Nichts (Roman)

Nichts (Roman)

Nichts (dänischer Originaltitel: Intet; deutscher Untertitel: Was im Leben wichtig ist) ist ein Jugendbuch der dänischen Autorin Janne Teller aus dem Jahr 2000, der auf Deutsch im Jahr 2010 erschien.

Der Roman handelt von der Sinnlosigkeit des Lebens und ist auf Grund seiner ausgeprägt nihilistischen Aussagen heftig umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

In der Schule der fiktiven dänischen Kleinstadt Tæring steht eines Tages der Schüler Pierre-Anthon von seinem Platz auf und verkündet, dass nichts irgendetwas bedeute. Es lohne sich daher nicht, irgendetwas zu tun. Von nun an findet man Pierre-Anthon in einem Pflaumenbaum sitzend. Von dort herab verunsichert er seine Mitschüler mit nihilistischen Äußerungen („In demselben Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben.“). Die Äußerungen Pierre-Anthons gehen nicht mit dem seitens der Eltern- und Lehrerschaft anerzogenen Wertekonsens konform, nach dem aus den Kindern „etwas werden“ sollte.

Pierre-Anthons Mitschüler beschließen, in einem stillgelegten Sägewerk heimlich einen „Berg der Bedeutung“ zusammenzutragen, um zu beweisen, dass „Bedeutung“ existiert. Für diesen Berg wollen sie reihum etwas Bedeutendes opfern, wobei jeweils der/die Opfernde festlegen darf, wer als nächstes dran ist – und womit. Dass zunächst kein Opfer verweigert wird, setzt eine Eigendynamik in Gang: Müssen erst nur ersetzbare Dinge wie die Lieblingssandalen, die geliebten Boxhandschuhe oder das neue Rennrad geopfert werden, so eskaliert die Sache mehr und mehr, ohne Rücksicht auf die Folgen. Je schmerzhafter das Opfer, desto mehr Bedeutung hat es schließlich. Der strenggläubige Muslim Hussein muss seinen Gebetsteppich opfern, der fromme Kai das Kruzifix aus der Kirche, Elise den Sarg (mit Inhalt) ihres kürzlich verstorbenen jüngeren Bruders, Sofie ihre Unschuld (der Vorgang wird nicht geschildert, es sind allerdings mehrere der Jungen daran beteiligt), Rosa eine von ihr geliebte herrenlose Hündin, die sich der Gruppe angeschlossen hat, und als letzter Jan-Johan, der ausgezeichnet Gitarre spielt, seinen rechten Zeigefinger.

Da Jan-Johans brutal abgehackter Finger nicht durch einen Unfall erklärbar ist und die Wunde ärztlich behandelt werden muss, fliegt das geheime Projekt auf. Als darauf der skurrile Zweck der Aktion öffentlich bekannt wird, kommt es zu einem weltweiten Medienrummel um den Berg und die Kleinstadt. Schließlich kauft ein amerikanisches Museum den zum Kunstwerk avancierten Berg für mehrere Millionen Dollar. Die Schüler sind zunächst beruhigt darüber, dass nun zumindest die materiellen Schäden ersetzt werden können.

Pierre-Anthon zeigt sich von all dem unbeeindruckt. Den schnell wieder abgeflauten Medienrummel sieht er als Beweis der Bedeutungslosigkeit an.

Als die Schüler erkennen müssen, dass ihre Opfer vergebens waren und der Berg letztendlich keine absolute Bedeutung trägt, geraten sie aus Wut darüber, was sie einander abverlangt haben, in Streit. Als Pierre-Anthon dann endlich das Sägewerk besucht, bezeichnet er den Berg, dessen Bestandteile seine Mitschüler so viel gekostet haben, ihnen gegenüber als „Misthaufen“ und verhöhnt sie mit der Frage, wieso sie Dinge, die ihnen angeblich so viel bedeuten, für Geld verkaufen. Da lassen sie ihre Wut an Pierre-Anthon aus, bis er schwerstverletzt neben dem „Berg der Bedeutung“ liegt. In derselben Nacht brennt das Sägewerk mit Pierre-Anthon darin vollständig ab, auch vom „Berg der Bedeutung“ bleibt nur ein Aschehaufen.

Die zerstrittenen Schüler werden künftig auch von anderen gemieden. Die schwer traumatisierte und völlig gefühlskalt gewordene Sofie wird in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.

Rezeption

Der Roman wird seit dem Erscheinen der dänischen Ausgabe im Jahr 2000 kontrovers diskutiert. Er löste in Dänemark einen Skandal aus und war zeitweise an dänischen Schulen verboten.

Dessen ungeachtet wurde Janne Teller für Nichts mehrfach ausgezeichnet.

Kritik

  • „Eine erschütternde Parabel über das Erwachsenwerden, die Suche nach dem Sinn des Lebens und den Verlust von Grenzen.“ (Radio Bremen)
  • „Grausam ist diese Parabel über die Suche nach dem Sinn des Lebens. Dadurch wirkt sie aber auch abschreckend – und lässt viel Wahres erkennen.“ (Maren Schürmann in der WAZ)

Auszeichnungen

Ausgabe

Janne Teller: Nichts: Was im Leben wichtig ist. Hanser Verlag, 2010. 139 Seiten. ISBN 978-3-446-23596-0

Literatur

  • Sascha Löwenstein: „Nichts. Was im Leben wichtig ist“. Zum Umgang mit der Sinnkrise in der Gegenwartsliteratur. Ein Aufriss. In: Thomas Maier (Hrsg.): Literatuur in crisistijd. Krise – welche Krise!? Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2011, S. 175–197.

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