Pingo-Ruine

Pingo-Ruine
Pingo-Ruine westlich von Esens.jpg

Pingo-Ruinen sind die Spuren von Pingos, die während der Weichseleiszeit im Periglazial angelegt wurden. Nach dem Auftauen des Eiskernes eines Pingos bleibt in der Landschaft eine in der Regel kreisrunde abflusslose Hohlform. Diese Hohlform füllt sich in aller Regel zunächst mit Wasser, wobei der Wasserstand abhängig ist vom jeweiligen Grundwasserstand der Region, der sich nach dem Auftauen des Permafrostes völlig neu einstellt. Dieses Gewässer verlandet im Laufe der Zeit mit einer Mudde. Abhängig vom weiter steigenden Grundwasserspiegel bildet sich dann in der Hohlform ein Moor, wobei je nach dem Nährstoffgehalt alle verschiedenen Formen von Moor auftreten können.

Untersuchungen in Ostfriesland haben erwiesen, dass Pingo-Ruinen offenbar in Nordwestdeutschland sehr weit verbreitet sind. In der Umgebuing von Esens ließen sich mehr als 60 Pingo-Ruinen nachweisen, für andere Regionen Ostfrieslands ist von ähnlichen Dichten auszugehen.

Pingo-Ruinen haben in der Entwicklung der Kulturlandschaft nach der letzten Eiszeit offenbar eine große Bedeutung gehabt. Schon während der Steinzeit boten die Randwälle hervorragende Eigenschaften für die damaligen Bewohner der Region. Der Wall war trocken im Verhältnis zum in der Regel vermoorten Umland. Das offenen Gewässer der Pingo-Mulde bot leicht verfügbares Wasser. Steinzeitliche Funde und Befunde sind oft auf Pingo-Randwällen zu lokalisieren. Auch bronzezeitliche Funde sind von solchen Pingo-Randwällen bekannt. In einer Pingoruine in Mamburg bei Esens wurde Keramik der römischen Kaiserzeit mitten in der Moorfläche gefunden in 60 cm Tiefe. Offenbar wurden hier Opfergaben in den Mooren deponiert. Im Mittelalter wurden Dörfer auf Pingo-Randwällen errichtet (Burhafe, Timmel). Eine mittelalterliche Klosteranlage (Pansath) wurde ebenfalls auf einem Pingo-Randwall errichtet. Zahlreiche alte Hofanlagen stehen auf Pingo-Randwällen. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Pingo-Ruinen genutzt zum Rösten von Flachs, das saure Wasser der Moore war dafür offenbar hervorragend geeignet. Stellenweise wurde im 19. und 20. Jahrhundert aus den Pingoruinen Brenntorf gewonnen. Zahlreiche Pingo-Ruinen wurden durch Absenken des Grundwasserspiegels und aufbringen einer Sandschicht landwirtschaftlich nutzbar gemacht, vor allem als Grünland oder Mähwiese, in einzelnen Fällen auch als Ackerland, wobei sich heute Probleme durch die geringe Tragfähigkeit des Bodens ergeben.

Literatur

  • Freund, Holger: Pollenanalytische Untersuchungen zur Vegetations- und Siedlungsentwicklung im Moor am Upstalsboom, Ldkr. Aurich (Ostfriesland, Niedersachsen), In: Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet, Bd. 23, Oldenburg 1995:

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