Sennestadt

Sennestadt
Wappen von Sennestadt
Wappen von Bielefeld

Sennestadt
Bezirk von Bielefeld

Lage von Sennestadt in Bielefeld
Koordinaten 51° 57′ 0″ N, 8° 35′ 0″ O51.958.5833333333333149Koordinaten: 51° 57′ 0″ N, 8° 35′ 0″ O.
Höhe 149 m ü. NN
Fläche 24,7 km²
Einwohner 21.001 (31. Jan. 2010)
Bevölkerungsdichte 850,2 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Jan. 1973
Postleitzahl 33689 (alt: 4800)
Vorwahl 05205
Adresse der
Verwaltung
Lindemann-Platz 3
33689 Bielefeld
Website Stadtbezirk Sennestadt
Gliederung

Sennestadt, Dalbke, Eckardtsheim, Heideblümchen

Politik
Bezirksvorsteherin Elke Klemens (SPD)
Sitzverteilung (Bezirksvertretung)
CDU SPD Grüne BfB FDP
6 5 2 1 1
Verkehrsanbindung
Autobahn Bundesautobahn 2 number.svg Bundesautobahn 33 number.svg
Bundesstraße Bundesstraße 68 number.svg
Eisenbahn Senne-Bahn
Bus 30, 37, 39,82, 135, 235

Der Stadtbezirk Sennestadt im Südosten der kreisfreien Stadt Bielefeld in Nordrhein-Westfalen ist als städtebauliche Besonderheit berühmt und hat etwa 21.000 Einwohner.

Die Großwohnsiedlung Sennestadt ist im zweiten Nachkriegsjahrzehnt in der Heide- und Wiesenlandschaft der ehemaligen Gemeinde Senne II nach den Entwürfen des Stadtplaners Hans Bernhard Reichow entstanden, vornehmlich für Heimatvertriebene und Flüchtlinge. Damals als autogerechte Stadt der Zukunft gepriesen, gewinnt das zwischenzeitlich belächelte Konzept einer „organischen Stadtbaukunst“ heute wieder überraschende Aktualität, obwohl das Konzept der Sennestadt in einigen Punkten als überholt gilt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Sennestadt liegt am Nordrand der Senne. Der Stadtbezirk wird im Norden durch den Hauptkamm des Teutoburger Waldes und im Westen durch die Autobahn A 2 begrenzt. Eine natürliche Grenze zum Kreis Lippe im Osten bildet der Menkhauser Bach. Hier verlief schon im Mittelalter die Grenze zwischen der Grafschaft Ravensberg und dem Fürstentum Lippe. Weitere Bäche wie die Dalke, der Strothbach, der Sprungbach und der Hasselbach entwässern das Gebiet dem natürlichen Gefälle folgend in südwestlicher Richtung zur Ems hin. Das Landschaftsbild ist zum Teil von Sanddünen geprägt. Seit dem 19. Jahrhundert sind zunehmend die bewaldeten Waldbereiche Sennestadts als Schutzzonen zur Trinkwassergewinnung ausgewiesen worden.

Ausdehnung des Stadtbezirks

Der westlichste und der östlichste Punkt des Stadtbezirks Sennestadt liegen etwa neun Kilometer Luftlinie auseinander. Die größte Ausdehnung im rechten Winkel auf diese Linie beträgt etwa vier Kilometer. Der höchste Punkt liegt auf der Bergkuppe Auf dem Polle mit 320 m ü. NN.

Nachbarorte

Die A 2 bildet die Grenze zum Stadtbezirk Senne und der Hauptkamm des Teutoburger Waldes die Grenze zum Stieghorster Ortsteil Lämershagen-Gräfinghagen. Im Süden grenzt der Kreis Gütersloh mit der Stadt Verl und dem Stadtteil Schloß Holte der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock an. Jenseits der Grenze zum Kreis Lippe im Osten liegt der Oerlinghausener Ortsteil Lipperreihe.

Der Ort, wo heute Bielefeld sowie die Kreise Gütersloh und Lippe aneinander grenzen, war früher ein Vierländereck. Historische Grenzsteine erinnern heute noch daran, dass hier die Grafschaft Ravensberg, die Grafschaft (später Fürstentum) Lippe, des Hochstift Paderborn und die Grafschaft Rietberg aneinander grenzten.

