Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt

Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt

Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) ist eine politische Strategie, die die Bundesregierung am 7. November 2007 verabschiedet hat. Die Regierung hat damit einem wichtigen Auftrag aus der UN-Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) entsprochen. Als Unterzeichner dieses Übereinkommens hatte sich die Bundesrepublik 1992 verpflichtet, ihren Betrag zum Erhalt der Arten und Lebensräume zu leisten. Die Strategie zielt auf die Verwirklichung von 330 Zielen und rund 430 Maßnahmen mit einem Zeithorizont bis zum Jahr 2020, durch die der Rückgang der biologischen Vielfalt aufgehalten werden soll. Mittels Indikatoren wird der Stand der Umsetzung immer wieder bewertet. Die Resultate werden veröffentlicht. Im Jahr 2012 wird der Bundestag erstmals umfassend über die Umsetzung der Strategie unterrichtet.

Inhaltsverzeichnis

Prozess

Ein Entwurf für eine nationalen Strategie zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in Deutschland lag bereits 1995 vor. Im gleichen Jahr gab es einen "Nationalbericht zur Umsetzung der Konvention über Biologische Vielfalt" der Bundesregierung. Weitere Nationalberichte folgten 1998 und 2001. 2002 wurde ein Bericht nach Art. 6 der CBD über die "Strategien zur Umsetzung der CBD in Deutschland" veröffentlicht. 2005 folgte ein weiterer Nationalbericht zur Umsetzung der Konvention. 2004 und 2005 wurde ein weiterer Entwurf einer "nationalen Strategie" erarbeitet, der jedoch erst zwei Jahre später, im Mai 2007 veröffentlicht wurde. Das Bundesumweltministerium (BMU) hatte schließlich im Dezember 2007 mit der Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt begonnen und plante einen umfangreichen Prozess zur Einbeziehung vieler gesellschaftlichen Gruppen. Damit wurde ein Beschluss des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on biological diversity CBD) schließlich umgesetzt.

Den Bundesländer obliegt nicht nur die generelle Zuständigkeit für den Naturschutz im föderalen Deutschland, sondern sie sind auch als Experten und strategische Partner für die weitere Planung und Umsetzung der Strategie wichtig.

Jährlich findet ein nationales Forum zur biologischen Vielfalt statt. Es dient der Vernetzung der Akteure untereinander und greift aktuelle Schwerpunkte aus dem laufenden NBS-Umsetzungsprozess auf. Seit 2008 werden themenspezifische Dialogforen durchgeführt. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, zusammen mit Akteursgruppen Wege zur Verwirklichung der Ziele zu finden. Im Rahmen regionaler Foren im Jahr 2008 wurde die NBS in verschiedenen Regionen Deutschlands bekannt gemacht, Schwerpunktthemen der Strategie wurden diskutiert.

Konkrete Ziele

Die NBS will den Ausbau des Biotopverbundes und des Schutzgebietsnetzes vorantreiben, wie schon im Natura 2000 Netzwerk angestrebt. Der Artenschutz und der Erhalt der genetischen Vielfalt sollen zudem über wissenschaftliche Netzwerke gestärkt werden (Forschungsverbünde). Zu den rechtlichen Instrumenten gehören unter anderem das Washingtoner Artenschutzübereinkommen und das Bundesnaturschutzgesetz. Der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen soll strengen Zulassungsverfahren unterliegen, was jedoch nicht konkretisiert wurde.

Für Gewässer bietet die Wasserrahmenrichtlinie der EU Zielvorgaben für eine ökologische Verbesserung von Fließgewässern und Seen. Neben einer Verringerung der Verschmutzung soll vor allem die Durchlässigkeit erhöht werden. Da die land- und forstwirtschaftlich genutzten Gebiete immer noch zusammen fast 80% der Fläche Deutschlands ausmachen, wird die Vielfalt in der Landwirtschaft gefördert.

Ein weitere Aspekt ist der Naturschutz in der Entwicklungszusammenarbeit: Der Erhalt von genetischen Ressourcen und der Vorteilsausgleich (ABS) sollen unterstützt werden. Beispiele guter Praxis sowie Forschungsergebnisse sollen ärmeren Ländern zur Verfügung gestellt werden, und die Bedeutung von Biodiversität in der Armutsbekämpfung und Entwicklungszusammenarbeit soll sichtbarer gemacht werden.

Prozess und Ergebnisse

Welchen Erfolg die Strategie hat kann an sogenannten "Biodiversitätsparameter" abgelesen werden. Auf verschiedenen räumlichen und funktionellen Skalen wird die Diversität der Organismen und Landschaftsräume gemessen.

Neben den "klassischen" biologisch-orientierten Disziplinen wie Taxonomie oder Ökologie bezieht sie auch einen starken Anteil gesellschaftswissenschaftlicher und ökonomischer Aspekte und Disziplinen beim Prozess der NBS ein. Im Rahmen der Arbeit von DIVERSITAS-Deutschland soll diese Interdisziplinarität in Deutschland verstärkt entwickelt werden.

Kritik

Der NABU und der BUND kritisierten in einem gemeinsamen Papier 2010, dass Biodiversitätspolitik sich nicht nur an die jeweiligen für den Naturschutz zuständigen Ressorts richte, sondern eine Querschnittsaufgabe sei, die die Anstrengungen nicht nur der Umweltministerien sondern z. B. auch der Verkehrs-, Wirtschafts- und Agrarministerien erfordere.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/biologische_vielfalt/20100218_biologische_vielfalt_bundeslaenderranking.pdf

Weblinks


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