- Pauluskirche (Wladiwostok)
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Die Pauluskirche in Wladiwostok ist das in der Russischen Föderation am östlichsten gelegene lutherische Gotteshaus und das älteste Kirchengebäude der Hafenstadt am Japanischen Meer.
Inhaltsverzeichnis
Kirchengebäude
1907 bis 1935
Der deutsche Architekt Georg Junghändel, der auch am Bau des Berliner Doms beteiligt war, erbaute 1907 die Wladiwostoker Pauluskirche im Zentrum der Stadt an der heutigen ul. Puschkinskaja 14. Sie diente einer Gemeinde, zu der bedeutende, meist deutschsprachige Personen – unter anderem Gouverneure, Admirale, Kaufleute, Wissenschaftler und Künstler – gehörten, als Gotteshaus. Im Jahre 1914 zählte die Paulus-Kirchengemeinde 4000 Gemeindeglieder. Ein bedeutender Förderer der nach dem frühchristlichen Apostel Paulus genannten Kirche und zugleich jahrelanger Vorsitzende des Kirchenvorstandes war Adolph Dattan, seines Zeichens Leiter des deutschen Handelshauses „Kunst und Albers“.
Neben der orthodoxen Gemeinde war die Paulusgemeinde die älteste Gemeinde in der Stadt Wladiwostok, bei deren Gründung im Jahre 1860 maßgeblich Lutheraner beteiligt waren. Heute ist das älteste Kirchengebäude der Stadt neben dem Bahnhof das wertvollste architektonische Denkmal in Wladiwostok und steht in Russland unter Denkmalsschutz.
Im Jahre 1935 schlug zunächst das „Aus“ für die Pauluskirche und ihre Gemeinde: genauso wie in anderen russischen Städten führte die stalinistische Ideologie dieser Zeit die Vernichtung der Kirchen und Gemeinden durch. In Wladiwostok wurde der Pastor der Pualusgemeinde, Woldemar Reichwald verschleppt und starb den Märtyrertod.
1935 bis 1992
Die Zweckentfremdung der Kirchengebäude trieb auch bei der Pauluskirche in Wladiwostok merkwürdige Blüten: zuerst wurde sie in einen Matrosenclub umgewandelt, dann in ein Kino. Schließlich wurde sie Museum der sowjetischen Pazifikflotte. Noch 1992 standen vor der Kirche Kanonen und kleine Panzer, in der Kirche war zwischen Maschinengewehren und Flottenbildern eine Leninbüste an der Stelle des Altars.
seit 1992
Die russische politische Wende durch Perestroika und Glasnost machte ein neues Leben der lutherischen Gemeinde in Wladiwostok möglich. 1992 wurde die Gemeinde neu registriert und kämpfte seither um die Rückgabe ihrer Kirche. Dies geschah am 16. September 1997 unter der maßgeblichen Mitwirkung und im Beisein des damaligen deutschen Botschafters Ernst-Jörg von Studnitz. Gleichzeitig wurde die Pauluskirche in den Rang eines deutschen Kulturdenkmals im Ausland erhoben, vergleichbar dem Königsberger Dom in Kaliningrad.
Das Gebäude war in einem äußerst vernachlässigten, fast verfallenen Zustand. Eimer standen im Gebäude und fingen Regenwasser auf, das sich seinen Weg durch das marode Kirchendach suchte. In der Mauer rechts der Apsis war ein großer Riss. Kaum jemand vermochte zu glauben, dass das verwahrloste Gebäude die 62 Jahre fremder Nutzung überhaupt überstanden hatte.
Gleich nach Rückgabe der Kirche begann die Gemeinde mit umfangreichen Reborierungsarbeiten, die allerdings nur möglich waren dank der Unterstützung von kirchlichen und weltlichen Organisationen aus der ganzen Welt, besonders auch aus Deutschland. Auch beteiligten sich zahlreiche Fachkräfte an der Restaurierung, darunter viele freiwillige Helfer aus dem In- und Ausland. Ein Handwerker aus Dithmarschen in Deutschland war maßgeblich beteiligt: Rainer Matthäus Muus, der zwischen 2002 und 2008 hier arbeitete.
Zunächst galt es im Innenraum der Kirche alle Backsteine abzuschleifen und alle Bögen neu zu mauern. Die beiden Seitenwände innen wurden fertiggestellt, das Verputzen folgte später. Risse in den Wänden wurden beseitigt und mit Stahlzwingen gesichert. Das Holz im Dachgebälk erhielt einen Anstrich im Originalfarbton. Und schließlich war auch der Bau einer Freitreppe am Haupteingang der Kirche erforderlich sowie die Erstellung einer neuen Tür.
Ein Backsteinboden, der mit Öl versiegelt wurde, prägt nun das Bild im Innern der Kirche, in deren Turm die Glockenstube hergerichtet und drei von der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe in Deutschland gefertigten Glocken eingehängt und zu Ostern 2009 ihrer Bestimmung übergeben wurden.
Bereist im Jahre 2006 erhielt die Kirche eine erste Orgel als Geschenk aus Australien, und 2008 eine zweite aus Deutschland. Im Jahre 2010 begann der Einbau neuer Glasmalereifenster, denen noch weitere folgen werden, um dann in der Apsis die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit sehen zu können.
Kirchengemeinde
Die Gemeinde der Pauluskirche Wladiwostok, die im Jahre 2007 das 100-jährige Bestehen ihres Gotteshauses feiern konnte, gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirche im Ural, Sibirien und Fernen Osten (ELKUSFO) mit dem Bischofssitz in Omsk. Die ELKUSFO steht im Verbund der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) mit dem Amtssitz des Erzbischofs in Sankt Petersburg. Seit 1992 ist hier der pensionierte Pastor Manfred Brockmann tätig, der auch Propst der Propstei Fernost ist.
Verweise
Commons: Churches in Vladivostok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Manfred Brockmann: ..fern im Osten eine Kirche...Eine kleine Geschichte der Pauluskirche in Wladiwostok, in: Lutherischer Dienst. Zeitschrift des Martin-Luther-Bundes in Zusammenarbeit mit dem DNK/LWB, 46. Jahrgang, 2010 Heft 4
- Website der lutherischen Gemeinden im russischen Fernen Osten (Wladiwostok)
- Wikimapia
43.116666666667131.9Koordinaten: 43° 7′ 0″ N, 131° 54′ 0″ OKategorien:- Evangelisch-lutherische Kirche in Russland
- Kirchengebäude (lutherisch)
- Pauluskirche
- Erbaut in den 1900er Jahren
- Wladiwostok
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