Osnabrücker Aktien Brauerei

Osnabrücker Aktien Brauerei

Die Osnabrücker Aktien-Brauerei (kurz OAB) war eine Bierbrauerei, die in Osnabrück, Niedersachsen, in der Bergstr. 35 ansässig war. Die OAB wurde im Jahr 1860 gegründet und 1987 am Standort Osnabrück geschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Gründerjahre

Schon seit langer Zeit braute man in Osnabrück Bier und betrieb auch auf lokaler Ebene Handel damit. Man unterschied das Bier zwischen dem das aus Malz und Hopfen gebrauten Koit, ein dünnes und hopfenloses Bier, und dem Grüsing, ein Kräuterbier. Das Bier war aber nicht gut genug, um es exportieren zu können.

Johann Carl Immeyer begann auf dem Kalkhügel, dem heutigen Westerberg, seinen Brauereibetrieb und verbesserte den Geschmack des Bieres. Sein Vater, der Zimmermeister Immeyer, erhielt von der Stadt die Erlaubnis, ein früheres Gärtnerhaus als Wohnhaus auszubauen, bei dem zugleich ein Brauereibetrieb eröffnet werden sollte. Am 16. April 1859 wurde der Grundstein gelegt. Carl Immeyer war mittlerweile Bierbrauer geworden.[1]

Entwicklung

Die Betriebsaufnahme verzögerte sich. Im Jahr 1860 war es soweit, der Betrieb der Privatbrauerei konnte mit hoher obrigkeitlicher Genehmigung beginnen. Johann Carl Immeyer musste sich nun nach Abnehmern für sein Bier umsehen. Osnabrück hatte zu dieser Zeit lediglich 16.000 Einwohner. Außerdem lag die Brauerei am Westerberg außerhalb des alten Befestigungsringes der Stadt. Dort war es zwar recht schön und man hatte einen herrlichen Blick über die Stadt, aber es war unbequem, erst den Berg ersteigen zu müssen um sein Bier zu bestellen oder gar zu holen. Zudem sprach sich erst langsam herum, dass das Bier vom Westerberg besonders gut war, da ausgezeichnetes Wasser zur Verfügung stand. Deshalb suchte der junge Mann um eine Schankkonzession nach, die ihm nach längerem Papierkrieg gewährte wurde. Immeyer eröffnete seine Gartenwirtschaft im Frühjahr 1861. Weitere Anträge zum Betrieb eines „Bierschoppens“ und zur Anlage einer Kegelbahn folgten.

Der Brauerei ging es offensichtlich nicht sehr gut. So musste Johann Carl Immeyer den Brauereibetrieb nach einigen Jahren aufgeben und wanderte nach Amerika aus. Elf Personen hatten den Mut, Grundstück und Betrieb anzukaufen und eine Aktiengesellschaft zu gründen. Es wurde ein Grundkapital von 90.000 Talern in 360 Inhaberaktien von je 250 Talern gezeichnet. Zu den elf Aktionären trat bald der als Geschäftsführer und Brauereidirektor der Gesellschaft vorgesehene Wilhelm Runde aus Braunschweig. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 16. Oktober 1870 notariell beurkundet. Der Betrieb wurde mit Energie und Erfolg in Angriff genommen. Nach der Umbenennung in Bayerische Dampf-Bierbrauerei AG im Jahr 1870 ging die Brauerei in die Actien-Bierbrauerei über.[2] Nach dem Preußisch-Französischen Krieg von 1870/71 wurde mit den außerordentlichen Erfolgen in Wirtschaft und Verkehr auch das Bier in großem Umfang zum Handelsobjekt. Mit dem „Apostelbier“, wie man wegen der zwölf Aktionäre das Gebräu scherzhaft nannte, hatte eine neue Epoche im Osnabrücker Brauereiwesen begonnen.

Im Jahr 1886 wurde eine Dampfmaschine der Maschinen-Fabrik Augsburg in Betrieb genommen.[3] Man hatte Anschluss an die Technik der Zeit gefunden und hielt Schritt mit der weiteren Entwicklung. Die Brauerei gewann Heimatrecht in der Stadt, da immer mehr Gaststätten ihr Bier auszuschenken begannen. Bald drang das Bier auch über die Stadtgrenzen hinaus. Das sich ausdehnende Werk auf dem Westerberg wuchs in das Stadtbild hinein. Um 1900 benutzte die Osnabrücker Aktien-Brauerei die Höhlen unter dem Kloster auf dem Gertrudenberg als Bierkeller.[4] Lange gehörte der Betrieb mit Wasserturm und Schornstein zum Bild des Berges, wie die ochsenbespannten Fuhrwerke der Brauerei bis zum Ersten Weltkrieg zum Straßenbild.

Nachkriegsjahre

Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb Rudolf August Oetker aus Bielefeld Aktien der OAB. Später wurde in der Brauerei auf dem Westerberg in der Bergstraße 35 neben dem Haupterzeugnis Bergquell-Pilsener, Osnabrücker Edel-Export und Malzbier auch Pepsi-Cola, Mirinda und Florida Boy Orange hergestellt. Im Jahr 1967 gehörte die OAB Osnabrücker Aktien-Brauerei mit 161.000 hl produziertem Bier zu den 100 größten Brauereien in Deutschland (Platz 99 auf der Liste der Produzenten in Deutschland [5]). Anfang der 1970er Jahre hatte Oetker seine Beteiligung zu einer Mehrheit ausgebaut.

Die Osnabrücker Aktien-Brauerei war Mitinitiator der heutigen Osnabrücker Maiwoche. Im Mai 1972 wurde durch einen Fassanstich im Beisein von Oberbürgermeister Ernst Weber die erste Maiwoche eröffnet.[6]

1983 übertrug Oetker den Geschäftsbetrieb auf die zu seinem Brauerei-Imperium gehörende Dortmunder Actien-Brauerei.

Nach der Schließung der Brauerei in Osnabrück kaufte die Dortmunder Actien-Brauerei AG die Brauereirechte unter dem Firmennamen Dortmunder Actien-Brauerei AG BS Osnabrück. 1993 wurde die Firma umfirmiert in „OAB Osnabrücker Anlagen- und Beteiligungs-AG“, nachdem die STEUCON Grundbesitz- und Beteiligungs-AG aus Delmenhorst den Mantel der immer noch in Hannover börsennotierten AG übernommen hatte.[7]

Einzelnachweise

  1. Neue Osnabrücker Zeitung vom 4. März 2011
  2. Homepage von Klaus Ehm
  3. Kraft- und Dampfmaschinen
  4. Kloster auf dem Gertrudenberg
  5. Homepage der „Aktion Gutes Bier“
  6. http://www.osnabrueck.de/maiwoche Offizielle Seiute der Osnabrücker Maiwoche
  7. Auktionshaus Gutowski

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