Gliederung des Stadtbezirkes

Den Kern des Stadtbezirks bildet die eigentliche, von Reichow konzipierte „Sennestadt“. Daneben existieren die Ortsteile Dalbke, Heideblümchen und Eckardtsheim.

Klima

Klimadiagramm: Durchschnittliche Regenmenge in Sennestadt (blaue Linie) und im NRW-Durchschnitt (weiße Linie) 1961–1990

Der Stadtbezirk Sennestadt liegt in der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas. Durch den Einfluss des atlantischen Seeklimas sind die Winter meist mild und die Sommer mäßig warm. Ganzjährig herrscht ein feuchtes Klima mit relativ gleich verteilten Niederschlägen vor. Insgesamt fallen im langjährigen Mittel an der Station Sennestadt 901 mm Niederschlag je Jahr, deutlich mehr als im deutschen Mittel (700 mm).

→ Siehe auch: Klima in Ostwestfalen-Lippe

Geschichte

Heepen-Senne

Das Gebiet des heutigen Stadtbezirks hieß ursprünglich Heepen-Senne (auch Heepensenne oder Heeper Senne) und gehörte zur Grafschaft Ravensberg, die 1346 an die Grafschaft Berg (ab 1423 Jülich-Berg) fiel. Mit dieser kam das Gebiet mit dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit 1609 vorläufig und als Folge des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1666 endgültig zu Brandenburg. 1719 wurde die Grafschaft Ravensberg mit dem Fürstentum Minden zur Verwaltungseinheit Minden-Ravensberg mit Sitz in Minden zusammengelegt. In Minden-Ravensberg gehörte Heepen-Senne zum Amt Heepen.[1]

Heepen-Senne war eine typische ravensbergische Streusiedlung ohne eigentlichen Dorfkern. Die Höfe in Heepen-Senne gehörten kirchlich überwiegend zur evangelischen Pfarre Oerlinghausen, obwohl Oerlinghausen selber seit jeher zum Fürstentum Lippe gehörte.[2]

Als Preußen 1807 alle linkselbischen Gebiete abtreten musste, wurde aus dem Amt Heepen der Kanton Heepen, der nun zum Distrikt Bielefeld im Departement der Weser des Königreichs Westphalen gehörte.[3] Zur Verwaltungsvereinfachung wurde Heepen-Senne, das vom Rest des Kantons Heepen durch den Teutoburger Wald getrennt war, durch Erlass des Königs von Westphalen 1812 in den Kanton Brackwede umgegliedert.[4]

Senne II

Nach dem Ende der Franzosenzeit fiel Minden-Ravensberg 1813 wieder an Preußen zurück. Heepen-Senne verblieb unter der Verwaltung von Brackwede. Da in der alten Vogtei Brackwede bereits eine Bauerschaft Senne existierte, wurde die Brackweder Senne nunmehr Senne I und Heepen-Senne Senne II genannt. Innerhalb der Provinz Westfalen gehörte Senne II nun zum Regierungsbezirk Minden und ab 1816 zum neugebildeten Kreis Bielefeld.

Das Industriezeitalter hielt in Senne II Einzug mit einer Papierfabrik, die Friedrich Ludwig Tenge 1832 am Menkebach errichten ließ. 1884 wurde mit dem Eisenwerk Schilling eine Eisenhütte und 1903 das Sägewerk Tellenbröker gegründet. 1940 siedelte sich in Senne II die Gießerei Tweer an. Seit 1901 war Senne II durch den Bahnhof Kracks an der Bahnstrecke Bielefeld–Paderborn auch mit dem deutschen Eisenbahnnetz verbunden.[5]

Senne II gehörte noch bis 1855 zur Pfarre Oerlinghausen, dann zur Pfarre Ubbedissen und wurde 1882 schließlich eine eigenständige Pfarrgemeinde.[6]

