Pseudowort

Pseudowort

Ein Pseudowort stellt eine Abfolge von Buchstaben oder Lauten dar, die den graphotaktischen bzw. phonotaktischen Regeln einer bestimmten Sprache (z.B. Deutsch) folgt, ohne jedoch eine Bedeutung in dieser Sprache zu besitzen. Pseudowörter gehorchen somit den sprachspezifischen Regeln der Wortbildung und sind problemlos aussprechbar, besitzen jedoch keinen Eintrag im Lexikon dieser Sprache.

Abgrenzung zu verwandten Begriffen

Der Unterschied zu Nichtwörtern liegt darin, dass Nichtwörter gegen die grapho- bzw. phonotaktischen Regeln der jeweiligen Sprache verstoßen. Pseudowörter sind somit Wörter, die theoretisch existieren könnten, wohingegen dies bei Nichtwörtern ausgeschlossen ist. Häuser wäre somit ein Wort, Häsure ein Pseudowort und Hrsäeu ein Nichtwort.[1] Pseudowörter und Nichtwörter werden vor allem zur Untersuchung der Sprachverarbeitung im Gehirn eingesetzt.

Neurophysiologische Befunde

Wörter, Pseudowörter und Nichtwörter unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Verarbeitung im Gehirn. Bei der Untersuchung der zeitlichen Verarbeitung von sprachlichen Reizen im Gehirn mittels ereigniskorrelierten Potentialen (EKP) gleichen sich die Aktivierungsverläufe von Wörtern, Pseudowörtern und Nichtwörtern in den ersten ca. 400ms. Ca. 400ms nach Präsentation des sprachlichen Reizes zeigt sich jedoch bei Wörtern eine Negativierung im Wellenverlauf des EKP, der N400-Effekt. Bei Pseudowörtern ist die N400-Amplitude stärker ausgeprägt als bei Wörtern. Bei Nichtwörtern existiert keine N400-Aktivität.[2] Der N400-Effekt kann somit als Suchaktivität im mentalen Lexikon interpretiert werden. Bei Nichtwörtern unterbleibt die Suche, bei Wörtern führt sie schnell zu einem Ergebnis. Bei Pseudowörtern verläuft die Suche intensiv, aber ergebnislos. Dies wird durch Befunde gestärkt, die zeigen, dass die N400-Amplitude bei seltenen oder ungebräuchlichen Wörtern ebenfalls stärker ausgeprägt ist.[3]

Einzelnachweise

  1. Christian Stetter: Zu einer Theorie der Orthographie, Niemeyer, Tübingen, 1980.
  2. Gert Rickheit, Theo Herrmann, Werner Deutsch: Psycholinguistik: ein internationales Handbuch, de Gryuter, Berlin, 2003.
  3. Van Petten, C. (1995). Words and sentences: Event-related brain potential measures. Psychophysiology, 32, 511-525. PMID:8524986

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Facilitierung — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • Hemmung (Priming) — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • Interstimulusintervall — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • Lexikalische Entscheidungsaufgabe — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • N400-Effekt — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • N400-Welle — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • Neutraler Reiz — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • Primereiz — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • Primezeit — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

  • Primingeffekt — Als semantisches Priming wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, dass die Verarbeitung eines Wortes die Verarbeitung eines zweiten nachfolgenden Wortes beeinflusst, falls zwischen beiden Wörtern eine semantische oder kategorielle Beziehung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”