Naturkunde-Museum Bielefeld

Naturkunde-Museum Bielefeld
Naturkunde-Museum Bielefeld
Logo
Daten
Ort Bielefeld
Art Naturkundemuseum
Eröffnung 1906
Leitung Isolde Wrazidlo
Website http://www.namu-ev.de

Das Naturkunde-Museum Bielefeld - namu ist ein Museum in der nordrhein-westfälischen Stadt Bielefeld. Seit 2003 firmiert es mit dem Zusatz namu, der für die Begriffe Natur, Mensch, Umwelt und damit für eine interdisziplinäre Beschäftigung mit Ökologie und Ökonomie steht. Diese Bezeichnung wird in der Stadt auch als Kurzform für Naturkunde-Museum interpretiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1889 gilt als das Gründungsjahr des „Museums der Stadt Bielefeld“. 1906 wurde das Städtische Museum mit einer historischen und naturwissenschaftlichen Abteilung eröffnet. Nach Ausgliederung der historischen Sammlung gab es ab 1930 das selbstständige Naturkunde-Museum in der Kaselowsky-Villa auf dem heutigen Grundstück der Kunsthalle. Von 1946 bis 1964 hatte das Museum keine Bleibe. 1964 erhielt die Naturkundeabteilung des Städtischen Museums provisorische Räumlichkeiten in der Stapenhorststraße 1. Der Mineraloge und langjährige Museumsleiter Martin Büchner sowie zahlreiche Mitglieder des „Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend“ hatten wesentlichen Anteil am Aufbau des Museums und vielen Wechselausstellungen. Ab 1977 gab es ein weiteres räumliches Provisorium in der Kreuzstraße 38 (heute Adenauerplatz 2), das als Verfügungszentrum für den geplanten Neubau eines Ausstellungsgebäudes – und heute noch für die Verwaltung und für Gruppenveranstaltungen – genutzt wird. Die Neubaupläne wurden fallengelassen, stattdessen bezog das Naturkunde-Museum 1986 den historischen „Spiegelschen Hof“ in unmittelbarer Nachbarschaft. 1999 übernahm Isolde Wrazidlo die Museumsleitung.[1]

2003 erhielt das Museum ein neues Logo und den Namen namu. Die darauffolgenden Jahre wurden bestimmt durch räumliche und inhaltliche Veränderungen. Es erfolgten die Renovierung und der Umbau des Spiegelschen Hofes (2003 und 2004), die 100-Jahr-Feier und die Installation der „Naturhistorischen Zeitreise mit der StadtBahn“ (2006), die Eröffnung der neuen Dauerausstellung „ausSterben – überLeben“, die Auszeichnung des Fördervereins mit dem Umweltpreis der Stadt Bielefeld sowie der Umbau und die Renovierung der „Außenstelle des namu“, des „Grünen Hauses“ an der Sparrenburg (2007), und die Erweiterung der museumspädagogischen Angebote auf 800 Angebote (2010).[2]

1994 wurde der „Förderverein Naturkunde-Museum der Stadt Bielefeld“ gegründet.[3]

Sammlungen

Das Naturkundemuseum Bielefeld im Spiegelschen Hof.

Die Sammlungen des Bielefelder Naturkunde-Museums gliedern sich in drei Teilbereiche:

Die biologische Sammlung enthält 260.000 Objekte.

  • Die über 5.000 Stücke umfassende Schnecken- und Muschelsammlung liefert mit 657 vertretenen unterschiedlichen Arten einen Überblick über das Arteninventar europäischer Küsten.
  • Die rund 500 Exemplare umfassende Vogelsammlung enthält fast alle der etwa 250 in Deutschland vorkommenden Brutvögel, darunter auch seltene Arten wie Ortolan, Steinschmätzer und Doppelschnepfe.
  • Die Klasse der Insekten mit Käfern, Schmetterlingen, Wanzen, Bienen und Wespen ist mit über 250.000 Einzelexemplaren in den Sammlungen vertreten. Der Schwerpunkt liegt auf der einheimischen Insektenwelt. Darunter befinden sich rund 50.000 Schmetterlinge aus dem Gebiet Westfalens. Am umfangreichsten ist jedoch die Käfersammlung mit über 180.000 Exemplaren. In der Senne wird die Anzahl der Käferarten auf 3.000 geschätzt.

Die geowissenschaftliche Sammlung enthält über 50.000 Objekte, die verschiedenen Fachgebieten zugeordnet sind.

  • Die erdgeschichtliche Sammlung mit 30.000 Belegen enthält schwerpunktmäßig Gesteine und Fossilien aus Ostwestfalen-Lippe, insbesondere von Aufschlüssen aus Trias, Jura und Kreide der unmittelbaren Umgebung Bielefelds. Hinzu kommen eine Sammlung pleistozäner Geschiebe aus dem Gebiet um Bielefeld und Großsäugerreste aus den Terrassenkiesen der Weser.
  • Bei der mineralogisch-petrographischen Sammlung mit etwa 20.000 Stücken fanden die Mineralvorkommen der Region Ostwestfalen und angrenzender niedersächsischen Gebiete besondere Aufmerksamkeit.

