- Perzina
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Perzina (auch "Gebr. Perzina", "Gebr. Perzina GmbH", "Alvari-Piano-GmbH", "Pianofortefabrik Gebr. Perzina") war seit 1871 der Markenname einer Firma, die bis etwa 1929 in Schwerin Tasteninstrumente herstellte.
Inhaltsverzeichnis
Gründung und Ernennung zum „Hof-Pianofabrikant“
Am 1. Juni 1871 gründeten die in Zittau geborenen Instrumentenmacher Julius und Albert Perzina die „Pianoforte Fabrik Gebrüder Perzina“ in Schwerin. Sie hatten zuvor in den Pianofabriken Bechstein, Duysen, Schwechten und Rönisch gelernt und gearbeitet. Mit ihrem Beruf führten sie eine Familientradition fort, denn bereits ihr Vater Anton übte diesen Beruf in ihrer Heimatstadt aus.
1883 erhielten Julius und Albert Perzina vom Großherzog den Titel „Großherzoglich Mecklenburgischer Hof-Pianofabrikant“. Jahre später ist die Firma Gebr. Perzina auch Hof-Pianofabrikant „Ihrer Majestät der Königin der Niederlande“, „Seiner Majestät des Königs von Portugal“ sowie „Seiner Hoheit des Herzogs von Anhalt“. Einige Jahre nach der Gründung der Pianofabrik zog sich der Ältere der Brüder, Albert, aus dem Geschäft zurück, der Firmenname „Gebrüder Perzina“ blieb aber bestehen.
1894 präsentierte sich die Schweriner Firma auf der Weltausstellung in Antwerpen und 1895 auf einer internationalen Ausstellung in Amsterdam. 1901 bezeichnete sich die Firma auf ihren Briefköpfen als „die bei weitem größte und leistungsfähigste Pianofabrik innerhalb der gesamten deutschen Ostseeländer".
Erschließung neuer Märkte unter Leitung von Daniel Huss
Anfang 1897 legte das Personal der Schweriner Fabrik für etwa 10 Wochen die Arbeit nieder. Die Angestellten streikten für höhere Löhne. Im April 1897 starb der erst 52-jährige Mitbegründer der Firma, Julius Perzina. Die Leitung der Fabrik ging für die nächsten 20 Jahre in die Hände des Hamburger Kaufmanns Daniel Huss über. Der Schwiegersohn des Firmeninhabers gestaltete als kaufmännischer Leiter die Firma von einer handwerklichen Manufaktur zur industriellen Fabrik um. Im Gründungsjahr 1872 wurden 20 Instrumente produziert, 1897 waren es bereits 315 Instrumente und bis 1900 steigerte die Schweriner Fabrik ihre Produktion auf 768 Instrumente. Ein verheerender Brand am 26. Juli 1904 vernichtete die meisten Produktionsgebäude. In den darauffolgenden drei Jahren errichtete Hofmaurermeister Ludwig Clewe nach den Vorgaben von Daniel Huss die neuen Fabrikgebäude, darunter auch das noch heute existierende Hauptgebäude in der Wismarschen Straße 144.
Seit Beginn des Ersten Weltkrieges produzierten die „Gebr. Perzina" für den Heeresbedarf. Neben Armaturen und Propellern gehörten auch Munitionshülsen ab August 1914 zur neuen Produktlinie. 1916 geriet die Firma ins Visier der Staatsanwaltschaft. Abgelehnte Munitionshülsen waren wieder unter neue Lieferungen gemischt worden; ein Mitarbeiter war wegen eines Bestechungsversuches angezeigt worden. Der Skandal erfasste auch den umtriebigen Geschäftsführer Daniel Huss, der zu zehn Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt wurde. Ende 1917 übernahm Anthony Fokker, der bereits seit 1916 Firmenanteile besaß, die Fabrik mit 400 Arbeitern und Angestellten. Infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrages (1919) verließ der Rüstungsproduzent Fokker seinen Firmenstandort Schwerin.
Nach Kriegsende verpachtete Fokker die Pianofortefabrik an den Fabrikanten Otto Libeau. Ab 1920 produzierte die Firma neben Pianos auch Möbel und Kisten. Das Werk III in der Gutenbergstraße firmierte ab 1923 als „Alvari-Piano-GmbH“. Die Fertigung von Pianos in der Wismarschen Straße erfolgte noch bis etwa 1929. In den 1930er Jahren zog der „Niederdeutsche Beobachter“ in das ehemalige Haupthaus. Klaviere und Flügel wurden aber noch unter diesem traditionellen Firmennamen in Lenzen gefertigt . Auch der Schweriner Klavierbauer Wilhelm Meyer baute zusammen mit Paul Perzina weiter einzelne Instrumente. Bis 1949 findet sich die Firma im Schweriner Adressbuch als „Gebr. Perzina GmbH, Pianoforte-Fabrik, gegr. 1871. Inh. Wilhelm Meyer, Wismarsche Straße 153“. Heute befindet sich die Schweriner Stadtbibliothek im „Perzinahaus“.
Anfang der der 30er Jahre erwarb der Berliner Pianohersteller Friedrich Geil neben der Dresdener Pianomarke Wagner die Rechte an der eingetragenen Marke „Gebr. Perzina“ aus der Liquidation. Der neue Inhaber verlegte die Klavierproduktion nach Lenzen an der Elbe, etwa 70 Kilometer südlich von Schwerin. Nach Unterbrechung während des zweiten Weltkrieges konnte der Betrieb zu DDR-Zeiten noch bis 1972 mit staatlicher Beteiligung geführt werden, danach wurde die Firma enteignet und der VEB Leipziger Pianoforte-Union zugeordnet.
Nach der Wende
Mit der Wende 1989 wurde die Markennamen Wagner und Perzina wieder in Privatbesitz zurückgeführt und eine Neuorganisation der Klavierproduktion angestrebt. Das Werk in Lenzen wurde Ende 1996 geschlossen; seit 1998 werden in China Tasteninstrumente unter dem Namen Yantai-Perzina Piano Manufacturing Company Ltd. und mit dem Logo „Gebr. Perzina Hofpianofabriken gegr. in Schwerin 1871“ hergestellt.
Weblinks
Einzelnachweise
- [1]
- Udo Funk: Die Flügel der Gebrüder Perzina
- Moderne Bibliothek für 10 000 Leser
- The Perzina Legacy
- Perzinasaal feiert 100. Geburtstag
- Michael Schmidt: "Flugzeugbau in Schwerin 1913 - 1926" in "Mecklenburg und der erste Weltkrieg", Thomas Helms Verlag Schwerin 2010, ISBN 978-3-940207-19-7
- Landeshauptarchiv Schwerin, GHK III, 52-1, Nr. 1319
- Stadtarchiv Schwerin, Akte M. 9579
- Stadtarchiv Lenzen/Elbe
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