Oberschule Lokstedt

Oberschule Lokstedt

Inhaltsverzeichnis

Das Gebäude

Bevor die Vorläufer der späteren Oberschule Lokstedt (bei Hamburg) mit ersten Klassen 1931/32 das Licht der Welt erblickten, stand bereits ein sehr bemerkenswertes, neues Schulgebäude. Das Gebäude der Mittelschule, in dem die neue Schule als Gast untergebracht wurde, hatten die Architekten Ernst und Wilhelm Langloh entworfen, die Schüler von Walter Gropius waren und sich zusätzlich an Le Corbusier orientierten. Sie schufen 1929 einen modernen Bau im Stile des Bauhauses mit sechs regulären Klassenräumen für ca. 200 Schüler und mit diversen Fachräumen und einer großen Aula, die auch als Turnhalle diente. (Ein Sportplatz kam erst 1950 dazu.) Ihr Werk am Sootbörn in Hamburg-Niendorf wurde schnell zu einem architektonischen Kunstwerk, das Fachleute aus dem In- und Ausland anzog. Außen- und Innengestaltung waren eine perfekte Kombination, die sich im Schulalltag voll bewährte. Durch die Kriegswirren und den dadurch entstandenen Raummangel blieben nicht nur die Mittelschule und die Oberschule auf das gemeinsame Gebäude angewiesen. Zeitweilig kamen Volksschulklassen, die Hilfsschule und das Wirtschaftsamt dazu. Im Jahre 1950 z.B. mussten 43 Klassen mit über 1530 Schülern unterrichtet werden, in einem Haus, das für 200 Schüler konzipiert worden war. Das bedeutete noch bis 1955 Unterricht in mehreren Schichten. Die Zeit der Alleinherrschaft der Olo im „Glaskasten“, so nannten alle Beteiligten den modernen Bau mit den vielen und großen Fensterfronten, währte allerdings nicht lange. Die Landebahn des Hamburger Flughafens wurde verlängert und führte bedenklich nahe an das Gebäude heran. In der Folge flogen die Maschinen immer häufiger mit großem Lärm dicht über das Dach der Schule. Neben der Lärmbelästigung entstand die Gefahr, dass eine Maschine das Dach streifen könnte oder abstürzte. So wurde Ende der 50er Jahre eine Verlegung der Olo notwendig. Der Grundstein für das neue Schulgebäude wurde am 1. Dezember 1958 am Bondenwald in Niendorf gelegt. Ab 1959 bis 1963 konnten die neuen Räume des nun Gymnasium Bondenwald genannten Anwesens bezogen werden. Der verwaiste 3-stöckige Glaskasten wurde auf ein Stockwerk „reduziert“ und diente viele Jahre als Möbellager der Schulbehörde. Erst 1992 gelang es einigen Künstlern, das restliche Gebäude einem neuen Zweck als Künstlerhaus am Sootbörn zuzuführen. Trotz der schlimmen Reduzierung des architektonischen Kunstwerks lässt sich noch heute etwas vom Willen der Architekten Langloh erkennen und würdigen.

Entstehung der Schule

Die Oberschule Lokstedt, von allen Beteiligten stets Olo genannt, entstand 1931/1932. Ostern 1931 wurde als Beginn einer Höheren Schule eine 1. Sexta als „Sonderklasse“ eingerichtet und im Gebäude der Mittelschule in Niendorf am Sootbörn untergebracht. Ostern 1932 folgte dort eine zweite „Sonderklasse“ und wurde einem privaten Realschulverein übertragen, der nach und nach von den zuständigen Stellen in Schleswig als staatlich berechtigte Anstalt anerkannt wurde. 1934 erhielt die junge Schule eine neue Personalausstattung und den Schulleiter Dr. Hans Reese. 1937 kam die Schule in die Regie Hamburgs. Von Anfang an wurden Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet: Koedukation. Der Schulleiter Dr. Hans Reese blieb Leiter der Olo bis in die Kriegszeiten hinein, wurde im September 1939 eingezogen und gilt seit 1944 als vermisst. Er wurde von verschiedenen Kollegen vertreten. 1942 bis 1945 leitete Dr. Bernd Müller die Schule. In diesen Jahren (1939 bis 1943) waren keine Mädchen zugelassen, da die Hamburger Schulbehörden nichts von Koedukation hielten. Erst am Ende des Krieges und danach zwangen die Raum- und Transportnöte die Wiederaufnahme der Mädchen. Und dabei blieb es erfreulicherweise. Nach dem Kriege erfuhr die Olo einen Neuanfang mit 18 neuen Lehrern und Lehrerinnen aus der Kriegs- und Vorkriegszeit. Der neue Schulleiter war Dr. Rudolf Maack, der bei der Wiedereröffnung der Schule am 3. Oktober 1945 eine berührende Rede hielt. Maack war ein sehr musischer Mensch, der sich in Hamburg und weit darüber hinaus einen Namen als Tanztheaterexperte und –kritiker gemacht hatte. Er sorgte dafür, dass die Olo eine musische Schule wurde. Dabei waren insbesondere die Lehrerinnen Friedel Hollern (Musik), Marie Vagt (Sprecherziehung und Theaterspiel) und Roda Steinke (Kunst) wichtige Stützen.

