Cheyne-Stokes-Atmung

Cheyne-Stokes-Atmung
Atemmuster bei Cheyne-Stokes-Atmung. Aufgetragen ist die Atemtiefe über der Zeit.

Bei der Cheyne-Stokes-Atmung – benannt nach John Cheyne (1777–1836) und William Stokes (1804–1878) – handelt es sich um eine pathologische Atmungsform. Sie ist durch ein periodisches An- und Abschwellen der Atemtiefe und des Abstands der einzelnen Atemzüge voneinander charakterisiert. An die flachsten Atemzüge schließt sich oft ein kürzerer Atemstillstand an, dann setzen wieder Atemzüge ein, die sich zunehmend vertiefen.

Eine Cheyne-Stokes-Atmung findet man häufig bei ungenügender Hirndurchblutung, beispielsweise durch Gefäßsklerose, bei Schlaganfällen oder Vergiftungen. Auch bei Tieren im Winterschlaf wurde die Cheyne-Stokes-Atmung beobachtet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Klinik

Die so genannte Cheyne-Stokes-Atmung, eine besonders schwere Form von schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS), ist assoziiert mit schweren Formen der Herzinsuffizienz. So liegt die Prävalenz der Cheyne-Stokes-Atmung bei diesen Patienten bei 30–40%.[2] Bei der Cheyne-Stokes-Atmung kommt es zu einem periodisch wiederkehrenden An- und Abschwellen der Atmung: Die Atemzüge werden immer flacher, bis sie nach einer Atempause von manchmal mehr als zehn Sekunden wieder tiefer bis hin zu angestrengten Atemzügen werden. Zusätzlich kann sich dabei auch die Atemfrequenz verändern.

Eine Cheyne-Stokes-Atmung tritt nachts bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz häufig auf (zentrales Schlaf-Apnoe-Syndrom), sowie bei weiteren Schädigungen des Zentralnervensystems, beispielsweise bei einer Urämie oder exogenen Vergiftung sowie bei Überdosierungen von Opioiden wie Polamidon (Methadon). Die Cheyne-Stokes-Atmung kann ein Vorstadium der präterminalen Seufzeratmung sein, andererseits auch ohne Krankheitsbedeutung während des normalen Schlafs vorkommen. In der Höhe über 3000 m tritt sie häufig vor allem im Schlaf auf und wird periodische Atmung genannt. Durch die höhenbedingte Hyperventilation kommt es über die respiratorische Alkalose zu einer relativen Hemmung des Atemzentrums in der Medula oblongata, die Atemaussetzter betragen 10 Sekunden bis zu einer Minute. Durch den Anstieg des CO2 werden über den Glomus caroticum wieder tiefe Atemzüge initiiert, welche wiederum die respiratorische Alkalose verstärken, so dass sich dieses Phänomen selbst erhält. Die periodische Atmung gilt nicht als Symptom der Höhenkrankheit und sie tritt auch nach erfolgreicher Akklimatisation häufig weiter auf, kann aber Schlaf und nächtliche Erholung stören.

Pathophysiologie

Ursächlich ist eine nichtlineare Sensitivität des Atemzentrums auf den CO2-Partialdruck im arteriellen Blut. Da der ansteigende CO2-Partialdruck im arteriellen Blut als stärkster Atemreiz wirkt, sinken Atemzugtiefe und Atemfrequenz, bis ein erhöhter CO2-Gehalt im Blut zu verstärkter Atmung zwingt. Diese beginnt dann wieder abzuflachen, wenn genügend CO2 abgeatmet wurde. Da die Empfindlichkeit auf CO2 bei niedrigen Partialdrücken überproportional geringer und bei hohen Partialdrücken überproportional hoch ist, kommt es zu einem „Schwingen des Atemreglers“.

Der negative Einfluss der Cheyne-Stokes-Atmung auf den klinischen Verlauf der Herzinsuffizienz dürfte zwischenzeitlich ebenso gesichert sein, wie die Tatsache, dass deren erfolgreiche Behandlung zu einer Verlängerung der Lebenserwartung führt. Je ausgeprägter die Herzinsuffizienz – und dabei vor allem die linksventrikuläre Komponente – umso ausgeprägter sind ein zentrales Schlafapnoe-Syndrom und das periodische Atemmuster.

