Osteodontokeratische Kultur

Osteodontokeratische Kultur

Die Bezeichnung Osteodontokeratische Kultur wurde von dem australischen Paläoanthropologen Raymond Dart anhand der Funde von Bett 3 von Makapansgat (Transvaal) geprägt, wo in einer harten grauen Kalkstein-Brekzie bei der Überwachung von Steinbrucharbeiten seit 1946 über 7159 Tierknochen gefunden wurden, vor allem solche von Großtierarten wie Kudus, Nashörnern, Flusspferden und Equiden.

Er nahm an, dass Australopithecus africanus Knochen, Zähne und Hörner zur Jagd benutzte („Killer-ape“), bevor Steingeräte in Gebrauch kamen. Er stützte sich dabei auf die Repräsentation verschiedener Knochen - überwiegend Schädelteile - sowie auf die Existenz von Brüchen, die er auf die Einwirkung von Australopithecus prometheus (heute Australopithecus africanus) zurückführte. Er stellte diese Theorie zuerst auf dem 3. Panafrikanischen Kongress für Vorgeschichte in Livingstone im Jahr 1955 vor. „These Makapansgat protomen ... were mighty hunters“ [1]. Eine Beteiligung von Hyänen am Knocheneintrag hielt Dart für unwahrscheinlich. Er nahm an, dass Australopithecus bevorzugt Knochen und Körperteile, die sich als Waffen und Werkzeuge eigneten, in die Höhle verbracht hatte. Schädel von Pavianen erklärte Dart mit bewusster Kopfjagd durch die Hominiden.

Dart veröffentlichte sehr phantasievolle Beschreibungen des gewalttätigen Verhaltens unserer Vorfahren: „man's predecessors ... seized living creatures by violence, battered them to death... slaking their ravenous thirst with the hot blood of victims and greedily devouring livid writhing flesh“ [2].

Darts Theorie konnte durch die taphonomischen Studien von Bob Brain widerlegt werden.

Literatur

  • Raymond Dart, The predatory transition from ape to man. International anthropological and linguistic review 1, 1953, 201-208.
  • Raymond Dart, The bone-bludgeoning hunting technique of Australopithecus. South African Journal of Science 2, 150-152.
  • Raymond Dart, The Osteodontoceratic culture of Australopithecus Prometheus. Transvaal Museum Pretoria, 1957.
  • C. K. Brain, The Hunters or the hunted? An introduction to African cave taphonomy. University of Chicago Press 1981.

Einzelnachweise

  1. Raymond Dart, Cultural status of the South African man-apes. Smithsonian Report 4240, 1956, S. 317
  2. Raymond Dart, The predatory transition from ape to man. In: International anthropological and linguistic review 1, 1953

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste archäologischer Kulturen — Diese Liste archäologischer Kulturen ist eine alphabetische Auflistung. Eine geographische oder chronologische Sortierung findet sich hier. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Raymond Dart — Raymond Arthur Dart (* 4. Februar 1893 in Toowong bei Brisbane, Australien; † 22. November 1988 in Johannesburg, Südafrika) war ein australischer Anatom und Paläoanthropologe. Bekanntheit erlangte er durch die Erstbeschreibung des „Kindes von… …   Deutsch Wikipedia

  • Makapansgat —   [ xat], Fundort des Australopithecus africanus in Transvaal, Republik Südafrika, bekannt seit 1854; seit 1947 wurden zahlreiche Skelettteile (Alter: 2 3 Mio. Jahre) ausgegraben, die denen von Sterkfontein nahe stehen. Begleitfunde waren… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”