Die archäologische Sammlung umfasst schätzungsweise etwa 100.000 Artefakte.

Ausstellungen

Dauerausstellung

Der Bereich der Dauerausstellung wurde durch das Wuppertaler Büro Museumsreif![4] neu konzipiert und im April 2007 unter dem Titel ausSterben – überLeben eröffnet. Der Zuschauer gelangt zunächst in einen Raum, der als ein imaginäres Museum des Jahres 2525 über ein Artensterben und den Naturschutz im beginnenden 21. Jahrhundert gestaltet ist. Weitere Räume erläutern Fragestellungen der Gegenwart aus dieser Zukunftspersepektive. So werden zum Beispiel die Einflüsse von Neozoen auf die einheimische Natur durch ausgestopfte Tiere dieser Arten in Koffern anschaulich gemacht. Der Dritte Bereich führt in die Erdgeschichte und setzt die dort gezeigten Fossilien in Beziehung zum aktuell drohenden Artensterben. Ein eigener Raum ist nur der Museumspädagogik gewidmet. In ihm sollen Kinder spielerisch Zugang zu den Themen des Museums finden.

Museums-Schaufenster in der Stadt

Unter dem Titel Verdammt lang her … wurden zum hundertjährigen Jubiläum des Museums 2006 in den Stationen der Bielefelder Stadtbahnlinie 4 Bodenvitrinen installiert, in denen die Naturgeschichte im Bielefelder Raum durch fossile Funde, darunter Wollnashorn und Riesensalamander, anschaulich gemacht wird. Großformatige Plakate ergänzen die Ausstellungsstücke; die Installation eines originalen Bohrkerns aus der Zeit des Stadtbahnbaus in einer unterirdischen Station neben dam Fahrgastaufzug illustriert in den Gesteinsschichten 220 Millionen Jahre Bielefelder Erdgeschichte.

Sonderausstellungen

Unterschiedliche Sonderausstellungen zu einzelnen Themen ergänzen die Präsentation der eigenen Museumsstücke. So vertiefte 2008 die zusammen mit Forschern der Universität Bielefeld konzipierte Wanderausstellung Neobiota – Aliens im Vorgarten das in der Dauerausstellung präsentierte Thema[5]. Die im April 2011 eröffnete Sonderausstellung Lauter bunte Vögel – 100 Jahre Federvieh und „Westfälische Kämpfer“ dokumentiert die stadt- und kulturgeschichtlichen Aspekte der Arbeit des Stadtverbands der Rassegeflügelzüchter Bielefeld, „der vorbildliches bürgerliches Engagement weit über die eigentliche Profession für die Geflügelhaltung und -zucht hinaus unter Beweis gestellt hat“[6].

Bildung und Vermittlung

Die Bildungsarbeit des namu setzt auf Vielfalt in den Themen und in der Darbietung. Dabei setzt sie die Bildungsziele der Dauerausstellung in die Praxis um. Es geht um Nachhaltigkeit im Denken und Handeln, um ein zukunftsfähiges, ganzheitliches Lernen im globalen Kontext. Nur was wir kennen, können wir auch schützen. Dies ist der Leitfaden. Aktuell gibt es eine große Zahl von Angeboten: Entdeckungsreisen für Kita-Kinder und Schulklassen, Angebote für Kindergeburtstage, ein umfangreiches Ferienprogramm und seit Anfang 2011 ein spezielles Museumsangebot für demenziell veränderte Menschen.

Förderverein

1994 wurde der „Förderverein Naturkundemuseum der Stadt Bielefeld“ gegründet. Schwerpunkte seiner Arbeit sind seitdem Planung einer neuen Bleibe des Naturkundemuseums, Unterstützung der museumspädagogischen Arbeit, konzeptionelle und finanzielle Unterstützung bei Sammlungen, Ausstellungen und Projekten sowie Planung und Durchführung der jährlichen Vortragsreihen (in Zusammenarbeit mit der VHS Bielefeld). Auch Exkursionen gehören zum regelmäßigen Angebot. Anfang 2008 erhielt der Förderverein den Umweltpreis 2007 der Stadt Bielefeld.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Website von namu: Geschichte des Museums bis ins Jahr 2000, abgerufen am 27. Mai 2011
  2. Website von namu: Geschichte des Museums bis ins Jahr 2000, abgerufen am 28. Mai 2011
  3. Geschichte des Fördervereins, abgerufen am 27. Mai 2011
  4. Beschreibung des Projekts auf der Webpräsenz des Planungsbüros, abgerufen am 29. Mai 2011
  5. Bericht zur Ausstellung auf kulturpur.de, abgerufen am 29. Mai 2011
  6. Zitat aus dem Pressetext der Ausstellung auf der Webpräsenz des Museums, abgerufen am 29. Mai 2011

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