Sennestadt im Jahr 1961
Sennestadt im Jahr 1961

Am 15. Februar 1956 gründeten der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Landkreis Bielefeld und die Gemeinde Senne II die Sennestadt GmbH, um die preisgekrönten Pläne des Architekten und Stadtplaners Hans Bernhard Reichow zu realisieren. Ziel war, „auf der grünen Wiese“ eine neue Großsiedlung vor allem für Flüchtlinge und Vertriebene zu bauen. Die Sennestadt GmbH übernahm den notwendigen Grunderwerb von rund 400 Hektar Fläche, stellte die finanziellen Mittel bereit, erschloss die Flächen und veräußerte sie an Investoren und Bauwillige. Die ersten Wohnungen wurden 1958 bezogen und bis zur Mitte der 1960er-Jahre war die neue Großsiedlung im Wesentlichen fertiggestellt. Zu Reichows städtebaulichem Konzept gehörte der Verzicht auf ein rechtwinkliges Straßennetz sowie auf vorfahrtsregelnde Verkehrszeichen oder Lichtzeichenanlagen.[7] Später wurden allerdings die Hauptstraßen in Sennestadt als normale Vorfahrtsstraßen ausgeschildert.[8]

Sennestadt

Aus der zum Amt Brackwede gehörenden Gemeinde „Senne II“ wurde mit Urkunde vom 27. April 1965 die Stadt Sennestadt. Amtlich wurde die Umbenennung am 14. Mai 1965.[9] Mit dem Gesetz zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld wurden die kommunalen Verhältnisse im Raum Sennestadt zum 1. Januar 1970 neu geordnet. Sennestadt wurde amtsfrei und Rechtsnachfolger des aufgelösten Amtes Brackwede. Gleichzeitig wurde das direkt an Eckardtsheim grenzende Gebiet der Kolonie Wilhelmsdorf aus der zum Kreis Wiedenbrück gehörenden Gemeinde Sende nach Sennestadt umgemeindet.[10]

Im Rahmen der kommunalen Neugliederung des Raums Bielefeld wurde Sennestadt am 1. Januar 1973 nach Bielefeld eingemeindet.[11] Gegen die Eingemeindung gab es in Sennestadt erheblichen Widerstand. Die juristischen Einwendungen bis hin zum Verfassungsgericht gegen die im Bielefeld-Gesetz festgeschriebene Gebietsreform blieben jedoch erfolglos.

Stadtbezirk Sennestadt

In der vergrößerten Stadt Bielefeld wurde der Stadtbezirk Sennestadt eingerichtet, bestehend aus

  • dem Gebiet der Stadt Sennestadt ohne die Gebiete westlich der Autobahn A 2
  • den Gebietsteilen von Senne I, die östlich der Autobahn A 2 lagen
  • den Gebietsteilen von Lämershagen-Gräfinghagen, die südlich des Hauptkamms des Teutoburger Waldes lagen.

Seit 1973 ist die Stadt Bielefeld alleinige Gesellschafterin der Sennestadt GmbH.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1812 858[12]
1843 1.129[13]
1864 1.026[14]
1885 963[15]
1910 1.597[16]
1925 1.823[15]
1939 2.521[15]
1966 18.245[17]
2010 21.001[18]
Jesus-Christus-Kirche
St. Thomas Morus-Kirche

Religionen

Die Evangelische Kirchengemeinde Sennestadt gehört mit drei Predigtstätten zum Kirchenkreis Gütersloh der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die größte davon ist die im geografischen Zentrum der Sennestadt gelegene und architektonisch interessante Jesus-Christus-Kirche, die 1966 eingeweiht wurde. Nahe der ehemaligen B 68 liegt die sehenswerte, 1894 erbaute Kreuzkirche. Die dritte Predigtstätte ist das Paul-Gerhardt-Haus im Ortsteil Dalbke.

Die beiden katholischen Kirchengemeinden Sankt Thomas Morus und Sankt Kunigunde gehören zum Dekanat Bielefeld-Lippe des Erzbistums Paderborn.

