Carl Bechstein

Carl Bechstein
Carl Bechstein
Geburtshaus in Gotha
Ausschnitt der Grabstätte von Carl Bechstein in Berlin

Carl Bechstein (* 1. Juni 1826 in Gotha; † 6. März 1900 in Berlin) war ein deutscher Klavierbauer, der 1853 in Berlin die Pianoforte-Fabrik C. Bechstein gründete.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bechstein wurde 1840 im Alter von 14 Jahren zu dem Klavierbauer Johann Gleitz in Erfurt in die Lehre geschickt. Nach der Ausbildung arbeitete er bei verschiedenen Klavierbauern unter anderem auch in Dresden. 1846 oder 1848 (die Jahreszahl steht nicht genau fest) verschlug es ihn nach Berlin. Dort arbeitete er bei dem Klavierbauer Gottfried Perau, der ihn rasch zum Werkstattleiter beförderte. In der zweiten Hälfte des Jahres 1849 ging Bechstein erst nach London, später nach Paris, wo er seine Ausbildung vervollkommnete. Einer seiner Lehrer, der Elsässer Jean Georges Kriegelstein, ein erfolgreicher Unternehmer, brachte ihm die Grundzüge von Unternehmenspolitik und Geschäftspraktik bei.

1852 ging Bechstein als Geschäftsführer zu Perau nach Berlin zurück. Nur ein Jahr später gründete er am 1. Oktober 1853 im ersten Stock eines Gebäudes, das Perau als Magazin diente, eine eigene Werkstatt. Innerhalb eines dreiviertel Jahres entstanden die ersten beiden Instrumente, die Bechstein ohne Unterstützung selbst baute. In den ersten sechs Jahren lieferte er 176 Klaviere und Flügel aus.

Unterschrift von Carl Bechstein

1856 heiratete Bechstein Louise Döring aus Strausberg. Zu dieser Zeit hatte er bereits einen seiner wichtigsten Kunden kennengelernt: den Pianisten Hans von Bülow. Mit diesem verband ihn bald mehr als das Geschäftliche. Bülow hatte sich immer wieder – auch gegenüber seinem ehemaligen Lehrer Franz Liszt – über die Qualität der damals gebauten Flügel beschwert. Nicht selten kam es vor, dass die herkömmlichen Instrumente den Anforderungen der romantischen Klaviermusik und der damit einhergehenden Anschlagskultur von Pianisten wie Bülow oder Liszt nicht gewachsen waren. Das Material ermüdete zu schnell oder ging im Wortsinn in die Brüche. Bechstein baute einen Konzertflügel, der von Bülow am 22. Januar 1857 mit der Klaviersonate in h-Moll von Franz Liszt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Auftritt war eine Sensation; schnell war das Instrument verkauft.

Bis Ende 1860 hatte Bechstein 300 Flügel gebaut. Nach dem Tod Peraus im Jahr 1861, der auch das Ende der Klaviermanufaktur Perau bedeutete, expandierte das Unternehmen. 1862 wurde Carl Bechstein auf der Londoner Industrieausstellung mit der Silbermedaille geehrt. Ab 1870 erhöhte sich die Produktion der Klavierfabrik auf ca. 500 Instrumente pro Jahr. Bechstein eröffnete in den Folgejahren noch zwei weitere Klavierfabriken und 1885 eine Auslandsdependance in London. 1892 wurde Bechstein zu Ehren ein Konzerthaus, der Saal Bechstein, eingerahmt von einer dreitägigen Musikfeier eröffnet. Der Höhepunkt seines Lebenswerkes war erreicht, als Carl Bechstein 1896 die Goldmedaille der Großen Berliner Gewerbeausstellung erhielt. Bechstein starb am 6. März 1900, knapp drei Monate nach dem Tod seiner Frau, und wurde auf dem II. Sophien-Friedhof in Berlin-Mitte bestattet.

Ehrungen

Literatur

  • C.-Bechstein-Pianofortefabrik Aktiengesellschaft und Berenice Küpper (Hrsg.): Klavierwelten. Faszination eines Instruments. Nicolai-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-87584-963-9 (englische parallele Ausgabe: The World of Pianos. Fascination with an Instrument. ebenda 2005, ISBN 3-87584-993-0).
  • Hagen W. Lippe-Weißenfeld: Das Klavier als Mittel gesellschaftspolitischer Distinktion. Kultursoziologische Fallstudie zur Entwicklung der Klavierbauindustrie in England und Deutschland an den Beispielen Broadwood und Bechstein. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2007, ISBN 978-3-631-56268-0 (Beiträge zur europäischen Musikgeschichte 11), (Zugleich: Berlin, Freie Univ., Diss., 2006).

Weblinks

 Commons: Carl Bechstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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