Therapie

Zur Behandlung der Cheyne-Stokes-Atmung kommen als Beatmungsverfahren die antizyklisch modulierte Ventilation (AZMV) bzw. die adaptive Servoventilation (ASV)[3] zur Geltung, welche das früher eingesetzte BiPAP-Verfahren (für bilevel positive airway pressure) abgelöst haben. Dabei wird über ein Maskensystem von Atemzug zu Atemzug eine automatische Regulation des Atemdrucks eingesetzt und das Schwingen der Atemregulation mechanisch gedämpft. Diese Verfahren haben gegenüber der klassischen CPAP-Therapie verschiedene Vorteile: Sie gleichen Atemschwankungen aufgrund der Cheyne-Stokes-Atmung antizyklisch aus und modulieren die pathophysiologischen Atemmuster in die physiologische Richtung.[4]

In einzelnen Fällen führt eine Gabe von zusätzlichem Sauerstoff (2–4 l/min) zu einer Linearisierung der Atemantwortkurve und somit zu einer medikamentösen Dämpfung der schwingenden Atemregulation.

Im Fall der akuten Höhenkrankheit muss ein sofortiger Abstieg bis zur Besserung aller Beschwerden erfolgen. Dieses ist notwendig, um wieder ausreichend Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. W. A. Müller, S. Frings. Tier- und Humanphysiologie. 3. Auflage, Berlin 2006 ISBN 978-3-540-32728-8 S. 523
  2. Oldenburg O, Lamp A, Faber L, Teschler H, Sleep-disordered Breathing in patients with symptomatic heart failure. A contemporary study in prevalence and characteristics of 700 patients, European Journal of Heart Failure, 2007; 9:251-257
  3. Galetke W et al., Evaluation of a new algorithm for patients with cheyne-stokes-breathing and obstructive sleep apnea, Abstract 1560, ERS Congress, Stockholm, 2007
  4. Schlafbezogene Atmungsstörungen und kardiovaskuläres Risiko, Eine Standortbestimmung, M. Bögel, Hamburg 2009
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Cheyne-Stokes-Atmung — Chey|ne Stokes Atmung [tsche̱in[i]ßto̱ukß...; nach dem schott. Arzt John Cheyne (1777 1836) u. dem ir. Arzt William Stokes (1804 1878)]: krankhafte Atmung mit An und Abschwellen des Atemzugvolumens und dazwischenliegendem Atemstillstand (z. B.… …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Stokes — bezeichnet: Stokes (Einheit), die cgs Einheit der kinematischen Viskosität Stokes (Marskrater), einen Marskrater Stokes (Mondkrater), einen Mondkrater Stokes ist der Familienname folgender Personen: Adrian Scott Stokes (1854–1935), englischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Atmung: Steuerung durch verschiedene Kontrollmechanismen —   Die Atmung als lebensnotwendige Funktion wird durch komplizierte Mechanismen genau reguliert. Gesteuert wird die Atmung durch das Zentralnervensystem. Das Atemzentrum im verlängerten Mark (Medulla oblongata), das aus Nervenzellen besteht, gibt… …   Universal-Lexikon

  • Atmung — Unter Atmung (lat.: Respiratio) wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Lungentätigkeit (Ventilation) verstanden. Im weiteren Sinne versteht man jedoch unter Atmung alle damit verbundenen Vorgänge, denn es ist erforderlich, dass der Luftsauerstoff …   Deutsch Wikipedia

  • John Cheyne — (* 3. Februar 1777 in Leith, Schottland; † 31. Januar 1836 in Sherington, England) war ein schottischer Arzt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Äußere Atmung — Unter Atmung (lat.: Respiratio) wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Lungentätigkeit (Ventilation) verstanden. Im weiteren ist jedoch erforderlich, dass der Luftsauerstoff durch die innere Lungenoberfläche diffundiert, mithilfe des Blutes zu… …   Deutsch Wikipedia

  • William Stokes — (* 1. Oktober 1804 in Dublin; † 10. Januar 1878 in Dublin) war ein irischer Arzt. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung und Beruf 3 Leistung …   Deutsch Wikipedia

  • Rhythmogenese der Atmung — Atmungsbewegungen werden durch die rhythmische Tätigkeit von respiratorischen Neuronen in der Medulla oblongata (verlängertes Rückenmark) gesteuert. Der Ablauf der Rhythmogenese ist autonom. Sie muss aber an die Bedürfnisse des Organismus… …   Deutsch Wikipedia

  • Kußmaul-Atmung — (nach dem deutschen Biologen und Internisten Adolf Kußmaul – die Benennung rührt nicht von einer Mundstellung her), auch Azidose Atmung oder Azidoseausgleichsatmung genannt, bezeichnet ein krankhaftes (pathologisches) Atmungsmuster, das sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Biot-Atmung — Als Biot Atmung (seltener: meningitisches Atmen) wird eine Form der periodischen Atmung bezeichnet, bei der ausreichend kräftige und gleichmäßig tiefe Atemzüge immer wieder durch plötzliche Pausen unterbrochen werden. Diese Atemform weist auf… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”