Des Weiteren gibt es in Sennestadt eine evangelisch-freikirchliche Gemeinde (Baptisten) und eine neuapostolische Gemeinde. In der Dunlopstraße befindet sich ein Königreichsaal der Zeugen Jehovas, der dort 1986 erbaut wurde. Zuvor wurde ein angemieteter Saal an der B 68 genutzt, der mit der Zeit die wachsende Gemeinde nicht mehr aufnehmen konnte. Außerdem steht an der Elbeallee die Beyazit-Moschee.

Die russisch-orthodoxe Gemeinde in Sennestadt

Schon 1958 fanden in Sennestadt die ersten russisch-orthodoxen Gottesdienste statt. Die Gemeinde, die zur russischen Exilkirche gehörte, war sehr klein und bestand vornehmlich aus ehemaligen Kriegsgefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg, die sich in der neu gebauten Beckhofsiedlung (benannt nach dem Neusiedlerhof Alter Beckhof) niederließen. Die Gottesdienste fanden meist im Speisesaal des damaligen Altenheimes statt. 1962 wurde mit dem Bau einer Kirche begonnen. Die nötigen Arbeiten wurden von einer schwedischen Firma durchgeführt. Der Kirchenbau wurde auch vom nordrhein-westfälischen Kulturministerium sowie von der katholischen und der evangelischen Kirche bezuschusst. Die Kirche wurde zum orthodoxen Kreuzerhöhungsfest am 14. September 1962 eingeweiht. Zur Kirchenweihe kamen zahlreiche Gäste, darunter diverse Kommunalpolitiker und Vertreter der russisch-orthodoxen, der serbisch-orthodoxen sowie der evangelischen und der katholischen Kirche. Die neue Kirche wurde in der Umgebung von den Menschen Beckhofkirche genannt, ihr eigentlicher Name ist bis heute jedoch Russische Orthodoxe Verklärungskirche Bielefeld-Sennestadt. Sie wurde gelegentlich auch von der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde mitbenutzt. Die Gottesdienste wurden jeden ersten und dritten Sonntag im Monat sowie an orthodoxen Feiertagen gefeiert.

In den 1980er- und 1990er-Jahren wuchs die russisch-orthodoxe Gemeinde stark an. Der Grund hierfür war der Zuzug von Spätaussiedlern, von denen die meisten zwar evangelischer Konfession waren, eine stattliche Minderheit aber der Russisch-Orthodoxen Kirche angehörte. Im September 2000 wurde eine kirchliche Sonntagsschule für Kinder und eine Bibliothek eröffnet, wenig später auch ein Friedhof. Im Dezember 2008 beschloss die Gemeinde, das Grundstück mit dem alten Versorgungszentrum an der Beckhofstraße zu kaufen und aus dem Versorgungszentrum eine Kirche zu machen. Seit April 2009 finden dort jeden Samstagabend, Sonntagmorgen und an orthodoxen Feiertagen Gottesdienste statt. Dabei sollen im Versorgungszentrum nicht nur Gottesdienste stattfinden, sondern dort sollen künftig auch die Sonntagsschule, die Bibliothek, der Gemeinschaftsraum, der Speisesaal mit Küche (bisher im evangelischen Gemeindehaus) und die Privatwohnung des Priesters untergebracht werden. Die Gemeinde gehört zur Russisch Orthodoxen Diözese des orthodoxen Bischofs von Berlin und Deutschland. Die Diözese gehört zur Russisch Orthodoxen Kirche im Ausland, dessen Oberhaupt Metropolit Ilareon mit Sitz in New York (USA) ist.

Politik

Die Sennestädter Bezirksvertretung hat 15 Sitze, die sich seit der Kommunalwahl vom 30. August 2009 wie folgt zusammensetzen:

Parteien/Wählergemeinschaften Stimmen Sitze
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 37,6 % 6
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 36,8 % 5
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 10,1 % 1
BfB Bürgergemeinschaft für Bielefeld 3,7 % 1
FDP Freie Demokratische Partei 5,5 % 1
Die Linke Die Linke 4,4 % 1
Gesamt 100 % 15

Bezirksbürgermeisterin ist Elke Klemens (SPD) und Stellvertretender Bezirksbürgermeister ist Peter Kramer (CDU).

