Pavillonstil

Pavillonstil
Die begrünte Promenade trennt die rechts und links davon angesiedelten Fachkliniken des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin

Der Pavillonstil bezeichnet eine Periode des deutschen Krankenhausbaus Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Er sollte eine Therapie im Krankenhaus in kleinen Gruppen von Patienten in grüner Umgebung ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

Beschaffenheit

Alle Gebäude sind in sich funktional relativ autark und liegen in einer U-förmigen Anordnung in einer parkähnlichen Umgebung. Der Struktur eines dezentralen Krankenhauses im Pavillonstil entstand mit Blick auf eine angenehme Atmosphäre zur Genesung des Patienten, entsprach dem Autonomiebedürfnis von Chefärzten und Professoren der Zeit um 1900 und galt als modern und richtungweisend.

Beispiele

  • 1901 wurde das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden von Stadtbaurat Edmund Bräter in diesem Stil errichtet. Es steht heute unter Denkmalschutz.[1]
  • Das Rudolf-Virchow-Krankenhaus von 1906 war das letzte in diesem Stil erbaute Krankenhaus in Berlin.[2] Die Gebäude lagen alle an einer langen Allee. Fast jede Station verfügt über ein eigenes Gebäude, in dem jeweils Bettenhaus und Behandlungsräume vereint waren. Die Patienten sollten auf diese Weise in kleine Gruppen aufgeteilt werden, umgeben vom Grün des Krankenhausparks.
  • Die Heilanstalt Heidehaus in Hannover entstand 1907 zur Behandlung von Tuberkulosepatienten.
  • Die Psychiatrische Klinik am Steinhof in Wien-Penzing wurde nach Plänen von Otto Wagner und Carlo von Boog im Jahre 1907 eröffnet.

Weiterentwicklung

Bei späteren Bauten wurde das Trabantensystem bevorzugt, bei dem mehrere Stationen oder Kliniken in einem Haus zusammengefasst wurden. An diesem System wurde später bemängelt, dass es „mit einem blockartigen Hauptbau und den mehr selbständigen Abteilungen in Pavillonart mit jeweils dahinterliegenden Behandlungsflügeln“ viel zu lange Transportwege für die Patienten der einzelnen Abteilungen aufweise.[3]

Für ein modernes Krankenhaus ist der Pavillonstil wegen der teilweise isolierten Lagen und der langen Transportwege ohne Wetterschutz für Patientenbewegungen und Essensversorgung überholt. Zentrale OP- und Laboreinrichtungen erfordern eher eine horizontal oder vertikal netzartige Struktur der Bettenhäuser und Stationen.

Einzelnachweise

  1. uniklinikum-dresden.de
  2. charite.de
  3. Aus der grünen Bibel. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1961 (online).

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