
  • Hans-Bernd Amecke:Chemiewirtschaft im Überblick. Produkte, Märkte, Strukturen VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1987, ISBN 3-527-26540-6

Weblinks


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