Die Bürgermeister und Bezirksvorsteher Sennestadts seit Erteilung der Stadtrechte 1965:

  • 1965–1979 Hans Vogt (SPD)
  • 1979–1991 Horst Thermann (SPD)
  • 1991–1999 Elke Klemens (SPD)
  • 1999–2004 Peter van Hekeren (CDU)
  • 2004–2007 Karl Wolff (CDU)
  • seit 2007 Elke Klemens (SPD)
Das Wappen von Sennestadt

Wappen

Blasonierung: „Unter dem roten Ravensberger Sparren auf einem roten Dreiberg, der mit zwei silbernen Rosen (für Senne II) mit goldenen Butzen und grünen Kelchblättern belegt ist, drei naturfarbene Bäume.“

Im Wappen sind die Heidelandschaft der Senne und der Teutoburger Wald dargestellt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Kreuzkirche, erbaut 1894

Wahrzeichen aus alter Zeit ist die Kreuzkirche von 1894, die im besonderen Kontrast zum nur etwa 200 m entfernten Sennestadthaus steht, dem modernen Wahrzeichen des Stadtbezirks. Sein typisches Aussehen erlangt das Sennestadthaus unter anderem durch den Vorbau, der durch im Wasser stehenden Säulen getragen wird sowie die Skulptur „Kosmisches Raumelement“ des Bildhauers Bernhard Heiliger an der Außenfassade trägt. Im Januar und Februar 2007 wurde die Fassade des Sennestadthauses mit einer modernen Glasfassade runderneuert. Die Kosten trug die Sennestadt GmbH, eine einhundertprozentige Tochter der Stadt Bielefeld.

Kulturdenkmäler

Zu einem der ältesten Kulturdenkmäler in der Senne gehören die zwei sogenannten Mordsteine, die schon seit 1660 auf dem Gebiet der heutigen Sennestadt stehen. Die Inschriften berichten von einem Mord an einer Frau und ihrem Kind.

Die Inschrift eines der beiden Steine lautet:
„ACH WIE KONS DU HERTZE LEIDEN
DA DU MIR THAETEST DEN HALS ABSCHNEIDEN
UND BEGINGEST AN MIR AN DIESEM ORD
SO EIN GRAUSAME UNERHÖRT MORT.
ANNO 1660“

Die Inschrift des anderen Steins ist aufgrund der Verwitterung nicht mehr zu entziffern

Aus den Aufzeichnungen Wolf Ernst Alemanns dem Commissionssecretarius und Amtsschreiber zu Sparrenberg aus dem Jahre 1688 geht ein anderer Text hervor:[19]

Stein 1
Vorderseite:
„UXOR MARIA TAMBOUR 1660“

Rückseite:
„O MENSCH SIEH AN DIE GROSSE THAT
WIE MICH MEIN MAN ERMORDET HAT
MIT MEINEM KIND VOM HALBEN JAHR
SO VON SEINEN FLEISH GEBOREN WAR, 1660“

Stein 2
Vorderseite:
„FILIA MARIA HELENA“

Rückseite:
„LORENTZ AUS SIEBERG EIN DRAGONER.
ACH VATER! WIE KONT ES DEIN HERTZE LEIDEN
DASS DU MIR THÄTEST DEN HALSS ABSNEIDEN
UND B’GIGNST AN MIR AN DIESEM ORT
EIN GRAUSAM UNERHÖRTE MORT.
ANNO 1660“

Warum der Text im Laufe der Zeit verändert wurde, oder ob er gar von Alemann falsch wiedergegeben wurde, ist nicht mehr nachzuvollziehen.

Die Steine findet man heute abseits des Weges zwischen dem Altenwohnheim Frieda-Nadig-Haus und dem Sportplatz in einem kleinen Waldstück.

Regelmäßige Veranstaltungen

WISA

In dem Zeitraum zwischen 1967 und 2007 wurde, meist Ende April bis Anfang Mai, von der „Messe Bielefeld GmbH“ die sogenannte WISA (Akronym von „Wirtschaftsschau“) veranstaltet. Nach dieser Messe ist auch der Veranstaltungsplatz im Ortsteil Dalbke, das WISA-Gelände, benannt. Im Jahr 1967, damals noch im Stadtzentrum, fand die erste WISA statt; in den 1970er-Jahren stieß die Veranstaltung mit annähernd einer halben Million Besucher auf erhebliches Interesse; in den letzten Jahren der WISA wurde nur noch ein Bruchteil der damaligen Besucherzahlen erreicht und das sinkende Interesse führte letztlich zur Einstellung der Veranstaltung. Seit 2008 findet die WISA nicht mehr statt.