Schulleben

Unterricht und übriges Schulleben wurde an der Olo von den Lehrern mit viel Geschick und Mühe gestaltet. In den ersten Nachkriegsjahren spielten die jährlichen Klassenreisen eine bedeutende Rolle, da es den Eltern meist nicht möglich war, mit den Kindern reisen zu können. Die Ziele waren meist die Schullandheime, so auf Sylt „Puan Klent“. So kam es in den frühen Jahren nach dem Krieg vor, dass ein Schüler bzw. eine Schülerin in den üblichen acht Schuljahren bis zu 10 Klassenfahrten erleben durfte. Die Schulwoche begann (seit 1950) am Montagmorgen mit einer halben Stunde Musik und/oder Lesung in der Aula für alle Schüler. Donnerstags fand in der 3. Schulstunde die sog. Gemeinschaftsstunde statt, wiederum für alle in der Aula, in der es einen Vortag aus einem Fachgebiet oder eine künstlerische Darbietung gab. Oft waren Künstler von auswärts zu Gast. Im Laufe des Schuljahres wurden einige Feste gefeiert. Im Sommer gab es mindestens einen Schulausflug, am letzten Schultag vor den großen Ferien das Sportfest auf dem Sportplatz neben der Schule, im Winter einen Schulball, auch mit Eltern, im Winterhuder Fährhaus (mit Tombola zur Beschaffung von Geldern für Klassenreisen) und das Faschingsfest im „Glaskasten“, das die Schüler selbst gestalteten. Dazu diverse Laienspielaufführungen einzelner Klassen im Laufe des Jahres und einmal pro Jahr eine Aufführung, an der Schüler aller Altersstufen und Lehrer beteiligt waren. Friedel Hollern komponierte ein Musical, das von Lehrern und Schülern aufgeführt wurde. Mehrfach im Jahr wurden Musikstücke von den Schülern dargeboten, etwa zum Tag der Hausmusik. Bei alledem war die aktive Gestaltung durch die Schüler und Schülerinnen sehr deutlich und erwünscht. Das zeigte sich auch bei den Klassensprechern, dem Schülerparlament und dem Schulsprecher. Ältere Schüler übernahmen sog. Patenschaften für jüngere Schüler, die besonderer Hilfe bedurften. Eine Schülerzeitung, Olo-Post, vermittelte die notwendigen Informationen und Meinungen. Das alles wurde vom Lehrer-Kollegium gefördert. Es ist äußerst bemerkenswert, mit welcher Sicherheit und Selbstverständlichkeit das neue Lehrer-Kollegium direkt nach dem 2. Weltkriege und der Nazi-Herrschaft diese Pädagogik verwirklichte. Das Kollegium der ersten Nachkriegsstunde ging meist in den späten 1960er Jahren in Pension, mit Dr. Maack im Jahre 1967 an der Spitze. Damit endete eine Ära, die vornehmlich von ihm geprägt worden war.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Olo knapp 200 Schüler und Schülerinnen. 1944 wuchs diese Zahl stark an, auch weil Mädchen wieder zugelassen waren. 1947 waren es 14 Klassen mit 361 Schülern. Ab 1953 wuchs die Zahl erneut deutlich, aus unterschiedlichen Gründen. 1955 gab es 18 Klassen mit 536 Schülern. Zum Ende der Zeit im alten Gebäude am Sootbörn hatte die Schule mit dem alten Namen Olo sogar rund 700 Schüler und Schülerinnen in über 20 Klassen.

Quellen

  • Grigat, Horst (Hg.): Hamburg-Niendorf, von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Selbstverlag, 2. Auflage, Hamburg 1984.
  • Festschrift: 25 Jahre Gymnasium in Lokstedt 1932-1957
  • Archiv des Gymnasium Bondenwald
  • Langloh, Ernst und Wilhelm: Neue Sythesen von Technik und Architektur. Stuttgart 1931

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