Volkslauf

In dem Zeitraum zwischen 1967 und 1993 fand einmal jährlich der Sennestädter Volkslauf statt; Veranstalter war der Polizeisportverein Bielefeld. Dabei handelte es sich insbesondere in den 1970er-Jahren um eine der größten Volkslauf-Veranstaltungen Westfalens. Unter anderem durch die größer werdende Popularität des Hermannslaufes, der noch heute auch über Sennestädter Gebiet führt, verringerte sich das Teilnehmerfeld erheblich, schließlich folgte die Einstellung des Laufes. In der Zwischenzeit existierten verschiedene Überlegungen die Laufveranstaltung wieder aufleben zu lassen, diese verliefen bislang jedoch ergebnislos.

Überall in Sennestadt finden sich Skulpturen unterschiedlicher Künstler, wie hier auf dem Reichowplatz die Skulptur „Auf der Lichtung“ von Tony Cragg aus dem Jahre 1997

skulptur aktuell

Skulptur "Großer Minotauros" von Richard Heß aus dem Jahr 1982 am Sennestadtring

Bislang viermal – in den Jahren 1982, 1985, 1989 und zum Jahreswechsel 2001/2002 – wurde die Ausstellung "skulptur aktuell" durchgeführt, bei der vorwiegend im Sennestädter öffentlichen Raum Skulpturen, Statuen und Plastiken bedeutender Bildhauer präsentiert wurden. Die letzte Ausstellung fand in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein statt. Durch städtische Mittel und Sponsoren konnten jeweils einige der Ausstellungsstücke in Sennestadt verbleiben, so dass sich nunmehr eine relativ große Anzahl von Skulpturen im Stadtbild befindet.

Infrastruktur und Wirtschaft

Verkehr

Luftverkehr

Keine vier Kilometer vom Sennestadthaus entfernt liegt im Stadtbezirk Senne, der früheren Gemeinde Senne I, der Flugplatz Bielefeld. Ein großer Motor- und Segelflugplatz befindet sich in Oerlinghausen.

Schienen- und Busverkehr

Der Bahnhof Sennestadt liegt an der Senne-Bahn (KBS 403) BielefeldSchloß HoltePaderborn. Er trug bis 1966 den Namen „Bahnhof Kracks“ nach dem Hofbesitzer Johann Kracks, auf dessen Grund die Station entstand und wird auch heute noch oft „Krackser Bahnhof“ genannt. Die Strecke wird von der Regionalbahn 74 bedient. Betreiber im Schienenpersonennahverkehr ist die NordWestBahn. Eingesetzt werden Dieseltriebwagen vom Typ Bombardier Talent.

Im Straßenpersonennahverkehr stellt die Stadtbuslinie 135 an der Endhaltestelle Senne den Anschluss an die Stadtbahn Bielefeld her (10-Minutentakt, abends alle 30 Minuten). In 30- bzw. 60-Minuten-Takt fahren die Buslinie 30 vom Schloss Holte über den Sennestädter Ortsteil Heideblümchen über die zentrale Haltestelle Sennestadthaus nach Hillegossen, Heepen, Baumheide nach Brake, die Buslinie 39 vom Bahnhof Sennestadt nach Dalbke, Lipperreihe, Oerlinghausen. Die Ringlinie 37 bedient den Ortsteil Eckardtsheim und mit kurzem Fußweg den Bahnhof Sennestadt. Das westliche Industriegebiet wird Montags bis Freitags mit je 2 Fahrten pro Richtung durch die Linie 235 angefahren. Die Regionalbuslinie 82 verkehrt nach Stukenbrock. Eine durchgehende Busverbindung bis Paderborn besteht nicht mehr.

Im öffentlichen Personennahverkehr gelten der regionale Verbundtarif „Der Sechser“ (OWL Verkehr GmbH) und der NRW-Tarif.

Straße

Sennestadt ist über die Anschlussstelle Bielefeld-Sennestadt der A 2 Dortmund-Hannover an das Fernstraßennetz angebunden. Die Anschlussstelle befindet sich an der ehemaligen B 68 Paderborn-Osnabrück, die im Bereich des Stadtbezirks zu einer Landesstraße herabgestuft worden ist. Teilweise auf Sennestädter Gebiet liegt auch das Autobahnkreuz Bielefeld, durch das die A 2 und die von Paderborn kommende A 33 verknüpft sind. Die Verlängerung der A 33 bis zum Ostwestfalendamm in Brackwede soll 2012 fertiggestellt werden. Die Anschlussstelle Schloss Holte-Stukenbrock der A 33 ist nur wenig mehr als einen Kilometer vom südlichen Stadtrand entfernt.

Ansässige Unternehmen

Das Sennestadthaus, Wahrzeichen von Sennestadt

Öffentliche Einrichtungen

Zu Sennestadt gehört Eckardtsheim mit Wilhelmsdorf, wo sich zahlreiche Einrichtungen der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel befinden. Am östlichen Stadtrand mitten im Teutoburger Wald befindet sich Haus Neuland, ein Tagungshaus von überregionaler Bedeutung.

Im Stadtbezirk gibt es fünf Alten- und Pflegeheime: Das Frieda Nadig-Haus der Arbeiterwohlfahrt, das ev. Altenzentrum Ernst-Barlach-Haus, das Haus Elim, das Boysenhaus und das Beckhof-Altenheim.

Im Stadtbezirk befinden sich fünf Filialen der Sparkasse Bielefeld, davon je eine in Dalbke und Eckardtsheim. Vertreten sind auch die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Bielefelder Volksbank eG mit je einer Filiale.

Der Polizeibezirksdienst Sennestadt ist der Polizeiwache Brackwede mit der Hauptwache in Brackwede unterstellt. Die Polizeiwache Sennestadt liegt an der unteren Elbeallee in einem früheren Versicherungsgebäude.

Der Stadtbezirk Sennestadt besitzt ein eigenes Bezirksamt im Sennestadthaus am Lindemann-Platz. Dort befindet sich auch eine Filiale des Bürgeramtes mit den Bereichen Bürgerberatung und Standesamt.

Hans-Ehrenberg-Schule

Bildung

Sennestadt besitzt mit der Hans-Ehrenberg-Schule ein Gymnasium. Es befindet sich in privater Trägerschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen. Außerdem bestehen die Theodor-Heuss-Realschule sowie eine Hauptschule, die Johannes-Rau-Schule, die zum Schuljahr 2008/2009 durch Zusammenlegung der Adolf-Reichwein-Schule und der Vennhofschule entstand. Den Primarbereich decken drei Grundschulen ab, die Astrid-Lindgren-Schule, die Brüder-Grimm-Schule und die Hans-Christian-Andersen-Schule. Hinzu kommen zwei Förderschulen, die Schule für Erziehungshilfe am Schlepperweg und die Comeniusschule.

Persönlichkeiten

Trivia

Im Jahr 1956 erschien in Österreich eine Briefmarke anlässlich eines Städtebau-Kongresses; auf dieser Briefmarke ist auch der Sennestädter Stadtplan dargestellt.

Im Juli 1966 gastierte die FernsehshowSpiel ohne Grenzen“ mit Camillo Felgen als Moderator in Sennestadt. Dabei unterlag die Sennestädter Mannschaft dem Team aus der belgischen Stadt Huy.

Im Jahr 2005 erhielt der Sennestädter Ortsteil Eckardtsheim einen Sonderpreis des Wettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“; mit dem Preis wurde der Weg von einer Anstalt zu einem Dorf mit gemeinschaftlichem und privaten Engagement gewürdigt.[20]

Im Jahr 2007 wurde eine Initiative mit dem Ziel gestartet, dass Sennestadt in das staatliche Förderprogramm Stadtumbau West aufgenommen wird.

Literatur

  • Stadt Sennestadt auf Anregung von Franz Stratmann und Gedanken von Karl Gerlach, Max Kluge und Otto Wiehage (Hrsg.): Sennestadt - Geschichte einer Landschaft. E. Gundlach, Bielefeld 1968.
  • Sennestadt-GmbH (Hrsg.): Geschichte in Daten u. Bildern 1969 - 1980. Bielefeld 1980.
  • Praxisschwerpunkt "Regional- und Raumplanung" der Universität Bielefeld (Projektleiter: Reinhard Landwehr): Sennestadt: Evaluation eines städtebaulichen Konzepts. Bielefeld 1984.
  • Heinrich Koch, Gunter Stratmann: Das Dreieck in der Senne : vom Ödland zur Sennenstadt. Thomas P. Kiper, Bielefeld 1999, ISBN 3-9803990-3-6
  • Dorothee Prins: Kunst zum Anfassen. In Sennestadt wird Kunst "unters Volk" gebracht.. In: Der Minden-Ravensberger. 59. Jahrgang, 1987, S. 94.
  • Thomas Steinfeld: Deutsche Landschaften (13): Sennestadt. Pepitahut mit Anspruch auf Besonnung. Eine Erinnerung an eine soziale Utopie. In: Süddeutsche Zeitung. 12. April 2003.
  • Sennestadtverein (Hrsg.): Wagnis Sennestadt. Thomas P. Kiper, Bielefeld 2005, ISBN 3-936359-08-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Florenz Weddigen: Beschreibung des Preußischen Amts Heepen. In: Neues westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik. 1789, S. 140 ff, abgerufen am 12. April 2010 (Digitalisat).
  2. Höfe der Bauerschaft Heepensenne. In: Der Genealogische Abend. Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V., abgerufen am 22. April 2010.
  3. Eintheilung derjenigen Cantons des Districtes Bielefeld, im Weser-Departement, enthält, in welchen zwei Municipalitäten seyn sollen. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen. 18. Mai 1808, S. 144 f, abgerufen am 13. April 2010 (Digitalisat).
  4. Territorial-Eintheilung des Districts Bielefeld. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen Band 2. 20. November 1812, S. 425, abgerufen am 13. April 2010 (Digitalisat).
  5. Geschichte der Sennestadt. Sennestadtverein, 22. März 2008, abgerufen am 20. Mai 2010.
  6. Adolf Tjaden: Das Amt Brackwede. Ein Heimatbuch. Ludwig Bechauf, Bielefeld 1948.
  7. Sennestadt - Stadtplanung ohne Kreuzungen. In: Der Spiegel. 2. Oktober 1957, abgerufen am 22. Mai 2010.
  8. Anne Kaestner: Sennestadt brauchte keine Vorfahrtsschilder. In: Magazin H1. Universität Bielefeld, 2009, S. 26 f, abgerufen am 20. Mai 2010.
  9. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
  10. Gesetz zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld. In: recht.nrw.de. 4. Dezember 1969, abgerufen am 1. Mai 2010 (§2, §10).
  11. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  12. Westfalen unter Hieronymus Napoleon. 1812, S. 47, abgerufen am 20. April 2010 (Digitalisat).
  13. Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. 1843, S. 52-57, abgerufen am 23. April 2010 (pdf).
  14. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. 1866, S. 12, abgerufen am 22. April 2010 (Digitalisat).
  15. a b c Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Abgerufen am 22. April 2010.
  16. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. Mai 2009.
  17. Landkreis Bielefeld (Hrsg.): 150 Jahre Landkreis Bielefeld. 1966, S. 60.
  18. Statistik Aktuell. In: Stadt Bielefeld. Stadt Bielefeld, Amt für Stadtforschung, Statistik und Wahlen, 1. Februar 2010, abgerufen am 5. Mai 2010.
  19. Heinrich Koch, Gunter Stratmann: Das Dreieck in der Senne Bielefeld: Verlag Thomas P. Kiper, 1999, S. 102ff
  20. Kreis Gütersloh (Hrsg.), Dorfwettbewerb 2005 "Unser Dorf hat Zukunft", S. 15ff (PDF; 2,3 MB) [Stand: 1. März 2007]

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